5       Die erste Missionsreise des Paulus (12,25-14,28)

 

 

5.1    Die Aussendung von Barnabas und Saulus (12,25-13,3)

 

(12,25) Barnabas aber und Saulus kehrten, nachdem sie den Dienst erfüllt hatten, von Jerusalem zurück und nahmen auch Johannes mit dem Beinamen Markus mit. (13,1) Es waren aber in Antiochia, in der dortigen Gemeinde, Propheten und Lehrer: Barnabas und Simeon, genannt Niger, und Luzius von Kyrene und Manaën, der mit Herodes, dem Vierfürsten, auferzogen worden war, und Saulus. (13,2) Während sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe! (13,3) Da fasteten und beteten sie; und als sie ihnen die Hände aufgelegt hatten, entließen sie sie.

 

(12,25) Barnabas und Saulus waren mit der Spende der Gemeinde Antiochia nach Jerusalem gereist (11,29-30) und dort Zeugen der Verfolgung der Gemeinde durch Herodes Agrippa geworden (12,1-17). Nun kehren sie nach Antiochia zurück. Dabei nehmen sie „Johannes mit dem Beinamen Markus“ mit (vgl. 12,12; nach 13,5 Mitarbeiter auf der ersten Missionsreise, nach Kol.4,10 ein Vetter des Barnabas).

 

(13,1) In der Gemeinde Antiochia sind „Propheten und Lehrer“. Unklar ist, ob sie Leiter der Gemeinde sind. Fest steht, dass sie eine wichtige Aufgabe haben. Der Dienst der Propheten besteht vor allem darin, Gottes Willen für die jeweilige Situation anzuzeigen, während die Lehrer vor allem die Grundlagen des christlichen Glaubens vermitteln. Von der Lehrtätigkeit des Barnabas und des Saulus in Antiochia war bereits in 11,25-26 die Rede gewesen, von Propheten aus Jerusalem in 11,27.

 

Neben Barnabas und Saulus werden drei weitere Personen genannt. Dabei wird nicht gesagt, ob es sich bei ihnen jeweils eher um Lehrer oder eher um Propheten handelt. Außerdem kann nicht in allen Fällen mit Bestimmtheit gesagt werden, ob sie bei der Gründung der Gemeinde bzw. kurze Zeit später nach Antiochia gekommen sind, oder ursprünglich aus Antiochia stammen.

·         Bei „Simeon, genannt Niger“ wird es sich um einen Afrikaner handeln, der zum Judentum übergetreten war und deshalb einen jüdischen Namen trug. Möglicherweise gehörte er zu einer der vielen Synagogen in Antiochia (vgl. zu 11,19).

·         „Luzius von Kyrene“ zählt vermutlich zu den Christen, die ursprünglich einer hellenistischen Synagoge in Jerusalem angehörten (6,9: „… Synagoge der Libertiner und der Kyrenäer …“), dann zum christlichen Glauben übertraten, deshalb verfolgt wurden und so nach Antichia kamen (11,19-20: „(19) Die nun zerstreut waren durch die Bedrängnis, die wegen Stephanus entstanden war, zogen hindurch bis nach Phönizien und Zypern und Antiochia und redeten zu niemand das Wort als allein zu Juden. (20) Es waren aber unter ihnen einige Männer von Zypern und Kyrene, die, als sie nach Antiochia kamen, auch zu den Griechen redeten, indem sie das Evangelium von dem Herrn Jesus verkündigten.“).

·         „Manaën“ ist ein ins Griechische übertragener jüdischer Name. Zu ihm wird gesagt, dass er zusammen mit Herodes, dem Vierfürsten (vgl. Lk.3,1, „Vierfürst“ = gr.: „Tetrach“; die Tetrarchie ist eine Regierungsform, bei der ein Herrschaftsgebiet in vier Bereiche aufgeteilt ist, die jeweils einem Tetrarchen unterstehen) erzogen wurde.

 

(13,2) Bei einer gottesdienstlichen Versammlung spricht der Geist zu ihnen – vermutlich nicht allein zu den namentlich genannten Personen, sondern zur ganzen Gemeinde. Dass sie „dem Herrn dienten“ (gr.: „liturgeo“, vgl. Hebr. 10,11) ist ein Terminus technicus für den Gottesdienst.  Das Fasten kann seinen Grund dahin haben, dass die Gemeinde in diesem Gottesdienst von Gott eine Antwort darauf erhofft, welche Aufgabe er für sie vorgesehen hat.

 

Jedenfalls spricht der Heilige Geist zu ihnen (vgl. 8,29; 10,19) und befiehlt ihnen Barnabas und Saulus für das „Werk“, zu dem er sie berufen hat – gemeint ist sicher die anschließend geschilderte missionarische Tätigkeit (13,4ff.) – auszusondern (vgl. Röm.1,1: „Paulus, Knecht Christi Jesu, berufener Apostel, ausgesondert für das Evangelium Gottes“; Gal.1,15: „… von meiner Mutter Leibe an ausgewählt und durch seine Gnade berufen …“).

 

(13,3) Daraufhin fasten und beten sie, legen den beiden die Hände auf und verabschieden sie auf die erste Missionsreise. Vermutlich findet zu ihrer „Entlassung“ ein weiterer Gottesdienst statt.

 

Von der Handauflegung war bereits im Zusammenhang mit den sieben Diakonen die Rede gewesen (6,6). Es handelt sich hier aber nicht um eine Ordination, die von „übergeordneten“ Personen vollzogen wird, sondern um eine Segnung durch die ganze Gemeinde.

 

 

5.2    Barnabas und Saulus auf Zypern und der Magier Barjesus (13,4-12)

 

(4) Sie nun, ausgesandt von dem Heiligen Geist, gingen hinab nach Seleuzia, und von dort segelten sie nach Zypern. (5) Und als sie in Salamis waren, verkündigten sie das Wort Gottes in den Synagogen der Juden. Sie hatten aber auch Johannes zum Diener.


(4) Nach ihrer Aussendung, die äußerlich betrachtet durch die Gemeinde, in Wirklichkeit aber durch den „Heiligen Geist“ geschah, begeben sich Barnabas und Saulus zur Hafenstadt Seleuzia, die ca. 25 Kilometer von Antiochia entfernt liegt, besteigen ein Schiff nach Zypern. Möglicherweise hängt das erste Ziel ihrer Missionsreise damit zusammen, dass Barnabas aus Zypern stammt (4,36-37).

 

(5) Ihre erste Station auf Zypern ist Salamis, die im Osten der Insel gelegene Hafenstadt. Dort predigen sie zunächst in den „Synagogen der Juden“. Auch später bleibt es bei dieser Vorgehensweise: erst zu den Juden, dann zu den Heiden (vgl. 13,14.44-46; 14,1f. etc.). Zu ihrer Unterstützung haben Barnabas und Saulus Markus mitgenommen (vgl. 12,12.25).

