7      Zur Frage der Auferstehung von den Toten (15,1-58)

 

 

Auch zur Auferstehung der Toten gibt es in Korinth unterschiedliche Auffassungen. Vermutlich hängt das erneut mit dem Enthusiasmus einiger Gemeindeglieder zusammen – hier konkret mit der Idee, die „Auferstehung sei schon geschehen“ (2.Tim.2,18).

 

Wie geht Paulus dieses Thema an? Zunächst erinnert er die Korinther an die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi (15,1-11). Anschließend betont er, dass die Leugnung der Auferstehung der Toten die Auferstehung Jesu Christi und damit das Fundament des christlichen Glaubens in Frage stellt (15,12-19), dass die Auferstehung Jesu Christi der Beginn und die Garantie der universalen Gottesherrschaft ist (15,20-28) und dass sie die Grundlage für den leidenschaftlichen Einsatz der Christen ist (15,29-34). Ein besonderes Augenmerk richtet er auf die Leiblichkeit der Auferstehung. Vermutlich steht sie im Zentrum der Kritik. Er bekräftigt die Idee der leiblichen Auferstehung (15,35-49) und erklärt, dass die Gläubigen, die bis zum jüngsten Tag am Leben bleiben, nicht von den Toten auferstehen, aber verwandelt werden und so die Unsterblichkeit erlangen (15,50-58).

 

 

7.1    Die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi (15,1-11)

 

(1) Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, (2) durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr’s festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt. (3) Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; (4) und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; (5) und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. (6) Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. (7) Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. (8) Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. (9) Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. (10) Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. (11) Es sei nun ich oder jene: so predigen wir und so habt ihr geglaubt.

 

(1-2) Paulus erinnert die Korinther an das Evangelium, dass er ihnen bei der Gründung ihrer Gemeinde verkündigt hat, dass sie damals angenommen haben und in dessen Wirklichkeitsbereich sie nach wie vor leben. Durch dieses Evangelium werden sie auch gerettet – wenn sie an ihm bzw. an dem, was Paulus verkündigt hat, festhalten.  Das ist allerdings zwingend notwendig. Sollten sie nicht an dem festhalten, was Paulus ihnen verkündigt hat, wären sie nämlich „vergeblich“ zum Glauben gekommen und würden das Heil verfehlen.

 

(3-5) Was ist das Evangelium, dass Paulus den Korinthern verkündigt hat. Er hat in erster Linie das an sie weitergegeben, was er selbst auch „empfangen“ hat: Die Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu Christi.

 

Die Aussagen über Tod und Auferstehung sind parallel formuliert. Zunächst wird das Heilsereignis genannt. Dann kommt der Hinweis auf die Schrift. Abschließend folgt eine Verstärkung der Aussage:

Heilsereignis

Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden …

… und dass er auferstanden … ist am dritten Tage

Hinweis auf die Schrift

… nach der Schrift …

… nach der Schrift …

Verstärkung

… und dass er begraben worden ist …

…und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen.

 

Im Hinblick auf den Tod Jesu wiederholt Paulus die traditionelle christliche Überlieferung, nach der Christus „für uns“ (1.Thess.5,10; Röm.5,6.8) bzw. „für unsere Sünden“ (Gal.1,4) gestorben ist. Die Verstärkung, dass er begraben worden ist“ soll möglicherweise betonen, dass es sich um ein tatsächliches Ereignis handelt, das nicht – auf welche Weise auch immer – vergeistigt werden kann (wie einige Korinther das offenbar bei der Auferstehung tun).

 

Bezüglich der Auferstehung bzw. Auferweckung Jesu erinnert Paulus daran, dass sie „am dritten Tage“ erfolgt ist. Auch diese Formel hat Paulus vermutlich gewählt um zu zeigen, dass es sich um ein reales Ereignis in der Geschichte handelt. Gleiches gilt sicherlich für die Verstärkung, in der Paulus auf die Augenzeugenschaft von Kephas und den anderen Aposteln hinweist (vgl. z.B. Mk.16,7).

 

(6-7) Nun fügt Paulus – über die parallel gestalteten Aussagen über Tod und Auferstehung hinaus gehend – weitere Überlieferungen bzgl. der Auferstehung Jesu Christi an. Die „Verlängerung der Zeugenreihe“ soll „offenbar die Wirklichkeit der Auferweckung Jesu Christi auf ein möglichst breites Fundament stellen.“ (Schrage IV, 54).

