1 Das Vorwort des zweiten Petrusbriefes (1,1-2)
(1) Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, denen, die einen
gleich kostbaren Glauben mit uns empfangen haben durch die Gerechtigkeit
unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus: (2) Gnade und Friede werde euch
immer reichlicher zuteil in der Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn!
Der Briefeingang nennt – wie damals üblich – Sender und Empfänger des
Schreibens und enthält einen Segensgruß. Beim zweiten Petrusbrief wird bereits
an dieser Stelle die besondere Botschaft des Schreibens deutlich.
(1) Im Unterschied zu 1.Pt.1,1 nennt sich der Verfasser nicht einfach „Petrus“, sondern „Simon Petrus“. Wie in Jud.1,1 bezeichnet er sich als „Knecht“ Jesu Christi, fügt aber – wie in 1.Pt.1,1 - hinzu, dass er „Apostel Jesu Christi“ ist. Beide Begriffe – „Knecht“ und „Apostel“ stehen auch in Röm.1,1 und Tit.1,1 zusammen.
Er schreibt an alle, die „einen gleich kostbaren Glauben mit uns empfangen haben“. Gemeint ist die Glaubenslehre – der Glaube, der verkündigt und geglaubt wird (vgl. Gal.1,23: „… Der, der uns einst verfolgte, verkündigt jetzt den Glauben …“; 1.Tim.2,7: „Dafür bin ich eingesetzt worden als Herold und Apostel … als Lehrer der Nationen in Glauben und Wahrheit.“). Diese Glaubenslehre hat Petrus, der Apostel und Augenzeuge Jesu, mit den Empfängern gemeinsam. Das ist offenbar nicht selbstverständlich. Zwischen Petrus und den Empfängern besteht offenbar ein Generationsunterschied. Dennoch haben sie „einen gleich kostbaren Glauben“.
„Empfangen haben“ die Adressaten diesen Glauben „durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus“. Gemeint ist hier einfach: Gott ist gerecht, weil er allen – trotz aller Unterschiede, die es zwischen dem Sender und den Empfängern des Briefes geben mag – denselben Glauben schenkt.
Die Formulierung „unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus“ ist unklar. Wird hier zunächst Gott, „der Vater unseres Herrn Jesus Christus“ genannt (1.Pt.1,3) und dann der Heiland „Jesus Christus“? Oder beziehen sich beide Begriff – „Gott“ und „Heiland“ – auf Jesus Christus?
(2) Der Briefeingang endet, wie üblich, mit einem Segensgruß (vgl. 1.Pt.1,2: „… Gnade und Friede werde euch immer reichlicher zuteil!“). Dass Gnade und Friede den Empfängern „immer reichlicher zuteil“ werden soll, entspricht dem abschließenden Wunsch des Petrus: „Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus! …“ (3,18). Es geht also um ein Wachstum im Glauben.
Auch hier geht es wieder um den Glaubensinhalt (vgl 1,1). Die „Erkenntnis Gottes und Jesu“ soll unter ihnen wachsen. „Erkenntnis“ ist ein Schlüsselbegriff im 2. Petrusbrief (1,3.8; 2,20; 3,18). Was will Petrus damit sagen? Was die Gemeinde ausmacht und was sie wachsen lässt ist die Erkenntnis Gottes beziehungsweise Jesu Christi.