 

 

(6) Als sie die ganze Insel bis nach Paphos durchzogen hatten, trafen sie einen Zauberer und falschen Propheten, einen Juden, der hieß Barjesus; (7) der war bei dem Statthalter Sergius Paulus, einem verständigen Mann. Dieser rief Barnabas und Saulus zu sich und begehrte, das Wort Gottes zu hören. (8) Da widerstand ihnen der Zauberer Elymas – denn so wird sein Name übersetzt – und versuchte, den Statthalter vom Glauben abzuhalten. (9) Saulus aber, der auch Paulus heißt, voll Heiligen Geistes, sah ihn an (10) und sprach: Du Sohn des Teufels, voll aller List und aller Bosheit, du Feind aller Gerechtigkeit, hörst du nicht auf, krumm zu machen die geraden Wege des Herrn? (11) Und nun siehe, die Hand des Herrn kommt über dich, und du sollst blind sein und die Sonne eine Zeit lang nicht sehen! Auf der Stelle fiel Dunkelheit und Finsternis auf ihn, und er ging umher und suchte jemanden, der ihn an der Hand führte. (12) Als der Statthalter sah, was geschehen war, wurde er gläubig und verwunderte sich über die Lehre des Herrn.

 

(6-8) Barnabas und Saulus durchziehen die Insel bis zur im Süden der Westküste gelegenen Hafen- und Residenzstadt Paphos. Dort kommt es zu einem Zusammenstoß mit einem Juden mit Namen Barjesus („Sohn des Jesus“). Er gehört zum Gefolge des Prokonsuls Sergius Paulus und dient ihm offenbar als religiöser Berater und Wahrsager. Lukas nennt ihn „einen Magier, einen falschen Propheten“.

 

Der Prokonsul, der als Person mit Urteilsvermögen beschrieben wird, hat offenbar von Barnabas und Saulus gehört und interessiert sich für ihre Botschaft. Möglicherweise sympathisiert er mit dem Judentum und hat über diese Kreise von den beiden christlichen Missionaren gehört.

 

Barjesus aber möchte verhindern, dass sein Gönner sich dem christlichen Glauben zuwendet. In Vers 8 wird er „Elymas“ genannt. Das ist vermutlich ein Name, der im Anklang an seine Bezeichnung als „Magier“ gewählt wurde.

 

(9-11) Saulus stellt sich dem Barjesus bzw. seinem Vorhaben entgegen. An dieser Stelle der Apostelgeschichte wird er erstmals auch mit seinem römischen Namen „Paulus“ genannt. Im weiteren Verlauf der Apostelgeschichte er wird ausschließlich mit diesem Namen genannt. Ebenfalls erstmals erscheint Paulus als Wortführer der beiden Missionare.

 

Als eine Person, die vom Heiligen Geist erfüllt ist (9,17), blickt er „fest auf ihn hin“. Dieser Blick ist ein Zeichen für seine göttliche Vollmacht (3,4: „Petrus aber mit Johannes blickte fest auf ihn hin und sprach …“; 14,9: „Dieser hörte Paulus reden; als der ihn fest anblickte und sah, dass er Glauben hatte …“).

 

Es folgt eine harsche Kritik. Paulus bezeichnet ihn als jemanden, der hinterlistig und voller Schlechtigkeit ist, als „Sohn des Teufels“ (bewusster Anklang an seinen Namen „Barjesus“ – Sohn des Jesus?) und als „Feind der Gerechtigkeit“. Der letzte Begriff meint vermutlich, dass er sich der heilbringenden Gerechtigkeit Gottes widersetzt. Dazu würde die anschließende „Frage“ gut passen: „Willst du nicht aufhören, die geraden Wege des Herrn zu verkehren?“ Der „gerade Weg“ ist vermutlich der Weg, der zur Bekehrung führt; diesen Weg „zu verkehren“ meint dann zu versuchen, jemanden von diesem richtigen Schritt abzubringen (im griechischen Text steht hier gleiche Wort wie in Vers 8:  „… suchte den Prokonsul vom Glauben abwendig zu machen.“).

 

Anschließend verkündigt Paulus die Strafe Gottes. Schon die Einleitung mit „und nun siehe“ zeigt, dass jetzt etwas sehr Wichtiges kommt. Er teilt ihm mit, dass „die Hand des Herrn“ auf ihm ist – um ihn zu strafen (vgl. 1.Sam.7,13; 12,15; Hes.13,9; die „Hand Gottes“ kann aber auch heilen und Menschen zu Umkehr führen: 4,30; 11,21). Er wird eine Zeitlang komplett erblinden („… und die Sonne eine Zeitlang nicht sehen …“).

 

Augenblicklich ereignet sich, was Paulus angekündigt hat. Dass Barjesus unsicher umhertappt und auf Menschen angewiesen ist, „die ihn an der Hand leiteten“ zeigt, dass es tatsächlich genauso geschehen ist.

 

(12) Entscheidend aber ist die Wirkung auf den Prokonsul. Er ist „erstaunt über die Lehre des Herrn“. Der christliche Glaube ist eine neue Lehre (vgl. 5,28: „…ihr habt Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt …“, 17,19: „…Können wir erfahren, was diese neue Lehre ist, von der du redest?“). Das Wunder bekräftigt die Wahrheit dieser Lehre. Daraufhin kommt der Prokonsul zum Glauben an Christus.

 

 

5.3    In Pisidien (13,13-52)

 

Nächste Station der ersten Missionsreise ist Antiochia in Pisidien.

 

(13) Als aber Paulus und seine Begleiter von Paphos abgefahren waren, kamen sie nach Perge in Pamphylien. Johannes aber sonderte sich von ihnen ab und kehrte nach Jerusalem zurück. (14) Sie aber zogen von Perge aus hindurch und kamen nach Antiochia in Pisidien; und sie gingen am Tag des Sabbats in die Synagoge und setzten sich. (15) Aber nach dem Vorlesen des Gesetzes und der Propheten sandten die Vorsteher der Synagoge zu ihnen und sagten: Ihr Brüder, wenn ihr ein Wort der Ermahnung an das Volk habt, so redet!

 

(13) Nach dem Erfolg in Paphos erscheint Paulus als Anführer der Missionare. Die Reise geht zunächst per Schiff nach Perge in Pamphylien. Die Stadt liegt ca. 15 Kilometer landeinwärts der Hafenstadt Attalia (heute: Antalya).

 

Von missionarischen Aktivitäten in Perge ist hier nicht die Rede; sie erfolgen zu einem späteren Zeitpunkt (14,25). Es wird lediglich berichtet, dass sich Johannes (12,12.25; 13,5) hier von Paulus und Barnabas trennt. Über den Grund wird nichts gesagt. „Am wahrscheinlichsten ist, dass der Jerusalemer Judenchrist Johannes Markus (…) nicht bereit war, sich in den Dienst der sich nunmehr anbahnenden Praxis der gesetzesfreien Heidenmission stellen zu lassen (…).“ (Roloff, 203f.).

