7          Berichte über das Wirken und die Verfolgung Jeremias (26,1-29,32)

 

 

7.1          Die Tempelrede und die Folgen (26,1-24)

 

Zum historischen Hintergrund vgl. Stationen zur Geschichte Israels 13.

 

7.1.1           Die Tempelrede (26,1-6)

 

1 Im Anfang der Herrschaft Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, geschah dies Wort vom Herrn: 2 So spricht der Herr: Tritt in den Vorhof am Hause des Herrn und predige denen, die aus allen Städten Judas hereinkommen, um anzubeten im Hause des Herrn, alle Worte, die ich dir befohlen habe, ihnen zu sagen, und tu nichts davon weg, 3 ob sie vielleicht hören wollen und sich bekehren, ein jeder von seinem bösen Wege, damit mich auch reuen könne das Übel, das ich gedenke, ihnen anzutun um ihrer bösen Taten willen. 4 Und sprich zu ihnen: So spricht der Herr: Werdet ihr mir nicht gehorchen und nicht nach meinem Gesetz wandeln, das ich euch vorgelegt habe, 5 und nicht hören auf die Worte meiner Knechte, der Propheten, die ich immer wieder zu euch sende und auf die ihr doch nicht hören wollt, 6 so will ich’s mit diesem Hause machen wie mit Silo und diese Stadt zum Fluchwort für alle Völker auf Erden machen.

 

Jeremia wird von Gott beauftragt, sich zum Vorhof des Tempel zu begeben, und denen, die (anlässlich eines Wallfahrtsfests?) zum Tempel kommen, alles zu sagen, was Gott ihm  aufgetragen hat. Gott hofft darauf, dass sie vielleicht doch noch auf ihn hören und von ihrem falschen Weg umkehren, damit er das Volk nicht bestrafen muss. Inhalt der Predigt Jeremias ist daher die Ankündigung, dass der Ungehorsam des Volkes und ihre Ignoranz gegenüber dem Wort Gottes bzw. der Propheten zur Zerstörung des Tempels und der Stadt führen wird.

 

 

7.1.2           Der Prozess (26,7-15)

 

7 Als aber die Priester, Propheten und alles Volk Jeremia hörten, dass er solche Worte redete im Hause des Herrn, 8 und Jeremia nun alles gesagt hatte, was ihm der Herr befohlen hatte, allem Volk zu sagen, ergriffen ihn die Priester, Propheten und das ganze Volk und sprachen: Du musst sterben! 9 Warum weissagst du im Namen des Herrn: »Es wird diesem Hause gehen wie Silo, und diese Stadt soll so wüst werden, dass niemand mehr darin wohnt«? Und das ganze Volk sammelte sich im Hause des Herrn wider Jeremia. 10 Als das die Oberen von Juda hörten, gingen sie aus des Königs Hause hinauf ins Haus des Herrn und setzten sich zum Gericht vor das neue Tor am Hause des Herrn. 11 Und die Priester und Propheten sprachen vor den Oberen und allem Volk: Dieser Mann ist des Todes schuldig; denn er hat geweissagt gegen diese Stadt, wie ihr mit eigenen Ohren gehört habt. 12 Aber Jeremia sprach zu allen Oberen und zu allem Volk: Der Herr hat mich gesandt, dass ich dies alles, was ihr gehört habt, weissagen sollte gegen dies Haus und gegen diese Stadt. 13 So bessert nun eure Wege und euer Tun und gehorcht der Stimme des Herrn, eures Gottes, dann wird den Herrn auch gereuen das Übel, das er gegen euch geredet hat. 14 Siehe, ich bin in euren Händen, ihr könnt mit mir machen, wie es euch recht und gut dünkt. 15 Doch sollt ihr wissen: Wenn ihr mich tötet, so werdet ihr unschuldiges Blut auf euch laden, auf diese Stadt und ihre Einwohner. Denn wahrlich, der Herr hat mich zu euch gesandt, dass ich dies alles vor euren Ohren reden soll.