 

Zunächst ist von „fünfhundert Brüdern“ die Rede, die den Auferstandenen persönlich gesehen haben. Unklar ist, bei welcher Gelegenheit und wo dies geschah. Wichtig ist, dass ihn alle „auf einmal“ gesehen haben, weil eine kollektive Sinnestäuschung sehr unwahrscheinlich ist. Auch der Hinweis, dass die meisten von ihnen „noch heute leben“ betont die Historizität. Schließlich könnten sie befragt werden. Der Nachsatz „einige aber sind entschlafen“ ist möglicherweise bereits ein „Seitenhieb“ gegen die Auffassung seiner Gegner, die Auferstehung sei bereits geschehen.

 

Auch Jakobus hat ihn gesehen. Gemeint ist der leibliche Bruder Jesu (Gal.1,19). Dann erklärt Paulus, dass der Auferstandene „von allen Aposteln“ gesehen wurde. Von „den Zwölfen“ war bereits in Vers 5 die Rede. Daher ist anzunehmen, dass hier andere Personen gemeint sind, die ebenfalls als Apostel angesehen werden (vgl. Röm.16,7: „Grüßt Andronikus und Junias, meine Stammverwandten und Mitgefangenen, die berühmt sind unter den Aposteln …“).

 

(8-10) „Zuletzt“ kommt Paulus auf sich selbst zu sprechen. Mit ihm schließt die Reihe der Zeugen. Paulus betrachtet sich jedoch nicht als „krönenden Abschluss“; stattdessen bezeichnet er sich als „unzeitige Geburt“.

 

Warum sieht er sich als „unzeitige Geburt“? Weil er „die Gemeinde Gottes verfolgt“ hat. Der Begriff bezieht sich also auf seine „Geburt“ als Apostel. Diese „Fehlgeburt“ hängt ihm nach, so dass er „der geringste unter den Aposteln“ ist und eigentlich „nicht wert“ ist, Apostel genannt zu werden.

 

Dass er trotzdem ein Apostel ist, verdankt er nicht sich selbst, sondern allein der Gnade Gottes. Gleichzeitig stellt er fest, dass Gottes Gnade in seinem Leben „nicht vergeblich gewesen“ ist, sondern bewirkt hat, dass er „viel mehr gearbeitet“ hat als alle anderen Apostel. Damit nicht der Eindruck entsteht, dass er seine Arbeit als ein Werk versteht, durch das er sich bei Gott etwas verdient, oder seine Aussage auf andere Weise missverstanden wird, betont er noch einmal, dass sein Engagement die Wirkung der Gnade Gottes ist, die mit ihm ist.

 

(11) Zusammenfassend stellt Paulus fest: Wer auch immer die Auferstehung bezeugt und verkündigt – entscheidend ist, dass diese Botschaft den Korinthern verkündigt worden ist und sie dadurch zum Glauben gekommen sind. „So verschieden die Vorgeschichte und das missionarische Werk bei Paulus und den anderen Aposteln auch sein mögen, als Apostel verkündigen sie alle dieselbe Christusbotschaft, wie sie in dem Traditionsstück V.3b-5 enthalten ist.“ (Lang, 214).

 

 

 

7.2    Der untrennbare Zusammenhang zwischen der Auferstehung Jesu und der Auferstehung der Toten und die unhaltbaren Konsequenzen einer Leugnung der Auferstehung Jesu (15,12-19)

 

In diesem Abschnitt wird deutlich, dass in Korinth nicht die Auferstehung Jesu Christi umstritten ist, sondern die Auferstehung der Toten am Ende der Tage. Leider wird die Auffassung der Irrlehrer nur indirekt deutlich. Sie werden einerseits geglaubt haben, bereits ans Ziel gelangt zu sein und „keiner zukünftigen Auferweckung mehr zu bedürfen. Andererseits aber werden sie aus ihrer Leibfeindlichkeit heraus eine spiritualistische Jenseitshoffnung vertreten und allenfalls das Abfallen der Materie, aber keine somatische [leibliche] Auferstehung erwartet haben.“ (Schrage IV, 118). „Die Korinther leugnen dann nicht die Auferstehung der Toten, sondern deren Zukünftigkeit, weil sie der Meinung sind, schon in der Taufe bzw. beim Empfang des Geistes (…) auferstanden zu sein.“ (Schrage IV, 114).

