4       Die Konstituierung der Gemeinde, die Einweihung der Mauer und die Ordnung des Lebens (Neh.7,4-13,31)

 

 

4.1    Die Konstituierung der Gemeinde (Neh.7,4-10,40)

 

 

4.1.1    Die Registrierung der Bevölkerung und Spenden aus dem Volk (Neh.7,4-7,72a)

 

(4) Die Stadt aber war nach allen Seiten hin weit ausgedehnt und groß, doch das Volk in ihr war spärlich, und keine Häuser waren gebaut. (5) Und mein Gott gab mir es ins Herz, und ich versammelte die Edlen und die Vorsteher und das Volk, damit sie sich registrieren ließen. Und ich fand das Buch mit dem Geschlechtsregister derer, die zuerst heraufgezogen waren, und fand darin geschrieben:

(6) Das sind die Einwohner der Provinz Juda, die aus der Gefangenschaft hinaufzogen, die Weggeführten, die Nebukadnezar, der König von Babel, weggeführt hatte und die nach Jerusalem und Juda zurückgekehrt sind, jeder in seine Stadt, (7) alle, die mit Serubbabel kamen und mit Jeschua, Nehemja, Asarja, Raamja, Nahamani, Mordochai, Bilschan, Misperet, Bigwai, Nehum und Baana. Das ist die> Zahl der Männer des Volkes Israel: (8) Die Söhne Parosch 2 172; (9) die Söhne Schefatja 372; (10) die Söhne Arach 652; (11) die Söhne Pahat-Moab, von den Söhnen Jeschuas und Joabs 2 818; (12) die Söhne Elam 1 254; (13) die Söhne Sattu 845; (14) die Söhne Sakkai 760; (15) die Söhne Binnui 648; (16) die Söhne Bebai 628; (17) die Söhne Asgad 2 322; (18) die Söhne Adonikam 667; (19) die Söhne Bigwai 2 067; (20) die Söhne Adin 655; (21) die Söhne Ater, von Hiskia, 98; (22) die Söhne Haschum 328; (23) die Söhne Bezai 324; (24) die Söhne Harif 112; (25) die Söhne Gibeon 95; (26) die Männer von Bethlehem und Netofa 188; (27) die Männer von Anatot 128; (28) die Männer von Bet-Asmawet 42; (29) die Männer von Kirjat-Jearim, Kefira und Beerot 743; (30) die Männer von Rama und Geba 621; (31) die Männer von Michmas 122; (32) die Männer von Bethel und Ai 123; (33) die Männer vom anderen Nebo 52; (34) die Söhne des anderen Elam 1 254; (35) die Söhne Harim 320; (36) die Söhne Jerichos 345; (37) die Söhne Lod, Hadid und Ono 721; (38) die Söhne Senaa 3 930.

(39) Die Priester: die Söhne Jedaja, vom Haus Jeschua 973; (40) die Söhne Immer 1 052; (41) die Söhne Paschhur 1 247; (42) die Söhne Harim 1 017.

(43) Die Leviten: die Söhne Jeschua von Kadmiel, von den Söhnen Hodewa 74. –

(44) Die Sänger: die Söhne Asaf 148. –

(45) Die Torhüter: die Söhne Schallum, die Söhne Ater, die Söhne Talmon, die Söhne Akkub, die Söhne Hatita, die Söhne Schobai, insgesamt 138.

(46) Die Tempeldiener: die Söhne Ziha, die Söhne Hasufa, die Söhne Tabbaot, (47) die Söhne Keros, die Söhne Sia, die Söhne Padon, (48) die Söhne Lebana, die Söhne Hagaba, die Söhne Salmai, (49) die Söhne Hanan, die Söhne Giddel, die Söhne Gahar, (50) die Söhne Reaja, die Söhne Rezin, die Söhne Nekoda, (51) die Söhne Gasam, die Söhne Usa, die Söhne Paseach, (52) die Söhne Besai, die Söhne der Mëuniter, die Söhne der Nefusiter, (53) die Söhne Bakbuk, die Söhne Hakufa, die Söhne Harhur, (54) die Söhne Bazlit, die Söhne Mehida, die Söhne Harscha, (55) die Söhne Barkos, die Söhne Sisera, die Söhne Temach, (56) die Söhne Neziach, die Söhne Hatifa.

(57) Die Söhne der Knechte Salomos: die Söhne Sotai, die Söhne Soferet, die Söhne Perida, (58) die Söhne Jaala, die Söhne Darkon, die Söhne Giddel, (59) die Söhne Schefatja, die Söhne Hattil, die Söhne Pocheret-Zebajim, die Söhne Amon. (60) Alle Tempeldiener und Söhne der Knechte Salomos waren 392.

(61) Und die folgenden sind die, die aus Tel-Melach, Tel-Harscha, Kerub-Addon und Immer heraufzogen – aber sie konnten ihr Vaterhaus und ihre Abstammung nicht angeben, ob sie aus Israel wären –: (62) die Söhne Delaja, die Söhne Tobija, die Söhne Nekoda 642. (63) Und von den Priestern: die Söhne Habaja, die Söhne Hakkoz, die Söhne Barsillai, der von den Töchtern des Gileaditers Barsillai eine Frau genommen hatte und nach dessen Namen genannt wurde. (64) Diese suchten ihre Eintragung ins Geschlechtsregister, aber sie wurde nicht gefunden. So wurden sie vom Priesteramt als unrein ausgeschlossen. (65) Und der Tirschata befahl ihnen, nicht vom Hochheiligen zu essen, bis der Priester für die Urim und die Tummim auftrete.

(66) Die ganze Versammlung zählte insgesamt 42 360, (67) abgesehen von ihren Knechten und ihren Mägden; diese waren 7 337. Und sie hatten 245 Sänger und Sängerinnen, (68) 435 Kamele und 6 720 Esel.

(69) Und ein Teil der Familienoberhäupter spendete für das Werk. Der Tirschata gab für den Schatz 1 000 Golddariken, 50 Sprengschalen, 530 Priesterleibröcke. (70) Und einige von den Familienoberhäuptern gaben für den Schatz des Werkes 20 000 Golddariken und 2 200 Silberminen. (71) Und was das übrige Volk gab, war 20 000 Golddariken und 2 000 Silberminen und 67 Priesterleibröcke.

(72a) Und die Priester und die Leviten, die Torhüter und die Sänger, einige aus dem Volk und die Tempeldiener und ganz Israel ließen sich in ihren Städten nieder.


(4-5)
Die Stadt, die nun wieder eine funktionierende Stadtmauer hat, ist zwar „nach allen Seiten hin weit ausgedehnt und groß“, aber die Anzahl der Bewohner ist gering. Außerdem hat man dort noch „keine Häuser gebaut“. Damit können Gebäude gemeint sein, aber auch „Vaterhäuser“. Gemeint wäre dann: „Es ist noch nicht zu einer eindeutigen Erfassung und Registrierung der Bevölkerung gekommen, und gerade eine solche Maßnahme wurde im Zuge der angestrebten Eigenständigkeit Judas nunmehr primär erforderlich.“ (Gunneweg, Nehemia, 104).

 

Das ist jedenfalls der Grund, weshalb Gott Nehemia auf die Idee bringt, eine Versammlung zur Registrierung der Bevölkerung einzuberufen (kritisch zur Volkszählung: 2.Sam.24; 1.Chr.21).

 

Da findet Nehemia „das Buch mit dem Geschlechtsregister derer, die zuerst heraufgezogen waren“. Es handelt sich um die Liste aus dem zweiten Kapitel des Buches Esra. Sie wird ab Vers 6 wörtlich wiedergegeben. Von der Volkszählung Nehemias ist gar nicht mehr die Rede. Die Liste aus Esr.2 ersetzt den Bericht über die eben erst einberufene Volksversammlung.

 

Was mag den Verfasser zu diesem Vorgehen bewogen haben? Möglicherweise wiederholt er die Liste aus Esr.2, „weil er Wert darauf legt, die Identität mit der Heimkehrergemeinde bewusst zu machen.“ (Becker, 85). Der Sinn dieser Wiederholung wäre dann, „vor dem entscheidenden Akt die Identität der neuen, auf das Gesetz verpflichteten Gemeinde mit der Schar der gleich am Anfang Heimgekehrten, und exklusiv nur mit ihr, zu betonen.“ (Gunneweg, Esra, 56).

 

(6-72a) Zur Auslegung der Liste vgl. 1.1.4 (Esr.2,1-70). Dort wird auch auf die wenigen Unterschiede zwischen den Listen in Esr.2 und Neh.7 hingewiesen und ggf. eine Erklärung dafür angeboten.

 

 

4.1.2    Verlesung des Gesetzes und Unterrichtung des Volkes (Neh.7,72b-8,12)

 

(72b) Und als der siebte Monat herankam und die Söhne Israels in ihren Städten wohnten (1) da versammelte sich das ganze Volk wie ein Mann auf dem Platz, der vor dem Wassertor war. Und sie sagten zu Esra, dem Schriftgelehrten, er solle das Buch mit dem Gesetz des Mose herbeibringen, das der HERR dem Volk Israel geboten hatte. (2) So brachte am ersten Tag des siebten Monats der Priester Esra das Gesetz vor die Versammlung, vor Männer und Frauen, und vor jeden, der zu hören verstand. (3) Und er las daraus vor auf dem Platz, der vor dem Wassertor war, vom ersten Tageslicht bis zum Mittag in Gegenwart der Männer und Frauen und aller, die es verstehen konnten. Und die Ohren des ganzen Volkes waren auf das Buch des Gesetzes gerichtet. (4) Und Esra, der Schriftgelehrte, stand auf einem Holzgerüst, das man zu diesem Zweck hergestellt hatte. Und neben ihm standen Mattitja, Schema, Anaja, Uria, Hilkija und Maaseja, zu seiner Rechten; und zu seiner Linken Pedaja, Mischael, Malkija, Haschum und Haschbaddana, Secharja und Meschullam. (5) Und Esra öffnete das Buch vor den Augen des ganzen Volkes, denn er überragte das ganze Volk. Und als er es öffnete, stand das ganze Volk auf. (6) Und Esra pries den HERRN, den großen Gott, und das ganze Volk antwortete: Amen, Amen! – wobei sie ihre Hände emporhoben. Und sie verneigten sich und warfen sich vor dem HERRN nieder mit dem Gesicht zur Erde. (7) Und Jeschua und Bani und Scherebja, Jamin, Akkub, Schabbetai, Hodija, Maaseja, Kelita, Asarja, Josabad, Hanan, Pelaja, die Leviten, belehrten das Volk über das Gesetz. Dabei stand das Volk an seiner Stelle. (8) Und sie lasen aus dem Buch, aus dem Gesetz Gottes, abschnittsweise vor, und gaben den Sinn an, so dass man das Vorgelesene verstehen konnte. (9) Und Nehemia, das ist der Tirschata, und der Priester Esra, der Schriftgelehrte, und die Leviten, die das Volk belehrten, sagten zum ganzen Volk: Dieser Tag ist dem HERRN, eurem Gott, heilig! Seid nicht traurig und weint nicht! Denn das ganze Volk weinte, als es die Worte des Gesetzes hörte. (10) Und er sagte weiter zu ihnen: Geht hin, esst fette Speisen und trinkt süße Getränke und sendet dem Anteile, für den nichts zubereitet ist! Denn der Tag ist unserm Herrn heilig. Und seid nicht bekümmert, denn die Freude am HERRN, sie ist euer Schutz! (11) Und die Leviten beruhigten das ganze Volk, indem sie sagten: Seid still, denn der Tag ist heilig! Seid nicht bekümmert! (12) Da ging das ganze Volk hin, um zu essen und zu trinken und Anteile zu versenden und ein großes Freudenfest zu begehen. Denn sie hatten die Worte verstanden, die man ihnen mitgeteilt hatte.


(72b-1)
Wie in Esr.3,1, so folgt auch hier auch die Liste der Rückkehrer der Bericht über eine Versammlung. Die einleitenden Worte sind identisch.

Esr.3,1

Neh.7,72b-8,1

Und als der siebte Monat herankam, dass die Söhne Israel in den Städten wohnten, da versammelte sich das Volk wie ein Mann nach Jerusalem.

Und als der siebte Monat herankam und die Söhne Israels in ihren Städten wohnten da versammelte sich das ganze Volk wie ein Mann auf dem Platz, der vor dem Wassertor war …

 

Lediglich die Ortsangabe unterscheidet sich: Nach Neh.8,1 versammelt sich das Volk „auf dem Platz, der vor dem Wassertor“ ist, also in der Nähe des Tempels (Neh.3,26).

 

Die Volksversammlung hat aber einen anderen Grund als in Esr.3. Ging es dort um den Bau des Altars, so geht es nun um das Gesetz. An dieser Stelle ist wieder von „Esra, dem Schriftgelehrten“ die Rede. (Esr.7,6).

 

(2-3) So bringt Esra, der auch „Priester“ ist, am „ersten Tag des siebten Monats“ (dem Fest des Lärmblasens bzw. Neujahrsfest, vgl. 3.Mos.23,23-25; 4.Mos.29,1-6) „das Gesetz vor die Versammlung, vor Männer und Frauen“ und „vor jeden, der zu hören verstand“ (gemeint sind vermutlich Heranwachsende). Vom Morgengrauen bis zum Mittag liest er daraus vor – und das Volk ist „ganz Ohr“.

 

(4-8) Der Ablauf der Versammlung wird ausführlich beschrieben – vermutlich, weil er als beispielhaft für ähnliche Veranstaltungen gilt.

 

Esra steht auf einem „Holzgerüst“, quasi einer Kanzel. Rechts und links von ihm stehen sechs bzw. sieben Personen. Es wird nicht gesagt, dass sie Priester oder Leviten sind, weshalb zu vermuten ist, dass es sich um „Laien“ handelt.

 

Esra öffnet das Buch des Gesetzes. Weil er alle überragt, bekommen das „ganze Volk“ es mit und steht während der Öffnung des Gesetzbuches auf.

 

Esra beginnt die Liturgie mit einem Lobpreis, auf den das Volk mit einem „Amen! Amen!“ antwortet und dabei die Händen emporhebt. Dann verneigt es sich und wirft sich „vor dem HERRN nieder mit dem Gesicht zur Erde“.

 

Es folgt die Belehrung „über das Gesetz“ durch die Leviten. Auch hier handelt es sich, wie bei den Männern, die rechts und links neben Esra stehen, um 13 Personen. Währenddessen steht das Volk.

 

Die Belehrung erfolgt so, dass sie „abschnittweise“ vorlesen und den jeweiligen Abschnitt erklären, „so dass man das Vorgelesene verstehen konnte“.

 

„Der Abschnitt bietet somit die Äthiologie des späteren synagogalen Gottesdienstes und insbesondere der Tora-Verlesung und Tora-Belehrung.“ (Gunneweg, Nehemia, 112).

 

(9-12) Anschließend erklären „Nehemia, das ist der Tirschata“ (andere Bezeichnung für „Landpfleger“ oder „Statthalter“, vgl. 7,65.70; 10,2)  „und der Priester Esra, der Schriftgelehrte, und die Leviten, die das Volk belehrten“ diesen Tag für „heilig“.

 

Das Volk aber weint, als es die „Worte des Gesetzes“ hört. Das aber passt nicht zu diesem Tag. Der heilige Tag, der „endlich angebrochene große Tag Jahwes, an dem sich das aus dem Exil errettet Israel neu konstituiert, kann und darf kein Tag der Klage und des Weinens sein.“ (Gunneweg, Nehemia, 120). Stattdessen befiehlt Nehemia dem Volk: „Geht hin, esst fette Speisen und trinkt süße Getränke und sendet dem Anteile, für den nichts zubereitet ist!“  (vgl. Est.9,19-22).

 

Er begründet diesen Aufruf zur Freude damit, dass die „Freude am Herrn“ ein „Schutz“ für das Volk ist. Der Satz, „dass die Freude an Jahwe der Jahweverehrer Stärke (wörtlich ‚Bollwerk‘, ‚Festung‘) sei, beruht auf der gläubigen Weisheit, dass von Gott geschenkte Freude an Gott und seinen Gaben (Ps 9,3; 32,11) den Menschen gegen innere Anfechtung wie gegen äußere Bedrohungen stärker macht als äußere Schutzwehr, denn wo Jahwe wohnt, da ist auch ‚Macht und Freude‘ (1.Chr.16,27).“ (Gunneweg, Nehemia, 114f.).

 

Die Leviten bekräftigen diese Aussage und beruhigen das Volk. Sie fordern es dazu auf, still zu sein (was hier wohl bedeutet, dass es das Weinen und Klagen einstellen soll) und „nicht bekümmert zu sein“ – weil dieser Tag „heilig“ ist. Das Volk befolgt diese Anweisung und feiert ein Freudenfest.

 

 

4.1.3    Die Feier des Laubhüttenfestes (Neh.8,13-18)

 

War im Buch Esra davon die Rede, dass das Volk nach dem Bau des Altars das Laubhüttenfest beging (Esr.3,4), so folgt hier die Feier dieses Festes auf die Verlesung des Gesetzes.

 

(13) Und am zweiten Tag versammelten sich die Familienoberhäupter des ganzen Volkes, die Priester und die Leviten, zu Esra, dem Schriftgelehrten, und zwar um Einsicht in die Worte des Gesetzes zu gewinnen. (14) Da fanden sie im Gesetz, das der HERR durch Mose geboten hatte, geschrieben, dass die Söhne Israel an dem Fest im siebten Monat in Laubhütten wohnen sollten, (15) so dass sie verkündigten und durch all ihre Städte und durch Jerusalem den Ruf ergehen ließen: Geht hinaus auf das Gebirge und holt Zweige vom Olivenbaum und Zweige vom wilden Ölbaum und Myrtenzweige und Palmzweige und Zweige von dichtbelaubten Bäumen, um Laubhütten zu machen, wie es geschrieben steht!