 

Für die Zuhörer – Priester, (Kult)Propheten und Volk – ist diese Predigt ein todeswürdiges Verbrechen. Die Ankündigung der Zerstörung des Tempels ist in ihren Augen offenbar nichts anderes als Gotteslästerung, die mit der Todesstrafe zu ahnden ist (3.Mos.24,16). Es kommt zu einem Prozess. In seiner Verteidigungsrede weist Jeremia darauf hin, dass Gott ihn gesandt hat, gegen den Tempel und die Stadt zu predigen und ruft erneut zur Umkehr auf, damit Gott von seinem Strafgericht ablässt. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass seine Gegner unschuldiges Blut auf sich laden, wenn sie ihn umbringen (zur Warnung vor dem Vergießen unschuldigen Bluts: 5.Mos.19,10.13; 21,8-9).

 

 

7.1.3           Das Urteil (26,16-19)

 

16 Da sprachen die Oberen und das ganze Volk zu den Priestern und Propheten: Dieser Mann ist des Todes nicht schuldig; denn er hat zu uns geredet im Namen des Herrn, unseres Gottes. 17 Und es standen auf etliche von den Ältesten des Landes und sprachen zu dem versammelten Volk: 18 Zur Zeit Hiskias, des Königs von Juda, war ein Prophet, Micha von Moreschet; der sprach zum ganzen Volk Juda: »So spricht der Herr Zebaoth: Zion wird wie ein Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zu Steinhaufen werden und der Berg des Tempels zu einer Höhe wilden Gestrüpps.« 19 Doch ließ ihn Hiskia, der König von Juda, und das ganze Juda deswegen nicht töten, vielmehr fürchteten sie den Herrn und flehten zu ihm. Da reute auch den Herrn das Übel, das er gegen sie geredet hatte. Wir aber würden großes Unheil über uns bringen.

 

Die Oberen, die den Prozess leiten, erklären Jeremia für unschuldig und begründen ihren Urteilsspruch damit, dass er im Namen Gottes zu ihnen gesprochen hat. Einige von ihnen erinnern an den Propheten Micha von Moreschet (vgl. das Buch Micha), der ebenfalls die Zerstörung des Tempels und der Stadt angekündigt hatte. Der damalige König, Hiskia, hatte ihn nicht töten lassen; vielmehr war das Volk zu Gott umgekehrt, so dass auch Gott von seinen Plänen zur Bestrafung des Volkes abließ. Würden sie jetzt anders entscheiden als zuvor Hiskia, würden sie großes Unheil heraufbeschwören.

 

 

7.1.4            Das ganz andere Schicksal Urias (26,20-24)

 

20 Da war noch einer, der im Namen des Herrn weissagte, Uria, der Sohn Schemajas, von Kirjat-Jearim. Der weissagte gegen diese Stadt und gegen dies Land ganz wie Jeremia. 21 Als aber der König Jojakim und alle seine Gewaltigen und die Oberen seine Worte hörten, wollte ihn der König töten lassen. Und Uria erfuhr das, fürchtete sich und floh und kam nach Ägypten. 22 Aber der König Jojakim schickte Leute nach Ägypten, Elnatan, den Sohn Achbors, und andere mit ihm. 23 Die holten ihn aus Ägypten und brachten ihn zum König Jojakim. Der ließ ihn mit dem Schwert töten und ließ seinen Leichnam unter dem niederen Volk begraben. 24 Aber mit Jeremia war die Hand Ahikams, des Sohnes Schafans, sodass man ihn nicht dem Volk in die Hände gab, das ihn getötet hätte.

 

Ganz anders aber ergeht es dem Propheten Uria. Seine Botschaft entspricht der Jeremias. Als König Jojakim und seine Leute davon hören, wollen sie ihn umbringen. Uria bekommt Wind davon und flieht nach Ägypten. Der König aber schickt seine Leute hinter ihm her. Sie holen Uria aus Ägypten und bringen ihm zu Jojakim. Der lässt ihn töten. 

Dass Jeremia nicht das gleiche Schicksal erleidet, hat er dem einflussreichen Hofbeamten Ahikam zu verdanken, der schon König Josia bei seinen Reformen unterstützt hatte  (2.Kön.22,8-14).

 

 

 

7.2          Die Predigt vom Joch Nebukadnezars und die Folgen (27,1-28,17)

 

Zum historischen Hintergrund vgl. Stationen zur Geschichte Israels 19.

