2.3.10                 Das Gebet für die Kranken und die Wirkung des Gebets (5,13-18)

 

5,13 Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. 14 Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn. 15 Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.

16 Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet.

Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.17 Elia war ein schwacher Mensch wie wir; und er betete ein Gebet, dass es nicht regnen sollte, und es regnete nicht  auf Erden drei Jahre und sechs Monate. 18 Und er betete abermals, und der Himmel gab den Regen und die Erde brachte ihre Frucht.

 

(13) Zunächst betont Jakobus, dass das Gebet für jeden Christen wichtig ist – egal ob er sich in Schwierigkeiten befindet oder ob er unbelastet und mit fröhlichem Herzen in die Zukunft schaut.

 

(14) Dann widmet er sich speziell dem Gebet für die Kranken. Dabei handelt es sich offenbar um Schwerkranke, die andere zu sich bitten müssen, weil sie das Krankenbett nicht verlassen können. Sie sollen die Ältesten rufen lassen, damit diese über ihm beten.

 

Interessant ist, dass hier nicht Gemeindeglieder mit der Gabe der Heilung (1.Kor.12,9), sondern die geistlichen Leiter der Gemeinde gefordert sind. Ihr Amt schließt also diesen Dienst mit ein – und vielleicht auch andere Aspekte der Seelsorge.

 

Bei ihrem Gebet für die Kranken sollen die Ältesten ihn mit Öl salben. Öl war damals ein beliebtes Heilmittel (Lk.10,34). Außerdem wurde auch eine „übernatürliche“ Wirkung des Öls angenommen.

 

(15) Jakobus schreibt die Hilfe schreibt Jakobus aber nicht dem Öl selbst, sondern dem „Gebet des Glaubens“ zu. Das Öl hat wohl vor allem zeichenhafte Bedeutung.

 

Die Wirkung des Gebets wird mit den Begriffen „retten“ und „aufstehen“ beschrieben. Sie können sich entweder auf die Rettung vor dem ewigen Tod und die Auferweckung von den Toten beziehen, oder die Heilung und Aufrichtung des Kranken von seinem Krankenbett meinen.

 

Jakobus schließt noch einen Satz über die Vergebung der Sünden für den Kranken an. Seine Einleitung mit den Worten „und wenn er Sünden getan hat“ zeigt, dass Jakobus nicht der Auffassung ist, dass zwischen Sünde und Krankheit immer ein Zusammenhang besteht.

 

(16a) Anschließend greift Jakobus das Stichwort „Sünden“ auf und ruft dazu auf, die Sünden öffentlich zu bekennen. Dabei geht es aber nicht um ein Bekenntnis des Kranken vor den Ältesten, sondern um ein gegenseitiges Bekennen und gegenseitige Fürbitte. Vermutlich richtet sich dieses Wort an die ganze Gemeinde (vgl. 1.Joh.1,9). Was den Kranken hilft, wird auch der ganzen Gemeinde helfen.

 

Durch gegenseitiges Bekenntnis und gegenseitige Fürbitte sollen mit Mitglieder der Gemeinde „gesund“ werden. Das kann sich im engeren Sinne auf körperliche Heilung beziehen. Möglich ist aber auch eine übertragene Bedeutung, z.B. in dem Sinne, dass durch Eingeständnis der Schuld und Fürbitte eine die zerstrittene Gemeinde (4,1ff.) geheilt werden kann.

 

(16b) Daran anschließend betont Jakobus die Macht des Gebetes: „Des Gerechten Gebet vermag viel …“

 

Hier ist zunächst zu klären, was Jakobus mit dem „Gebet des Gerechten“ meint. Im AT wird verschiedentlich berichtet, wie herausragende geistliche Persönlichkeiten im Gebet für das Volk Israel eintraten (z.B. 2.Mos.32,7-14). Sind mit den „Gerechten“ also besondere Personen innerhalb der Gemeinde gemeint? Dagegen spricht, dass Jakobus von jedem Christen Gerechtigkeit fordert (1,20; 3,18) und im folgenden Beispiel (5,17) Elia als ein Mensch „wie wir“ bezeichnet wird.

 

Nun heißt es: … Viel vermag eines Gerechten Gebet in seiner Wirkung.“ (EB) Der Satz Nachsatz „… wenn es ernstlich ist“ (LB) findet sich nicht im Grundtext. Gemeint ist also einfach, dass das Gebet des Gerechten viel bewegen kann.

 

(17-18). Dazu dient Elia als Beispiel. Obwohl er ein Mann war wie wir – davon, dass er „schwach“ war, steht entgegen der LB nichts im Text – wurde sein Gebet um eine Trockenheit erhört, so dass es für dreieinhalb Jahre nicht regnete (in 1.Kön.18f. fehlt eine solche Zeitangabe, sie findet sich aber auch in Lk.4,25). Genauso bewirkte später sein Gebet, dass es wieder zu regnen begann.

 

Zusammenfassung: Das Gebet ist in jeder Lebenslage wichtig – gerade in Krankheit und im Hinblick auf unsere Sünden. Es kann große Dinge in Bewegung setzen.