 

Was antwortet Paulus darauf? „Grundlegend für das Verständnis der paulinischen Argumentation … ist die Voraussetzung, dass ein wie immer motivierter Einspruch gegen die Auferstehung der Toten für Paulus zugleich ein Einspruch gegen die Wahrheit der Auferweckung Jesu Christi ist, beides also nur zusammen geglaubt und gedacht werden kann.“ (Schrage IV, 125).

 

(12) Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten?(13) Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. (14) Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. (15) Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. (16) Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. (17) Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; (18) so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. (19) Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.

 

(12-13) Im Abschnitt 15,1-11 hat Paulus die Korinther an die Verkündigung des Evangeliums von Christi Tod und Auferstehung erinnert. Daraus zieht er nun die Konsequenz: Wenn Christus als der Auferstandene verkündigt wird, wie kann es sein, dass in der Gemeinde die Auffassung vertreten wird: „Es gibt keine Auferstehung der Toten“?

 

Warum ist es unmöglich, an die Auferstehung Jesu Christi zu glauben und gleichzeitig die Auferstehung der Toten zu leugnen? Für Paulus ist sie Sache klar: Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferstanden. Gemeint ist: Dann macht es überhaupt keinen Sinn, von der Auferstehung Jesu Christi zu reden.

 

(14-16) In einem nächsten Schritt zeigt Paulus auf, welche Konsequenzen es hätte, wenn Christus nicht von den Toten auferstanden wäre. Zunächst steht fest, dass die Verkündigungstätigkeit, deren Zentrum ja Tod und Auferstehung Jesu Christi sind (15,1-11), vergebliche Liebesmüh wäre. Dann wäre aber gleichzeitig auch der Glaube der Korinther, der ein Glaube an den Auferstandenen ist (Röm.10,9), ohne Wert.

 

Außerdem wären alle, die Christi Auferstehung verkündigt haben (15,4ff.) nichts anderes als „falsche Zeugen“. Denn dann hätten sie „gegen Gott bezeugt …, er habe Christus auferweckt“ – obwohl er das gar nicht getan hätte.

 

Gott hätte Christus definitiv nicht von den Toten auferweckt, „wenn doch die Toten nicht auferstehen“. Damit schließt sich der Kreis der Argumentation: „Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden.“ (vgl. 15,13).

 

(17-19) Dann zählt Paulus weitere Konsequenzen auf, die es hätte, wenn Christus nicht auferstanden wäre. Der Glaube wäre „nichtig“ und sie wären nicht von ihren Sünden befreit worden. Auch diejenigen, „die in Christus entschlafen sind“ – also im Glauben an ihn verstorben sind – wären „verloren“.

 

Die letzte Aussage bekräftigt er mit dem Hinweis, dass es absurd ist, „allein in diesem Leben“ auf Christus zu hoffen. Wenn Christen das tun, sind sie „die elendsten unter allen Menschen“. Gemeint ist vermutlich: „Wenn Christus nicht auferweckt ist, dann würden die Christen als Merkmal ihrer Zugehörigkeit zu ihm nur sein Sterben an ihrem Leibe tragen (2.Kor.4,10) und wären dadurch in der Tat elender dran als alle anderen. Sinnlos wäre dann z.B. die Mühsal der apostolischen Existenz (V.30-32; 2.Kor.4,7-11; 6,4-10; 11,23-27), umsonst ein Leben der Entbehrung im Gegensatz zur Schwelgerei.“ (Wolff, 380).



 

7.3    Die Auferweckung Jesu als Beginn und Garantie der universalen Gottesherrschaft (15,20-28)


Aber warum hängen die Auferstehung Jesu Christi und die Auferstehung der Toten untrennbar zusammen? Welchen theologischen Grund gibt es dafür?

 

(20) Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. (21) Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. (22) Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden. (23) Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören; (24) danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat. (25) Denn er muss herrschen, bis Gott ihm »alle Feinde unter seine Füße legt«. (26) Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. (27) Denn »alles hat er unter seine Füße getan«. Wenn es aber heißt, alles sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. (28) Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott sei alles in allem.

 
(20) Die Auferstehung Jesu Christi und die Auferstehung der Toten hängen insofern untrennbar zusammen, dass Christus „als Erstling unter denen, die entschlafen sind“ von den Toten auferstanden ist. Der „Erstling“ ist der erste Teil eines Ganzen (16,15; Röm.8,23; 11,16; 16,5; 2.Thess.2,13). Jesu Auferstehung wird damit „als Auftakt, Grund und Versprechen der allgemeinen Totenauferweckung charakterisiert, die darum, von jener unabtrennbar, in Kürze folgen wird.“ (Schrage, 160).

