4       Die Irrlehrer (2,1-22)

 

 

Ab dem zweiten Kapitel setzt sich Petrus intensiv mit seinen Gegnern auseinander. Viele Aussagen ähneln denen im Judasbrief, beziehen sich aber genauer auf seine Situation.  Die Parallelen des Judasbriefs tragen dennoch zum besseren Verständnis des zweiten Petrusbriefs bei und werden deshalb hier mit abgedruckt.

 

 

In 1,19-21 war von echter Prophetie und dem richtigen Umgang mit ihr die Rede. Nun greift er dieses Stichwort auf und erinnert an die falschen Propheten unter dem Volk Israel

 

2. Petrusbrief

Judasbrief

(1) Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die verderbenbringende Parteiungen heimlich einführen werden, indem sie auch den Gebieter, der sie erkauft hat, verleugnen. Die ziehen sich selbst schnelles Verderben zu.

(4) Denn gewisse Menschen haben sich heimlich eingeschlichen, die längst zu diesem Gericht vorher aufgezeichnet sind, Gottlose, welche die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und den alleinigen Gebieter und unseren Herrn Jesus Christus verleugnen.

 

(2) Und viele werden ihren Ausschweifungen nachfolgen, um derentwillen der Weg der Wahrheit verlästert werden wird.

(3) Und aus Habsucht werden sie euch mit betrügerischen Worten kaufen; denen das Gericht seit langem schon nicht zögert, und ihr Verderben schlummert nicht.

 

 

(1) Petrus erinnert an die falschen Propheten in alttestamentlicher Zeit, um daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, dass in der Gemeinde „falsche Lehrer sein werden“.  Das klingt so, als ob Petrus von künftigen Entwicklungen spricht. Der Hinweis auf das bevorstehende Gericht (V. 3) und die konkreten Schilderungen in den Versen 10-22 zeigen aber, dass es sich hier um Ereignisse seiner Zeit handelt.

 

Die falschen Lehrer werden „verderbenbringende Parteiungen heimlich einführen“ (vgl. Jud.4: „…gewisse Menschen haben sich heimlich eingeschlichen …“). Warum bringen sie das Verderben? Weil sie ins „Verderben“ führen (1b), womit die Bestrafung im göttlichen Gericht gemeint ist (3,7: „… Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen.“).


Worin besteht ihre Schuld? Darin, dass „sie auch den Gebieter, der sie erkauft hat, verleugnen“. Gemeint ist, dass sie Jesus Christus verleugnen (vgl. Jud.4: „…und den alleinigen Gebieter und unseren Herrn Jesus Christus verleugnen.“). Jesus Christus ist ihr „Gebieter“. Das Wort kann auch mit „Besitzer“ übersetzt werden. Jedenfalls ist er es, „der sie erkauft hat“. Wodurch? Vermutlich ist auch hier – wie in Offb.5,9 – gemeint, dass Jesus Christus Menschen durch sein Blut erkauft hat.

 

Aber noch einmal gefragt: Wodurch haben sie Jesus Christus verleugnet? Das wird hier nicht konkret gesagt. Die Parallele in Jud.4 lässt aber an „Ausschweifung“ denken, zumal in 2,2 ebenfalls davon die Rede ist („Und viele werden ihren Ausschweifungen nachfolgen …“)

 

Damit ziehen sie selbst ihr Unglück auf sich – ihr ewiges Verderben.

 

(2) Petrus „prophezeit“, dass die Irrlehrer Anhänger finden – allerdings weniger für ihre Lehren, sondern wegen der mit ihnen verbunden „Ausschweifungen“. Sie werden ein solches Ausmaß annehmen, dass die Gemeinde – der „Weg der Wahrheit“ (zur Bezeichnung der Gemeinde als „Weg“ vgl. Apg.9,2; 19,9.23; 22,4; zu „Wahrheit“ als lehrhafte Glaubenswahrheit vgl. 1,12) –  von ihrer heidnischen Umgebung wegen ihrer Unmoral „verlästert werden wird“.