 

7.2.1           Die Predigt vom Joch (27,1-22)

 

1 Im Anfang der Herrschaft Zedekias, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, geschah dies Wort vom Herrn zu Jeremia: 2 So spricht der Herr zu mir: Mache dir ein Joch und lege es auf deinen Nacken 3 und schicke Botschaft zum König von Edom, zum König von Moab, zum König der Ammoniter, zum König von Tyrus und zum König von Sidon durch die Boten, die zu Zedekia, dem König von Juda, nach Jerusalem gekommen sind, 4 und befiehl ihnen, dass sie ihren Herren sagen: So spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels: So sollt ihr euren Herren sagen: 5 Ich habe die Erde gemacht und Menschen und Tiere, die auf Erden sind, durch meine große Kraft und meinen ausgereckten Arm und gebe sie, wem ich will. 6 Nun aber habe ich alle diese Länder in die Hand meines Knechts Nebukadnezar, des Königs von Babel, gegeben und auch die Tiere auf dem Felde, dass sie ihm untertan sein sollen. 7 Und es sollen alle Völker ihm dienen und seinem Sohn und seines Sohnes Sohn, bis auch für sein Land die Zeit kommt, dass es vielen Völkern und großen Königen untertan sein muss. 8 Das Volk aber und das Königreich, das dem König von Babel, Nebukadnezar, nicht untertan sein will und das seinen Nacken nicht unter das Joch des Königs von Babel beugt, das will ich heimsuchen mit Schwert, Hunger und Pest, spricht der Herr, bis ich sie durch seine Hand umbringe. 9 So hört doch nicht auf eure Propheten, Wahrsager, Traumdeuter, Zeichendeuter und Zauberer, die euch sagen: Ihr werdet nicht untertan sein müssen dem König von Babel. 10 Denn sie weissagen euch Lüge, auf dass sie euch aus eurem Lande fortbringen und ich euch verstoße und ihr umkommt. 11 Aber das Volk, das seinen Nacken unter das Joch des Königs von Babel beugt und ihm untertan ist, das will ich in seinem Lande lassen, dass es dasselbe bebaue und bewohne, spricht der Herr.

 

Jeremia soll sich ein Joch machen und auf seinen Nacken legen. Dann soll er den Boten der Nachbarländer, die nach Jerusalem gekommen sind, um über eine gemeinsame Aktion gegen die Oberherrschaft Babylons zu beraten, verkündigen, dass der Gott, der alles geschaffen hat, die Schöpfung geben kann wem er will – und nun beschlossen hat, ihre Länder in die Hand Nebukadnezars und seiner Nachfolger zu geben, bis auch dessen Land anderen Völkern und Königen gegeben wird.

Wer sich nicht unter die Herrschaft Nebukadnezars beugen will, den wird Gott vernichten. Deshalb sollen sie nicht auf ihre Propheten hören, die ihnen verheißen, dass sie nicht unter die Herrschaft Babylons geraten werden. In Wirklichkeit tragen sie selbst dazu bei, dass sie ins Exil müssen bzw. dass Gott sie dahin führt. Nur diejenigen, die die Herrschaft Babylons anerkennen, wird Gott in ihrem Land wohnen lassen.

 

12 Und ich redete alle diese Worte zu Zedekia, dem König von Juda, und sprach: Beugt euren Nacken unter das Joch des Königs von Babel und seid ihm und seinem Volk untertan, so sollt ihr am Leben bleiben. 13 Warum wollt ihr sterben, du und dein Volk, durch Schwert, Hunger und Pest, wie der Herr geredet hat über das Volk, das dem König von Babel nicht untertan sein will? 14 Darum hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch sagen: »Ihr werdet nicht untertan sein müssen dem König von Babel!« Denn sie weissagen euch Lüge 15 und ich habe sie nicht gesandt, spricht der Herr, sondern sie weissagen Lüge in meinem Namen, auf dass ich euch verstoße und ihr umkommt samt den Propheten, die euch weissagen.

 

Eine ähnliche Botschaft richtet er Zedekia, dem König von Juda, aus. Anstatt sein Volk in den sicheren Untergang zu führen, soll er dem König von Babel untertan sein. Er soll nicht auf die falschen Propheten hören, die verheißen, dass sie Babylon nicht untertan sein müssen, damit er nicht zusammen mit ihnen umkommt.