(16) Da zog das Volk hinaus und brachte die Zweige herbei. Und sie machten sich Laubhütten, jeder auf seinem Dach oder in ihren Höfen, in den Höfen des Hauses Gottes, auf dem Platz am Wassertor und auf dem Platz am Tor Ephraim. (17) Und die ganze Versammlung, alle, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, machten Laubhütten und wohnten in den Hütten. Denn die Söhne Israel hatten es nicht mehr so gehalten seit den Tagen Josuas, des Sohnes Nuns, bis auf jenen Tag. Und es war eine sehr große Freude. (18) Und man las aus dem Buch des Gesetzes Gottes Tag für Tag vor, vom ersten Tag bis zum letzten Tag. Und sie feierten das Fest sieben Tage lang. Und am achten Tag war die Festversammlung nach der Vorschrift.


(13-15)
Einen Tag nach der Versammlung, auf der das ganze Volk im Gesetz unterrichtet wurde, kommen „die Familienoberhäupter des ganzen Volkes, die Priester und die Leviten, zu Esra, dem Schriftgelehrten“ (vgl. Esr.1,5; 3,12; 8,29), um durch Esra „Einsicht in die Worte des Gesetzes zu gewinnen“.

 

Dabei stoßen sie auf das Gesetz über das Laubhüttenfest und rufen das Volk zusammen (Aussagen, die in Neh.8 aufgegriffen werden, sind unterstrichen):

3.Mos.23,33-44: (33) Und der HERR redete zu Mose: (34) Rede zu den Söhnen Israel: Am fünfzehnten Tag dieses siebten Monats ist das Fest der Laubhütten sieben Tage für den HERRN. (35) Am ersten Tag soll eine heilige Versammlung sein, keinerlei Dienstarbeit dürft ihr tun. (36) Sieben Tage sollt ihr dem HERRN ein Feueropfer darbringen. Am achten Tag soll für euch eine heilige Versammlung sein, und ihr sollt dem HERRN ein Feueropfer darbringen: es ist eine Festversammlung, keinerlei Dienstarbeit dürft ihr tun. (37) Das sind die Feste des HERRN, die ihr ausrufen sollt als heilige Versammlungen, um dem HERRN Feueropfer darzubringen: Brandopfer und Speisopfer, Schlachtopfer und Trankopfer, die Gebühr des Tages an seinem Tag: (38) außer den Sabbaten des HERRN und außer euren Gaben und außer all euren Gelübden und außer all euren freiwilligen Gaben, die ihr dem HERRN gebt. (39) Doch am fünfzehnten Tag des siebten Monats, wenn ihr den Ertrag des Landes eingesammelt habt, sollt ihr sieben Tage das Fest des HERRN feiern. Am ersten Tag soll Ruhe sein, und am achten Tag soll Ruhe sein. (40) Und ihr sollt euch am ersten Tag prächtige Baumfrüchte nehmen, Palmwedel und Zweige von dichtbelaubten Bäumen und von Bachpappeln und sollt euch vor dem HERRN, eurem Gott, sieben Tage freuen. (41) Und ihr sollt es sieben Tage im Jahr als Fest für den HERRN feiern: eine ewige Ordnung für eure Generationen; im siebten Monat sollt ihr es feiern. (42) In Laubhütten sollt ihr wohnen sieben Tage. Alle Einheimischen in Israel sollen in Laubhütten wohnen, (43) damit eure Generationen wissen, dass ich die Söhne Israel in Laubhütten habe wohnen lassen, als ich sie aus dem Land Ägypten herausführte. Ich bin der HERR, euer Gott. – (44) Und Mose sagte den Söhnen Israel die Feste des HERRN.

(vgl. weitere Gesetze zum Laubhüttenfest in 4.Mos.29,12-38 und 5.Mos.16,13-16; 31,10).

 

(16-18) Das Volk befolgt den Aufruf und baut Laubhütten – auf den Dächern ihrer Häuser oder in ihren Höfen, aber auch auf öffentlichen Plätzen („… in den Höfen des Hauses Gottes, auf dem Platz am Wassertor und auf dem Platz am Tor Ephraim.“). So feiert „die ganze Versammlung“ das Laubhüttenfest, „alle, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren“ und die wahre Gemeinde Gottes bilden (Esr.2,1; 8,35; Neh.7,6).

 

Der Verfasser betont, dass „die Söhne Israel … es nicht mehr so gehalten“ hatten „seit den Tagen Josuas, des Sohnes Nuns“. Das widerspricht zwar dem Bericht des Buches Esra (Esra 3,4: „Und sie begingen das Laubhüttenfest, wie es vorgeschrieben ist, mit dem Brandopfer, Tag für Tag in der Zahl, wie es vorgeschrieben ist und wie jeder Tag es erforderte.“). Möglicherweise hat das hier gefeierte Laubhüttenfest einen anderen Akzent, das es einzigartig macht. Hier stehen nämlich nicht die Opfer im Mittelpunkt (vgl. 4.Mos.29,12-38), sondern – wie beim Fest, das „am ersten Tag des siebten Monats“ gefeiert wurde (Neh.8,2) – die Verlesung des Gesetzes.

 

Das Fest wird sieben Tage lang gefeiert (vgl. 3.Mos.23,39) und am achten Tag mit einer besonderen „Festversammlung“ abgeschlossen (vgl. 3.Mos.23,36; 4.Mos.29,35ff.).

 

 

4.1.4    Die große Bußfeier (Neh.9,1-37)


(1) Und am 24. Tag dieses Monats versammelten sich die Söhne Israel unter Fasten und in Sacktuch, und mit Erde auf ihrem Haupt. (2) Und alle, die israelitischer Abstammung waren, sonderten sich ab von allen Söhnen der Fremde. Und sie traten hin und bekannten ihre Sünden und die Verfehlungen ihrer Väter. (3) Und sie standen auf an ihrer Stelle, und man las aus dem Buch des Gesetzes des HERRN, ihres Gottes, vor, ein Viertel des Tages. Und ein anderes Viertel des Tages bekannten sie ihre Verfehlungen und warfen sich nieder vor dem HERRN, ihrem Gott. (4) Und Jeschua und Bani, Kadmiel, Schebanja, Bunni, Scherebja, Bani, Kenani traten auf das Podium der Leviten, und sie schrieen mit lauter Stimme um Hilfe zu dem HERRN, ihrem Gott.

 

(1-4) Unmittelbar nach Ende des Laubhüttenfestes, dass am 15. Tag des siebten Monats begann und am achten Tag mit einer heiligen Versammlung abgeschlossen wurde (3.Mos.23,23-36), versammelt sich das Volk „am 24. Tag dieses Monats … unter Fasten und in Sacktuch, und mit Erde auf ihrem Haupt“ – also zu einer Bußfeier.

 

Dazu trennen sich „alle, die israelitischer Abstammung“ sind, „von allen Söhnen der Fremde“ (vgl. Esr.6,21) und bekennen „ihre Sünden und die Verfehlungen ihrer Väter“. Dabei stehen sie an einem bestimmten Platz (vgl. Neh.8,7). Dann wird ihnen „ein Viertel des Tages“ lang „aus dem Buch des Gesetzes des HERRN, ihres Gottes“ vorgelesen  (vgl. Neh.8,3). In dem dann folgenden „Viertel des Tages“ bekennen sie „ihre Verfehlungen“ und werfen sich dazu vor Gott nieder. Dann treten einige Leviten ans das „Podium der Leviten“ – ihre Namen sind z.T. identisch mit den in Neh.8,7 genannten – und rufen „mit lauter Stimme um Hilfe zu dem HERRN, ihrem Gott“.

 

 

(5) Und die Leviten Jeschua und Kadmiel, Bani, Haschabneja, Scherebja, Hodija, Schebanja, Petachja sagten: Steht auf, preist den HERRN, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und man preise deinen herrlichen Namen, der erhaben ist über allen Preis und Ruhm! (6) Du, HERR, bist es, du allein. Du, du hast die Himmel gemacht, die Himmel der Himmel und all ihr Heer, die Erde und alles, was darauf ist, die Meere und alles, was in ihnen ist. Und du machst dies alles lebendig, und das Heer des Himmels wirft sich vor dir nieder. (7) Du bist es, HERR, Gott, der du Abram erwählt hast und ihn aus Ur in Chaldäa herausgeführt und ihm den Namen Abraham verliehen hast. (8) Und du hast sein Herz treu vor dir erfunden und hast mit ihm den Bund geschlossen, das Land der Kanaaniter, der Hetiter, der Amoriter und der Perisiter und der Jebusiter und der Girgasiter zu geben – es seinen Nachkommen zu geben. Und du hast deine Worte aufrechterhalten, denn du bist gerecht. (9) Und du hast das Elend unserer Väter in Ägypten angesehen und hast ihr Geschrei am Schilfmeer gehört. (10) Und du hast Zeichen und Wunder getan an dem Pharao und an all seinen Knechten und am ganzen Volk seines Landes. Denn du hattest erkannt, dass sie vermessen an ihnen gehandelt hatten. Und du hast dir einen Namen gemacht, wie es am heutigen Tag ist. (11) Und das Meer hast du vor ihnen gespalten, so dass sie mitten durch das Meer auf dem Trockenen zogen. Aber ihre Verfolger hast du in die Tiefen geworfen wie einen Stein in mächtige Wasser. (12) Und in einer Wolkensäule hast du sie bei Tag geleitet und in einer Feuersäule bei Nacht, um ihnen den Weg zu erleuchten, auf dem sie ziehen sollten. (13) Und auf den Berg Sinai bist du herabgestiegen und hast vom Himmel her mit ihnen geredet. Und du hast ihnen klare Rechtsbestimmungen und zuverlässige Gesetze, gute Ordnungen und Gebote gegeben. (14) Und deinen heiligen Sabbat hast du ihnen verkündet und hast ihnen Gebote und Ordnungen und ein Gesetz geboten durch deinen Knecht Mose. (15) Und Brot vom Himmel hast du ihnen gegeben für ihren Hunger und hast ihnen Wasser aus dem Felsen hervorkommen lassen für ihren Durst. Und du hast ihnen befohlen hineinzugehen, um das Land in Besitz zu nehmen, das ihnen zu geben du deine Hand zum Schwur erhoben hattest. (16) Sie aber, unsere Väter nämlich, handelten vermessen, und sie verhärteten ihren Nacken und hörten nicht auf deine Gebote. (17) Und sie weigerten sich zu gehorchen und dachten nicht <mehr> an deine Wundertaten, die du an ihnen getan hattest. Sie verhärteten ihren Nacken und setzten ein Haupt <über sich>, um zu ihrer Knechtschaft in Ägypten zurückzukehren. Du aber bist ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Gnade, und du hast sie nicht verlassen. (18) Sogar als sie sich ein gegossenes Kalb machten und sagten: Das ist dein Gott, der dich aus Ägypten heraufgeführt hat – und große Lästerungen verübten, (19) hast du in deinen großen Erbarmungen sie doch nicht in der Wüste verlassen. Die Wolkensäule wich nicht von ihnen bei Tag, um sie auf dem Weg zu leiten, noch die Feuersäule bei Nacht, um ihnen den Weg zu erleuchten, auf dem sie ziehen sollten. (20) Und deinen guten Geist hast du gegeben, um sie zu unterweisen. Und dein Manna hast du ihrem Mund nicht vorenthalten, und du gabst ihnen Wasser für ihren Durst. (21) Und vierzig Jahre lang hast du sie in der Wüste versorgt, sie entbehrten nichts. Ihre Kleider zerschlissen nicht, und ihre Füße schwollen nicht an. (22) Und du hast ihnen Königreiche und Völker gegeben und sie ihnen Stück für Stück zugeteilt. So nahmen sie das Land Sihons, das Land des Königs von Heschbon, in Besitz und das Land des Og, des Königs von Baschan. (23) Und ihre Söhne hast du zahlreich werden lassen wie die Sterne des Himmels. Und du hast sie in das Land gebracht, von dem du ihren Vätern gesagt hattest, dass sie hineingehen sollten, um es in Besitz zu nehmen. (24) Und die Söhne kamen hinein und nahmen das Land in Besitz. Und du hast vor ihnen die Bewohner des Landes, die Kanaaniter, gedemütigt und hast sie in ihre Hand gegeben, sowohl ihre Könige als auch die Völker des Landes, mit ihnen zu tun nach ihrem Belieben. (25) Und sie nahmen befestigte Städte ein und fettes Ackerland und nahmen Häuser in Besitz, die mit allerlei Gut gefüllt waren, ausgehauene Zisternen, Weinberge und Olivengärten und Obstbäume in Menge. Und sie aßen und wurden satt und fett und ließen es sich wohl sein durch deine große Güte. (26) Aber sie wurden widerspenstig und empörten sich gegen dich und warfen dein Gesetz hinter ihren Rücken. Und sie brachten deine Propheten um, die als Zeugen gegen sie auftraten, um sie zu dir zurückzuführen; und sie verübten große Lästerungen. (27) Da gabst du sie in die Hand ihrer Bedränger, die bedrängten sie. Und zur Zeit ihrer Bedrängnis schrieen sie zu dir, und du hörtest vom Himmel her, und nach deinen großen Erbarmungen gabst du ihnen Retter; die retteten sie aus der Hand ihrer Bedränger. (28) Aber sobald sie Ruhe hatten, taten sie wieder Böses vor dir. Da überließest du sie der Hand ihrer Feinde, dass diese über sie herrschten, und sie schrieen wieder zu dir um Hilfe, und du hörtest vom Himmel her und errettetest sie nach deinen Erbarmungen viele Male. (29) Und du tratest als Zeuge gegen sie auf, um sie zu deinem Gesetz zurückzuführen. Sie aber handelten vermessen und gehorchten deinen Geboten nicht, sondern sündigten gegen deine Rechtsbestimmungen, durch die der Mensch lebt, wenn er sie tut. Und sie zeigten eine störrische Schulter und verhärteten ihren Nacken und gehorchten nicht. (30) Und du hattest Geduld mit ihnen viele Jahre und tratest als Zeuge gegen sie auf durch deinen Geist, durch das Wort deiner Propheten, aber sie hörten nicht hin. Da gabst du sie in die Hand der Völker der Länder. (31) Doch in deinen großen Erbarmungen hast du nicht ein Ende mit ihnen gemacht und sie nicht verlassen. Denn ein gnädiger und barmherziger Gott bist du! (32) Und nun, unser Gott, du großer, starker und furchtbarer Gott, der den Bund und die Gnade bewahrt, lass nicht gering vor dir sein all die Mühsal, die uns getroffen hat, unsere Könige, unsere Obersten und unsere Priester und unsere Propheten und unsere Väter und dein ganzes Volk, seit den Tagen der Könige von Assur bis auf diesen Tag! (33) Doch du bist gerecht bei allem, was über uns gekommen ist, denn du hast Treue bewiesen; wir aber, wir haben gottlos gehandelt. (34) Und unsere Könige, unsere Obersten, unsere Priester und unsere Väter haben nicht nach deinem Gesetz gehandelt und haben auf deine Gebote und auf deine Zeugnisse nicht geachtet, mit denen du gegen sie als Zeuge aufgetreten bist. (35) Sie aber – trotz ihres Königreiches und trotz der Fülle deiner Güter, die du ihnen gegeben, und trotz des weiten und fetten Landes, das du vor sie gelegt hattest – sie haben dir nicht gedient und sind nicht umgekehrt von ihren bösen Taten. (36) Siehe, wir sind heute Knechte. Und das Land, das du unseren Vätern gegeben hast, seine Früchte und seine Güter zu genießen, – siehe, wir sind Knechte in ihm! (37) Und seinen Ertrag vermehrt es für die Könige, die du um unserer Sünden willen über uns gesetzt hast. Und sie haben Gewalt über unsere Leiber und über unser Vieh nach ihrem Belieben; wir aber sind in großer Bedrängnis.

 

 

(5) Das Gebet der Leviten beginnt mit einem Aufruf, Gott „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ zu loben, dessen Name „erhaben ist über allen Preis und Ruhm“.

 

Anschließend folgt ein Gang durch die Geschichte, in der sich Gottes Macht und Herrlichkeit zeigt.

 

(6) Dieser Gang durch die Geschichte beginnt mit der Schöpfung. Gott hat „die Himmel“ gemacht, die „Himmel der Himmel“ (die allerhöchsten Himmel, vgl. 5.Mos.10,14; 1.Kön.8,27), das „Heer“ des Himmels (entweder Sterne, vgl.1.Mos.2,1; 5.Mos.4,19, oder Engel, vgl. 1.Kön.22,19; 2.Chr.18,18) und „die Erde und alles, was darauf ist, die Meere und alles, was in ihnen ist“. Das alles hat Gott „lebendig“ gemacht. Deshalb wirft sich das „Heer des Himmels“ – hier sind sicher Engel gemeint – anbetend vor ihm nieder.

 

Vielleicht ist indirekt gemeint: „Während die ganze nicht-menschliche Schöpfung vor Gott in Anbetung niederfällt (V 6 Ende), wagt es Israel – so die Fortsetzung – gegen seinen Schöpfer und Erlöser zu rebellieren.“ (Gunneweg, Nehemia, 125).

 

(7-8) Es folgt die Erinnerung an Abram, den Gott „erwählt“, aus Ur in Chaläa „herausgeführt“ (1.Mos.15,7) und den Namen Abraham „verliehen“ hat (1.Mos.17,5). Gott hat „sein Herz“ als „treu … erfunden“ (1.Mos.15,7) und mit ihm den Bund (Vertrag) geschlossen, ihm und seinen Nachkommen „das Land der Kanaaniter, der Hetiter, der Amoriter und der Perisiter und der Jebusiter und der Girgasiter zu geben“ (vgl. 1.Mos.15,18-21 und Esr.9,1, wo davon die Rede ist, dass die Rückkehrer sich von diesen Völkern nicht abgesondert haben). Und Gott hat diese Zusage eingehalten, weil er „gerecht“ ist („gerecht“ meint hier so viel wie „treu“, vgl. Neh.9,33: „Doch du bist gerecht bei allem, was über uns gekommen ist, denn du hast Treue bewiesen; wir aber, wir haben gottlos gehandelt.“).