 

(3) Was ist das Motiv der Irrlehrer und wie gehen sie vor? Für Petrus handeln sie schlicht „aus Habsucht“. Damit ist vermutlich gemeint, dass sie es auf Geldspenden und andere Zuwendungen durch ihre Anhänger abgesehen haben. Dafür arbeiten sie mit „erdichteten Worten“. Demgegenüber hatte Petrus festgestellt, dass er und die anderen Apostel „nicht … ausgeklügelten Fabeln folgten“ (1,16).

 

Das Gericht über die Irrlehrer ist längst beschlossene Sache und wird sich nicht verzögern.



Die Verse 4-13a bekräftigen die Bestrafung der Irrlehrer.

 

2. Petrusbrief

Judasbrief

(4) Denn wenn Gott Engel, die gesündigt hatten, nicht verschonte, sondern sie in finsteren Höhlen des Abgrundes gehalten und zur Aufbewahrung für das Gericht überliefert hat;

(6) und Engel, die ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des großen Tages mit ewigen Fesseln unter Finsternis verwahrt,

(5) und wenn er die alte Welt nicht verschonte, sondern nur Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, als achten neben sieben anderen bewahrte, als er die Flut über die Welt der Gottlosen brachte;

 

(6) und wenn er die Städte Sodom und Gomorra einäscherte und zur Zerstörung verurteilte und denen ein Beispiel setzte, die künftig gottlos sein würden;

(7) wie auch Sodom und Gomorra und die umliegenden Städte, die in gleicher Weise wie sie Unzucht trieben und hinter fremdem Fleisch herliefen, als ein Beispiel vorliegen, indem sie die Strafe des ewigen Feuers erleiden.

(7) und wenn er den gerechten Lot rettete, der von dem ausschweifenden Wandel der Ruchlosen gequält wurde

 

(8) – denn der unter ihnen wohnende Gerechte quälte durch das, was er sah und hörte, Tag für Tag seine gerechte Seele mit ihren gesetzlosen Werken –, so wird deutlich:

 

(9) der Herr weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu retten, die Ungerechten aber aufzubewahren für den Tag des Gerichts, wenn sie bestraft werden;

 

(10) besonders aber die, die in befleckender Begierde dem Fleisch nachlaufen und Herrschaft verachten, Verwegene, Eigenmächtige; sie schrecken nicht davor zurück, Herrlichkeiten zu lästern,

(8) Ebenso aber beflecken auch diese als Träumende das Fleisch, die Herrschaft aber verachten sie, Herrlichkeiten aber lästern sie.

 

(11) wo Engel, die an Stärke und Macht größer sind, nicht ein lästerndes Urteil gegen sie beim Herrn vorbringen.

(9) Michael aber, der Erzengel, wagte nicht, als er mit dem Teufel stritt und Wortwechsel um den Leib Moses hatte, ein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich!

(12) Diese aber, wie unvernünftige Tiere, von Natur aus zum Eingefangenwerden und Verderben geboren, lästern über das, was sie nicht kennen, und werden auch in ihrem Verderben umkommen,

(10) Diese aber lästern alles, was sie nicht kennen; alles, was sie aber von Natur aus wie die unvernünftigen Tiere verstehen, darin verderben sie sich.

 

(13a) wobei sie um den Lohn der Ungerechtigkeit gebracht werden.

 

 

Zunächst bringt Petrus drei Beispiele die belegen, dass die Irrlehrer gerichtet werden.

 

(4) Erstens: Gott hat selbst die „Engel, die gesündigt hatten“ nicht verschont. Worin sie gesündigt haben, wird nicht gesagt (anders Judas 6). Zur Strafe hat Gott sie „in finsteren Höhlen des Abgrundes gehalten und zur Aufbewahrung für das Gericht überliefert“. Ähnliche Vorstellungen finden sich auch im Buch Henoch, das vielen Christen vertraut gewesen sein dürfte (und aus dem in Judas 14 sogar zitiert wird): „… binde sie [die gefallenen Engel] für 70 Generationen unter die Hügel der Erde, bis zum Tage ihres Gerichtes und ihres Endes, bis das Gericht für alle Ewigkeit vollzogen wird.“ (äthHen 10,12).