 

16 Und zu den Priestern und zu diesem ganzen Volk redete ich und sprach: So spricht der Herr: Hört nicht auf die Worte eurer Propheten, die euch weissagen und sprechen: »Siehe, die Geräte aus dem Hause des Herrn werden nun bald von Babel wieder herkommen!« Denn sie weissagen euch Lüge. 17 Hört nicht auf sie, sondern seid dem König von Babel untertan, so werdet ihr am Leben bleiben. Warum soll diese Stadt zur Wüstenei werden? 18 Sind sie aber Propheten und haben sie des Herrn Wort, so lasst sie den Herrn Zebaoth bitten, dass die Geräte, die übrig geblieben sind im Hause des Herrn und im Hause des Königs von Juda und zu Jerusalem, nicht auch nach Babel geführt werden. 19 Denn so spricht der Herr Zebaoth von den Säulen und vom Meer und von den Gestellen und von den Geräten, die noch übrig geblieben sind in dieser Stadt, 20 die Nebukadnezar, der König von Babel, nicht mitnahm, als er Jechonja, den Sohn Jojakims, den König von Juda, von Jerusalem wegführte nach Babel samt allen Vornehmen in Juda und Jerusalem, – 21 so spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels, von den Geräten, die übrig geblieben sind im Hause des Herrn und im Hause des Königs von Juda und zu Jerusalem: 22 Sie sollen nach Babel geführt werden und dort bleiben bis auf den Tag, an dem ich nach ihnen sehe, spricht der Herr, und ich sie wieder zurückbringen lasse an diesen Ort.

 

Außerdem wendet Jeremia sich an die Priester und das (im Tempel versammelte?) Volk. Im Auftrag Gottes warnt er sie davor, auf die falschen Propheten zu hören, die davon sprechen, dass die Tempelgeräte, die Nebudazar 597 v. Chr. nach Babylon mitgenommen hat (2.Kön.24,13), bald zurückkommen werden. Stattdessen sollen sie Nebukadnezar gehorchen. Dann werden sie überleben. Würde es sich bei den Propheten um echte Propheten handeln, würden sie Gott darum bitten, dass die übrigen Geräte nicht auch noch nach Babylon verschleppt werden. Denn Gott hat bereits angekündigt, dass alles Übrige auch dorthin kommen soll, bis auf den Tag, an dem Gott sie wieder zurückbring wird (vgl. Esr.1,7-11).

 

 

7.2.2           Die Gegenpredigt Hanajas (28,1-17)

 

1 In demselben Jahr, im Anfang der Herrschaft Zedekias, des Königs von Juda, im fünften Monat des vierten Jahrs, sprach Hananja, der Sohn Asurs, ein Prophet von Gibeon, zu mir im Hause des Herrn in Gegenwart der Priester und des ganzen Volks: 2 So spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels: Ich habe das Joch des Königs von Babel zerbrochen, 3 und ehe zwei Jahre um sind, will ich alle Geräte des Hauses des Herrn, die Nebukadnezar, der König von Babel, von diesem Ort weggenommen und nach Babel geführt hat, wieder an diesen Ort bringen; 4 auch Jechonja, den Sohn Jojakims, den König von Juda, samt allen Weggeführten aus Juda, die nach Babel gekommen sind, will ich wieder an diesen Ort bringen, spricht der Herr, denn ich will das Joch des Königs von Babel zerbrechen.

 

Neben Jeremia tritt zeitgleich der Prophet Hananja auf. Im Tempel und in Gegenwart der Priester und des Volkes erhebt er den Anspruch, Gottes Wort zu verkündigen und erklärt, dass Gott das Joch des Königs von Babel zerbrochen hat und in nicht einmal zwei Jahren die Tempelgeräte und die Weggeführten, darunter auch den König Jechonja bzw. Jojachin, zurückbringen wird.

 

5 Da sprach der Prophet Jeremia zu dem Propheten Hananja in Gegenwart der Priester und des ganzen Volks, die im Hause des Herrn standen, 6 und sagte: Amen! Der Herr tue so; der Herr bestätige dein Wort, das du geweissagt hast, dass er die Geräte aus dem Hause des Herrn von Babel wiederbringe an diesen Ort und alle Weggeführten. 7 Doch höre dies Wort, das ich vor deinen Ohren rede und vor den Ohren des ganzen Volks: 8 Die Propheten, die vor mir und vor dir gewesen sind von alters her, die haben gegen viele Länder und große Königreiche geweissagt von Krieg, von Unheil und Pest. 9 Wenn aber ein Prophet von Heil weissagt – ob ihn der Herr wahrhaftig gesandt hat, wird man daran erkennen, dass sein Wort erfüllt wird.