 

(9-11) Entsprechend der Chronologie der Geschichte Israels folgt die Erinnerung an den Exodus. Gott hat „das Elend unserer Väter in Ägypten angesehen“ (vgl. 2.Mos.3,7) und „ihr Geschrei am Schilfmeer gehört“ (vgl. 2.Mos.14,10). Er hat „Zeichen und Wunder getan an dem Pharao und an all seinen Knechten und am ganzen Volk seines Landes“ (vgl. 2.Mos.7-12) – natürlich nicht zu deren Vorteil, sondern um die Befreiung Israels zu erwirken. Gott hat erkannt, dass der Pharao und sein Volk das auch verdient hatten, weil sie „vermessen“ am Volk Gottes gehandelt hatten. Deshalb hat er sich mit der Befreiung seines Volkes bis zum „heutigen Tag“ einen „Namen gemacht“ (vgl. Jer.32,20; Dan.9,15) und „das Meer … vor ihnen gespalten“, so dass sie hindurchziehen konnten (2.Mos.14,21-22), während er „ihre Verfolger … in die Tiefen geworfen“ hat „wie einen Stein in mächtige Wasser“ (vgl. 2.Mos.15,5.10.19).

 

(12-21) Auch in der Wüste hat Gott sein Volk geführt. Mit Hilfe der Wolkensäule und der Feuersäule hat er ihnen den Weg gezeigt (vgl. 2.Mos.13,21-22; 4.Mos.10,34; 14,14; 5.Mos.1,33). Vor allem aber ist er „auf den Berg Sinai … herabgestiegen“ (2.Mos.19,18-20) und hat „vom Himmel her mit ihnen geredet“ (2.Mos.20,22; 5.Mos.4,36). Dort hat er ihnen „Rechtsbestimmungen und zuverlässige Gesetze, gute Ordnungen und Gebote gegeben“. Dabei wird der Sabbat besonders hervorgehoben und möglicherweise sind mit den nach dem Hinweis auf das Sabbatgebot genannten Geboten, Ordnungen und Gesetzen speziell die Vorschriften bzgl. des Sabbats gemeint. Außerdem hat er sie mit „Brot“ (vgl. 2.Mos.16,4; Ps.78,24; 105,40) und „Wasser“ (2.Mos.17,6; 4.Mos.20,11; Ps.78,15-20; 105,41) versorgt und ihnen befohlen, „das Land in Besitz zu nehmen“, dass er ihnen mit einem „Schwur“ versprochen hat.

 

Trotzdem haben die „Väter“ – ebenso wie die Ägypter (Neh.9,10) – „vermessen“ gehandelt. Sie haben nicht auf Gottes Gebote gehört, sich geweigert, Gott zu gehorchen und all die Wundertaten vergessen, die er an ihnen getan hat. Dabei sind sie hart geworden und wollten sogar eine neue Führung, die sie zurück in die Knechtschaft nach Ägypten führt (4.Mos.14,4).

 

Aber Gott hat sie dennoch „nicht verlassen“ – weil er „ein Gott der Vergebung“ ist, „gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Gnade“. Sogar als sie sich ein „gegossenes Kalb“ gemacht und es zu ihrem Gott erhoben haben, der sie aus der Knechtschaft in Ägypten befreit hat (vgl. 2.Mos.32,4.8), hat Gott sein Volk aufgrund seines großen Erbarmens „doch nicht in der Wüste verlassen“, sie auch weiterhin mit Wolken- und Feuersäule geführt, ihnen seinen „guten Geist“ gegeben, um sie zu unterweisen (vgl. Neh.9,30: „Und du hattest Geduld mit ihnen viele Jahre und tratest als Zeuge gegen sie auf durch deinen Geist, durch das Wort deiner Propheten …“; vgl. 4.Mos.11,14-17.24-30) und sie mit Manna und mit Wasser versorgt (4.Mos.9,15). Vierzig Jahre hat Gott sie „in der Wüste versorgt“. Sie haben nichts entbehrt (5.Mos.2,7), ihre Kleider sind nicht zerschlissen und ihre Füße nicht angeschwollen (5.Mos.8,4; 29,4)

 

(22-31) Dann hat Gott sie bei der Landnahme geführt, „ihnen Königreiche und Völker gegeben und … ihnen Stück für Stück zugeteilt“. Konkret werden das „Land Sihons“ (vgl. 4.Mos.21,21-32) und „Land des Og“ (4.Mos.21,33-35) genannt.

 

Das Volk ist so „zahlreich“ geworden „wie die Sterne des Himmels“ (5.Mos.1,10). Als zahlreich gewordenes Volk hat Gott sie in das Land gebracht, dass er ihnen verheißen hat, und es ihnen zum „Besitz“ gegeben. Dazu hat er „die Bewohner des Landes, die Kanaaniter, gedemütigt und … in ihre Hand gegeben“, um „mit ihnen zu tun nach ihrem Belieben“ – und zwar „sowohl ihre Könige als auch die Völker des Landes“. So haben sie „befestigte Städte“ erobert und „fettes Ackerland und … Häuser in Besitz“ genommen, „die mit allerlei Gut gefüllt waren, ausgehauene Zisternen, Weinberge und Olivengärten und Obstbäume in Menge“. Deshalb ging es ihnen rundweg gut: „… sie aßen und wurden satt und fett und ließen es sich wohl sein“ durch Gottes „große Güte“ (vgl. 5.Mos.6,10-11; 8,7-10).

 

Damit ist vermutlich indirekt die folgende Botschaft verbunden: „Damals besaß Israel das Land und genoss seinen Ertrag und durfte sich gütlich tun; heute aber ist alles ganz, ganz anders!“ (Gunneweg, Nehemia, 128).

 

Aber als sie im Land waren, wurden sie „widerspenstig und empörten sich“ gegen Gott und ignorierten sein Gesetz (vgl. Neh.9,16-17). Die „Propheten …, die als Zeugen gegen sie auftraten“ haben sie umgebracht (z.B. 1.Kön.18,4; Jer.26,20-21; 2.Chr.24,21). Sie ließen sich nicht zu Gott zurückführen, sondern „verübten große Lästerungen“ (gemeint ist vermutlich die Anbetung von Götzen, vgl. Neh.9,18: „Sogar als sie sich ein gegossenes Kalb machten und sagten: Das ist dein Gott, der dich aus Ägypten heraufgeführt hat – und große Lästerungen verübten, …“).

 

Die Geschichte lief dann nach folgendem Muster: Gott gibt seine Volk in die Hand der „Bedränger“. In ihrer Bedrängnis flehen sie Gott um Hilfe an. Der erhört sie und gibt ihnen „Retter“, die sie „aus der Hand ihrer Bedränger“ befreien. Aber sobald sie wieder „Ruhe“ haben, erleiden sie einen Rückfall und Gott übergibt sie wieder in der „Hand ihrer Feinde“. Dann rufen sie wieder zu Gott – und der hört sie „vom Himmel her“ (2.Chr.6,23) und errettet sie „viele Male“.

 

Das erinnert an die Interpretation der Richterzeit:

Ri.2,11-21: (11) Da taten die Söhne Israel, was böse war in den Augen des HERRN, und dienten den Baalim. (12) Und sie verließen den HERRN, den Gott ihrer Väter, der sie aus dem Land Ägypten herausgeführt hatte, und liefen anderen Göttern nach, von den Göttern der Völker, die rings um sie her lebten, und sie warfen sich vor ihnen nieder und reizten den HERRN zum Zorn. (13) So verließen sie den HERRN und dienten dem Baal und den Astarot. (14) Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel, und er gab sie in die Hand von Plünderern, die sie ausplünderten. Und er verkaufte sie in die Hand ihrer Feinde ringsum, so dass sie vor ihren Feinden nicht mehr standhalten konnten. (15) Überall, wohin sie auszogen, war die Hand des HERRN gegen sie zum Bösen, ganz wie der HERR geredet und wie der HERR ihnen geschworen hatte; so waren sie sehr bedrängt. (16) Da ließ der HERR Richter aufstehen, die retteten sie aus der Hand ihrer Plünderer. (17) Aber auch auf ihre Richter hörten sie nicht, sondern hurten anderen Göttern nach und warfen sich vor ihnen nieder. Sie wichen schnell ab von dem Weg, den ihre Väter, um den Geboten des HERRN zu gehorchen, gegangen waren; sie handelten nicht so. (18) Und wenn der HERR ihnen Richter erstehen ließ, war der HERR mit dem Richter, und er rettete sie aus der Hand ihrer Feinde alle Tage des Richters. Denn der HERR hatte Mitleid wegen ihres Ächzens über die, die sie quälten und sie bedrängten. (19) Und es geschah, sobald der Richter gestorben war, kehrten sie um und trieben es schlimmer als ihre Väter darin, anderen Göttern nachzulaufen, ihnen zu dienen und sich vor ihnen niederzuwerfen. Sie ließen nichts fallen von ihren Taten und von ihrem halsstarrigen Wandel. (20) Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel, und er sprach: Weil diese Nation meinen Bund übertreten hat, den ich ihren Vätern geboten habe, und sie meiner Stimme nicht gehorcht haben, (21) so werde auch ich nicht länger irgendeinen vor ihnen vertreiben aus den Nationen, die Josua übriggelassen hat, als er starb,

 

Oder anders ausgedrückt: Gott hat versucht, das Volk zu seinem Gesetz „zurückzuführen“. Aber das Volk war „vermessen“. Es gehorchte nicht, sondern sündigte gegen seine „Rechtsbestimmungen“, obwohl sie doch dem Leben dienen (3.Mos.18,5; Hes.20,11). Es hatte eine „störrische Schulter“ und einen „verhärteten … Nacken“. Trotzdem hatte Gott „viele Jahre“ Geduld und sandte „Propheten“, um sie auf den richtigen Weg zurückzuführen. Aber Israel hörte nicht.

 

Schließlich gab Gott sie „in die Hand der Völker der Länder“ (der Begriff „Völker der Länder“ bezieht sich an anderer Stelle auf die Nachbarn Israels in nachexilischer Zeit, Esr.9,1; Neh.10,29-32). Aber auch das war nicht das Ende. Weil er ein gnädiger und barmherziger Gott ist, hat er „nicht ein Ende mit ihnen gemacht und sie nicht verlassen“ (Jer.5,18; 30,11).

 

(32-37) Mit den Worten „und nun“ wendet sich das Gebet der Gegenwart zu. Der Gott, der ein „großer, starker und furchtbarer Gott“ ist und „der den Bund und die Gnade bewahrt“, soll die „Mühsal“ erkennen, die Israel „seit den Tagen der Könige von Assur bis auf diesen Tag“ getroffen hat – Könige, Oberste, Priester, Propheten und das ganze Volk. „Assur ist nachexilische Chiffre für die jeweilige Großmacht (vgl. Jes.10,24.27; 11,11.16; 19,23-25; 27,13; 30,31f.; Hos.14,4; Mi.5,4f.; 7,12; Sach.10,10f.)“ (Becker, 41).

 

Während Gott immer wieder seine „Treue bewiesen“ hat, hat sein Volk „gottlos gehandelt“. Alle haben nicht nach seinem Gesetz gehandelt und auch die prophetischen „Zeugnisse“ nicht beachtet, mit denen Gott „als Zeuge“ gegen sein Volk aufgetreten ist (Neh.9,26.30). Trotz ihrer politischen und wirtschaftlichen Erfolge haben sie Gott „nicht gedient und sind nicht umgekehrt von ihren bösen Taten“.

 

Das ist der Grund dafür, warum die Israeliten „heute Knechte“ sind – dass sie in dem Land, dass Gott ihren Väter gegeben hat, damit sie „seine Früchte und seine Güter … genießen“, „Knechte“ sind (vgl. Esr.9,9). Der Ertrag des Landes kommt den Königen zugute, die Gott aufgrund der Sünden des Volkes über sie gesetzt hat. Sie haben „Gewalt“ über ihre „Leiber“ und über ihr „Vieh“; Israel ist „in großer Bedrängnis“.

 

Das Gebet kann wie folgt zusammengefasst werden:

„Der Psalm ist … Teil der … Erzählung über die nachexilische Restauration, und auch Korrektur derselben. Unter dem Eindruck … der Not mangelnder Souveränität, immer noch einer fremden und nun rücksichtslosen Obrigkeit untertan, kann die erlebte und erfahrene Gegenwart nicht ungebrochen als Zeit der Erfüllung geglaubt werden. Ist aber Gott gerecht und treu, wie der Verfasser nicht müde wird zu betonen, so kann das nur heißen, dass die Sünden der Väter immer noch nachwirken und dass auch das aus dem Exil heimgekehrte Israel sündigte, wie es vor ihm schon die Väter seit eh und je getan hatten. … Nur dass Gott seinem Volk nicht völlig den Garaus gemacht hat, wird hervorgehoben (V 31) … Die Faktizität von Heimkehr, Restauration und religiöser Autonomie konnte er … nicht in Zweifel ziehen, aber sie verliert für ihn die spezifisch chronistisch-theologische Bedeutung eines wesentlichen Einschnittes, ja als des Heilsereignisses schlechthin, mit dem die neue Zeit anhob und von der alle Gegenwart für den Chr qualifiziert ist. Auch das neue Israel steht in der Kontinuität des alten und sündigen Israel. Deshalb möge Israel Buße tun, sich von allem Fremden trennen und sich so als das rechte Israel erweisen, in der Hoffnung, dass Gott sich dann seines armen Volkes erneut erbarmen werde.“ (Gunneweg, Nehemia, 129).

 

 

 

4.1.5    Die Verpflichtung auf das Gesetz (Neh.10,1-40)

 

Als logische Folge des vorangegangenen Gebetes, bei dem die Missachtung des Gesetzes als Ursache des Elends benannt wurde (Neh.9,5-37), verpflichtet sich das Volk zur Einhaltung des Gesetzes.

 

(1) Und wegen all dessen schließen wir nun eine feste Vereinbarung und schreiben sie auf. Und auf der gesiegelten Schrift stehen die Namen unserer Obersten, unserer Leviten und unserer Priester.

(2) Und die Namen auf den gesiegelten Schriftstücken: Nehemia, der Tirschata, der Sohn Hachaljas, und Zedekia.  (3) Seraja, Asarja, Jirmeja, (4) Paschhur, Amarja, Malkija, (5) Hattusch, Schebanja, Malluch, (6) Harim, Meremot, Obadja, (7) Daniel, Ginneton, Baruch, (8) Meschullam, Abija, Mijamin, (9) Maasja, Bilga, Schemaja; das sind die Priester. –

(10) Und die Leviten: Jeschua, der Sohn Asanjas, Binnui, von den Söhnen Henadads, Kadmiel; (11) und ihre Brüder: Schechanja, Hodija, Kelita, Pelaja, Hanan, (12) Micha, Rehob, Haschabja, (13) Sakkur, Scherebja, Schebanja, (14) Hodija, Bani, Beninu. 

(15) Die Häupter des Volkes: Parosch, Pahat-Moab, Elam, Sattu, Bani, (16) Bunni, Asgad, Bebai, (17) Adonija, Bigwai, Adin, (18) Ater, Hiskia, Asur, (19) Hodija, Haschum, Bezai, (20) Harif, Anatot, Nebai, (21) Magpiasch, Meschullam, Hesir, (22) Meschesabel, Zadok, Jaddua, (23) Pelatja, Hanan, Anaja, (24) Hoschea, Hananja, Haschub, (25) Lohesch, Pilha, Schobek, (26) Rehum, Haschabna, Maaseja, (27) und Ahija, Hanan, Anan, (28) Malluch, Harim, Baana.

(29) Und das übrige Volk, die Priester, die Leviten, die Torhüter, die Sänger, die Tempeldiener und alle, die sich aus den Völkern der Länder zum Gesetz Gottes hin abgesondert haben, sowie ihre Frauen, ihre Söhne und ihre Töchter, alle, die Erkenntnis und Einsicht haben, (30) schließen sich ihren Brüdern, den Mächtigen unter ihnen, an und treten in Eid und Schwur, im Gesetz Gottes zu leben, das durch Mose, den Knecht Gottes, gegeben worden ist, und alle Gebote des HERRN, unseres Herrn, und seine Rechtsbestimmungen und seine Ordnungen zu bewahren und zu tun.

(31) Und sie schwören: Wir wollen unsere Töchter nicht den Völkern des Landes geben, und ihre Töchter nicht für unsere Söhne nehmen. (32) Wenn die Völker des Landes am Sabbattag ihre Waren und allerlei Getreide zum Verkauf bringen, wollen wir es ihnen am Sabbat oder an einem andern heiligen Tag nicht abnehmen. Wir wollen im siebten Jahr auf den Ernteertrag und auf die Schuldforderung einer jeden Hand verzichten. (33) Wir wollen uns als Gebot auferlegen, ein Drittel Schekel im Jahr für den Dienst im Haus unseres Gottes zu geben: (34) für die Schaubrote und das regelmäßige Speisopfer und für das ständige Brandopfer und für die Opfer an den Sabbaten und Neumonden, für die Festzeiten und für die heiligen Dinge und für die Sündopfer, um Sühnung zu erwirken für Israel und für alles Werk im Haus unseres Gottes. (35) Wir, die Priester, die Leviten und das Volk, wollen die Lose werfen über die Lieferung des Brennholzes, um es nach unseren Familien zu bestimmten Zeiten zum Haus unseres Gottes zu bringen, Jahr für Jahr, damit man es auf dem Altar des HERRN, unseres Gottes, verbrennt, wie es im Gesetz geschrieben steht. (36) Wir verpflichten uns, die Erstlinge unseres Ackerlandes und die Erstlinge aller Früchte von allen Bäumen Jahr für Jahr zum Haus des HERRN zu bringen. (37) Wir verpflichten uns, die Erstgeborenen unserer Söhne und unseres Viehbestandes, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist, und zwar die Erstgeborenen unserer Rinder und unserer Schafe zum Haus unseres Gottes zu bringen, für die Priester, die im Haus unseres Gottes Dienst verrichten. (38) Wir wollen das Erste von unserm Schrotmehl und unseren Hebopfern und den Früchten von allerlei Bäumen, von Most und Öl für die Priester bringen, in die Zellen des Hauses unseres Gottes, und den Zehnten unseres Ackerlandes für die Leviten. Denn sie, die Leviten, sind es, die den Zehnten erheben sollen in allen Städten unseres Ackerbaus. (39) Und der Priester, der Sohn Aarons, soll bei den Leviten sein, wenn die Leviten den Zehnten erheben. Und die Leviten sollen den Zehnten vom Zehnten zum Haus unseres Gottes hinaufbringen, in die Zellen des Schatzhauses. (40) Denn in die Zellen sollen die Söhne Israel und die Söhne Levi das Hebopfer vom Getreide, vom Most und Öl bringen. Denn dort sind die heiligen Geräte und die Priester, die den Dienst verrichten, und die Torhüter und die Sänger. So wollen wir das Haus unseres Gottes nicht im Stich lassen.