 

(5) Zweitens: Bei der Sintflut hat Gott die „alte Welt nicht verschont“. Er hat „nur Noah, den Prediger der Gerechtigkeit“ bewahrt (vgl. 1.Mos.6-8)

 

(6-8) Drittens: Gott hat Sodom und Gomorra zu Schutt und Asche gemacht – als „Beispiel“ für alle, „die künftig gottlos sein würden“. Ähnlich wie Noah, wurde Lot als einziger errettet.

 

Petrus fügt eine Aussage über die Leiden Lots an. Er wurde „von dem ausschweifenden Wandel der Ruchlosen gequält“. Dabei denkt Petrus wahrscheinlich an die Begebenheit aus 1. Mose 19,4ff. Darüber hinaus stellt er fest, dass es für Lot bereits eine seelische Qual war, die bösen Werke seiner Mitmenschen „mit ansehen und anhören“ zu müssen.

 

(9) Die Beispiele zeigen: Gott kann die „Gottseligen … retten“. Die „Ungerechten“ aber wird er „für den Tag des Gerichts“ aufbewahren, damit sie dann „bestraft werden“.

 

Das gilt offenbar auch für diejenigen, die verstorben sind. Im Buch Henoch heißt es dazu (äthHen 22,10-11): „(10) Und in gleicher Weise wurde (ein Raum) geschaffen für die Frevler, wenn sie sterben und in der Erde begraben und das Gericht nicht während ihres Lebens stattfand; (11) dort werden ihre Seelen abgesondert für diese große Qual bis zu dem großen Tag des Gerichts, der Strafe und der Pein für die Lästerer in Ewigkeit und der Vergeltung für ihre Sünden; dort wird er sie binden bis in Ewigkeit.“ (vgl. Offb.20,11-15).

 

(10-12a) Das Gericht Gottes wird aber insbesondere diejenigen treffen, ein ausschweifendes Leben führen (vgl. 2,2). Bevor in 2,12b und 13a von ihrer Bestrafung die Rede ist, wird ihre abgrundtiefe Bosheit näher beschrieben:

·         Es sind Menschen, die „in befleckender Begierde dem Fleisch nachlaufen“. Sie werden von ihrer Begierde bestimmt. Sie ist ihr Herr, dem sie nachlaufen. Vermutlich ist eine zügellose Sexualität gemeint (ThWNT IV, 650).

·         Typisch für sie ist auch, dass sie „Herrschaft verachten“. Vermutlich meint Petrus, dass sie – obwohl sie sich Christen nennen – Jesus Christus nicht als ihren Herrn anerkennen (vgl. 2,1: „… auch den Gebieter, der sie erkauft hat, verleugnen …“). Möglicherweise ist auch die brüske Ablehnung weltlicher und/oder geistlicher Autoritäten gemeint.

·         Es sind „Verwegene“ und „Eigensinnige“ – und so eine große Herausforderung für die Gemeinde.

·         „Sie schrecken nicht davor zurück, Herrlichkeiten zu lästern“. Vers 11 zeigt, dass es um Engel geht.

Aber welche Engel sind gemeint? Den Engeln, die von denen, die ein ausschweifendes Leben führen, verlästert werden, werden „die Engel“ gegenüber gestellt, „die an Stärke und Macht größer sind“. Und welche Engel sind im Vergleich dazu „kleiner“? Es kann sich nur um gefallene Engel handeln, die mit dem Teufel im Bunde sind. Dazu passt, dass in Jud.9 vom Teufel die Rede ist.

Die Engel Gottes wagen es nicht, „ein lästerndes Urteil“ gegen die abgefallenen Engel „beim Herrn vorbringen“ (vgl. Jud.9). „So sehr achten sie deren Größe auch noch in ihrer Verworfenheit.“ (Schelkle, 211). Aber die in Ausschweifung lebenden (angeblichen) Christen schrecken nicht davor zurück, die gefallenen Engel „zu lästern“.

Was aber soll das heißen? „Verachten sie vielleicht … den Satan und seine Engel, indem sie sich für stärker halten als alle versucherischen und bösen Mächte? Oder glauben sie als Gnostiker Kenntnis der Geisterwelt zu haben, dass sie so hohe Gewalten mit Hohn behandeln?“ (Schelkle, 210).

 

Solche Menschen sind für Petrus wie „unvernünftige Tiere“, die von Natur aus zum Eingefangenwerden und Verderben geboren“ sind.