 

(14) Paulus und Barnabas begeben sich in das ca. 150 Kilometer nördlich von Perge liegende Antiochia in Pisidien. Die Stadt ist Sitz der zivilen und militärischen Verwaltung Südgalatiens (nicht identisch mit dem „Land Galatien“, 16,6; 18,23). Warum sie gerade dorthin gehen, ist unklar. Möglichweise bestanden Verbindungen zur örtlichen Synagoge. Jedenfalls gehen sie „am Tag des Sabbats in die Synagoge“.

 

(15) Dort werden sie von den Vorstehern der örtlichen Synagoge gebeten, die „nach dem Vorlesen des Gesetzes und der Propheten“ übliche Kommentierung der Texte zu übernehmen – bzw. ein „Wort der Ermahnung“ zu sagen.

 

 

Paulus nutzt die Gelegenheit und hält eine Predigt. Im ersten Teil gibt er einen Rückblick auf die Geschichte des Volkes Israel.

 

(16) Paulus aber stand auf, winkte mit der Hand und sprach: Männer von Israel und ihr, die ihr Gott fürchtet, hört: (17) Der Gott dieses Volkes Israel erwählte unsere Väter und erhöhte das Volk in der Fremdlingschaft im Land Ägypten, und mit erhobenem Arm führte er sie von dort heraus; (18) und eine Zeit von etwa vierzig Jahren ertrug er sie in der Wüste. (19) Und nachdem er sieben Nationen im Land Kanaan vertilgt hatte, ließ er sie deren Land erben (20) für etwa vierhundertfünfzig Jahre. Und danach gab er ihnen Richter bis zu Samuel, dem Propheten. (21) Und von da an begehrten sie einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kisch, einen Mann aus dem Stamm Benjamin, vierzig Jahre lang. (22) Und nachdem er ihn verworfen hatte, erweckte er ihnen David zum König, welchem er auch Zeugnis gab und sprach: »Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem Herzen, der meinen ganzen Willen tun wird.«

(23) Aus dessen Nachkommenschaft hat Gott nach Verheißung dem Israel als Erretter Jesus gebracht, (24) nachdem Johannes vor dessen Auftreten die Taufe der Buße dem ganzen Volk Israel verkündigt hatte. (25) Als aber Johannes seinen Lauf erfüllte, sprach er: Was ihr meint, dass ich sei, bin ich nicht, sondern siehe, es kommt einer nach mir, dem ich nicht würdig bin, die Sandale an den Füßen zu lösen.

 

(16) Lukas schildert Paulus wie einen antiken Redner. Er steht auf und verschafft sich mit einer Handbewegung Aufmerksamkeit und Ruhe (13,16; 21,40; 26,1; nach anderen Berichten wurde im synagogalen Gottesdienst im Sitzen gepredigt, vgl. Lk.4,20: „Und als er das Buch zugerollt hatte, gab er es dem Diener zurück und setzte sich; und aller Augen in der Synagoge waren auf ihn gerichtet.“)

 

In seiner Anrede nennt Paulus die „Männer von Israel“, aber auch die Gottesfürchtigen, also die in der Synagoge anwesenden Sympathisanten des Judentum  (zu den „Gottesfürchtigen“ vgl. auch 2,5; 10,2).

 

(17) Paulus beginnt seine Predigt mit einem Rückblick über die wichtigsten Stationen der Geschichte Israel bis zum Königtum Davids.

 

Sinnvollerweise fängt er mit dem Anfang an – mit der Erwählung der „Väter“, der Patriarchen (Abraham, Isaak, Jakob). Es folgt der Hinweis auf die „Fremdlingschaft im Land Ägypten“, also den Zeitabschnitt, in dem aus der Sippe ein großes Volk wurde (2.Mos.1,7: „Die Söhne Israel aber waren fruchtbar und wimmelten und mehrten sich und wurden sehr, sehr stark, und das Land wurde voll von ihnen.“), und die Befreiung aus der Sklaverei.

 

(18) Die sich daran anschließende vierzigjährige Zeit der Wüstenwanderung nennt Paulus eine Zeit, in der Gott sie „ertrug“. Gemeint ist vermutlich, dass Gott seinem Volk während dieser Zeit „trotz allen Murrens und aller Widerspenstigkeit die Treue gehalten“ hat (Roloff, 204).

 

(19-20) Der nächste Zeitabschnitt ist der der Landnahme. Nachdem Gott „sieben Nationen im Land Kanaan vertilgt hatte“, überließ er ihnen das Land. In diesem Zusammenhang ist von 450 Jahren die Rede. Es ist nicht eindeutig, worauf sich diese Zeitangabe bezieht (auch deshalb nicht, weil das Wort „für“ nicht im Grundtext steht). Es muss also nicht gemeint sein, dass Gott ihnen das Land für 450 Jahre überließ. Was aber sind die 450 Jahre? Vermutlich ist die Zeit von der Ankunft der Patriarchen in Ägypten bis zur Landnahme gemeint (400 Jahre in Ägypten: vgl. 7,6; 40 Jahre in der Wüste: vgl. 13,18; 10 Jahre für die Landnahme; so auch Roloff, 204). Das ist auch deshalb naheliegend, weil „danach“ von den Richtern die Rede ist.

 

(21) Am Ende der Richterzeit „begehrten sie einen König“ „und Gott gab ihnen Saul“. Die Angabe einer vierzigjährigen Regierungszeit Sauls überrascht, entspricht aber einer Angabe des jüdischen Geschichtsschreibers Josephus (Jüdische Altertümer VI, 378: „Er regierte bei Lebzeiten Samuels achtzehn und nach dessen Ableben noch weitere zweiundzwanzig Jahre …“).

 

(22) Abgeschlossen wird der Rückblick auf die Geschichte Israels mit David, den Gott zum König „erweckte“, nachdem er Sauls „verworfen hatte“.

 

In diesem Zusammenhang bringt Paulus ein Zitat: „Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem Herzen, der meinen ganzen Willen tun wird.“ Hier werden drei Verse des Alten Testaments miteinander verbunden:

·         Ps.89,21: Ich habe David gefunden, meinen Knecht. Mit meinem heiligen Öl habe ich ihn gesalbt.“

·         1.Sam.13,14: „… nun aber wird dein Königtum nicht bestehen. Der HERR hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen, und der HERR hat ihn zum Fürsten über sein Volk bestellt; denn du hast nicht gehalten, was der HERR dir geboten hatte.“

·         2.Sam.23,1: „Und dies sind die letzten Worte Davids: Ausspruch Davids, des Sohnes Isais, Ausspruch des Mannes, der hochgestellt ist, des Gesalbten des Gottes Jakobs und des Lieblings in den Gesängen Israels.“

 

(23) David ist in diesem Zusammenhang deshalb von Bedeutung, weil Gott „aus dessen Nachkommenschaft“ dem Volk Israel Jesus als „Erretter“ gebracht hat. Auf ihn kommt es an – und deshalb macht Paulus auch einen Zeitsprung von tausend Jahren.