 

Nun würde man erwarten, dass Jeremia ihm direkt widerspricht. Stattdessen betont er, dass er sich nichts lieber wünscht, als dass Hananja mit seiner Weissagung recht behält. Dann aber weist er darauf hin, dass die Propheten „von alters her“ Unheil angekündigt haben (sinngemäß ist möglicherweise zu ergänzen, dass ihre Ankündigungen sich bewahrheitet haben). Ob ein Prophet, der Heil weissagt, von Gott gesandt ist, wird sich daran zeigen, „dass sein Wort erfüllt wird“.

 

10 Da nahm der Prophet Hananja das Joch vom Nacken des Propheten Jeremia und zerbrach es. 11 Und Hananja sprach in Gegenwart des ganzen Volks: So spricht der Herr: Ebenso will ich zerbrechen das Joch Nebukadnezars, des Königs von Babel, ehe zwei Jahre um sind, und es vom Nacken aller Völker nehmen. Und der Prophet Jeremia ging seines Weges.

 

Hanaja lässt sich von diesen Worten nicht beeindrucken. Stattdessen nimmt er das Joch, dass Jeremia sich im Auftrag Gottes als „prophetische Zeichenhandlung“ auf den Nacken gelegt hat, zerbricht es und erneuert seine Weissagung. Daraufhin verlässt Jeremia den Tempel.

 

12 Aber des Herrn Wort geschah zu Jeremia, nachdem der Prophet Hananja das Joch auf dem Nacken des Propheten Jeremia zerbrochen hatte: 13 Geh hin und sage Hananja: So spricht der Herr: Du hast das hölzerne Joch zerbrochen, aber du hast nun ein eisernes Joch an seine Stelle gesetzt. 14 Denn so spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels: Ein eisernes Joch habe ich allen diesen Völkern auf den Nacken gelegt, dass sie untertan sein sollen Nebukadnezar, dem König von Babel, und ihm dienen, und auch die Tiere habe ich ihm gegeben.

 

Dann aber wird Jeremia von Gott dazu beauftragt, zu Hananja zu gehen und ihm zu verkündigen, dass er zwar das hölzerne Joch zerbrochen hat, damit aber ein eisernes Joch an seine Stelle gesetzt hat. Damit ist vermutlich gemeint, dass Hananja durch seine Aktion den Entschluss Gottes, Juda, seine Verbündeten und auch die Tiere in die Hand Nebukadnezars zu geben, nur noch bekräftigt hat.

 

15 Und der Prophet Jeremia sprach zum Propheten Hananja: Höre doch, Hananja! Der Herr hat dich nicht gesandt; aber du machst, dass dies Volk sich auf Lügen verlässt. 16 Darum spricht der Herr: Siehe, ich will dich vom Erdboden nehmen; dies Jahr sollst du sterben, denn du hast sie mit deiner Rede vom Herrn abgewendet. 17 Und der Prophet Hananja starb im selben Jahr im siebenten Monat.

 

Außerdem hat Jeremia noch eine ganz persönliche Botschaft für Hananja. Einleitend stellt er fest, dass Hananja nicht von Gott gesandt ist, aber dazu beiträgt, dass das Volk „sich auf Lügen verlässt“. Deshalb wird Gott ihn strafen und ihn – jetzt nennt auch Jeremia eine konkrete Zeitspanne – noch in diesem Jahr sterben lassen wird. Abschließend wird festgestellt, dass Hananja nur zwei Monate nach dieser Ankündigung starb.

 

 

 

7.3          Jeremias Brief an die Weggeführten nach Babylon (29,1-32)

 

Zum historischen Hintergrund vgl. Stationen zur Geschichte Israels 18-20.