 

(12b-13a) Weil sie zum „Verderben geboren“ sind, werden sie „auch in ihrem Verderben umkommen“ – also von Gott gerichtet und verurteilt werden (vgl. 3,7). Dadurch werden sie sogar „um den Lohn der Ungerechtigkeit gebracht werden“. Gemeint ist vermutlich, dass sie nicht einmal das bekommen, was sie sich von ihrem ausschweifenden Lebensstil versprechen.

 

 

Ging es in den letzten Versen, trotz einiger kräftiger Aussagen über ihren Lebenswandel, vor allem um die Bestrafung der Irrlehrer, geht es im Folgenden ausschließlich um ihr ausschweifendes Leben. Es wird konkret und in den kräftigsten Farben beschrieben.

 

2. Petrusbrief

Judasbrief

(13b) Sie halten sogar die Schwelgerei bei Tage für ein Vergnügen, Schmutz– und Schandflecke, die in ihren Betrügereien schwelgen und zusammen mit euch Festessen halten;

(12) Diese sind Flecken bei euren Liebesmahlen, indem sie ohne Furcht Festessen mit euch halten und sich selbst weiden; Wolken ohne Wasser, von Winden fortgetrieben; spätherbstliche Bäume, fruchtleer, zweimal erstorben, entwurzelt;

(14) sie haben Augen voller Begier nach einer Ehebrecherin und lassen von der Sünde nicht ab, indem sie ungefestigte Seelen anlocken; sie haben ein in der Habsucht geübtes Herz, Kinder des Fluches;

 

(15) sie sind abgeirrt, da sie den geraden Weg verlassen haben, und sind nachgefolgt dem Weg Bileams, des Sohnes Beors, der den Lohn der Ungerechtigkeit liebte,

(11) Wehe ihnen! Denn sie sind den Weg Kains gegangen und haben sich für Lohn dem Irrtum Bileams völlig hingegeben, und in dem Widerspruch Korachs sind sie umgekommen.

(16) aber eine Zurechtweisung der eigenen Gesetzlosigkeit empfing: ein stummes Lasttier redete mit Menschenstimme und wehrte der Torheit des Propheten.

 

(17) Diese sind Brunnen ohne Wasser und Nebel, vom Sturmwind getrieben; und ihnen ist das Dunkel der Finsternis aufbewahrt.

(12) Diese sind Flecken bei euren Liebesmahlen, indem sie ohne Furcht Festessen mit euch halten und sich selbst weiden; Wolken ohne Wasser, von Winden fortgetrieben; spätherbstliche Bäume, fruchtleer, zweimal erstorben, entwurzelt; (13) wilde Meereswogen, die ihre eigenen Schändlichkeiten ausschäumen; Irrsterne, denen das Dunkel der Finsternis in Ewigkeit aufbewahrt ist.

(18) Denn sie führen geschwollene, nichtige Reden und locken mit fleischlichen Begierden durch Ausschweifungen diejenigen an, die kaum denen entflohen sind, die im Irrtum wandeln;

(16) Diese sind Murrende, die mit dem Schicksal hadern und nach ihren Begierden wandeln; und ihr Mund redet stolze Worte, und sie bewundern Personen um des Vorteils willen.

(19) sie versprechen ihnen Freiheit, während sie selbst Sklaven des Verderbens sind; denn von wem jemand überwältigt ist, dem ist er auch als Sklave unterworfen.

 

(20) Denn wenn sie den Befleckungen der Welt durch die Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus entflohen sind, aber wieder in diese verwickelt und überwältigt werden, so ist für sie das letzte schlimmer geworden als das erste.

 

(21) Denn es wäre ihnen besser, den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt zu haben, als sich, nachdem sie ihn erkannt haben, wieder abzuwenden von dem ihnen überlieferten heiligen Gebot.

 

(22) Es ist ihnen aber nach dem wahren Sprichwort ergangen: »Der Hund kehrt wieder um zu seinem eigenen Gespei« und die gewaschene Sau zum Wälzen im Kot.