 

(21-22) Warum ist Christus der „Erstling“ derer, die von den Toten auferstehen? Paulus begründet dies durch einen Vergleich mit Adam. Durch diesen „einen Menschen“ ist „der Tod gekommen“. Genauso kommt nun „durch einen Menschen“ – Jesus Christus – „die Auferstehung der Toten“. So „wie sie in Adam alle sterben“, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden“.

 

(23-24) Die folgenden Verse erklären die einzelnen „Etappen“ dieser endzeitlichen Ereignisse:

·        Christus ist der „Erstling“.

·        Bei seinem zweiten Kommen werden alle von den Toten auferstehen, „die Christus angehören“.

·        Dann kommt „das Ende“ bzw. die Vollendung. Nachdem Christus „alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat“ übergibt er „das Reich Gott, dem Vater“.

 

(25-28) Die letzte „Etappe“ wird nun ausführlich erläutert. Zunächst stellt Paulus fest, dass Christus so lange herrschen muss, „bis er [Christus] alle Feinde unter seine [Gottes] Füße gelegt hat“ (EB; die LB übersetzt irrtümlich: „… bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße legt.“). „Der letzte Feind“, den Christus vernichten wird, „ist der Tod“ (vgl. 15,54-57).

 

In diesem Zusammenhang zitiert Paulus Ps.8,7: „Alles hat er unter seine Füße getan“. Damit er nicht missverstanden wird, erklärt er, dass die Aussage, dass Christus „alles“ unterworfen ist nicht meint, dass Christus auch Gott selbst unterworfen hat. Als derjenige, „der ihm“ – Christus – „alles unterworfen hat“, ist Gott davon „ausgenommen“.

 

Wenn Christus mit Gottes Hilfe „alles unterworfen worden ist, dann wird sich auch der Sohn selbst dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat“ (Übersetzung Schrage IV, 152). Warum? „Damit Gott sei alles in allem“ – damit Gottes Herrschaft allumfassend ist.

 

 

 

7.4    Die Auferstehung der Toten als Grundlage christlichen Lebens (15,29-34).

 

Der folgende Absatz stellt fest, dass Christen inkonsequent wären, wenn sie nicht an die Auferstehung der Toten glauben

 

(29) Was soll es sonst, dass sich einige für die Toten taufen lassen? Wenn die Toten gar nicht auferstehen, was lassen sie sich dann für sie taufen? (30) Und was stehen wir dann jede Stunde in Gefahr? (31) So wahr ihr, liebe Brüder, mein Ruhm seid, den ich in Christus Jesus, unserm Herrn, habe: Ich sterbe täglich. (32) Habe ich nur im Blick auf dieses Leben in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft, was hilft’s mir? Wenn die Toten nicht auferstehen, dann »lasst uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot!« (33) Lasst euch nicht verführen! Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten. (34) Werdet doch einmal recht nüchtern und sündigt nicht! Denn einige wissen nichts von Gott; das sage ich euch zur Schande.

 

(29) Zunächst stellt Paulus fest: „Dass sich einige für die Toten taufen lassen“ ist sinnlos, „wenn die Toten gar nicht auferstehen“.

 

Was ist mit der Taufe „für die Toten“ gemeint? Das bleibt leider unklar. Für den Zusammenhang ist nur wichtig: Eine solche Taufpraxis ist unsinnig, wenn es keine Auferstehung von den Toten gibt.

 

(30-32) Umso klarer ist das nächste Beispiel. Paulus und seine Mitarbeiter begeben sich bei der Verkündigung des Evangeliums immer wieder in Gefahr – „jede Stunde“ bzw. „täglich“. Er beteuert das, indem er auf den „Ruhm hinweist“, den er bei Gott für seinen Dienst an den Korinthern hat. Entscheidend ist nun der Hinweis, dass es sinnlos wäre, solche Gefahren „nur im Blick auf dieses Leben“ auf sich zu nehmen. Wenn es keine Auferstehung von den Toten gibt, wäre es stattdessen konsequent, nach dem Motto „lasst uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot!“ (Jes.22,13) zu leben.

 

(33-34) Deshalb sollen sich die Christen in Korinther nicht von den Leugnern der Auferstehung, die aus ihren eigenen Reihen kommen, „verführen“ lassen.