 

(1) „Wegen all dessen“ – also aufgrund der Situation, in die sich das Volk durch die Missachtung des göttlichen Gesetzes gebracht hat – wird nun eine „feste Vereinbarung geschlossen“, schriftlich fixiert und von den Obersten, Leviten und Priestern unterschrieben.

 

Es folgt die Liste der Unterzeichner – in umgekehrter Reihenfolge (Priester, Leviten, Oberste).

 

(2-9) Ganz oben auf der Liste, noch bevor die unterzeichnenden Priester genannt werden, steht „Nehemia, der Tirschata“ (vgl. 7,65.70; 8,9). Gegenüber der Liste aus Esr.2/Neh.7 sind die meisten Namen neu. Sie „begegnen mit den üblichen Varianten und Abweichungen in der Reihenfolge auch 12,1-6 und 12,12-18.“ (Gunneweg, Nehemia, 133).

 

(10-14) Die Anzahl der namentlich genannten Leviten ist gegenüber der Liste aus Esr.2/Neh.7 deutlich höher. Einige von ihnen begegnen auch in Neh.12,8-9 und 12,24-25.

 

(15-28) Bei der Liste „Häupter des Volkes“ zeigt sich im Vergleich zur Liste aus Esr.2/Neh.7 „zunächst eine bemerkenswerte Konstanz, denn in V 15-20a folgt das neue Verzeichnis der alten Liste mit nur geringfügigen Varianten, die mit der Orthographie der Namen zusammenhängen werden. Während nur wenige alte Namen – Schefatja, Arach, Sakkai (Esr.2,4.5.9) – fehlen, tauchen um so zahlreicher in der zweiten Hälfte dieses Abschnittes neue Namen auf. Sie stehen an der Stelle der in der ‚Heimkehrerliste‘ aufgezählten Ortsverbänden. Auch diese neuen Familien treten, durch ihre Häupter vertreten, dem feierlichen Schwur bei.“ (Gunneweg, Nehemia, 134).

 

Die Gesamtzahl der Unterzeichnenden beträgt 84 – also 7 x 12 (Zufall?).

 

(29-30) Alle anderen – „das übrige Volk, die Priester, die Leviten, die Torhüter, die Sänger, die Tempeldiener“ – setzen zwar nicht ihren Namen unter die „Vereinbarung“, aber „schließen sich ihren Brüdern, den Mächtigen unter ihnen, an“ und schwören feierlich, „im Gesetz Gottes zu leben, das durch Mose, den Knecht Gottes, gegeben worden ist, und alle Gebote des HERRN, unseres Herrn, und seine Rechtsbestimmungen und seine Ordnungen zu bewahren und zu tun“.

 

Aber nicht nur die Rückkehrer, sondern auch alle, „die sich aus den Völkern der Länder zum Gesetz Gottes hin abgesondert haben“, machen mit (vgl. Esr.6,21: „So aßen die Söhne Israel, die aus der Wegführung zurückgekehrt waren, das Passah sowie jeder, der sich von der Unreinheit der Nationen des Landes zu ihnen abgesondert hatte, um den HERRN, den Gott Israels, zu suchen.“). Auch „ihre Frauen, ihre Söhne und ihre Töchter“ sind dabei – also nicht nur die „Söhne der Wegführung“, sondern „alle, die Erkenntnis und Einsicht haben“.

 

(31-40) „Die allgemeine Verpflichtung wird nunmehr sehr genau spezifiziert. Zwar soll das ganze Gesetz, wie es seit Moses Tagen in Gültigkeit war und immer noch ist, gehalten werden, aber in der konkreten Situation, die dem Verfasser vorschwebt, sollen ganz bestimmte Vorschriften und Pflichten besonders genannt werden. Situation und speziell in ihr einzuschärfende Pflichten ergeben sich einmal aus dem chronistischen Werk …; sie ergeben sich zweitens aus den realen Umständen der eigenen Gegenwart; und er berücksichtigt drittens … die konkreten Maßnahmen, die Nehemia traf …“ (Gunneweg, 135f.).

 

Erstens: „Wir wollen unsere Töchter nicht den Völkern des Landes geben, und ihre Töchter nicht für unsere Söhne nehmen.“

 

Esra 9-10 berichten von der Trennung der Mischehen. Hier erscheint die Mischehenproblematik in Form eines generellen Verbots für die Zukunft. Hintergrund sind folgende Bestimmungen der Thora:

2.Mos.34,34,15-16: (15) Dass du ja keinen Bund mit den Bewohnern des Landes schließt! Denn dann könnte man dich einladen, und du könntest, wenn sie ihren Göttern nachhuren und ihren Göttern opfern, von ihren Schlachtopfern essen. (16) Und du könntest von ihren Töchtern für deine Söhne Frauen nehmen, und wenn dann ihre Töchter ihren Göttern nachhuren, könnten sie deine Söhne dazu verführen, ihren Göttern nachzuhuren.

5.Mos.7,3: Und du sollst dich nicht mit ihnen verschwägern. Deine Tochter darfst du nicht seinem Sohn geben, und seine Tochter darfst du nicht für deinen Sohn nehmen.

 

Zweitens: „Wenn die Völker des Landes am Sabbattag ihre Waren und allerlei Getreide zum Verkauf bringen, wollen wir es ihnen am Sabbat oder an einem andern heiligen Tag nicht abnehmen.“

 

„Die Einschärfung eines solchen Verbots ist situationsbedingt, sind es doch die nahen Nachbarn, denen der Sabbat fremd ist, die Israel in Versuchung bringen, die Sabbatruhe zu brechen.“ (Gunneweg, Nehemia, 136). Die konkrete Umsetzung beschreibt Neh.13,15-22.

 

Drittens: „Wir wollen im siebten Jahr auf den Ernteertrag und auf die Schuldforderung einer jeden Hand verzichten.“

 

Aufgrund der in Neh.5 berichteten sozialen Missstände wird an die generellen Regelungen dazu erinnert:  

2.Mos.23,11: Aber im siebten sollst du es brachliegen lassen und nicht bestellen, damit die Armen deines Volkes davon essen. Und was sie übriglassen, mögen die Tiere des Feldes fressen. Ebenso sollst du es mit deinem Weinberg und mit deinem Ölbaumgarten halten.

3.Mos.25,2-7: (2) Rede zu den Söhnen Israel und sage zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, dann soll das Land dem HERRN einen Sabbat feiern. (3) Sechs Jahre sollst du dein Feld besäen und sechs Jahre deinen Weinberg beschneiden und den Ertrag des Landes einsammeln. (4) Aber im siebten Jahr soll ein ganz feierlicher Sabbat für das Land sein; ein Sabbat dem HERRN. Dein Feld sollst du nicht besäen und deinen Weinberg nicht beschneiden, (5) den Nachwuchs deiner Ernte sollst du nicht einernten, und die Trauben deines unbeschnittenen Weinstocks sollst du nicht abschneiden. Ein Jahr der Sabbatfeier soll es für das Land sein. (6) Und der Sabbatertrag des Landes soll euch zur Speise dienen, dir und deinem Knecht und deiner Magd und deinem Tagelöhner und deinem Beisassen, die sich bei dir aufhalten. (7) Auch deinem Vieh und den wilden Tieren, die in deinem Land sind, soll all sein Ertrag zur Speise dienen.

5.Mos.15,1-2: (1) Am Ende von sieben Jahren sollst du einen Schulderlass halten. (2) Das aber ist die Sache mit dem Schulderlass: Jeder Gläubiger soll das Darlehen seiner Hand, das er seinem Nächsten geliehen hat, erlassen. Er soll seinen Nächsten und seinen Bruder nicht drängen; denn man hat für den HERRN einen Schulderlass ausgerufen.

 

Viertens:Wir wollen uns als Gebot auferlegen, ein Drittel Schekel im Jahr für den Dienst im Haus unseres Gottes zu geben: für die Schaubrote und das regelmäßige Speisopfer und für das ständige Brandopfer und für die Opfer an den Sabbaten und Neumonden, für die Festzeiten und für die heiligen Dinge und für die Sündopfer, um Sühnung zu erwirken für Israel und für alles Werk im Haus unseres Gottes.“

 

Innerhalb des Gesetzes des Mose ist von der Tempelsteuer an folgenden Stellen die Rede:

2.Mos.30,11-16: (11) Und der HERR redete zu Mose und sprach: (12) Wenn du die Gesamtzahl der Söhne Israel aufnimmst nach ihren Gemusterten, dann sollen sie bei ihrer Musterung ein jeder dem HERRN ein Lösegeld für sein Leben geben, damit bei ihrer Musterung keine Plage über sie kommt. (13) Dies sollen sie geben: jeder, der zu den Gemusterten hinübergeht, einen halben Schekel, nach dem Schekel des Heiligtums, zwanzig Gera der Schekel, einen halben Schekel als Hebopfer für den HERRN. (14) Jeder, der zu den Gemusterten hinübergeht, von zwanzig Jahren an und darüber, soll das Hebopfer für den HERRN geben. (15) Der Reiche soll nicht mehr geben und der Geringe nicht weniger als einen halben Schekel, wenn ihr das Hebopfer des HERRN gebt, um für euer Leben Sühnung zu erwirken. (16) Und du sollst das Sühngeld von seiten der Söhne Israel nehmen und es für die Arbeit des Zeltes der Begegnung geben. So soll es den Söhnen Israel zur Erinnerung vor dem HERRN dienen, um Sühnung für euer Leben zu erwirken.

2.Mos.38,21-26: (21) Dies ist die Kostenberechnung für die Wohnung, die Wohnung des Zeugnisses, die auf Moses Befehl als Dienst der Leviten unter der Leitung Itamars, des Sohnes des Priesters Aaron, vorgenommen wurde – (22) Bezalel, der Sohn Uris, des Sohnes Hurs, vom Stamm Juda, machte alles, was der HERR dem Mose geboten hatte, (23) und mit ihm Oholiab, der Sohn Ahisamachs, vom Stamm Dan, ein Kunsthandwerker und Kunststicker und Buntwirker in violettem und rotem Purpur, Karmesinstoff und Byssus –: (24) Alles Gold, das zur Arbeit am ganzen Bau des Heiligtums verwendet wurde, das Gold des Schwingopfers, betrug 29 Talente und 730 Schekel, nach dem Schekel des Heiligtums. (25) Und das Silber von den Gemusterten der Gemeinde betrug 100 Talente und 1 775 Schekel, nach dem Schekel des Heiligtums: (26) ein Beka je Kopf, ein halber Schekel, nach dem Schekel des Heiligtums, von jedem, der zu den Gemusterten hinüberging, von zwanzig Jahren an und darüber, von 603 550 Mann.



Zur Verwendung der Tempelsteuer vgl. die folgenden Gesetze und Parallelstellen:

„… für die Schaubrote …

2.Mos.25,30; 3.Mos.24,5ff.

… und das regelmäßige Speisopfer und für das ständige Brandopfer …

2.Mos.29,38-42; 4.Mos.28,3-8; 3.Mos.6,1-11

… und für die Opfer an den Sabbaten und Neumonden …

4.Mos.28,9-14

… für die Festzeiten …

4.Mos.28,16-31

… und für die heiligen Dinge …

2.Chr.29,31-33

… und für die Sündopfer, um Sühnung zu erwirken für Israel …“

3.Mos.4-5

 

 

Die Angaben über die Verwendung der Tempelsteuer enden mit den Worten: „… und für alles Werk im Haus unseres Gottes. “ Es handelt sich um einen „Sammelbegriff für alle Kosten und Pflichten, die der Tempel und der Kultbetrieb verursachen“ und ist „als Zusammenfassung der verschiedenen aufgezählten Opfer zu verstehen.“ (Gunneweg, Nehemia, 138).

 

Fünftens: „Wir, die Priester, die Leviten und das Volk, wollen die Lose werfen über die Lieferung des Brennholzes, um es nach unseren Familien zu bestimmten Zeiten zum Haus unseres Gottes zu bringen, Jahr für Jahr, damit man es auf dem Altar des HERRN, unseres Gottes, verbrennt, wie es im Gesetz geschrieben steht.

 

In der Tora findet sich keine vergleichbare Bestimmung, aber in Neh.13,30-31. Interessant ist außerdem: „Nach Flavius Josephus, Bellum II, 17, 6, und dem Mischnatraktak Taanit IV, 5, gab es das Fest des Holztragens, an dem alle Brennholz zum Altar brachten.“ (Becker, 101).

 

Sechstens: „Wir verpflichten uns, die Erstlinge unseres Ackerlandes und die Erstlinge aller Früchte von allen Bäumen Jahr für Jahr zum Haus des HERRN zu bringen. Wir verpflichten uns, die Erstgeborenen unserer Söhne und unseres Viehbestandes, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist, und zwar die Erstgeborenen unserer Rinder und unserer Schafe zum Haus unseres Gottes zu bringen, für die Priester, die im Haus unseres Gottes Dienst verrichten. Wir wollen das Erste von unserm Schrotmehl und unseren Hebopfern und den Früchten von allerlei Bäumen, von Most und Öl für die Priester bringen, in die Zellen des Hauses unseres Gottes …“

 

Zu den „Erstlingen“ gibt es in der Tora folgende Regelungen:

„… die Erstlinge unseres Ackerlandes und die Erstlinge aller Früchte von allen Bäumen …“

2.Mos.23,19; 34,26

„… Erstgeborenen unserer Söhne und unseres Viehbestandes …“

2.Mos.13,2.13; 4.Mos.18,15-17

„… das Erste von unserm Schrotmehl und unseren Hebopfern und den Früchten von allerlei Bäumen, von Most und Öl …“

4.Mos.15,20-21; 18,12; 5.Mos.18,4; 26,1-4

 

Mit den „Zellen“ sind Vorratskammern gemeint (Neh.13,4-5; 2.Chr.31,11-12). Die Abgabe der Erstlinge war damals offenbar nicht selbstverständlich (Neh.13,30-31).

 

Siebtens: „… und den Zehnten unseres Ackerlandes für die Leviten. Denn sie, die Leviten, sind es, die den Zehnten erheben sollen in allen Städten unseres Ackerbaus. Und der Priester, der Sohn Aarons, soll bei den Leviten sein, wenn die Leviten den Zehnten erheben. Und die Leviten sollen den Zehnten vom Zehnten zum Haus unseres Gottes hinaufbringen, in die Zellen des Schatzhauses. Denn in die Zellen sollen die Söhne Israel und die Söhne Levi das Hebopfer vom Getreide, vom Most und Öl bringen. Denn dort sind die heiligen Geräte und die Priester, die den Dienst verrichten, und die Torhüter und die Sänger …“

 

Auch der Zehnte für die Leviten ist damals nicht selbstverständlich (Neh.13,10-14). Vom Zehnten und seiner Verwendung für die Leviten ist in folgenden Gesetzen die Rede:

3.Mos.27,30-33: (30) Und der ganze Zehnte des Landes, vom Samen des Landes, von der Frucht der Bäume, gehört dem HERRN; es ist dem HERRN heilig. (31) Wenn aber jemand von seinem Zehnten irgend etwas einlösen will, dann soll er sein Fünftel hinzufügen. (32) Und der ganze Zehnte von Rindern und Schafen, von allem, was unter dem Stab vorüberzieht, das Zehnte soll für den HERRN heilig sein. (33) Man soll nicht untersuchen, ob es gut oder schlecht ist, und darf es nicht vertauschen. Wenn man es dennoch irgend vertauscht, wird es selbst heilig bleiben, das Eingetauschte aber wird heilig werden; es darf nicht eingelöst werden.

4.Mos.18,20-32: (20) Und der HERR sprach zu Aaron: In ihrem Land sollst du nichts erben und sollst keinen Anteil in ihrer Mitte haben; ich bin dein Anteil und dein Erbe inmitten der Söhne Israel. (21) Und siehe, den Söhnen Levi habe ich den gesamten Zehnten in Israel zum Erbteil gegeben für ihre Arbeit, die sie verrichten, die Arbeit für das Zelt der Begegnung. (22) Und die Söhne Israel sollen nicht mehr dem Zelt der Begegnung nahen, sonst laden sie Sünde auf sich und müssen sterben; (23) die Leviten sollen vielmehr die Arbeit am Zelt der Begegnung verrichten, und sie allein sollen ihre Schuld tragen: eine ewige Ordnung für alle eure Generationen. Aber inmitten der Söhne Israel sollen sie kein Erbteil besitzen; (24) denn den Zehnten der Söhne Israel, den sie dem HERRN als Hebopfer abheben, habe ich den Leviten zum Erbteil gegeben; darum habe ich von ihnen gesagt, dass sie inmitten der Söhne Israel kein Erbteil besitzen sollen. (25) Und der HERR redete zu Mose und sprach: (26) Und zu den Leviten sollst du reden und zu ihnen sagen: Wenn ihr von den Söhnen Israel den Zehnten nehmt, den ich euch von ihnen als euer Erbteil gegeben habe, dann sollt ihr davon ein Hebopfer für den HERRN abheben, den Zehnten von dem Zehnten. (27) Und euer Hebopfer wird euch angerechnet werden wie das Getreide von der Tenne und wie die Fülle von der Kelterkufe. (28) So sollt auch ihr ein Hebopfer für den HERRN abheben von allen euren Zehnten, die ihr von den Söhnen Israel nehmt, und davon das Hebopfer für den HERRN Aaron, dem Priester, geben. (29) Von allem euch Gegebenen sollt ihr alle Hebopfer des HERRN abheben, von allem Besten davon als heilige Gabe. (30) Und du sollst zu ihnen sagen: Wenn ihr das Beste davon abhebt, dann soll es den Leviten angerechnet werden wie der Ertrag der Tenne und wie der Ertrag der Kelterkufe. (31) Und ihr dürft ihn essen an jedem Ort, ihr und euer Haus; denn das ist euer Lohn für eure Arbeit am Zelt der Begegnung. (32) Und ihr werdet deshalb keine Sünde auf euch laden, wenn ihr das Beste davon abhebt, und werdet die heiligen Gaben der Söhne Israel nicht entweihen und nicht sterben.