 

In Jesus erfüllt sich die „Verheißung“, die Gott David gegeben hat. Vermutlich denkt Paulus dabei an Worte wie die aus 2.Sam.7,12-14: „(12) Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen Vätern gelegt hast, dann werde ich deinen Nachkommen, der aus deinem Leib kommt, nach dir aufstehen lassen und werde sein Königtum festigen. (13) Der wird meinem Namen ein Haus bauen. Und ich werde den Thron seines Königtums festigen für ewig. (14) Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein.“

 

(24) Bevor er aber konkret auf Jesus zu sprechen kommt, erwähnt er dessen Vorläufer: Johannes den Täufer.

 

Den Hörern in Antiochia dürfte er weitgehend unbekannt gewesen sein, nicht jedoch den Lesern der Apostelgeschichte. Das Lukasevangelium zeigt zudem, dass Lukas großes Interesse an Johannes dem Täufer hat. So hat er darauf hingewiesen, dass dieser der Höhepunkt bzw. Abschluss der Botschaft des Alten Testaments ist und anschließend etwas Neues anbricht: „Das Gesetz und die Propheten gehen bis auf Johannes; von da an wird die gute Botschaft vom Reich Gottes verkündigt, und jeder dringt mit Gewalt hinein.“ (Lk.16,16).

 

Im Mittelpunkt der Verkündigung Johannes des Täufers stand, so stellt Paulus fest, „die Taufe der Buße“ (vgl. Lk.3,3). Spätere Ausführungen innerhalb der Apostelgeschichte zeigen, dass die „Taufe des Johannes“ hinter dem zurück bleibt, was die Taufe seit Pfingsten ist (Apg.19,2-4).

 

(25) Auch das Zitat aus dem Munde Johannes des Täufers soll zeigen, dass er selbst nicht das Maß aller Dinge ist. Im Lukas- und Matthäusevangelium  steht es im Zusammenhang mit der Taufe Jesu (Lk.3,15-15; Mt.3,11). Nach der von Lukas überlieferten Rede von Paulus hat Johannes diese Worte gesprochen, als er „seinen Lauf erfüllte“ – also gegen Ende seines Wirkens (vgl. Apg.20,24: „Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert, damit ich meinen Lauf vollende …“).

 

Wichtig ist für Paulus aber vor allem, was Johannes gesagt hat. Er ist nicht das, was seine Zuhörer von ihm halten. Er ist nicht der verheißene Erretter. Der wird nach ihm kommen – und er ist so viel größer als er, dass er nicht würdig ist, ihm „die Sandalen an den Füßen zu lösen“. Gemeint ist natürlich der bereits in Vers 23 erwähnte Jesus.

 

 

Um dessen Tod und Auferstehung geht es dann auch im zweiten Teil der Predigt des Paulus.

 

(26) Ihr Brüder, Söhne des Geschlechts Abrahams und ihr, die unter euch Gott fürchten, uns ist das Wort dieses Heils gesandt. (27) Denn die zu Jerusalem wohnen und ihre Obersten haben, da sie diesen nicht erkannten, auch die Stimmen der Propheten erfüllt, die jeden Sabbat gelesen werden, indem sie über ihn Gericht hielten. (28) Und obschon sie keine todeswürdige Schuld fanden, baten sie den Pilatus, dass er umgebracht werde. (29) Und nachdem sie alles vollendet hatten, was über ihn geschrieben ist, nahmen sie ihn vom Holz herab und legten ihn in eine Gruft. (30) Gott aber hat ihn aus den Toten auferweckt, (31) und er ist mehrere Tage hindurch denen erschienen, die mit ihm hinaufgezogen waren von Galiläa nach Jerusalem, die jetzt seine Zeugen an das Volk sind.

 

(26) Die erneute Anrede zeigt, dass ein neuer Gedankengang beginnt. Die „Söhne des Geschlechts Abrahams“ sind die jüdischen Zuhörer. Mit denjenigen, „die unter euch Gott fürchten“ sind – wie in 13,16 – die Gottesfürchtigen gemeint. Beiden gilt das „Wort dieses Heils“ – die Botschaft vom „Erretter Jesus“ (13,23).

 

(27-28) Paulus betont, dass die Bewohner Jerusalems und ihre „Obersten“ (Hohepriester, Mitglieder des Hohen Rates, vgl. 4,5.8) damit, dass sie über Jesus Gericht hielten und trotz seiner Unschuld den Statthalter Pontius Pilatus baten, das Todesurteil über ihn zu verhängen, unwissentlich „die Stimmen der Propheten erfüllt“ haben. Eine ähnliche Aussage findet sich im Bericht des Lukasevangeliums über das Gespräch Jesu mit den beiden Jüngern aus Emmaus (Lk.24,25-26): „(25) Und er sprach zu ihnen: O ihr Unverständigen und im Herzen zu träge, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben! (26) Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit hineingehen?“

 

(29-31) Nachdem sich die Leidensweissagungen der Propheten erfüllt hatten, so Paulus weiter, wurde Jesus vom Kreuz abgenommen und „in eine Gruft“ gelegt. Entscheidend ist jedoch das folgende „aber“: „Gott aber hat ihn aus den Toten auferweckt“. Außerdem weist Paulus darauf hin, dass der Auferstandene seinen Jüngern, „die mit ihm hinaufgezogen waren von Galiläa nach Jerusalem“ und jetzt „seine Zeugen an das Volk sind“ – mit dem „Volk“ ist das Volk der Juden gemeint (vgl. 10,42) – „mehrere Tage hindurch … erschienen“ ist (vgl. 1,3).

 

 

Auf dieser Grundlage spricht Paulus nun davon, welche Botschaft er für seine Zuhörer in Antiochia hat.

 

(32) Und wir verkündigen euch die gute Botschaft von der zu den Vätern geschehenen Verheißung, (33) dass Gott sie uns, ihren Kindern, erfüllt hat, indem er Jesus erweckte; wie auch im zweiten Psalm geschrieben steht: »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.« (34) Dass er ihn aber aus den Toten auferweckt hat, so dass er nicht mehr zur Verwesung zurückkehrte, hat er so ausgesprochen: »Ich werde euch die zuverlässigen heiligen Güter Davids geben.« (35) Deshalb sagt er auch an einer anderen Stelle: »Du wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Verwesung sehe.« (36) Denn David freilich entschlief, nachdem er seinem Geschlecht nach dem Willen Gottes gedient hatte, und wurde zu seinen Vätern versammelt und sah die Verwesung. (37) Der aber, den Gott auferweckt hat, sah die Verwesung nicht.


(32-33)
Nun kommt Paulus zum entscheidenden Punkt – zu der frohen Botschaft, die er ihnen zu verkündigen hat. Es ist die „gute Botschaft von der zu den Vätern geschehenen Verheißung“.

 

An welche „Verheißung“ denkt Paulus dabei? Geht es wie in 13,23 um die Verheißung eines besonderen Nachkommen des Königs David? Eher ist an das Zitat aus Psalm 2 zu denken. Jedenfalls sieht Paulus die Erfüllung „der zu den Vätern geschehenen Verheißung“ darin, dass Gott Jesus entsprechend der Aussage von Ps.2,7b – „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“ –  von den Toten auferweckt hat.