 

In diesem Zusammenhang fügt Paulus ein damals geläufiges Zitat hinzu: „Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.“ Was ist damit gemeint? Sollen die Rechtgläubigen den Kontakt zu den Leugnern der Auferstehung der Toten meiden? Sollen sie das auch deshalb tun, weil diese Menschen gleichzeitig einen liederlichen Lebensstil praktizieren und sie durch den Kontakt mit ihnen Gefahr laufen, in ein ähnliches Fahrwasser zu geraten?

 

Vermutlich sind die Leugner der Auferstehung von den Toten davon überzeugt, dass sie bereits von den Toten auferstanden sind und alles „Irdisch-weltliche“ ihnen deshalb nichts mehr anhaben kann und sie daher im Bereich des „irdisch-weltlichen“ tun und lassen können, was sie wollen. Dazu passt jedenfalls der Aufruft des Paulus, sich nicht irgendwelchen schwärmerischen Überlegungen hinzugeben, sondern „recht nüchtern“ zu sein und dementsprechend nicht zu sündigen.

 

Das Verhalten dieser Gemeindeglieder zeigt jedenfalls, dass sie nichts von Gott „wissen“ – obwohl sie mächtig stolz darauf sind, über ein besonderes Wissen bzgl. einer „spirituellen Auferstehung“ zu verfügen. Stattdessen sind sie eine „Schande“ für die ganze Gemeinde.

 

 

7.5    Die leibliche Auferstehung (15,35-49)

 

„Während V 12-34 mehr das Ob und Dass (…) im Mittelpunkt stand, tritt nun die Frage nach dem Wie (…) der Totenauferstehung in den Vordergrund …“ (Schrage IV, 269).

 

(35) Es könnte aber jemand fragen: Wie werden die Toten auferstehen und mit was für einem Leib werden sie kommen? (36) Du Narr: Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. (37) Und was du säst, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, sei es von Weizen oder etwas anderem. (38) Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will, einem jeden Samen seinen eigenen Leib. (39) Nicht alles Fleisch ist das gleiche Fleisch, sondern ein anderes Fleisch haben die Menschen, ein anderes das Vieh, ein anderes die Vögel, ein anderes die Fische. (40) Und es gibt himmlische Körper und irdische Körper; aber eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen und eine andere die irdischen. (41) Einen andern Glanz hat die Sonne, einen andern Glanz hat der Mond, einen andern Glanz haben die Sterne; denn ein Stern unterscheidet sich vom andern durch seinen Glanz. (42) So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. (43) Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft. (44) Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib. (45) Wie geschrieben steht: Der erste Mensch, Adam, »wurde zu einem lebendigen Wesen«, und der letzte Adam zum Geist, der lebendig macht. (46) Aber der geistliche Leib ist nicht der erste, sondern der natürliche; danach der geistliche. (47) Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch; der zweite Mensch ist vom Himmel. (48) Wie der irdische ist, so sind auch die irdischen; und wie der himmlische ist, so sind auch die himmlischen. (49) Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen.

 

(35) Möglicherweise haben die Leugner einer Auferstehung der Toten immer wieder kritisch gefragt, wie man sich ein solches Ereignis denn überhaupt vorstellen soll. Vielleicht nimmt Paulus einfach eine solche Rückfrage vorweg. Inhaltlich geht es konkret um die Auferstehung des Leibes.

 

(36-38) In seiner Antwort verweist Paulus auf die Schöpfung. Zunächst zieht er das Samenkorn heran. Er stellt fest: Es „wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt“. Außerdem ist das Samenkorn, das ausgesät wird, nicht bereits „der Leib der werden soll“. Stattdessen gibt Gott dem Samen „einen Leib, wie er will“.

 

(39-41) Der zweite Hinweis aus der Schöpfung ist für Paulus die Vielfalt der verschiedenen Körper. Mensch, Vieh, Vögel und Fische – sie alle haben „ein anderes Fleisch“. Das gleiche gilt für „himmlische Körper und irdische Körper“. Und auch die himmlischen Körper – Sonne, Mond und Sterne – unterscheiden sich durch ihren Glanz.

 

(42-44) Diese Hinweise aus der Schöpfung nutzt Paulus jetzt, um die leibliche Auferstehung zu erläutern. „Der Gott, der schon in der Schöpfung seine Schöpfermacht so unterschiedlich und vielfältig dokumentiert, wird auch jenseits des Todes gänzlich andersartige Leiber erschaffen. Sowohl der Vergleich mit dem Samenkorn als auch die Fülle unterschiedlichen göttlichen Schaffens illustrieren … die Auferstehung.“ (Schrage IV, 293f.).