 

1 Dies sind die Worte des Briefes, den der Prophet Jeremia von Jerusalem sandte an den Rest der Ältesten, die weggeführt waren, an die Priester und Propheten und an das ganze Volk, das Nebukadnezar von Jerusalem nach Babel weggeführt hatte 2 – nachdem der König Jechonja und die Königinmutter mit den Kämmerern und Oberen in Juda und Jerusalem samt den Zimmerleuten und Schmieden aus Jerusalem weggeführt waren –, 3 durch Elasa, den Sohn Schafans, und Gemarja, den Sohn Hilkijas, die Zedekia, der König von Juda, nach Babel sandte zu Nebukadnezar, dem König von Babel:

 

Im Buch Jeremia wird ein Brief wiedergegeben, den der Prophet an die bei der ersten Deportation 597 v. Chr. nach Babylon Weggeführten geschrieben und einer Delegation mitgegeben hat, die König Zedekia zu Nebukadnezar, dem König von Babylon, sandte. Zu dieser Delegation gehörten offenbar Sympathisanten Jeremias.

 

4 So spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels, zu den Weggeführten, die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen:5 Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre Früchte; 6 nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen und gebt eure Töchter Männern, dass sie Söhne und Töchter gebären; mehrt euch dort, dass ihr nicht weniger werdet.7 Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s auch euch wohl.

 

Der Brief enthält eine Botschaft Gottes an die Weggeführten. Sie werden aufgefordert, sich in Babylon häuslich einrichten. Außerdem sollen sie sich für das Wohl Babylons einsetzen und für Babylon beten. Das sollen sie schon in ihrem eigenen Interesse tun: denn wenn es Babylon gut geht, wird es ihnen dort auch gut gehen.

 

8 Denn so spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels: Lasst euch durch die Propheten, die bei euch sind, und durch die Wahrsager nicht betrügen, und hört nicht auf die Träume, die sie träumen! 9 Denn sie weissagen euch Lüge in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt, spricht der Herr.

 

Gott begründet diese Aufforderung damit, dass die Propheten, die unter ihnen in Babylon wirken und eine baldige Rückkehr nach Jerusalem verkündigen, lügen. Die Weggeführten sollen sich nicht von Träumen in die Irre führen lassen (V.8b wörtlich: „… Und hört nicht auf eure Träume, die ihr euch träumen lasst!“, EB).

 

10 Denn so spricht der Herr: Wenn für Babel siebzig Jahre voll sind, so will ich euch heimsuchen und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe. 11 Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet.
12 Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten und ich will euch erhören. 13 Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, 14 so will ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr, und will eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe, spricht der Herr, und will euch wieder an diesen Ort bringen, von wo ich euch habe wegführen lassen.

 

Aber nach siebzig Jahren wird Gott wieder nach seinem Volk sehen. Schließlich hat er nicht schlechte, sondern gute Absichten mit ihnen. Dann wird sein Volk ihn anrufen und nach ihm suchen – und er wird es erhören und sich finden lassen bzw. ihre Gefangenschaft beenden und sie wieder zurück bringen (die Zeitspanne von siebzig Jahren bedeutet allerdings, dass es für die Weggeführten selbst keine Perspektive auf Rückkehr gibt, sondern nur für ihre Nachkommen).

 

15 Zwar meint ihr, der Herr habe euch auch in Babel Propheten erstehen lassen.

 

Aber die Weggeführten meinen, dass Gott ihnen in Babylon Propheten gegeben hat (die ihnen die unmittelbar bevorstehende Rückkehr ankündigen).

 

16 Fürwahr, so spricht der Herr über den König, der auf Davids Thron sitzt, und über das ganze Volk, das in dieser Stadt wohnt, über eure Brüder, die nicht mit euch in die Gefangenschaft gezogen sind, 17 ja, so spricht der Herr Zebaoth: Siehe, ich will Schwert, Hunger und Pest unter sie schicken und will sie machen wie die schlechten Feigen, davor einem ekelt zu essen, 18 und will hinter ihnen her sein mit Schwert, Hunger und Pest und will sie zum Bild des Entsetzens machen für alle Königreiche auf Erden, zum Fluch, zum Grauen, zum Hohn und zum Spott unter allen Völkern, wohin ich sie verstoßen werde, 19 weil sie meinen Worten nicht gehorchten, spricht der Herr, der ich meine Knechte, die Propheten, immer wieder zu euch gesandt habe; aber ihr wolltet nicht hören, spricht der Herr.