 

(34-35)„Nachdem so erwiesen ist, dass sich in Jesu Auferweckung die Verheißung der Schrift erfüllt hat, geht nun die Argumentation einen Schritt weiter; mit Hilfe der beiden folgenden Schriftworte soll gezeigt werden, dass Gottes Eingreifen nicht nur ein einmaliger Akt war, sondern bleibendes, unvergängliches Leben begründetet. Jesus sollte nach der Schrift ‚nicht zur Verwesung zurückkehren‘.“ (Roloff, 207).

 

In Vers 34 zitiert Paulus Jes.55,3b: „Ich werde euch die zuverlässigen heiligen Güter Davids geben“ Dieses Wort Jesajas hat auf den ersten Blick wenig damit zu tun, dass Jesus „nicht mehr zur Verwesung zurückkehrte“. Dieses Thema findet sich erst in dem in Vers 35b zitierten Wort aus Ps.16,10b: „Du wirst nicht zugeben, dass dein Frommer [bzw. Heiliger] die Verwesung sehe.“ (vgl. Apg.2,27).

 

Wie kommt Paulus von Jes.55,3 zu Ps.16,10? Nach einer rabbinischer Auslegungsregel kann eine in sich unverständige Wendung gedeutet werden, indem man andere Schrifttexte heranzieht, in denen derselbe Ausdruck auftaucht (vgl. Roloff, 207). Gemeinsam ist beiden Texten das Wort „heilig“ bzw. „Heiliger“. Mit den „zuverlässigen heiligen Güter Davids“ ist also nach Auffassung von Paulus die Unverweslichkeit gemeint.

 

(36-37) Nun muss Paulus nur noch darauf hinweisen, dass diese Worte nicht auf David, sondern nur auf Jesus gemünzt sein können. Dazu muss er lediglich feststellen, dass David gestorben und verwest ist, während Jesus von den Toten auferweckt wurde und sein Leib nicht verweste.

 

 

Im letzten Teil seiner Predigt kommt Paulus darauf zu sprechen, welche Bedeutung Jesu Tod und Auferstehung für sie haben und worauf sie achten sollen.

 

(38) So sei es euch nun kund, ihr Brüder, dass durch diesen euch Vergebung der Sünden verkündigt wird; und von allem, wovon ihr durch das Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet, (39) wird durch diesen jeder Glaubende gerechtfertigt. (40) Seht nun zu, dass nicht eintreffe, was in den Propheten gesagt ist: (41) »Seht, ihr Verächter, und wundert euch und verschwindet! Denn ich wirke ein Werk in euren Tagen, ein Werk, das ihr nicht glauben werdet, wenn es euch jemand erzählt.«

 

(38-39) Nach einer erneuten persönlichen Anrede seiner Zuhörer  (vgl. 13,16.26) kommt Paulus auf den Kern der Botschaft von Jesu zu sprechen:  die „Vergebung der Sünden“. Er tut das mit Begriffen, die uns aus den Briefen des Apostels Paulus geläufig sind. Der Mensch wird nicht „durch das Gesetz Moses … gerechtfertigt“. Durch Jesus wird vielmehr „jeder Glaubende gerechtfertigt“. Hier klingt Röm.3,28 an: „Denn wir urteilen, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke.“


(40-41) Paulus schließt mit einer Warnung. Die Zuhörer sollen darauf achten, dass das Wort des alttestamentlichen Propheten Habakuk aus Hab.1,5  nicht eintrifft. Er sprach im Namen Gottes von einem unglaublichen Geschehen: dass Gott sein Volk mit Hilfe der Babylonier richten wird. Im Zusammenhang seiner Predigt wird dieses Wort zur Warnung an die jüdischen Zuhörer. Sie sollen zusehen, dass sie nicht durch die Heiden gerichtet werden – indem die Heiden zum Glauben an Jesus kommen, während sie selbst aufgrund ihres Unglaubens verworfen werden.

 

 

Anschließend berichtet Lukas über die Reaktionen auf die Verkündigung des Paulus.

 

(42) Als sie aber hinausgingen, baten sie, dass am folgenden Sabbat diese Worte noch einmal zu ihnen geredet werden möchten. (43) Als aber die Synagogenversammlung sich aufgelöst hatte, folgten viele der Juden und der anbetenden Proselyten dem Paulus und Barnabas, die zu ihnen sprachen und ihnen zuredeten, beharrlich bei der Gnade Gottes zu bleiben. (44) Am nächsten Sabbat aber versammelte sich fast die ganze Stadt, um das Wort Gottes zu hören. (45) Als aber die Juden die Volksmengen sahen, wurden sie von Eifersucht erfüllt und widersprachen dem, was von Paulus geredet wurde, und lästerten.

(46) Paulus aber und Barnabas sprachen freimütig: Zu euch musste notwendig das Wort Gottes zuerst geredet werden; weil ihr es aber von euch stoßt und euch selber des ewigen Lebens nicht für würdig haltet, siehe, so wenden wir uns zu den Nationen.(47) Denn so hat uns der Herr geboten: »Ich habe dich zum Licht der Nationen gesetzt, dass du zum Heil seiest bis an das Ende der Erde.« (48) Als aber die aus den Nationen es hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn; und es glaubten, so viele zum ewigen Leben verordnet waren. (49) Das Wort des Herrn aber wurde ausgebreitet durch die ganze Gegend. (50) Die Juden aber erregten die anbetenden vornehmen Frauen und die Ersten der Stadt und erweckten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihren Grenzen. (51) Sie aber schüttelten den Staub von ihren Füßen gegen sie ab und kamen nach Ikonion. (52) Die Jünger aber wurden mit Freude und Heiligem Geist erfüllt.


(42-43)
Wie reagieren die Zuhörer auf die Predigt des Paulus? Der Vorstand der Synagoge „hat sich noch kein abschließendes Urteil bilden können und bittet um einen weiteren Lehrvortrag am nächsten Sabbat.“ (Roloff, 209). Andere Zuhörer haben richtig Feuer gefangen und folgen Paulus und Barnabas. Sie lassen sich unterrichten und werden von den beiden Missionaren ermutigt, „bei der Gnade Gottes zu bleiben“.

 

Dabei handelt es sich um „viele der Juden und der anbetenden Proselyten“. In 13,16.26 war davon die Rede, dass die Zuhörerschaft aus Juden und Gottesfürchtigen bestand. Vermutlich ist die gleiche Personengruppe gemeint, obwohl die es einen entscheidenden Unterschied zwischen den „Gottesfürchtigen“ und den „Proselyten“ gibt: Die „Proselyten“ sind zum Judentum übertreten. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang aber wohl die Tatsache, dass sie von Haus aus „Heiden“ sind.

 

(44-45) „Am nächsten Sabbat“, als Paulus noch einmal in der Synagoge predigen soll, ist „fast die ganze Stadt“ auf den Beinen. Offenbar hat sich die „gute Nachricht“, die Paulus und Barnabas verkündigen, wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Alle kommen, „um das Wort Gottes zu hören“. Die Juden sind davon aber alles andere als begeistert. Sie werden „von Eifersucht erfüllt“. Vermutlich wittern sie die Gefahr, dass die Gottesfürchtigen bzw. die Proselyten (13,16.26.43) das Lager wechseln. Sie widersprechen dem, „was von Paulus geredet wurde“ und beginnen, seinen Glauben ins Lächerliche zu ziehen. Sie schlagen also die Warnung aus 13,40-41 in den Wind.