 

In vier Gegensatzpaaren verdeutlicht Paulus den Unterschied zwischen dem Leib, der „gesät“ wird und dem Leib, der aufersteht:

 

Es wird gesät …

… und wird auferstehen …

… verweslich

Dieser Begriff steht hier nicht nur, um die Verwesung der Leiber im Grab zu bezeichnen, sondern kennzeichnet die Vergänglichkeit als solches (Röm.1,23; 8,21)

… unverweslich.

Allgemeinere Bedeutung des Begriffs: Unvergänglichkeit.

… in Niedrigkeit

Andere Übersetzungsmöglichkeit: Unehre, Schande, Verachtung (z.B. 1.Kor.12,23)

… in Herrlichkeit

Der Begriff bezeichnet ewiges Leben und das Reich Gottes (Röm.2,7.10; 8,17f.; 1.Thess.2,12)

… in Armseligkeit

Andere Übersetzungsmöglichkeit: (menschliche) Schwachheit (z.B. Röm.8,26; 1.Kor.2,3; 2.Kor.11,30; 13,4)

… in Kraft.

Gemeint ist die Kraft Gottes (2.Kor.13,4)

… ein natürlicher Leib

Der natürliche/seelische Leib (σῶμα ψυχικόν) ist der „Mensch … von der Erde“ (15,47).

… ein geistlicher Leib.

Der geistliche/pneumatische Leib (σῶμα πνευματικόν) ist der Leib „vom Himmel“, also von Gott (15,47)

 

Vor allem das letzte Gegensatzpaar zeigt, dass es eine Auferstehung nicht ohne Leib, sondern nur mit einem Leib gibt. Zwar unterscheidet sich der Leib der Auferstehung von dem „natürlichen Leib“ – es handelt sich um einen „geistlichen Leib“. Dieser Unterschied sollte aber niemanden verwundern – schließlich gibt es verschiedene Körper (15,39-41): „Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib.“

 

„Wie der psychische [natürliche]  Leib nicht aus seelischem Stoff besteht, so besteht auch der pneumatische [geistliche] Leib nicht aus geistlichem Stoff, sondern ist ein Leib, der ganz und gar vom Geist Gottes bestimmt wird (…). Der geistliche Leib ist in den Getauften noch nicht unter dem irdischen Leib vorhanden, sondern wird den Glaubenden erst in der Zukunft von Gott geschenkt. “ (Lang, 234f.).

 

(45-49) Nun erläutert Paulus seine Aussagen über den „natürlichen“ und den „geistlichen“ Leib. Dazu zitiert er zunächst die Schöpfungserzählung – allerdings in einer „sehr freien“ Weise.

 

Im ersten Teil des Satzes heißt es:

Paulus in 1.Kor.15,45

1.Mos.2,7 (LU)

1.Mos.2,7 (LXX-D)

Der erste Mensch, Adam, wurde zu einem lebendigen Wesen,

Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.

und der Mensch wurde eine lebende Seele

Paulus hat also dem Text aus 1.Mos.2,7 zwei Begriffe hinzugefügt: „der erste“ und „Adam“. Die Hinzufügung von Adam dient vermutlich ausschließlich der Verständlichkeit. Wichtiger ist die Formulierung „der erste“ – weil ihr dann im zweiten Teil des Verses die Formel „der letzte“ gegenübergestellt wird.

 

Was kennzeichnet Adam, den „ersten Menschen“? Er ist ein „lebendiges Wesen“. Genauer gesagt: Er ist ein natürliches bzw. seelisches Wesen (ψυχὴν ζῶσαν). Paulus nimmt hier den Begriff von Vers 44 auf, wo er von einem „natürlichen Leib“ (σῶμα ψυχικόν) gesprochen hat.

 

Dann heißt es:

Paulus in 1.Kor.15,45

1.Mos.2,7 (LU)

1.Mos.2,7 (LXX-D)

… und der letzte Adam zum Geist, der lebendig macht (πνεῦμα ζῳοποιοῦν).

… und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase.

… und blies in sein Angesicht Lebensatem (πνοὴν ζωῆς).

Paulus kommt es vor allem auf zwei Begriffe an („lebendigmachender Geist“), die er aus 1.Mos.2,7 in veränderter Form übernimmt (dort: „Atem/Geist des Lebens“).