 

Vom „Zehnten vom Zehnten“ spricht auch 4.Mos.18,26: „Und zu den Leviten sollst du reden und zu ihnen sagen: Wenn ihr von den Söhnen Israel den Zehnten nehmt, den ich euch von ihnen als euer Erbteil gegeben habe, dann sollt ihr davon ein Hebopfer für den HERRN abheben, den Zehnten von dem Zehnten.“ Ziel dieser Verpflichtung ist: „So wollen wir das Haus unseres Gottes nicht im Stich lassen.“



 

4.2    Listen (Neh.11,1-12,26)

 

4.2.1    Liste der Einwohner (Neh.11,1-19)

 

Der folgende Abschnitt knüpft an Neh.7,4-5 an: „(4) Die Stadt aber war nach allen Seiten hin weit ausgedehnt und groß, doch das Volk in ihr war spärlich, und keine Häuser waren gebaut.(5) Und mein Gott gab mir es ins Herz, und ich versammelte die Edlen und die Vorsteher und das Volk, damit sie sich registrieren ließen …“

 

(1) Und die Obersten des Volkes wohnten in Jerusalem. Und das übrige Volk warf Lose, um je einen von zehn kommen zu lassen, damit er in Jerusalem, der heiligen Stadt, wohne, die neun anderen Teile aber in den Städten blieben. (2) Und das Volk segnete alle Männer, die sich bereit zeigten, in Jerusalem zu wohnen. (3) Und dies sind die Oberhäupter der Provinz Juda, die in Jerusalem wohnten – in den Städten Judas aber wohnten, jeder auf seinem Besitz in ihren Städten: Israel, die Priester, die Leviten, die Tempeldiener und die Söhne der Knechte Salomos –; (4) und zwar wohnten in Jerusalem einige von den Söhnen Juda und von den Söhnen Benjamin: Von den Söhnen Juda: Ataja, der Sohn Usijas, des Sohnes Secharjas, des Sohnes Amarjas, des Sohnes Schefatjas, des Sohnes Mahalalels, von den Söhnen Perez; (5) und Maaseja, der Sohn Baruchs, des Sohnes Kolhoses, des Sohnes Hasajas, des Sohnes Adajas, des Sohnes Jojaribs, des Sohnes Secharjas, von den Schilonitern. (6) Alle Söhne des Perez, die in Jerusalem wohnten, waren 468 tapfere Männer. (7) Und dies sind die Söhne Benjamin: Sallu, der Sohn Meschullams, des Sohnes Joeds, des Sohnes Pedajas, des Sohnes Kolajas, des Sohnes Maasejas, des Sohnes Itiels, des Sohnes Jesajas, (8) und seine Brüder Gabbai, Sallai, 928. (9) Und Joel, der Sohn Sichris, war Aufseher über sie; und Juda, der Sohn Senuas, war als Zweiter über die Stadt gesetzt. (10) Von den Priestern: Jedaja, Jojarib, Jachin und (11) Seraja, der Sohn Hilkijas, des Sohnes Meschullams, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Merajots, des Sohnes Ahitubs, Fürst des Gotteshauses, (12) und ihre Brüder, die den Opferdienst im Haus verrichteten: 822; und Adaja, der Sohn Jerohams, des Sohnes Pelaljas, des Sohnes Amzis, des Sohnes Secharjas, des Sohnes Paschhurs, des Sohnes Malkijas, (13) und seine Brüder, alles Familienoberhäupter: 242; und Amaschsai, der Sohn Asarels, des Sohnes Achsais, des Sohnes Meschillemots, des Sohnes Immers, (14) und ihre Brüder, angesehene Männer: 128. Und Aufseher über sie war Sabdiel, der Sohn Haggadolims.  (15) Und von den Leviten: Schemaja, der Sohn Haschubs, des Sohnes Asrikams, des Sohnes Haschabjas, des Sohnes Bunnis; (16) und Schabbetai und Josabad, von den Häuptern der Leviten, die über den äußeren Dienst am Haus Gottes zu wachen hatten; (17) und Mattanja, der Sohn Michas, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Asafs, der Leiter des Lobsingens, er stimmte beim Gebet den Lobpreis an, und Bakbukja, sein Stellvertreter unter seinen Brüdern; und Abda, der Sohn Schammuas, des Sohnes Galals, des Sohnes Jedutuns. (18) Alle Leviten in der heiligen Stadt waren 284. (19) Und die Torhüter: Akkub, Talmon und ihre Brüder, die in den Toren Wache hielten, 172. –

 

(1-2) Der Abschnitt stellt fest, wer in Jerusalem wohnt, die hier erstmals als „heilige Stadt“  bezeichnet wird. Da sind zunächst „die Obersten des Volkes“. Vom übrigen Volk sind es 10%, die per Los bestimmt werden. Das Volk segnet sie dafür, dass sie bereit sind, „in Jerusalem zu wohnen“ – was zeigt, dass es eher ein Opfer war, in dieser Stadt zu wohnen.

 

(3-19) Dann werden die „Oberhäupter“ namentlich genannt, die in Jerusalem wohnen. Die Liste ähnelt der aus 1.Chr.9.

 

Zunächst werden diejenigen genannt, die „von den Söhnen Juda“ sind.

Neh.11

1.Chr.9

(4) … Von den Söhnen Juda: Ataja, der Sohn Usijas, des Sohnes Secharjas, des Sohnes Amarjas, des Sohnes Schefatjas, des Sohnes Mahalalels, von den Söhnen Perez; (5) und Maaseja, der Sohn Baruchs, des Sohnes Kolhoses, des Sohnes Hasajas, des Sohnes Adajas, des Sohnes Jojaribs, des Sohnes Secharjas, von den Schilonitern. (6) Alle Söhne des Perez, die in Jerusalem wohnten, waren 468 tapfere Männer.

(4) Utai, der Sohn Ammihuds, des Sohnes Omris, des Sohnes Imris, des Sohnes Banis, von den Söhnen des Perez, des Sohnes Judas; (5) und von den Schelanitern: Asaja, der Erstgeborene, und seine Söhne; 6 und von den Söhnen Serachs: Jëuel und seine Brüder, insgesamt 690.

 

 

„In Jerusalem wohnen Juda-Nackommen vom Geschlecht Adaja, die sich von Perez herleiten. Diese, 468 an der Zahl, waren heerbannfähig – kriegsfähig.“ (Gunneweg, Nehemia, 146).

 

Nach den „Söhnen Juda“ folgt die Liste der „Söhne Benjamin“:

Neh.11

1.Chr.9

Und dies sind die Söhne Benjamin: Sallu, der Sohn Meschullams, des Sohnes Joeds, des Sohnes Pedajas, des Sohnes Kolajas, des Sohnes Maasejas, des Sohnes Itiels, des Sohnes Jesajas, (8) und seine Brüder Gabbai, Sallai, 928. (9) Und Joel, der Sohn Sichris, war Aufseher über sie; und Juda, der Sohn Senuas, war als Zweiter über die Stadt gesetzt.

(7) Und von den Söhnen Benjamin: Sallu, der Sohn Meschullams, des Sohnes Hodawjas, des Sohnes Senuas; (8) und Jibneja, der Sohn Jerohams; und Ela, der Sohn Usis, des Sohnes Michris; und Meschullam, der Sohn Schefatjas, des Sohnes Reguels, des Sohnes Jibnijas; (9) und ihre Brüder nach ihrer Geschlechterfolge, 956. Alle diese Männer waren Familienoberhäupter über ihre Vaterhäuser.

 

Dann kommen die Priester:

Neh.11

1.Chr.9

(10) Von den Priestern: Jedaja, Jojarib, Jachin und (11) Seraja, der Sohn Hilkijas, des Sohnes Meschullams, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Merajots, des Sohnes Ahitubs, Fürst des Gotteshauses, (12) und ihre Brüder, die den Opferdienst im Haus verrichteten: 822; und Adaja, der Sohn Jerohams, des Sohnes Pelaljas, des Sohnes Amzis, des Sohnes Secharjas, des Sohnes Paschhurs, des Sohnes Malkijas, (13) und seine Brüder, alles Familienoberhäupter: 242; und Amaschsai, der Sohn Asarels, des Sohnes Achsais, des Sohnes Meschillemots, des Sohnes Immers, (14) und ihre Brüder, angesehene Männer: 128. Und Aufseher über sie war Sabdiel, der Sohn Haggadolims.

(10) Und von den Priestern: Jedaja und Jojarib und Jachin; (11) und Asarja, der Sohn Hilkijas, des Sohnes Meschullams, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Merajots, des Sohnes Ahitubs, Fürst des Hauses Gottes; (12) und Adaja, der Sohn Jerohams, des Sohnes Paschhurs, des Sohnes Malkijas; und Masai, der Sohn Adiels, des Sohnes Jachseras, des Sohnes Meschullams, des Sohnes Meschillemots, des Sohnes Immers; (13) und ihre Brüder, Familienoberhäupter, 1 760, tüchtige Männer in der Arbeit des Dienstes des Hauses Gottes. 

 

Der „Fürst des Gotteshauses“ ist der Hohepriester (vgl. 2.Chr.31,13, wo Asarja als „Oberaufseher im Haus Gottes“ genannt wird, mit 2.Chr.26,20, wo er den Titel „Oberpriester“ trägt). Dass in Vers 14 zusätzlich von einem „Aufseher“ über die Priester die Rede ist, steht in Spannung zu Vers 11.

 

Es folgt die Liste der Leviten:

Neh.11

1.Chr.9

(15) Und von den Leviten: Schemaja, der Sohn Haschubs, des Sohnes Asrikams, des Sohnes Haschabjas, des Sohnes Bunnis; (16) und Schabbetai und Josabad, von den Häuptern der Leviten, die über den äußeren Dienst am Haus Gottes zu wachen hatten; (17) und Mattanja, der Sohn Michas, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Asafs, der Leiter des Lobsingens, er stimmte beim Gebet den Lobpreis an, und Bakbukja, sein Stellvertreter unter seinen Brüdern; und Abda, der Sohn Schammuas, des Sohnes Galals, des Sohnes Jedutuns. (18) Alle Leviten in der heiligen Stadt waren 284.

(14) Und von den Leviten: Schemaja, der Sohn Haschubs, des Sohnes Asrikams, des Sohnes Haschabjas, von den Söhnen Meraris; (15) und Bakbukja, Heresch und Galal und Mattanja, der Sohn Michas, des Sohnes Sichris, des Sohnes Asafs;(16) und Obadja, der Sohn Schemajas, des Sohnes Galals, des Sohnes Jedutuns; und Berechja, der Sohn Asas, des Sohnes Elkanas, der in den Gehöften der Netofatiter wohnte.



 

 

Beim „äußeren Dienst am Haus Gottes“ ist an Verwaltungsaufgaben oder an Tätigkeiten außerhalb des Tempels zu denken.

 

Am Schluss der Liste stehen die Torhüter:

Neh.11

1.Chr.9

(19) Und die Torhüter: Akkub, Talmon und ihre Brüder, die in den Toren Wache hielten, 172.

(17) Und die Torhüter: Schallum und Akkub und Talmon und Ahiman; und ihr Bruder Schallum war das Oberhaupt (18) und hat bis heute die Wache am Königstor im Osten. Sie waren die Torhüter für die Lager der Söhne Levis …

(22)  Sie alle, die als Torwächter an den Schwellen ausgewählt waren, zählten 212 Mann …

 

 

4.2.2    Wohnorte des übrigen Israel und Nachträge über verschiedene Ämter (11,20-36)

 

(20) Und das übrige Israel, die Priester, die Leviten, blieben in allen Städten Judas, jeder in seinem Erbteil. (21) Und die Tempeldiener wohnten auf dem Ofel ; und Ziha und Gischpa waren über die Tempeldiener gesetzt. – (22) Und Aufseher der Leviten in Jerusalem war Usi, der Sohn Banis, des Sohnes Haschabjas, des Sohnes Mattanjas, des Sohnes Michas, von den Söhnen Asafs, die beim Gottesdienst im Haus Gottes sangen. (23) Denn es gab ein Gebot des Königs über sie und eine Vorschrift für die Sänger, wer täglich zu singen hatte. (24) Und Petachja, der Sohn Meschesabels, von den Söhnen Serachs, des Sohnes Judas, stand dem König zur Seite für alle Angelegenheiten des Volkes.  (25) Und in den Gehöften auf ihren Feldern wohnten von den Söhnen Juda einige in Kirjat-Arba und seinen Tochterstädten und in Dimona und seinen Tochterstädten und in Kabzeel und seinen Gehöften (26) und in Jeschua und in Molada und in Bet-Pelet (27) und in Hazar-Schual und in Beerscheba und seinen Tochterstädten (28) und in Ziklag und in Mechona und in seinen Tochterstädten (29) und in En-Rimmon und in Zora und in Jarmut, (30) Sanoach, Adullam und seinen Gehöften, Lachisch und seinen Feldern, Aseka und seinen Tochterstädten. So ließen sie sich nieder von Beerscheba bis zum Tal Hinnom. (31) Und die Söhne Benjamin wohnten von Geba an in Michmas und Aja und Bethel und seinen Tochterstädten, (32) in Anatot, Nob, Ananja, (33) Hazor, Rama, Gittajim, (34) Hadid, Zeboim, Neballat, (35) Lod und Ono und im Tal der Handwerker. (36) Und von den Leviten wohnten Abteilungen in Juda und in Benjamin.


(20-21a) Alle anderen Israeliten wohnen „in den Städten“ bzw. in ihrem „Erbteil“ außerhalb Jerusalems (vgl. Neh.11,1-3). Die einzelnen Wohnorte werden genannt.

 

Als erstes werden die Orte der Tempeldiener genannt. Sie wohnen „auf dem Ofel“. „Ofel“ bedeutet „befestigte Anhöhe“ oder „ansteigender Bereich“. Es ist der biblische Begriff für einen erhöht liegenden Teil einer Siedlung oder Stadt. Hier geht es um den der Bereich südlich der Jerusalemer Tempelmauer des Tempelberges (2.Chr.27,3; 33,14; Neh.3,26f.).

 

(21b-24) Bevor dann weitere Wohnorte genannt werden, werden die Vorgesetzten der Tempeldiener genannt. Es folgt der Name des Aufsehers der Leviten in Jerusalem. Usi gehört zu den „Söhnen Asafs“, die damit seit dem „Gebot des Königs“ – gemeint ist König Davids (Neh.12,24: „Und die Häupter der Leviten waren Haschabja, Scherebja und Jeschua, Binnui, Kadmiel und ihre Brüder, die ihnen gegenüberstanden, um zu loben und zu preisen nach dem Gebot Davids, des Mannes Gottes, Dienstabteilung neben Dienstabteilung …“; vgl. Neh.12,45; Esr.3,10) – beauftragt sind, „beim Gottesdienst im Haus Gottes“ zu bestimmten Zeiten zu singen hat. Dann wird noch ein Mitarbeiter des Königs „für alle Angelegenheiten des Volkes“ erwähnt.

 

(25-30) Dann werden die Wohnorte der „Söhne Juda“ genannt. Die Liste hat Ähnlichkeiten mit der aus Jos.15 (übereinstimmende Orte unterstrichen).

Neh.11

Jos.15

(25) Und in den Gehöften auf ihren Feldern wohnten von den Söhnen Juda einige in Kirjat-Arba und seinen Tochterstädten und in Dimona und seinen Tochterstädten und in Kabzeel und seinen Gehöften (26) und in Jeschua und in Molada und in Bet-Pelet (27) und in Hazar-Schual und in Beerscheba und seinen Tochterstädten (28) und in Ziklag und in Mechona und in seinen Tochterstädten (29) und in En-Rimmon und in Zora und in Jarmut, (30) Sanoach, Adullam und seinen Gehöften, Lachisch und seinen Feldern, Aseka und seinen Tochterstädten. So ließen sie sich nieder von Beerscheba bis zum Tal Hinnom.

(13) Und dem Kaleb, dem Sohn des Jefunne, gab er ein Teil inmitten der Söhne Juda nach dem Befehl des HERRN an Josua: die Stadt des Arba, des Vaters Enaks, das ist Hebron. (14) Und Kaleb vertrieb von dort die drei Söhne Enaks, Scheschai und Ahiman und Talmai, Kinder Enaks. (15) Und von dort zog er hinauf gegen die Bewohner von Debir; der Name von Debir war aber früher Kirjat-Sefer. (16) Und Kaleb sagte: Wer Kirjat-Sefer schlägt und es einnimmt, dem gebe ich meine Tochter Achsa zur Frau. (17) Da nahm es Otniel ein, der Sohn des Kenas, der Bruder Kalebs; und er gab ihm seine Tochter Achsa zur Frau. (18) Und es geschah, als sie herbeikam, da trieb sie ihn an, von ihrem Vater ein Feld zu fordern. Und sie sprang vom Esel herab. Da sagte Kaleb zu ihr: Was hast du? (19) Sie sagte: Gib mir einen Segen! Denn ein dürres Südland hast du mir gegeben. So gib mir auch Wasserquellen! Da gab er ihr die oberen Quellen und die unteren Quellen. (20) Das war das Erbteil des Stammes der Söhne Juda nach ihren Sippen.  (21) Und die Städte am Rand des Stammes der Söhne Juda, zur Grenze von Edom im Süden hin, waren: Kabzeel, Eder, Jagur, (22) Kina, Dimona, Adada, (23) Kedesch, Hazor, Jitnan, (24) Sif, Telem, Bealot, 25 Hazor-Hadatta, Kerijot-Hezron, das ist Hazor, (26) Amam, Schema, Molada, (27) Hazar-Gadda, Heschmon, Bet-Pelet, (28) Hazar-Schual, Beerscheba, Bisjotja, (29) Baala, Ijim, Ezem, (30) Eltolad, Kesil, Horma, (31) Ziklag, Madmanna, Sansanna, (32) Lebaot, Schilhim, Ajin und Rimmon. Alle Städte sind 29 an der Zahl und dazu noch ihre Dörfer. – (33) In der Niederung: Eschtaol, Zora, Aschna, (34) Sanoach, En-Gannim, Tappuach, Enam, (35) Jarmut und Adullam, Socho und Aseka, (36) Schaarajim, Aditajim, Gedera und Gederotajim: vierzehn Städte und dazu noch ihre Dörfer. (37) Zenan, Hadascha, Migdal-Gad, (38) Dilan, Mizpe, Jokteel, (39) Lachisch, Bozkat, Eglon,

 

Die Städte markieren vermutlich die Süd- und Südwestgrenze Judas (Gunneweg, Nehemia, 148).