 

(46-47) Paulus und Barnabas reagieren darauf mit dem Hinweis, dass es ihre Pflicht war, zuerst zu den Juden zu predigen, sich nun aber – weil sie das Evangelium zurückgewiesen haben und sich damit „selber des ewigen Lebens nicht für würdig“ erachten – „zu den Nationen“ wenden.

 

„Hier enthüllt sich über den lokalen Anlass hinaus der Richtungswechsel des weiteren Geschehens. Paulus wird zwar immer wieder versuchen, sich Israel zuzuwenden, aber seine Erfahrung wird immer wieder die gleiche sein (vgl. 18,6), bis hin zu dem Fazit, das er am Ende seines Wirkens ziehen wird (…).“ (Roloff, 209). Apg 28,25-28: (25) Als sie aber unter sich uneins waren, gingen sie weg, als Paulus ein Wort sprach: Trefflich hat der Heilige Geist durch Jesaja, den Propheten, zu euren Vätern geredet (26) und gesagt: »Geh hin zu diesem Volk und sprich: Hörend werdet ihr hören und nicht verstehen, und sehend werdet ihr sehen und nicht wahrnehmen. (27) Denn das Herz dieses Volkes ist dick geworden, und mit den Ohren haben sie schwer gehört, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile.« (28) So sei euch nun kund, dass dieses Heil Gottes den Nationen gesandt ist; sie werden auch hören.“

 

Außerdem folgen Paulus und Barnabas – wie das Prophetenwort aus Jes.49,6 zeigt – mit ihrer Hinwendung an die Nationen einem Gebot Gottes. „Die Parallelität zwischen der Situation der Apostel in Antiochien und der des Gottesknechtes nach Jes.49,1-6 ist frappant. Wie der Gottesknecht nach dem Scheitern seiner Mission an Jakob und Israel (vgl. Jes.49,4) aufgefordert wird, seine Berufung, nämlich ‚Licht der Heiden‘ zu sein, wahrzumachen, so fühlen sich auch Paulus und Barnabas nach ihrem vergeblichen Mühen um die antiochenischen Juden vom Herrn dazu autorisiert, sich nun den Heiden zuzuwenden.“ (Buss, zit. in Pesch II, 46).

 

(48-49) „Die aus den Nationen“ reagieren darauf sehr erfreut und preisen das „Wort des Herrn“, die Heilsbotschaft, die Paulus und Barnabas ihnen verkündigt haben. In der Folge verbreitet sich diese Botschaft „durch die ganze Gegend“.

 

(50) Daraufhin geraten Paulus und Barnabas in Bedrängnis. Durch „gezielte Einflussnahme auf maßgebliche Kreise“ setzen die Juden „eine Gegenaktion in Gang. Dabei erhalten wir ein durchaus authentisches Bild der gesellschaftlichen Verhältnisse in jener hellenistischen Provinzstadt. Vorwiegend ältere Damen aus Honoratiorenfamilien haben ein reges Interesse für die jüdische Religion und gehören zum Kreis der Gottesfürchtigen. Es wird nicht allzu schwierig gewesen sein, sie dahin zu bringen, ihren Einfluss im Interesse der Synagoge bei ihren Männern und Söhnen, den maßgeblichen Magistratsbeamten der Stadt, geltend zu machen.“ (Roloff, 210)

 

(51-52) Paulus und Barnabas wenden sich demonstrativ von Antiochia in Pisidien ab (zum Gestus vgl. Lk.9,5; 10,10-11) und begeben sich nach Ikonion (14,1). „Die Jünger“, gemeint sind diejenigen, die in Antiochia zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind (vgl. 6,2; 11,26), werden „mit Freude und Heiligem Geist erfüllt“  (vgl. 8,8: „Und es war große Freude in jener Stadt.“).

 

 

5.4    In Ikonion (14,1-7)

 

In Ikonion verläuft alles ganz ähnlich wie zuvor in Pisidien (Besuch der Synagoge, Predigt in der Synagoge, Juden und Heiden kommen zum Glauben, Widerstand und Verfolgung durch die Juden).

 

(1) Es geschah aber zu Ikonion, dass sie zusammen in die Synagoge der Juden gingen und so redeten, dass eine große Menge, sowohl von Juden als auch von Griechen, glaubte. (2) Die Juden aber, die nicht gehorchen wollten, reizten und erbitterten die Seelen derer aus den Nationen gegen die Brüder. 3 Sie verweilten nun lange Zeit und sprachen freimütig in dem Herrn, der dem Wort seiner Gnade Zeugnis gab, indem er Zeichen und Wunder geschehen ließ durch ihre Hände.

(4) Die Menge der Stadt aber war entzweit, und die einen waren mit den Juden, die anderen mit den Aposteln. (5) Als aber ein heftiges Bestreben entstand, sowohl von denen aus den Nationen als auch von den Juden samt ihren Obersten, sie zu misshandeln und zu steinigen, (6) entflohen sie, als sie es bemerkten, in die Städte von Lykaonien, Lystra und Derbe, und die Umgegend; (7) und dort verkündigten sie das Evangelium.

 

(1) Ikonion liegt ca. 150 weiter östlich und gehört ebenfalls zur Provinz Galatien. In der dortigen Synagoge treffen Paulus und Barnabas auf „Juden“ und „Griechen“. Da die „Griechen“ am Synagogengottesdienst teilnehmen, handelt es sich sicher um Gottesfürchtige (vgl.13,16). Viele Zuhörer, „sowohl von Juden als auch von Griechen“ kommen zum Glauben an Jesus Christus.

 

(2) Aber nicht alle. Die Juden, die nicht „gehorchen“ bzw. glauben wollen (beide Übersetzungen sind möglich, vgl. 19,9), hetzen die „Seelen derer aus den Nationen“ – es handelt sich vermutlich um die eben erwähnten Gottesfürchtigen – gegen Paulus und Barnabas auf.

 

(3) Trotzdem bleiben sie „lange Zeit“ dort und verkündigen das Evangelium von Jesus Christus. Der gibt ihrer Verkündigung „Zeugnis“, indem er durch die Hände der beiden Missionare „Zeichen und Wunder“ geschehen lässt. Gemeint ist, dass sie ihre Wortverkündigung glaubwürdig machen. Das entspricht dem Bericht vom Wirken der Apostel in Jerusalem (2,43; 4,30; 5,12).

 

(4) „Aufgrund des Wirkens der Apostel einerseits, der jüdischen Agitation andererseits kommt es zu einer ‚Spaltung‘ (vgl. 23,7) unter der Stadtbevölkerung; das eine Lager hält zu den Juden, das andere zu den ‚Aposteln‘ …“ (Pesch II, 52)

 

Überraschenderweise werden Paulus und Barnabas – entgegen dem sonstigen Sprachgebrauch der Apostelgeschichte – „Apostel“ genannt (vgl. auch 14,14).