 

 

(13b) Zunächst geht es um die Gemeindemahle (vgl. die Parallele in Jud 12: „Diese sind Flecken bei euren Liebesmahlen, indem sie ohne Furcht Festessen mit euch halten …“). Sie treffen sich nicht erst am Abend, sondern kommen bereits „am hellen Tag“ zusammen, um „zu schlemmen“. Das ist unüblich und eine Schande für die Gemeinde.

 

(14) Dann wirft Petrus den Häretikern vor, dass sie die „Augen voller Begier nach einer Ehebrecherin“ haben. Sie schauen, wo eine Frau zum Ehebruch bereit ist. Zudem locken sie „ungefestigte Seelen“ an. Dabei kann es sich um neugetaufte Gemeindeglieder handeln (2,18) oder um solche, die einfach anfällig sind. Außerdem haben sie „ein in der Habsucht geübtes Herz“ (vgl. 2,3). Deshalb sind sie „Kinder des Fluches“, also dem Fluch Gottes verfallen.           

 

(15-16) Sie sind wie Bileam. In 4.Mos.22-24 wird überwiegend positiv über Bileam berichtet. Es finden sich jedoch sowohl im Alten Testament (4.Mos.31,16; 5.Mos.23,5-6) als auch im Neuen Testament (Offb.2,14) negative Berichte und Bewertungen über ihn. Für Petrus hat Bileam sich vom Moabiterkönig Balak bestechen lassen. Daraufhin empfing er eine „Zurechtweisung der eigenen Gesetzlosigkeit …: ein stummes Lasttier redete mit Menschenstimme und wehrte der Torheit des Propheten“.

 

(17-19) In den Versen 17-19 geht es speziell darum, dass die Irrlehrer Gemeindeglieder vom rechten Weg abbringen.

 

Zunächst betont Petrus mit Hilfe von zwei Vergleichen, dass die Irrlehrer nicht halten, was sie versprechen. Sie sind wie „Brunnen“, bei denen man enttäuscht feststellen muss, dass sie „ohne Wasser“ sind und wie Nebelwolken, die Regen versprechen, aber dann vom „Sturmwind“ ganz woanders hin getrieben werden (vgl. Jud.12: „… Wolken ohne Wasser, von Winden fortgetrieben …“)

 

Denn beschreibt er das verführerische Wirken der Irrlehrer. Sie „führen geschwollene, nichtige Reden“. Am verlockendsten ist die Verführung zu „Ausschweifungen“ – vor allem für diejenigen, „die kaum denen entflohen sind, die im Irrtum wandeln“, die sich also erst vor kurzem vom heidnischen Lebensstil abgewandt haben.

 

Im Mittelpunkt steht das Versprechen der „Freiheit“. Aber ihr Freiheitsverständnis ist eine Illusion. In Wirklichkeit sind sie „Sklaven des Verderbens“. Warum? Wenn man von jemandem überwältigt worden ist, ist man (in der damaligen Zeit automatisch) dessen Sklave. Wer vom „Verderben, das durch die Begierde in der Welt ist“ (1,4) überwunden worden ist, ist Sklave des Verderbens.

 

(20-22) Besonders schlimm ist es, wenn jemand Jesus Christus erkannt hat und sich dadurch von den „Befleckungen der Welt“ abgewandt hat, dann aber doch wieder dahin zurückfällt. Um ihn steht es schlimmer als früher, als er noch als Heide lebte. Für ihn wäre es besser, er hätte „den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt“.

 

Zwei Sprichworte unterstreichen das abschließend:

·         „Der Hund kehrt wieder um zu seinem eigenen Gespei.“ Dieses Wort stammt aus Sprüche 26,11 und lautet vollständig: „Wie ein Hund, der zurückkehrt zu seinem Gespei, so ist ein Tor, der seine Narrheit wiederholt.“ Petrus will zeigen, wie absurd es ist, ins alte Leben zurückzufallen.

·         „…und die gewaschene Sau zum Wälzen im Kot.“ Es handelt sich vermutlich um die Kurzfassung eines Sprichworts aus der damaligen Zeit. Vollständig heißt es: „Mein Sohn, du warst wie ein Schwein, das mit den Großen ein Bad nahm. Im Bad angekommen wusch es sich; beim Hinausgehen sah es eine Pfütze, und es ging hin und wälzte sich darin“ (Achikarlegende, zit. in Paulsen, 147).