 

(31-35) Es folgen die Wohnorte Benjamins. Einige von ihnen finden sich auch in der Liste aus Jos.18 (übereinstimmende Orte unterstrichen)

Neh.11

Jos.15

(31) Und die Söhne Benjamin wohnten von Geba an in Michmas und Aja und Bethel und seinen Tochterstädten, (32) in Anatot, Nob, Ananja, (33) Hazor, Rama, Gittajim, (34) Hadid, Zeboim, Neballat, (35) Lod und Ono und im Tal der Handwerker.

(11) Und es kam herauf das Los des Stammes der Söhne Benjamin nach ihren Sippen. Das Gebiet ihres Loses erstreckte sich zwischen den Söhnen Juda und den Söhnen Josef. (12) Ihre Grenze auf der Nordseite fing am Jordan an. Und die Grenze stieg im Norden den Abhang von Jericho hinauf und stieg auf das Gebirge im Westen und endete in der Wüste bei Bet-Awen. (13) Und von dort ging die Grenze hinüber nach Lus, zum Südabhang von Lus, das ist Bethel. Und die Grenze fiel ab nach Atarot-Addar, bei dem Berg, der südlich von dem unteren Bet-Horon liegt. – (14) Dann zog sich die Grenze herum und wandte sich zur Westseite, südlich von dem Berg, der vor Bet-Horon nach Süden hin liegt, und endete in Kirjat-Baal, das ist Kirjat-Jearim, eine Stadt der Söhne Juda; das war die Westseite. (15) Und die Südseite begann am Ende von Kirjat-Jearim. Und die Grenze lief nach Westen hin, und sie lief zur Quelle Me-Neftoach. (16) Und die Grenze lief hinab zum Fuß des Berges, der vor dem Tal Ben-Hinnom in der Talebene Rafaïm nach Norden zu liegt. Und sie lief das Tal Hinnom hinab zum Südabhang der Jebusiter, und sie fiel ab nach En-Rogel hin, (17) und sie zog sich herum nach Norden zu, lief nach En-Schemesch und lief nach Gelilot hin, das dem Anstieg Adummim gegenüberliegt. Und sie lief hinab zum Stein Bohans, des Sohnes Rubens, hin (18) und ging hinüber zum Berghang, der der Steppe im Norden gegenüberliegt, und lief hinab zur Steppe. (19) Und die Grenze ging hinüber zum Nordabhang von Bet-Hogla, und die Grenze endete bei der Nordzunge des Salzmeeres, am Südende des Jordan. Das war die Südgrenze. – (20) Und der Jordan begrenzte es an der Ostseite. Das war das Erbteil der Söhne Benjamin nach seinen Grenzen ringsum, nach ihren Sippen. (21) Die Städte des Stammes der Söhne Benjamin nach ihren Sippen waren: Jericho, Bet-Hogla und Emek-Keziz, (22) Bet-Araba, Zemarajim und Bethel, (23) Awim, Para und Ofra, (24) Kefar-Ammoni, Ofni und Geba: zwölf Städte und ihre Dörfer; (25) Gibeon, Rama und Beerot, (26) Mizpe, Kefira und Moza, (27) Rekem, Jirpeel und Tarala, (28) Zela, Elef, und die Jebusiter, das ist Jerusalem, Gibea, Kirjat: vierzehn Städte und ihre Dörfer. Das war das Erbteil der Kinder Benjamin nach ihren Sippen.

 

Die meisten dieser Orte „liegen an der benjaminitischen Nordgrenze von Geba bis Rama, während Gittajim, Chadid, Zeboim, Nebbalat, Lod und Ono einen nordwestlichen Gürtel bilden.“ (Gunneweg, Nehemia, 148).

 

Das in diesen Verzeichnissen für Juda und Benjamin genannte Gebiet ist erheblich größer als das in Esra 2 / Nehemia 7 und Nehemia 3 genannte. Daher wird vermutet, dass diese Liste entweder aus später Königszeit oder aus der der Makkabäerzeit stammt (Gunneweg, Nehemia, 149f.).

 

(36) Abschließend wird angemerkt, dass von den Leviten, die nicht in Jerusalem wohnen, „Abteilungen in Juda und in Benjamin“ wohnen – sie also kein eigenes geschlossenes Siedlungsgebiet bilden.



4.2.3    Listen der Priester und Leviten (Neh.12,1-26)

 

Die folgenden Listen „stehen außerhalb des Erzählfadens und wollen nachholend den Bestand des Kultpersonals der nachexilischen Gemeinde seit der Heimkehr aus dem Exil registrieren“ (Gunneweg, Nehemia, 152).

 

Überraschenderweise soll es sich um „die Priester und die Leviten“ handeln, „die mit Serubbabel, dem Sohn Schealtiëls, und Jeschua hinaufgezogen waren“. Aber die Liste der Priester und Leviten, „die mit Serubbabel kamen und mit Jeschua“ findet sich in Esr.2 bzw. Neh.7 (Esr.2,2; Neh.7,7) – und zwar mit anderen Namen.

 

(1) Und dies sind die Priester und die Leviten, die mit Serubbabel, dem Sohn Schealtiëls, und Jeschua hinaufgezogen waren: Seraja, Jirmeja, Esra, (2) Amarja, Malluch, Hattusch, (3) Schechanja, Rehum, Meremot, (4) Iddo, Ginneton, Abija,(5) Mijamin, Maadja, Bilga, (6) Schemaja, und Jojarib, Jedaja, (7) Sallu, Amok, Hilkija, Jedaja. Das waren die Häupter der Priester und ihrer Brüder in den Tagen Jeschuas. – (8) Und die Leviten: Jeschua, Binnui, Kadmiel, Scherebja, Juda, Mattanja. Er und seine Brüder waren über die Lobpreisungen als Leiter gesetzt, (9) während Bakbukja und Unni und ihre Brüder ihnen nach Dienstabteilungen gegenüberstanden. (10) Und Jeschua zeugte Jojakim, und Jojakim zeugte Eljaschib, und Eljaschib zeugte Jojada, (11) und Jojada zeugte Johanan, und Johanan zeugte Jaddua. (12) Und in den Tagen Jojakims waren folgende Priester Familienoberhäupter: von der Familie Seraja: Meraja; von Jirmeja: Hananja; (13) von Esra: Meschullam; von Amarja: Johanan;(14) von Malluch: Jonatan; von Schebanja: Josef; (15) von Harim: Adna; von Merajot: Helkai;(16) von Iddo: Secharja; von Ginneton: Meschullam;(17) von Abija: Sichri; von Mijamin ….; von Maadja: Piltai; (18) von Bilga: Schammua; von Schemaja: Jonatan; (19) und von Jojarib: Mattenai; von Jedaja: Usi; (20) von Sallai: Kallai; von Amok: Eber; (21) von Hilkija: Haschabja; von Jedaja: Netanel. – (22) In den Tagen Eljaschibs, Jojadas und Johanans und Jadduas wurden die Leviten nach ihren Familienoberhäuptern sowie die Priester in dem Buch der Geschichte bis zu der Regierung des Persers Darius aufgeschrieben. (23) Die Söhne Levis, die Familienoberhäupter, sind im Buch der Geschichte aufgeschrieben, und zwar bis zu den Tagen Johanans, des Sohnes Eljaschibs. – (24) Und die Häupter der Leviten waren Haschabja, Scherebja und Jeschua, Binnui, Kadmiel und ihre Brüder, die ihnen gegenüberstanden, um zu loben und zu preisen nach dem Gebot Davids, des Mannes Gottes, Dienstabteilung neben Dienstabteilung, (25) nämlich Mattanja und Bakbukja, Obadja. Meschullam aber, Talmon und Akkub hielten als Torhüter Wache bei den Vorratskammern der Tore. – (26) Diese lebten in den Tagen Jojakims, des Sohnes Jeschuas, des Sohnes Jozadaks, und in den Tagen des Statthalters Nehemia und des Priesters Esra, des Schriftgelehrten.

 

(1-7) Zunächst werden die „Häupter der Priester und ihrer Brüder in den Tagen Jeschuas“ genannt. Sie stimmt zum Teil mit der Liste aus Neh.10,3-9 überein – jedenfalls im ersten Teil. Dort handelt es sich jedoch um die Namen derer, die die „Vereinbarung“ zur Einhaltung des Gesetzes unterzeichnen! Auch mit der Liste in Neh.11,10-14 gibt es einige Übereinstimmungen.

Neh.12

Neh.10

(übereinstimmende Namen unterstrichen)

Neh.11

(übereinstimmende Namen unterstrichen)

(1) … Seraja, Jirmeja, Esra, (2) Amarja, Malluch, Hattusch, (3) Schechanja, Rehum, Meremot, (4) Iddo, Ginneton, Abija,(5) Mijamin, Maadja, Bilga, (6) Schemaja, und Jojarib, Jedaja, (7) Sallu, Amok, Hilkija, Jedaja …

(3) Seraja, Asarja, Jirmeja, (4) Paschhur, Amarja, Malkija,(5) Hattusch, Schebanja, Malluch,(6) Harim, Meremot, Obadja,(7) Daniel, Ginneton, Baruch,(8) Meschullam, Abija, Mijamin,(9) Maasja, Bilga, Schemaja

10) Von den Priestern: Jedaja, Jojarib, Jachin und (11) Seraja, der Sohn Hilkijas, des Sohnes Meschullams, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Merajots, des Sohnes Ahitubs, Fürst des Gotteshauses, (12) und ihre Brüder, die den Opferdienst im Haus verrichteten: 822; und Adaja, der Sohn Jerohams, des Sohnes Pelaljas, des Sohnes Amzis, des Sohnes Secharjas, des Sohnes Paschhurs, des Sohnes Malkijas, (13) und seine Brüder, alles Familienoberhäupter: 242; und Amaschsai, der Sohn Asarels, des Sohnes Achsais, des Sohnes Meschillemots, des Sohnes Immers, (14) und ihre Brüder, angesehene Männer: 128. Und Aufseher über sie war Sabdiel, der Sohn Haggadolims.

 

(8-9) Dann folgt die Liste der Leviten. Einer von ihnen ist zusammen mit seinen Brüdern „über die Lobpreisungen als Leiter gesetzt“, während zwei andere Leviten mit ihren Brüdern ihnen nach „Dienstabteilungen“ gegenüberstehen.

 

(10-11) Es folgt eine Liste der Hohepriester seit Jeschua (Neh.12,7; zu Jeschua als Hohepriester vgl. Hag.1,1.12.14; 2,2.4; Sach.6.11): Jeschua, Jojakim, Eljaschib (vgl. Neh.3,1), Jojada (vgl. Neh.13,28), Johanan (vgl. Neh.12,23: dort als Sohn Eljaschibs), Jaddua. Sie setzt die Liste aus 1.Chr.5,29-41 fort, die mit Aaron beginnt und mit Jozadak, dem Vater Jeschuas (Hag.1,1), endet.

 

Die Namensliste geht über die Zeit Esras und Nehemias hinaus. „Aus den Elephantine-Papyri lässt sich ersehen, dass Jochanan zwischen 411 und 408 im Amt war. Als seinen Sohn nennt Josephus [Antiquitates XI, 8,4f.] … Jaddua, datiert diesen aber um 330, was jedoch auf der Verwechselung von Darius II (in V 22 gemeint) und Darius III. beruhen dürfte. Das V 22f. zugrunde liegende Dokument wäre demnach frühestens um 400 zu datieren, der es auf seine Weise benutzende Verfasser von V 10f. entsprechend später.“ (Gunneweg, Nehemia, 153).

 

(12-21) Es folgt die Liste der „Familienoberhäupter“ innerhalb der Priesterschaft „in den Tagen Jojakims“, des Sohnes Jeschuas (Neh.12,10). Dabei tauchen die Namen von Neh.12,1-7 wieder auf – und zwar als Namen der jeweiligen Priesterfamilien, zu denen dann das aktuelle Familienoberhaupt aus der Zeit Jojakims genannt wird (z.B.: „von der Familie Seraja [vgl. Neh.12,1]: Meraja …“).

 

(22-23) Bevor die Liste der „Häupter der Leviten“ folgt, wird ein Hinweis auf die Quelle gegeben, in der die Familienoberhäupter der Leviten und Priester verzeichnet sind: ein ansonsten unbekanntes „Buch der Geschichte“. Dort stehen die Namen der priesterlichen Familienoberhäupter „bis zu der Regierung des Persers Darius aufgeschrieben“ – also bis zu Darius II., der von 423 bis 404 v. Chr. persischer Großkönig war. Die levitischen Familienoberhäupter sind dort „bis zu den Tagen Johanans, des Sohnes Eljaschibs“ verzeichnet (vgl. Neh.12,11).

 

(24-26) Dann folgen die Namen der „Häupter der Leviten“, die „in den Tagen Jojakims“ lebten (vgl. Neh.12,12) und „in den Tagen des Statthalters Nehemia und des Priesters Esra, des Schriftgelehrten“. Die Namen standen z.T. bereits in der Liste von Neh.12,8-9:

Neh.12,24-25

Neh.12,8-9

(übereinstimmende Namen unterstrichen)

(24) Und die Häupter der Leviten waren Haschabja, Scherebja und Jeschua, Binnui, Kadmiel und ihre Brüder, die ihnen gegenüberstanden, um zu loben und zu preisen nach dem Gebot Davids, des Mannes Gottes, Dienstabteilung neben Dienstabteilung, (25) nämlich Mattanja und Bakbukja, Obadja. Meschullam aber, Talmon und Akkub hielten als Torhüter Wache bei den Vorratskammern der Tore.

(8) Und die Leviten: Jeschua, Binnui, Kadmiel, Scherebja, Juda, Mattanja. Er und seine Brüder waren über die Lobpreisungen als Leiter gesetzt, (9) während Bakbukja und Unni und ihre Brüder ihnen nach Dienstabteilungen gegenüberstanden.

 

Die Tempelsänger werden auch hier zu den Leviten gezählt (vgl. Neh.12,8; anders Esr.2,41f.; Neh.7,44f.), ebenso die Torhüter (anders Esr.2,41f.; Neh.7,44f.). Dass die Tempelsänger ihren Dienst „nach dem Gebot Davids, des Mannes Gottes“ tun, wurde bereits in Neh.11,23 gesagt (vgl. Neh.12,45).

 

„Der gesamte Bestand des Kultpersonals, registriert nach Familienhäuptern (V 7.12.22f.), seit der Rückkehr aus dem Exil und bis Esra und Nehemia soll dem Leser vorgestellt werden. Wenn die Listen tatsächlich zeitlich über die Epoche Esras und Nehemias weit hinausführen und der Verfasser Namen notiert, die für seine eigene, spätere Zeit, von Bedeutung waren, so ist das kein Grund, die Bemerkung über Esra und Nehemia zu streichen, sondern deren Nennung lehrt gerade, worum es diesem nachchronistischen Verfasser geht: Nicht nur die E 2 // N 7 verzeichneten Familien, auch die neuen Namen stehen in den Büchern der Gemeinde aufgeschrieben. Diese Intention ließ sich schon aus der - ähnlichen - Unterzeichnerliste N 10 ablesen. Noch über sie hinausgehend und chronologisch systematisierend, bietet das Verzeichnis 12,1-26 schon vor dem Abschluss der Esra-Nehemia-Erzählung noch einmal eine Übersicht über Hohepriester, Priester und sonstige Kultdiener, die zugleich und insbesondere auch die Kontinuität zwischen Neubeginn und Gegenwart wahren soll.“ (Gunneweg, Nehemia, 154).

 

 

 

4.3    Einweihung der Mauer (Neh.12,27-43)

 

Eigentlich knüpft dieser Abschnitt an Neh.7,1-3 an:

(1) Und es geschah, als die Mauer fertiggebaut war und ich die Torflügel eingesetzt hatte, wurden die Torhüter und die Sänger und die Leviten bestimmt. (2) Dann übertrug ich den Oberbefehl über Jerusalem meinem Bruder Hanani und dem Burgobersten Hananja; denn der galt als ein treuer Mann und als gottesfürchtig vor vielen anderen. (3 )Und ich sagte zu ihnen: Die Tore Jerusalems sollen nicht eher geöffnet werden, als bis die Sonne heiß scheint. Und während sie noch am Himmel steht, soll man die Torflügel schließen. Und dann verriegelt sie. Und man soll Wachen aus den Bewohnern Jerusalems aufstellen, den einen auf seiner Wache und den anderen vor seinem Haus.

 

Aber zwischen Fertigstellung der Mauer und deren Einweihung wird von der Konstituierung der Gemeinde, ihrer Zusammensetzung und ihren Wohnorten berichtet. „Die Unterbrechung seiner Erzählung … war mit Bedacht geschehen: Innerhalb des vollendeten Mauerbaus sollte sich zuerst die heimgekehrte Gemeinde gemäß dem Gesetz feierlich konstituieren, erst danach konnte sich der Chr die Mauerweihe durch die Gemeinde und ihre Repräsentanten vorstellen.“ (Gunneweg, Nehemia, 155).