 

Wer ist „der letzte Adam“? Jesus Christus. Schon in 15,22 hatte Paulus Adam und Christus gegenübergesellt: „Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.“ Später wird Paulus in seinem Brief an die Römer Adam als „ein Bild dessen, der kommen sollte“ (Christus) bezeichnen (Röm.5,14) – was hier der Formel vom letzten Adam entspricht.

 

Paulus hat also die Wendung vom „Lebensatem“ in die Formel vom „lebendigmachenden Geist“ umformuliert und auf Jesus Christus übertragen. Das zeigt noch einmal der Vergleich mit 15,22: „Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.“

 

Dann stellt Paulus fest, dass nicht der „geistliche Leib“ zuerst kommt, sondern der „natürlich“. Der „geistliche Leib“ kommt „danach“. Warum betont Paulus das? Weil offenbar einige Gemeindeglieder in Korinth der Auffassung sind, dass sie „schon jetzt“ den geistlichen Leib haben (weil sie angeblich bereits auferstanden sind). „Ihnen hält Paulus vor, dass das Erste, das jetzt schon da ist, nicht die ganz vom Geist bestimmte Existenz ist, bei der auch der Leib verwandelt ist, sondern das Leben der Glaubenden unter irdischen Bedingungen. Das Auferstehungsleben im geistlichen Leib kommt erst bei der Parusie.“ (Lang, 236)

 

Außerdem betont er den Unterschied zwischen dem „ersten“ und dem „zweiten Mensch“, zwischen Adam und Christus: Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch; der zweite Mensch ist vom Himmel.“

 

Dabei geht es ihm aber nicht allein um Aussagen über Adam und Christus; beide sind auch Repräsentanten der alten und neuen Menschheit. „Wie der irdische ist, so sind auch die irdischen; und wie der himmlische ist, so sind auch die himmlischen.“ „So wie Adam sind auch alle seine Nachkommen nichts als Staubgeborene und unausweichlich dem Tod Verfallene …  „Wie der himmlische Mensch …, so auch die Himmlischen, d.h. die auferweckten Christen.“ (Schrage IV, 310).

 

Entscheidend ist nun, dass es sich dabei – entsprechend der paulinischen Rede vom „letzten Adam“ als dem „lebendigmachenden Geist“ – um eine Aussage über die Zukunft handelt: „Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen.“ „Paulus betont die Zukünftigkeit und Gewissheit des neuen Auferstehungsleibes gegen die Vergegenwärtigung der Auferstehung in der Taufe und gegen die Überschätzung des Geistes bei den korinthischen Pneumatikern.“ (Lang, 238).

 

 

7.6    Die Verwandlung der übrigen Gläubigen und der Sieg über den Tod (15,50-58)

 

„In V 50-58 wird der Abschnitt über die Auferweckungsleiblichkeit durch das neue Motiv der radikalen Verwandlung auch auf die bei der Parusie noch Lebenden ausgedehnt und unter Rückgriff auf V 20-28 … mit den Endereignissen verknüpft. Alles läuft auf den endgültigen Sieg  über den Tod als Ziel des Endgeschehens zu.“ (Schrage IV, 361).

 

(50) Das sage ich aber, liebe Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit. (51) Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; (52) und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. (53) Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit. (54) Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: »Der Tod ist verschlungen vom Sieg. (55) Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?« (56) Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz. (57) Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus! (58) Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.


(50) Mit der Formel „das sage ich aber“ deutet Paulus an, dass er jetzt auf das Wesentliche zu sprechen kommt (vgl. 7,29). „Fleisch und Blut“ bzw. „das Verwesliche“ (vgl. 15,42) wird das „Reich Gottes“ bzw. die „Unverweslichkeit“ „nicht erben“. Damit weist er noch einmal auf den Unterschied zwischen dem jetzigen und dem zukünftigen Leben der Christen hin.

 

(51-53) In diesem Zusammenhang offenbart er den Korinthern ein „Geheimnis“ – ein endzeitliches Geheimnis, das jetzt durch prophetische Offenbarung erschlossen wird (vgl. Röm.11,25; 16,25f.): „Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden.“ Damit wird deutlich: „So oder so – als Gestorbene oder als bei der Parusie noch Lebende – muss das Sterbliche die Unsterblichkeit anziehen, werden alle verwandelt werden. Keiner wird bleiben, wie er lebt oder gestorben ist, und diese wunderbare Verwandlung betrifft nicht nur etwas am Menschen, etwa seine äußere Gestalt oder seine innere Struktur, sondern umgreift den Menschen als ganzen.“ (Schrage IV, 372).