 

(5) Der Konflikt eskaliert. Die Gegner „sowohl von denen aus den Nationen als auch von den Juden“ planen, die Apostel „zu misshandeln und zu steinigen“. Unklar ist, worauf sich der Nachsatz „samt ihren Obersten“ bezieht. In der Apostelgeschichte werden damit i.d.R. die Führer der Juden gemeint, an einer Stelle aber auch die Regierenden der Stadt (16,19).

 

(6-7) Als Paulus und Barnabas Wind davon bekommen, fliehen sie in die „Städte von Lykaonien“, der benachbarten Gegend. Lystra liegt ca. 40 Kilometer südlich von Ikonion, Derbe noch einmal 40 Kilometer weiter südöstlich. Dort und auch im Umland verkündigen sie das Evangelium.

 

 

5.5    In Lystra (14,8-20)

 

In Lystra, 40 Kilometer südlich von Ikonien, beginnen Paulus und Barnabas ihre Verkündigung nicht in der Synagoge. Stattdessen müssen sie sich mit dem Polytheismus (Vielgötterglaube) der Heiden auseinander setzen.

 

(8) Und ein Mann in Lystra saß da, kraftlos an den Füßen, lahm von seiner Mutter Leib an, der niemals umhergegangen war. (9) Dieser hörte Paulus reden; als der ihn fest anblickte und sah, dass er Glauben hatte, geheilt zu werden, (10) sprach er mit lauter Stimme: Stelle dich gerade hin auf deine Füße! Und er sprang auf und ging umher.

(11) Als die Volksmengen aber sahen, was Paulus tat, erhoben sie ihre Stimme und sagten auf lykaonisch: Die Götter sind den Menschen gleich geworden und sind zu uns herabgekommen. (12) Und sie nannten den Barnabas Zeus, den Paulus aber Hermes, weil er es war, der das Wort führte. (13) Der Priester des Zeustempels aber, der vor der Stadt war, brachte Stiere und Kränze an die Tore und wollte mit den Volksmengen opfern.

(14) Als aber die Apostel Barnabas und Paulus es hörten, zerrissen sie ihre Kleider, sprangen hinaus unter die Volksmenge und riefen (15) und sprachen: Männer, warum tut ihr dies? Auch wir sind Menschen von gleichen Empfindungen wie ihr und verkündigen euch, dass ihr euch von diesen nichtigen Götzen bekehren sollt zu dem lebendigen Gott, der den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hat und alles, was in ihnen ist. (16) Er ließ in den vergangenen Geschlechtern alle Nationen in ihren eigenen Wegen gehen, (17) obwohl er sich doch nicht unbezeugt gelassen hat, indem er Gutes tat und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gab und eure Herzen mit Speise und Fröhlichkeit erfüllte. (18) Und als sie dies sagten, beruhigten sie mit Mühe die Volksmengen, dass sie ihnen nicht opferten.

(19) Es kamen aber aus Antiochia und Ikonion Juden an, und nachdem sie die Volksmengen überredet und Paulus gesteinigt hatten, schleiften sie ihn zur Stadt hinaus, da sie meinten, er sei gestorben. (20) Als aber die Jünger ihn umringten, stand er auf und ging in die Stadt hinein; und am folgenden Tag zog er mit Barnabas aus nach Derbe.

 

(8-10) In Lystra begegnen Paulus und Barnabas einem Mann, der von Geburt an gelähmt ist (vgl. 3,2). Er gehört zu den denen, die einer öffentlichen Rede des Paulus lauschen. Als Paulus ihn mit einem festen Blick – dieser Blick ist vermutlich ein Zeichen seiner Vollmacht (vgl. 3,4; 13,9) – anschaut, erkennt er den „Glauben“ des Gelähmten. Dieser Glaube wird nicht als Glaube an Jesus Christus präzisiert, sondern als Glaube „geheilt zu werden“ (zum Zusammenhang zwischen Glaube und Heilung vgl. 3,16). Daraufhin befiehlt er ihm „mit lauter Stimme“: „Stelle dich gerade hin auf deine Füße!“ (vgl. 9,34). Dieser Befehl ist zugleich ein Aufruf, seine Heilung öffentlich zu demonstrieren. Und tatsächlich: Der Gelähmte springt auf und geht umher (vgl. 3,8).

 

(11-13) Die Volksmenge, die der Predigt des Paulus zugehört hat und Zeuge dieses Wunders geworden ist, ist vollauf begeistert. In ihrer Erregung gehen sie in ihre Muttersprache über (Paulus hat auf Griechisch gepredigt, dem Englisch der damaligen Zeit) und stellen fest: „Die Götter sind den Menschen gleich geworden und sind zu uns herabgekommen.“ (vgl. 28,6).

 

Auf dem Hintergrund ihrer Göttervorstellung – und möglicherweise einer damals verbreiteten Sage über die Menschwerdung von Göttern – halten sie Barnabas für Zeus, den großen und mächtigen Göttervater, und Paulus für Hermes, weil er als Wortführer auftritt und Hermes als Wegweiser und Bote der Götter verstanden wurde. In antiken Inschriften dieser Gegend werden Zeus und Hermes gemeinsam genannt.

 

Dementsprechend bereitet der Priester des Zeustempels, der (unmittelbar) vor den Toren der Stadt liegt, ein gemeinsames Opfer vor. Dazu bringt er „Stiere und Kränze an die Tore“.

 

(14) Als Paulus und Barnabas begreifen, welches Missverständnis entstanden ist und was sich da anbahnt, protestieren sie entschieden. Sie zerreißen ihre Kleider – ein Gestus, der auch an anderer Stelle als Reaktion auf Gotteslästerung geschildert wird (Mk.14,63). Außerdem springen sie „unter die Volksmenge“. Auch das ist möglicherweise ein sichtbarer Ausdruck dafür, dass sie nicht über ihren Zuhörern stehen und sich nicht als Götter verstehen.

 

(15-17) Aus dem Protest heraus kommt es unvermittelt zu einer weiteren kurzen Predigt an das Volk. Darin betonen die Apostel, dass sie – so wörtlich – „Menschen von gleicher Art“ sind. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass sie nach Lystra gekommen sind, um sie von den nichtigen Götzen abzubringen (zu Göttern als „Nichtse“ vgl. Jer.2,5; 8,19; Röm.1,21) und sie zum „lebendigen Gott“ zu bekehren (vgl. 1.Thess.1,9: „Denn sie selbst erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen.“). „‘Lebendig‘ ist … der wahre Gott, weil er der Schöpfer ist, der Leben spendet und sich in seiner Lebendigkeit immer aufs neue erweist (…).“ (Roloff, 217; vgl. 4,24; 17,24).

 

Wenn Gott alles geschaffen hat, liegt für die Zuhörer natürlich die Frage nahe, warum sie bisher nichts von diesem Gott gehört haben. Die Apostel erklären dazu, dass Gott die „Nationen“ in der Vergangenheit ihre eigenen Wege der Gottesverehrung gehen ließ. Damit deuten sie indirekt an, dass sich hier und jetzt daran etwas ändern soll.