 

(27) Und bei der Einweihung der Mauer von Jerusalem holte man die Leviten aus allen ihren Orten, um sie nach Jerusalem zu bringen, damit man die Einweihung mit Freuden feiern könnte und mit Lobliedern und mit Gesang, mit Zimbeln, Harfen und Zithern. (28) Da versammelten sich die Söhne der Sänger sowohl aus dem Kreis und der Umgebung von Jerusalem als auch aus den Gehöften der Netofatiter (29) sowie aus Bet-Gilgal und aus dem Gebiet von Geba und Asmawet; denn die Sänger hatten sich in der Umgebung von Jerusalem Gehöfte gebaut. (30) Und die Priester und die Leviten reinigten sich; und sie reinigten das Volk und die Tore und die Mauer. (31) Und ich ließ die Obersten von Juda oben auf die Mauer steigen. Und ich stellte zwei große Dankchöre und Festzüge auf. Der eine zog nach rechts, oben auf der Mauer zum Aschentor hin. (32) Und hinter ihnen her gingen Hoschaja und die Hälfte der Obersten von Juda (33) und Asarja, Esra und Meschullam, (34) Juda und Benjamin und Schemaja und Jirmeja, (35) sodann einige von den Söhnen der Priester mit Trompeten: Secharja, der Sohn Jonatans, des Sohnes Schemajas, des Sohnes Mattanjas, des Sohnes Michajas, des Sohnes Sakkurs, des Sohnes Asafs, (36) und seine Brüder, Schemaja und Asarel, Milalai, Gilalai, Maai, Netanel und Juda, Hanani mit den Musikinstrumenten Davids, des Mannes Gottes. Esra aber, der Schriftgelehrte, ging vor ihnen her. (37) Und sie zogen zum Quelltor hin und stiegen geradeaus auf den Stufen zur Stadt Davids und auf dem Aufgang zur inneren Mauer hinauf und oberhalb vom Haus Davids entlang und bis an das Wassertor im Osten. (38) Und der zweite Dankchor zog zur entgegengesetzten Seite und ich hinter ihm her mit der anderen Hälfte der Oberen des Volkes oben auf der Mauer über den Ofenturm und bis an die breite Mauer, (39) über das Ephraim-Tor und über das Jeschana-Tor, über das Fischtor und den Turm Hananel und den Turm Mea bis an das Schaftor; und sie blieben beim Wachttor stehen. (40) Und die beiden Dankchöre stellten sich am Haus Gottes auf, ebenso ich und die Hälfte der Vorsteher mit mir (41) und die Priester Eljakim, Maaseja, Mijamin, Michaja, Eljoenai, Secharja, Hananja mit Trompeten (42) und Maaseja und Schemaja und Eleasar und Usi und Johanan und Malkija und Elam und Eser. Dann ließen sich die Sänger unter der Leitung von Jisrachja hören. (43) Und sie schlachteten an diesem Tag große Schlachtopfer und freuten sich, denn Gott hatte sie mit großer Freude erfüllt; und auch die Frauen und die Kinder freuten sich. Und die Freude Jerusalems war weithin zu hören.

 

(27-29) Zur Einweihung der Mauer werden alle levitischen Tempelsänger zusammengetrommelt – auch diejenigen, die außerhalb Jerusalems wohnen (Neh.11,20). Die Einweihung soll „mit Freuden“ gefeiert werden – und das heißt: „mit Lobliedern und mit Gesang, mit Zimbeln, Harfen und Zithern“. So kommen sie auch „aus den Gehöften der Netofatiter“ (in der Nähe von Bethlehem gelegen, vgl. Neh.7,26; 1.Chr.9,16), aus Bet-Gilgal (auf der Grenze zwischen Juda und Benjamin) und aus der Gegend von Geba (in Benjamin; vgl. Esr.2,26; Neh.7,30) und Asmawet – also aus der „Umgebung von Jerusalem“.

 

(30) Zur Vorbereitung der Mauereinweihung reinigen sich die Priester und die Leviten. Außerdem reinigen sie „das Volk und die Tore und die Mauer“. Auf welche Weise diese Reinigung stattfindet wird nicht gesagt. Es wird aber dadurch deutlich, dass die Einweihung der Mauer kein rein politischer, sondern vor allem ein religiöser Akt ist.

 

(31-39) Zur Einweihung lässt Nehemia – der Bericht ist wieder in der ersten Person formuliert (zuletzt Neh.7,5) –  die Obersten von Juda oben auf die Mauer steigen“ und stellt dann „zwei große Dankchöre und Festzüge auf“.

 

Der Ausgangspunkt der beiden Festzüge ist vermutlich in der Nähe des Taltores im Westen. Beide Züge bewegen sich auf der Mauer zum Tempelplatz im Norden. Der erste Zug nimmt die „Südroute“ (vorbei am Aschentor bis hin zum Wassertor), während der zweite Zug die „Nordroute“ beschreitet (vorbei am Ofenturm bis zum Wachtor). In der Nähe des Tempels treffen die Chöre auf der Ostseite der Stadt aufeinander.

 

Der Weg der Chöre kann auf der folgenden Karte nachvollzogen werden:

Zug der Chöre

(Karl Hartmann, Atlas-Tafel-Werk zu Bibel und Kirchengeschichte I, 72)

 

Der erste Dankchor wird von Esra angeführt. Es folgen:

·         Hoschaja mit der „Hälfte der Obersten von Juda“.

·         Sieben Priester mit Trompeten (Gunneweg, Nehemia, 157, übersetzt: „… von der Priesterschaft mit Trompeten …“, zu Priestern mit Trompeten vgl. 1.Chr.15,24).

·         Neun Leviten „mit den Musikinstrumenten Davids“.

 

Der zweite Dankchor wird von Nehemia angeführt. Ihm folgt die andere „Hälfte der Oberen von Juda“ (die weitere Zusammensetzung des zweiten Dankchores bleibt anonym).

 

(40-43) Beide Chöre, die in der Nähe des Tempels zusammengetroffen sind, stellen sich „am Haus Gottes auf“. Außerdem nimmt Nehemia mit der „Hälfte der Vorsteher“ (vgl. zu Neh.2,16) und einer Gruppe von Priestern dort Aufstellung.

 

Der eigentliche Festakt beginnt damit, dass „die Sänger“ zu singen beginnen. „Schlachtopfer“ werden dargebracht – also Opfer, dessen Fleisch von den Teilnehmern des Festes verzehrt wird (3.Mos.7,16). Die ganze Stadt feiert ein großes Freudenfest und die Freude ist „weithin zu hören“.

 

Welche Bedeutung hat diese Mauerweihe? Gunneweg vermutet: „Die Mauerweihe ist der zentrale Akt, durch den Jerusalem als Zentrum der Theokratie Gott geweiht wird. Nach der Konstituierung des aus dem Gericht erretteten und von allem fremden Makel gereinigten Israel wird durch die Mauerweihe Jerusalem zur Heiligen Stadt.“ (Gunneweg, Nehemia, 159).

 

 

 

4.4    Reformmaßnahmen Nehemias (Neh.12,44-13,31)

 

„Der bis zum Buchende reichende Zusammenhang enthält … Illustrationen zu den Verpflichtungen von 10,31-40. So befassen sich 12,44-47, aber auch 13,4-13.31 mit den kultischen Abgaben von 10,33-40. Das Verbot der Mischehen und die Trennung von Fremdvölkern in 10,31 kommt zur Darstellung in 13,1-3.23-30. In 13,15-22 setzt sich Nehemia für die in 10,32 betonte Sabbatheiligung ein. Die Entsprechungen reichen bis in den Wortlaut hinein.“ (Becker, 114).

 

 

4.4.1    Die Ordnung der heiligen Abgaben (Neh.12,44-47)

 

(44) Und es wurden an diesem Tag Männer eingesetzt zur Aufsicht über die Kammern für die Vorräte, die Hebopfer, die Erstlinge und die Zehnten, um in ihnen die gesetzlichen Anteile für die Priester und für die Leviten von den Feldern zu sammeln. Denn Juda hatte seine Freude an den Priestern und an den Leviten, die im heiligen Dienst standen. (45) Und sie versahen den Dienst ihres Gottes und den Dienst der Reinigung. Auch die Sänger und die Torhüter taten Dienst nach dem Gebot Davids und seines Sohnes Salomo. (46) Denn seit den Tagen Davids und Asafs, seit alter Zeit, gab es Häupter der Sänger und Preis– und Lobgesang für Gott. (47) Und ganz Israel gab in den Tagen Serubbabels und in den Tagen Nehemias die Anteile für die Sänger und die Torhüter, was ihnen Tag für Tag zukam; die Weihegaben aber gaben sie den Leviten, und die Leviten gaben die Weihegaben den Söhnen Aarons.

 

Der Abschnitt bezieht sich auf die in Neh.10,36-40 beschriebene Verpflichtung.

(36) Wir verpflichten uns, die Erstlinge unseres Ackerlandes und die Erstlinge aller Früchte von allen Bäumen Jahr für Jahr zum Haus des HERRN zu bringen. (37) Wir verpflichten uns, die Erstgeborenen unserer Söhne und unseres Viehbestandes, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist, und zwar die Erstgeborenen unserer Rinder und unserer Schafe zum Haus unseres Gottes zu bringen, für die Priester, die im Haus unseres Gottes Dienst verrichten. (38) Wir wollen das Erste von unserm Schrotmehl und unseren Hebopfern und den Früchten von allerlei Bäumen, von Most und Öl für die Priester bringen, in die Zellen des Hauses unseres Gottes, und den Zehnten unseres Ackerlandes für die Leviten. Denn sie, die Leviten, sind es, die den Zehnten erheben sollen in allen Städten unseres Ackerbaus. (39) Und der Priester, der Sohn Aarons, soll bei den Leviten sein, wenn die Leviten den Zehnten erheben. Und die Leviten sollen den Zehnten vom Zehnten zum Haus unseres Gottes hinaufbringen, in die Zellen des Schatzhauses. (40) Denn in die Zellen sollen die Söhne Israel und die Söhne Levi das Hebopfer vom Getreide, vom Most und Öl bringen. Denn dort sind die heiligen Geräte und die Priester, die den Dienst verrichten, und die Torhüter und die Sänger. So wollen wir das Haus unseres Gottes nicht im Stich lassen.

 

Um ganz ähnliche Probleme geht es in zwei folgenden Abschnitten:

Nehemia 13,4-9: (4) Vordem aber hatte der Priester Eljaschib, der über die Zellen des Hauses unseres Gottes gesetzt war, ein Verwandter des Tobija, (5) diesem eine große Zelle hergerichtet. Vordem hatte man dort die Speisopfer gelagert, den Weihrauch und die Geräte und den Zehnten vom Getreide, Most und Öl, also die Anteile für die Leviten und die Sänger und die Torhüter, und die Hebopfer der Priester. (6) Bei alldem war ich aber nicht in Jerusalem gewesen, denn im 32. Jahr Artahsastas, des Königs von Babel, war ich zum König gekommen und hatte mir erst nach Verlauf einer längeren Zeit vom König Urlaub erbeten. (7) Als ich nun nach Jerusalem kam, bemerkte ich das Unrecht, das Eljaschib zugunsten von Tobija getan hatte, als er ihm eine Zelle in den Höfen des Hauses Gottes hergerichtet hatte. (8) Das mißfiel mir sehr, und ich warf alle Hausgeräte Tobijas aus der Zelle hinaus. (9) Dann befahl ich, dass man die Zellen reinigen sollte, und brachte die Geräte des Hauses Gottes, das Speisopfer und den Weihrauch wieder hinein.

Nehemia 13,10-14: (10) Und ich erkannte, dass die Anteile für die Leviten nicht gegeben worden waren, so daß die Leviten und die Sänger, die den Dienst taten, davongelaufen waren, jeder auf sein Feld. (11) Da zog ich die Vorsteher zur Rechenschaft und sagte: Warum ist das Haus Gottes verlassen worden? Und ich versammelte sie und wies ihnen wieder ihren Platz an. (12) Und ganz Juda brachte den Zehnten vom Getreide und Most und Öl zu den Vorratskammern. (13) Und ich bestimmte als Schatzmeister über die Vorräte den Priester Schelemja und den Schreiber Zadok und Pedaja von den Leviten, und ihnen zur Seite Hanan, den Sohn Sakkurs, des Sohnes Mattanjas. Denn sie galten als zuverlässig, und ihnen oblag es, ihren Brüdern auszuteilen. (14) Gedenke dafür meiner, mein Gott, und lösche meine guten Taten nicht aus, die ich am Haus meines Gottes und an dessen Aufgaben erwiesen habe!

 

(44) Bezüglich der Abgaben, zu denen das Volk sich verpflichtet hat, werden nun „Männer eingesetzt zur Aufsicht über die Kammern für die Vorräte“. In den „Kammern“ werden die Abgaben gelagert (Neh.10,38; 13,4-5; 2.Chr.31,11-12). Aufseher sind entweder Leviten (2.Chr.31,12) oder Priester (Neh.10,39) oder Leviten und Priester (Neh.13,13).

 

Bei den Abgaben geht es konkret um:

·         „Hebopfer“ (hier vermutlich Tempelsteuer, vgl. Neh.10,33; 3.Mos.30,11-16. Zum Begriff „Hebopfer“ vgl. zu Esr. 8,25; vgl. auch Neh.10,38.40; 13,5).

·         „Erstlinge“ (vgl. Neh.10,36)

·         „Zehnten“ (vgl. Neh.10,38)

 

Die Aufseher sollen dafür sorgen, dass Priester und Leviten die „gesetzlichen Anteile“ erhalten. Das wird auch damit begründet, dass das Volk „seine Freude an den Priestern und an den Leviten“ hat, die „im heiligen Dienst“ stehen.

 

(45a) In Vers 45a sind vermutlich die Leviten gemeint (und nicht auch die Priester). Sie versehen den „Dienst ihres Gottes“ und den „Dienst der Reinigung“ (1.Chr.23,28: „… denn ihr [der Leviten] Platz ist an der Seite der Söhne Aaron zum Dienst am Haus des HERRN hinsichtlich der Vorhöfe und der Zellen und zur Reinigung alles Heiligen und hinsichtlich dessen, was im Dienst am Haus Gottes zu tun ist“).

 

(45b-46) Erwähnt wird auch der Dienst der Sänger und Torhüter, weil diese ebenfalls in den Genuss der Abgaben kommen. Sie tun ihren Dienst „nach dem Gebot Davids und seines Sohnes Salomo“ (vgl. Neh.11,23; 12,24; 2.Chr.8,14-15). Das ist alte Tradition: „… seit den Tagen Davids und Asafs, seit alter Zeit, gab es Häupter der Sänger und Preis– und Lobgesang für Gott“ (vgl. 1.Chr.16,37-43).

 

Seit den „Tagen Serubbabels“, also spätestens seit dem Wiederaufbau des Tempels (Esr.6), gibt „ganz Israel“ die „Anteile für die Sänger und die Torhüter“. Die „Weihegaben“, die in besonderer Weise Gott geweiht sind (Hes.45,1), gibt „ganz Israel“ den Leviten, die sie wiederum an die Priester weitergeben (vgl. Neh.10,39; 4.Mos.18,25-32).

 

Erneut wird deutlich: „Der nachexilische Neubeginn vollzieht sich in ungebrochener Kontinuität zu den Anfängen unter David und Salomo, in deren Nachfolge Serubabel und Nehemia stehen.“ (Gunneweg, Nehemia, 162).

 

 

4.4.2    Die Ausscheidung von Mischlingen (Neh.13,1-3)

 

(1) An jenem Tag wurde aus dem Buch des Mose vor den Ohren des Volkes vorgelesen, und man fand darin geschrieben, dass kein Ammoniter und Moabiter in die Versammlung Gottes kommen sollte für ewig. (2) Denn sie waren den Söhnen Israel nicht mit Brot und mit Wasser entgegengekommen und hatten Bileam gegen sie gedungen, sie zu verfluchen, aber unser Gott hatte den Fluch in Segen verwandelt. (3) Und es geschah, als sie das Gesetz hörten, da sonderten sie alles Mischvolk von Israel ab.

 

Der Abschnitt bezieht sich auf die in Neh.10,31 beschriebene Verpflichtung: „Wir wollen unsere Töchter nicht den Völkern des Landes geben, und ihre Töchter nicht für unsere Söhne nehmen.“

 

Um ein ganz ähnliches Problem geht es in Neh.13,23-30:

(23) Auch sah ich in jenen Tagen die Juden, die aschdodische, ammonitische und moabitische Frauen geheiratet hatten. (24) Und die Hälfte ihrer Kinder redete aschdodisch, keines von ihnen konnte jüdisch reden, sondern nur in der Sprache des einen oder des anderen Volkes. (25) Da ging ich mit ihnen ins Gericht und verfluchte sie und schlug einige Männer von ihnen und raufte ihnen die Haare aus. Und ich beschwor sie bei Gott: Wenn ihr eure Töchter ihren Söhnen gebt und wenn ihr von ihren Töchtern für eure Söhne und für euch Frauen nehmt! (26) Hat sich ihretwegen nicht schon Salomo, der König von Israel, versündigt? Und einen König wie ihn hat es unter den vielen Nationen nicht gegeben. Und er war geliebt von seinem Gott, und so hatte Gott ihn zum König über ganz Israel gesetzt; doch auch ihn haben die ausländischen Frauen zur Sünde verleitet. (27) Muss man nun auch von euch hören, daß ihr ganz das gleiche große Unrecht begeht, treulos gegen unseren Gott zu handeln dadurch, dass ihr ausländische Frauen heiratet! (28) Und einer von den Söhnen Jojadas, des Sohnes Eljaschibs, des Hohenpriesters, war der Schwiegersohn des Horoniters Sanballat; den jagte ich von mir weg. (29) Gedenke es ihnen, mein Gott, wegen der Verunreinigungen des Priesteramtes und des Bundes der Priester und der Leviten! (30) So reinigte ich sie von allem Ausländischen, und ich stellte die Dienstordnungen für die Priester und Leviten auf, für jeden in seinem Arbeitsbereich.


(1-2) Bei einer öffentlichen Vorlesung „aus dem Buch des Mose“ stößt man auf die Aussage, „dass kein Ammoniter und Moabiter in die Versammlung Gottes kommen sollte für ewig“. Begründet wird diese Aussage damit, dass sie bei der Wüstenwanderung „den Söhnen Israel nicht mit Brot und mit Wasser entgegengekommen“ und Bileam gegen sie engagiert hatten, „sie zu verfluchen“ – wobei Gott „den Fluch in Segen verwandelt“ hatte.

 

Das entspricht voll und ganz den Ausführungen in 5.Mos.23,4-6:

(4) Ein Ammoniter oder Moabiter darf nicht in die Versammlung des HERRN kommen; auch die zehnte Generation von ihnen darf nicht in die Versammlung des HERRN kommen, für ewig; (5) deshalb, weil sie euch nicht mit Brot und mit Wasser entgegengekommen sind auf dem Weg, als ihr aus Ägypten zogt, und weil er Bileam, den Sohn des Beor, aus Petor in Mesopotamien, gegen dich gedungen hat, dich zu verfluchen. (6) Aber der HERR, dein Gott, wollte nicht auf Bileam hören, und der HERR, dein Gott, wandelte dir den Fluch in Segen um; denn der HERR, dein Gott, hatte dich lieb.