 

Für die in Jerusalem Übriggebliebenen gibt es auch keine guten Nachrichten. Gott wird ihnen „Schwert, Hunger und Pest“ (die üblichen Kriegsfolgen) schicken und sie wie die schlechten Feigen machen (vgl. 24,8-10). Das ist die Strafe für den Ungehorsam des Volkes und die Missachtung seiner Propheten.

 

20 Aber ihr alle, die ihr gefangen weggeführt seid, die ich von Jerusalem habe nach Babel ziehen lassen, höret des Herrn Wort! 21 So spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels, wider Ahab, den Sohn Kolajas, und wider Zidkija, den Sohn Maasejas, die euch Lügen weissagen in meinem Namen: Siehe, ich will sie geben in die Hände Nebukadnezars, des Königs von Babel. Der soll sie totschlagen lassen vor euren Augen, 22 sodass man ihre Namen zum Fluchwort machen wird unter allen Weggeführten aus Juda, die in Babel sind, und sagen: Der Herr tue an dir wie an Zidkija und Ahab, die der König von Babel im Feuer rösten ließ, 23 weil sie eine Schandtat in Israel begingen und Ehebruch trieben mit den Frauen ihrer Nächsten und in meinem Namen Lüge predigten, was ich ihnen nicht befohlen hatte. Solches weiß ich und bezeuge es, spricht der Herr.

 

Und diejenigen, die sich im Exil befinden, sollten wissen, dass Gott die falschen Propheten, die hier konkret mit Namen genannt werden, in die Hände Nebukadnezars geben wird, damit er sie hinrichtet und sie künftig als abschreckendes Beispiel dienen. Das ist die Strafe dafür, dass sie im Namen Gottes Lügen verbreitet und Ehebruch begangen haben (Schwarmgeisterei und sexuelle Zügellosigkeit gehörten also schon damals eng zusammen).

 

24 Und wider Schemaja von Nehelam sollst du sagen: 25 So spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels: Weil du unter deinem Namen Briefe gesandt hast an alles Volk, das in Jerusalem ist, an den Priester Zefanja, den Sohn Maasejas, und an alle Priester und gesagt: 26 Der Herr hat dich zum Priester bestellt anstatt des Priesters Jojada, dass du Aufseher sein sollst im Hause des Herrn über alle Wahnsinnigen und Weissager, dass du sie in Block und Eisen legst, – 27 nun, warum strafst du dann nicht Jeremia von Anatot, der euch weissagt? 28 Hat er doch zu uns nach Babel geschickt und sagen lassen: Es wird noch lange währen; baut Häuser und wohnt darin, pflanzt Gärten und esst ihre Früchte. 29 Es hatte nämlich der Priester Zefanja den Brief vorgelesen vor den Ohren des Propheten Jeremia. 30 Da geschah des Herrn Wort zu Jeremia: 31 Sende hin zu allen Weggeführten und lass ihnen sagen: So spricht der Herr wider Schemaja von Nehelam: Weil euch Schemaja weissagt – und ich habe ihn doch nicht gesandt – und macht, dass ihr auf Lügen vertraut, 32 darum spricht der Herr: Siehe, ich will Schemaja von Nehelam heimsuchen samt seinen Nachkommen, dass keiner von den Seinen unter diesem Volk bleiben soll. Und er soll das Gute nicht sehen, das ich meinem Volk tun will, spricht der Herr; denn er hat es mit seiner Rede vom Herrn abgewendet.

 

Abschließend geht es um den Propheten Schemaja von Nehelam. Er hatte von Babylon aus Briefe nach Jerusalem geschickt – vor allem an den Priester Zefanja, der die Aufsicht über den Tempel hatte. Schemaja fordert ihn dazu auf, Jeremia „in Block und Eisen“ zu legen, weil Jeremia Briefe nach Babylon geschickt hat und die Weggeführten dazu aufgerufen hat, sich dort einzurichten (und nicht auf eine baldigen Rückkehr zu hoffen). Der Priester Zefanja aber setzte Jeremia über das Schreiben Schemaja in Kenntnis.

Daraufhin wird Jeremia von Gott beauftragt, den Weggeführten in Babylon mitzuteilen, dass es für Schemaja und seine Nachkommen keine Zukunft im Volk Gottes geben wird, weil er es mit seiner Rede von Gott abgewendet hat.