 

Das ist noch nicht geschehen, sondern wird sich „plötzlich“, in einem bestimmten „Augenblick“, nämlich „zur Zeit der letzten Posaune“ ereignen. Es handelt sich um das Signal, das den letzten Akt der Weltgeschichte einleitet (Jes. 27,13; Zef.1,16; Sach.9,14), wenn Jesus Christus vom Himmel herabkommt (1.Thess.4,16), die „Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen“ (1.Thess.4,16) und die „Auserwählten“ gesammelt werden (Mt.24,31). Dann werden „die Toten … unverweslich“ auferstehen und diejenigen, die vor der Wiederkunft Jesu Christi „nicht … entschlafen“, „werden verwandelt werden“.

 

Das ist notwendig. „Dies Verwesliche“ bzw. „dies Sterbliche“ muss die „Unverweslichkeit“ bzw. die „Unsterblichkeit“ „anziehen“ – um nicht „nackt“ dazu stehen (vgl. 2.Kor.5,2-4).

 

(54-57) Wenn das geschieht, erfüllt sich „das Wort das geschrieben steht“. Genau genommen handelt es sich um zwei Worte:

Paulus in 1.Kor.15,54-55

AT

Der Tod ist verschlungen vom Sieg.

Jes.25,8: Er wird den Tod verschlingen auf ewig. Und Gott der Herr wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und wird aufheben die Schmach seines Volks in allen Landen; denn der Herr hat’s gesagt.

Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?



Hos.13,14 (EB): Aus der Gewalt des Scheol sollte ich sie befreien, vom Tod sie erlösen? Wo sind, o Tod, deine Dornen? Wo ist, o Scheol, dein Stachel? Mitleid ist vor meinen Augen verborgen. (vgl. LXX-D; andere Übersetzung in LB).

 

Zunächst wird der Schluss des Zitats „Tod, wo ist dein Stachel?“ ausgelegt. Der „Stachel“ ist entweder das, was verwundet oder tötet (vgl. Offb.9,10), oder einfach ein übertragener Ausdruck für „Macht“ (Apg.9,5; 26,14). „Nach Paulus ist es die Sünde der Menschen, die dem Tod sein Recht auf die Sünder und seine despotische Macht über die Menschen verleiht.“ (Lang, 241; vgl. Röm.5,12f.; 6,23). Die Sünde wiederum hat ihre „Kraft“ durch das „Gesetz“. „Das Gesetz ist die Kraft der Sünde, weil es der Sünde zur Ausübung ihrer Herrschaft verhilft; ‚denn ohne das Gesetz war die Sünde tot‘ (Röm.7,8). Die Sünde macht sich das Gebot zunutze, gebraucht es als Sprungbrett und bewirkt die Begierde. Das Gesetz macht die Sünde anrechenbar (Röm.5,13) und klagt den Sünder an im eschatologischen Gericht (Röm.2,12).“ (Lang, 241).

 

So hat „der Tod mächtige Bundesgenossen und Helfershelfer, die seine Herrschaft unterstützen“ und „die die Christen in ihrem ‚sterblichen Leib‘ jetzt noch anfechten“ (Schrage, IV, 382f.). Damit aber wird einmal endgültig Schluss sein, so dass Christen Gott schon jetzt dafür danken können, dass er ihnen „durch … Jesus Christus“ den „Sieg“ geben wird.

 

(58) „Mit dem jubelerfüllten Dankesruf schließt der Apostel noch nicht ab. Es ist charakteristisch für die Auferstehungshoffnung bei Paulus, dass er aus ihr Folgerungen für das Leben in der Gegenwart zieht.“ (Lang, 241).

 

Hier geht es zunächst darum, dass sie fest und unerschütterlich im Glauben stehen – und nicht auf Irrelehren hereinfallen (hier vor allem hinsichtlich der Auferstehung der Toten; vgl. Kol.1,23). Außerdem soll die Korinther „immer … in dem Werk des Herrn“ zunehmen. Gemeint ist die Arbeit für die Gemeinde, speziell die „Missionsarbeit“ (3,13-15; 9,1; 16,10; 1.Thess.3,5; Röm.16,6.12).

 

Dieses wachsende Engagement ist möglich, weil sie wissen, dass diese „Arbeit“ mit all ihren Risiken durch die Hoffnung auf die Auferstehung „nicht vergeblich ist in dem Herrn“ (vgl. 15,31f.). „Wer auf den Sieg des Lebens über den Tod vertraut, der wird auch sein Leben vor dem Tod anders leben.“ (Schrage IV, 384).