 

Einschränkend weisen sie darauf hin, dass Gott sich auch in der Vergangenheit „nicht unbezeugt gelassen hat“. Inwiefern hat Gott sich ihnen auch damals bezeug? Indem er ihnen „Gutes tat“. Wie und wo hat Gott das getan? Dadurch, dass er es regnen ließ und ihnen so „fruchtbare Zeiten“ schenkte. Und – darauf aufbauend – ihnen mit der Nahrung auch Freude ins Herz gab.

 

(18) Durch diese Rede bringen sie die Volksmenge davon ab, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Von einer Bekehrung der Heiden ist jedoch nicht die Rede.

 

(19-20) Trotzdem ist es – wie Vers 20 zeigt, in dem von „Jüngern“ die Rede ist – in der Folge offenbar zu einer Gemeindegründung gekommen. Die jüdischen Gegner der Apostel aus Antiochia in Pisidien (13,13-52) und Ikonion (14,1-7) sind Paulus und Barnabas gefolgt und hetzen das Volk gegen sie auf.  War der Plan, sie zu lynchen, in Ikonion noch gescheitert (14,5), wird Paulus nun gesteinigt und anschießend zur Stadt hinausgeschleift – im Glauben, dass er tot ist. Aber als die „Jünger“, offenbar die neu gewonnenen Gemeindeglieder aus Lysra (zu „Jünger“ als Bezeichnung der Christen vgl. 6,1-2), um ihn herum stehen, erhebt er sich und begibt sich (demonstrativ?) in die Stadt. Am nächsten Tag aber zieht er zusammen mit Barnabas nach Derbe weiter, das ca. 40 Kilometer südöstlich von Lysta liegt.

 

 

5.6    Rückreise und Rückkehr nach Antiochia (14,21-28)

 

(21) Und als sie jener Stadt das Evangelium verkündigt und viele zu Jüngern gemacht hatten, kehrten sie nach Lystra und Ikonion und Antiochia zurück. (22) Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu verharren, und sagten, dass wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes hineingehen müssen. (23) Als sie ihnen aber in jeder Gemeinde Älteste gewählt hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren.

(24) Und nachdem sie Pisidien durchzogen hatten, kamen sie nach Pamphylien; (25) und als sie in Perge das Wort geredet hatten, gingen sie hinab nach Attalia; (26) und von da segelten sie ab nach Antiochia, von wo sie der Gnade Gottes befohlen worden waren zu dem Werk, das sie erfüllt hatten.

(27) Als sie aber angekommen waren und die Gemeinde zusammengebracht hatten, erzählten sie alles, was Gott mit ihnen getan und dass er den Nationen eine Tür des Glaubens geöffnet habe. (28) Sie verweilten aber eine nicht geringe Zeit bei den Jüngern.

 

(21) Nachdem sie auch in Derbe (14,20) mit großem Erfolg das Evangelium verkündigt haben, machen sie sich auf den Rückweg. Dabei kommen sie noch einmal nach Lysta (14,8-20), Ikonion (14,1-7) und Antiochia in Pisidien (13,13-52). Diese Städte werden später noch einmal im 2. Timotheusbrief erwähnt – als Städte, in denen Paulus verfolgt wurde: „In meinen Verfolgungen, meinen Leiden, die mir in Antiochia, in Ikonion, in Lystra widerfahren sind. Diese Verfolgungen ertrug ich, und aus allen hat der Herr mich gerettet.“ (2.Tim.3,11).

 

(22) Bei den Kurzbesuchen auf der Rückreise nach Antiochia sprechen sie den jungen Gemeinden Mut zu und ermutigen sie, ihren Glauben zu bewahren (vgl. 11,23; 13,43). Dabei weisen sie auch darauf hin, dass der Weg ins „Reich Gottes“ notwendigerweise durch „viele Bedrängnisse“ hindurch geht (vgl. 1.Thess.3,4: „denn auch als wir bei euch waren, sagten wir euch vorher, dass wir bedrängt sein würden, wie es auch geschehen ist und ihr wisst.“).

 

(23) Gleichzeitig ernennen sie „Älteste“, damit diese die Gemeinden leiten (zur Leitung der Gemeinde durch „Älteste“ vgl. 11,30). Davon, dass Paulus „Älteste“ eingesetzt hat, spricht später auch der Titusbrief: „Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste einsetzen solltest, wie ich dir geboten hatte“ (Tit.1,5).

 

In ihr Amt eingesetzt werden die Ältesten im Rahmen eines durch „Fasten“ vorbereiteten Gebetsgottesdienstes, wie er auch zur Beauftragung von Paulus und Barnabas als Missionare stattgefunden hatte (vgl. 13,3). Auf diese Weise werden die Ältesten „dem Herrn“ übergeben (diese Aussage kann sich aber evtl. auch auf die ganze Gemeinde beziehen), an den sie durch das Wirken von Paulus und Barnabas glauben.

 

(24-26) Von Antiochia durchziehen sie die Landschaft Pisidiens. Von einer Missionstätigkeit ist hier nicht die Rede. Vermutlich verstehen die Einwohner außerhalb der Städte kein Griechisch, so dass Paulus und Barnabas sie gar nicht erreichen können. Schließlich erreichen sie wieder Pamphylien bzw. Perge (13,13). Waren sie zu Beginn der Missionsreise durch die Stadt hindurchgezogen, verkündigen sie jetzt auch dort „das Wort“.

 

Anschließend begeben sie sich zum naheliegenden Hafen in Attalia (15 Kilometer von Perge entfernt) und segeln zurück nach Antiochia, „von wo sie der Gnade Gottes befohlen worden waren zu dem Werk, das sie erfüllt hatten“. Gemeint ist ihre in 13,2-3 beschriebene Aussendung. Der Begriff „Gnade Gottes“ steht hier nicht im Zusammenhang mit der Erlösung des Menschen, sondern meint das Wohlwollen Gottes, das sich darin gezeigt hat, dass er Paulus und Barnabas für diesen Dienst erwählt hat.

 

(27) In Antiochia eingetroffen versammeln sie die Gemeinde, um ihnen vom Wirken Gottes auf ihrer Missionsreise zu berichten. Die unvermeidliche Schlussfolgerung aus ihren Erlebnissen – aus der Ablehnung der Juden und der Offenheit der Heiden – lautet: Gott hat „den Nationen eine Tür des Glaubens geöffnet“ (vgl. 11,1: „Die Apostel aber und die Brüder, die in Judäa waren, hörten, dass auch die Nationen das Wort Gottes angenommen hatten.“)

 

(28) Nach ihrer Rückkehr bleiben Paulus und Barnabas längere Zeit „bei den Jüngern“ in Antiochia. Auch dort, in der Metropole Antiochia, die ihre „missionarische Basisstation“ bildet, verkündigen sie das Evangelium (15,35: „Paulus aber und Barnabas verweilten in Antiochia und lehrten und verkündigten mit noch vielen anderen das Wort des Herrn.“)