(3) Als das Volk diese Worte des Gesetzes hört, setzt es sie umgehend in die Tat um – und sondert „alles Mischvolk von Israel ab“ – also nicht nur „reine“ „Ammoniter und Moabiter“, sondern alle, die auch „Ammoniter und Moabiter“ in ihrem Stammbaum haben.

 

 

4.4.3    Die Reinigung der Priesterkammern (Neh.13,4-9)

 

(4) Vordem aber hatte der Priester Eljaschib, der über die Zellen des Hauses unseres Gottes gesetzt war, ein Verwandter des Tobija, (5) diesem eine große Zelle hergerichtet. Vordem hatte man dort die Speisopfer gelagert, den Weihrauch und die Geräte und den Zehnten vom Getreide, Most und Öl, also die Anteile für die Leviten und die Sänger und die Torhüter, und die Hebopfer der Priester. (6) Bei alldem war ich aber nicht in Jerusalem gewesen, denn im 32. Jahr Artahsastas, des Königs von Babel, war ich zum König gekommen und hatte mir erst nach Verlauf einer längeren Zeit vom König Urlaub erbeten. (7) Als ich nun nach Jerusalem kam, bemerkte ich das Unrecht, das Eljaschib zugunsten von Tobija getan hatte, als er ihm eine Zelle in den Höfen des Hauses Gottes hergerichtet hatte. (8) Das mißfiel mir sehr, und ich warf alle Hausgeräte Tobijas aus der Zelle hinaus. (9) Dann befahl ich, dass man die Zellen reinigen sollte, und brachte die Geräte des Hauses Gottes, das Speisopfer und den Weihrauch wieder hinein.


Der Abschnitt bezieht sich auf die in Neh.10,36-40 beschriebene Verpflichtung bzgl. der Verwendung der „Zellen“:

(36) Wir verpflichten uns, die Erstlinge unseres Ackerlandes und die Erstlinge aller Früchte von allen Bäumen Jahr für Jahr zum Haus des HERRN zu bringen. (37) Wir verpflichten uns, die Erstgeborenen unserer Söhne und unseres Viehbestandes, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist, und zwar die Erstgeborenen unserer Rinder und unserer Schafe zum Haus unseres Gottes zu bringen, für die Priester, die im Haus unseres Gottes Dienst verrichten. (38) Wir wollen das Erste von unserm Schrotmehl und unseren Hebopfern und den Früchten von allerlei Bäumen, von Most und Öl für die Priester bringen, in die Zellen des Hauses unseres Gottes, und den Zehnten unseres Ackerlandes für die Leviten. Denn sie, die Leviten, sind es, die den Zehnten erheben sollen in allen Städten unseres Ackerbaus. (39) Und der Priester, der Sohn Aarons, soll bei den Leviten sein, wenn die Leviten den Zehnten erheben. Und die Leviten sollen den Zehnten vom Zehnten zum Haus unseres Gottes hinaufbringen, in die Zellen des Schatzhauses. (40) Denn in die Zellen sollen die Söhne Israel und die Söhne Levi das Hebopfer vom Getreide, vom Most und Öl bringen. Denn dort sind die heiligen Geräte und die Priester, die den Dienst verrichten, und die Torhüter und die Sänger. So wollen wir das Haus unseres Gottes nicht im Stich lassen.

 

Bereits in Neh.12,44-47 ging es die praktische Umsetzung dieser Verpflichtung:

(44) Und es wurden an diesem Tag Männer eingesetzt zur Aufsicht über die Kammern für die Vorräte, die Hebopfer, die Erstlinge und die Zehnten, um in ihnen die gesetzlichen Anteile für die Priester und für die Leviten von den Feldern zu sammeln. Denn Juda hatte seine Freude an den Priestern und an den Leviten, die im heiligen Dienst standen. (45) Und sie versahen den Dienst ihres Gottes und den Dienst der Reinigung. Auch die Sänger und die Torhüter taten Dienst nach dem Gebot Davids und seines Sohnes Salomo. (46) Denn seit den Tagen Davids und Asafs, seit alter Zeit, gab es Häupter der Sänger und Preis– und Lobgesang für Gott. (47) Und ganz Israel gab in den Tagen Serubbabels und in den Tagen Nehemias die Anteile für die Sänger und die Torhüter, was ihnen Tag für Tag zukam; die Weihegaben aber gaben sie den Leviten, und die Leviten gaben die Weihegaben den Söhnen Aarons.

 

(4-5) Der Priester Eljaschib, möglicherweise identisch mit dem Hohepriester gleichen Namens (Neh.3,1; 12,10.22f.; 13,28) war für die Verwaltung der „Zellen des Hauses“ verantwortlich. Nun war er gleichzeitig ein „Verwandter des Tobias“, des Ammoniters (Neh.2,10.19; 3,35; 4,1; 6,1.12.14.19; 13,7) und hatte ihm daher im Tempel „eine große Zelle hergerichtet“.

 

Vorher hatte man dort „die Speisopfer gelagert, den Weihrauch und die Geräte und den Zehnten vom Getreide, Most und Öl, also die Anteile für die Leviten und die Sänger und die Torhüter, und die Hebopfer der Priester“. Nun aber steht sie Tobias für seine Zwecke zur Verfügung. Dabei „wird man an eine Benutzung zur Durchführung von Amtsgeschäften zu denken haben, etwa die Entgegennahme von Steuern und Naturalabgaben im Auftrag Sanballats bzw. der persischen Obrigkeit.“ (Gunneweg, Nehemia, 166).

 

(6) Das geschieht während der Abwesenheit Nehemias. Nach Ende seiner zwölfjährigen Amtszeit als Statthalter, die „vom 20. Jahr bis zum 32. Jahr des Königs Artahsasta“ dauerte (Neh.5,14), war er zum König zurückgekehrt und hatte „erst nach Verlauf einer längeren Zeit vom König Urlaub erbeten“.

 

(7-9) Aber als er dann nach Jerusalem zurückkehrt, stellt er das Unrecht fest und wirft „alle Hausgeräte Tobijas aus der Zelle hinaus“, lässt „die Zellen reinigen“ und bringt die „Geräte des Hauses Gottes, das Speisopfer und den Weihrauch wieder hinein“.

 

 

4.4.4    Die Fürsorge für die Leviten (Neh.13,10-14)

 

(10) Und ich erkannte, dass die Anteile für die Leviten nicht gegeben worden waren, so dass die Leviten und die Sänger, die den Dienst taten, davongelaufen waren, jeder auf sein Feld. (11) Da zog ich die Vorsteher zur Rechenschaft und sagte: Warum ist das Haus Gottes verlassen worden? Und ich versammelte sie und wies ihnen wieder ihren Platz an. (12) Und ganz Juda brachte den Zehnten vom Getreide und Most und Öl zu den Vorratskammern. (13) Und ich bestimmte als Schatzmeister über die Vorräte den Priester Schelemja und den Schreiber Zadok und Pedaja von den Leviten, und ihnen zur Seite Hanan, den Sohn Sakkurs, des Sohnes Mattanjas. Denn sie galten als zuverlässig, und ihnen oblag es, ihren Brüdern auszuteilen. (14) Gedenke dafür meiner, mein Gott, und lösche meine guten Taten nicht aus, die ich am Haus meines Gottes und an dessen Aufgaben erwiesen habe!

 

Der Abschnitt bezieht sich auf die in Neh.10,36-40 beschriebene Verpflichtung zur Versorgung der Leviten:

(36) Wir verpflichten uns, die Erstlinge unseres Ackerlandes und die Erstlinge aller Früchte von allen Bäumen Jahr für Jahr zum Haus des HERRN zu bringen. (37) Wir verpflichten uns, die Erstgeborenen unserer Söhne und unseres Viehbestandes, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist, und zwar die Erstgeborenen unserer Rinder und unserer Schafe zum Haus unseres Gottes zu bringen, für die Priester, die im Haus unseres Gottes Dienst verrichten. (38) Wir wollen das Erste von unserm Schrotmehl und unseren Hebopfern und den Früchten von allerlei Bäumen, von Most und Öl für die Priester bringen, in die Zellen des Hauses unseres Gottes, und den Zehnten unseres Ackerlandes für die Leviten. Denn sie, die Leviten, sind es, die den Zehnten erheben sollen in allen Städten unseres Ackerbaus. (39) Und der Priester, der Sohn Aarons, soll bei den Leviten sein, wenn die Leviten den Zehnten erheben. Und die Leviten sollen den Zehnten vom Zehnten zum Haus unseres Gottes hinaufbringen, in die Zellen des Schatzhauses. (40) Denn in die Zellen sollen die Söhne Israel und die Söhne Levi das Hebopfer vom Getreide, vom Most und Öl bringen. Denn dort sind die heiligen Geräte und die Priester, die den Dienst verrichten, und die Torhüter und die Sänger. So wollen wir das Haus unseres Gottes nicht im Stich lassen.

 

Bereits in Neh.12,44-47 ging es die praktische Umsetzung dieser Verpflichtung:

(44) Und es wurden an diesem Tag Männer eingesetzt zur Aufsicht über die Kammern für die Vorräte, die Hebopfer, die Erstlinge und die Zehnten, um in ihnen die gesetzlichen Anteile für die Priester und für die Leviten von den Feldern zu sammeln. Denn Juda hatte seine Freude an den Priestern und an den Leviten, die im heiligen Dienst standen. (45) Und sie versahen den Dienst ihres Gottes und den Dienst der Reinigung. Auch die Sänger und die Torhüter taten Dienst nach dem Gebot Davids und seines Sohnes Salomo. (46) Denn seit den Tagen Davids und Asafs, seit alter Zeit, gab es Häupter der Sänger und Preis– und Lobgesang für Gott. (47) Und ganz Israel gab in den Tagen Serubbabels und in den Tagen Nehemias die Anteile für die Sänger und die Torhüter, was ihnen Tag für Tag zukam; die Weihegaben aber gaben sie den Leviten, und die Leviten gaben die Weihegaben den Söhnen Aarons.

 

(10) Nehemia stellt fest, dass die Leviten nicht die vorgesehenen Anteile bekommen haben und sich deshalb auf ihre Felder zurückgezogen haben, um von dessen Erträgen zu leben.

 

(11-12) Daraufhin zieht er die „Vorsteher“ (vgl. zu 2,16) „zur Rechenschaft“. Die Frage „warum ist das Haus Gottes verlassen worden?“ zielt natürlich auf die Ursache der Flucht auf das Land – die versäumte Versorgung der Leviten. Anschließend holt Nehemia die Leviten wieder an „ihren Platz“ zurück und sorgt dafür, dass „ganz Juda“ wieder „den Zehnten vom Getreide und Most und Öl zu den Vorratskammern“ bringt.

 

(13) Damit sich so etwas nicht wiederholt, setzt Nehemia drei Personen als „Schatzmeister über die Vorräte“ ein – einen Priester, einen Schreiber und einen Leviten – und noch einen weiteren Priester „ihnen zu Seite“ (vgl. Neh.12,35). Sie werden ausgewählt, weil sie als „zuverlässig“ gelten und haben die Aufgabe, „ihren Brüdern auszuteilen“.

 

(14) Wie in Neh.5,19 und 13,22 bittet Nehemia Gott darum, ihm wegen seines Einsatzes zu gedenken bzw. – negativ formuliert – seine „guten Taten“ nicht zu löschen (dahinter steht vermutlich die Vorstellung eines im Himmel geführten Buches der Taten, vgl. Jes.65,6: „Siehe, aufgeschrieben ist es vor mir …“).

 

 

4.4.5    Die Durchsetzung der Sabbatheiligung (Neh.13,15-22)

 

(15) In jenen Tagen sah ich einige in Juda, die am Sabbat die Keltern traten und Getreidehaufen einbrachten und auf Esel luden und auch Wein, Trauben und Feigen und allerlei Last und es am Sabbattag nach Jerusalem hereinbrachten. Und ich warnte sie an dem selben Tag, an dem sie die Lebensmittel verkauften. (16) Auch Tyrer wohnten darin; sie brachten Fisch und allerlei Ware herein und verkauften sie am Sabbat den Söhnen Juda, und zwar in Jerusalem. (17) Da zog ich die Edlen von Juda zur Rechenschaft und sagte zu ihnen: Was ist das für eine schlimme Sache, die ihr da tut, dass ihr den Sabbattag entheiligt? (18) Haben eure Väter nicht ebenso gehandelt, so dass unser Gott all dies Unheil über uns und über diese Stadt brachte? Und ihr steigert die Zornglut über Israel, indem ihr den Sabbat entheiligt! (19) Und es geschah, sobald die Tore Jerusalems vor dem Sabbat dunkel wurden, befahl ich, dass die Torflügel geschlossen würden. Und ich befahl weiter, dass man sie bis nach dem Sabbat nicht öffnen solle. Und einige von meinen Dienern stellte ich an den Toren auf, damit keine Last am Sabbattag hereinkäme. (20) Da übernachteten die Händler und die Verkäufer von allerlei Ware draußen vor Jerusalem, einmal und zweimal. (21) Und ich warnte sie und sagte zu ihnen: Warum übernachtet ihr gegenüber der Mauer? Wenn ihr das noch einmal tut, werde ich Hand an euch legen! Von dieser Zeit an kamen sie nicht mehr am Sabbat. (22) Und ich befahl den Leviten, dass sie sich reinigen und als Wächter an die Tore kommen sollten, damit man den Sabbattag heilig halten könne. Auch das gedenke mir, mein Gott, und blicke mitleidig auf mich nach der Größe deiner Güte!

 

Der Abschnitt bezieht sich auf die in Neh.10,32 beschriebene Verpflichtung zum „verkaufsfreien Sabbat“:

Wenn die Völker des Landes am Sabbattag ihre Waren und allerlei Getreide zum Verkauf bringen, wollen wir es ihnen am Sabbat oder an einem andern heiligen Tag nicht abnehmen. Wir wollen im siebten Jahr auf den Ernteertrag und auf die Schuldforderung einer jeden Hand verzichten.

 

(15) Nehemia beobachtet, dass einige Juden am Sabbat Erntearbeiten durchführen (vgl. 2.Mos.34,21: „Sechs Tage sollst du arbeiten, aber am siebten Tag sollst du ruhen; auch in der Zeit des Pflügens und in der Ernte sollst du ruhen.“) und sie ihre Waren außerdem am Sabbat nach Jerusalem bringen und dort verkaufen. Nehemia verwarnt sie noch am gleichen Tag.

 

(16-19) Außerdem wohnen in Juda „auch Tyrer“. Auch sie bringen Lebensmittel und andere Waren am Sabbat nach Jerusalem hinein und verkaufen sie dort „am Sabbat den Söhnen Juda“.

 

In diesem Fall wendet sich Nehemia nicht an die Tyrer. Stattdessen zieht er die „Edlen“ (vgl. zu Neh.2,16) „zur Rechenschaft“ (vgl. Neh.13,11). Er erklärt ihnen, dass diese Entheiligung des Sabbats eine „schlimme Sache ist“, weil ihre Väter ebenso gehandelt haben (vgl. Jer.17,24-27), Gott sie dafür gestraft hat und sie jetzt durch ihr Verhalten den Zorn Gottes über Israel steigern.

 

Nehemia ordnet an, die Tore Jerusalems vor Beginn des Sabbats – also bei Einbruch der Dunkelheit –zu schließen und erst nach Ende des Sabbats wieder zu öffnen. Um sicher zu gehen, dass diese Anweisung auch befolgt wird, stellt er einige seiner Diener an den Toren auf (zu den Dienern Nehemias vgl. Neh.4,10.17; 5,10.16).

 

(20-21) Weil die Tore Jerusalems am Sabbat geschlossen sind und die Händler ihre Waren nicht nach Jerusalem herein bringen können, übernachten sie „einmal und zweimal“ draußen vor der Stadt. „Vielleicht warteten sie auf eine günstige Gelegenheit, doch noch in die Stadt hineinzukommen, oder hofften, wenigstens ihre Wahren einschmuggeln zu können. Vielleicht auch hielt Nehemia eine solche Art friedlicher Belagerung für der Sabbatheiligung unwürdig.“ (Gunneweg, Nehemia, 170). Jedenfalls verwarnt Nehemia sie und droht ihnen für den Wiederholungsfall Gewalt an. Auch diese Maßnahme hat Erfolg: Die Händler kommt nicht mehr am Sabbat.

 

(22) Abschließend befiehl er den Leviten, sich zu reinigen (vgl. Neh.12,30) und „als Wächter an die Tore“ zu kommen, um die Sabbatheiligung zu sichern. „Der ganze Passus macht aus einer polizeilichen Sperrstunde einen sakralen Akt der Sabbatheiligung.“ (Gunneweg, 169).

 

Am Ende geht auch dieser Abschnitt in ein Gebet Nehemias über, in dem dieser Gott darum bittet, ihn für seinen Einsatz zu belohnen (vgl. Neh.5,19; 13,14).

 

„Der Abschnitt lehrt, dass sie Verselbständigung Judas zugleich auch eine bewusste und absichtsvolle Isolierung einleitete. Die geschlossenen Sabbattore während der gesamten Dauer der vorgeschriebenen Sabbatruhe und dazu Verbotsbestimmungen gegen Händler mit ihren ‚weltlichen‘ Geschäften stellen dafür ein beredtes Zeugnis dar. Die nach dem Gesetz Gottes formierte theokratische Gemeinde auf Erden bedarf der Isolierung, und diese wiederum lässt sich nur auf der Grundlage einer autonomen Eigenständigkeit verwirklichen. So erklärt es sich, dass  … Nehemia als Sachverwalter religiöser Anliegen auftrat und dass das religiöse Anliegen doch zugleich auch auf weltliche Selbständigkeit zielte.“ (Gunneweg, Nehemia, 171).

 

 

4.4.6    Das Vorgehen gegen Mischehen (Neh.13,23-29)

 

(23) Auch sah ich in jenen Tagen die Juden, die aschdodische, ammonitische und moabitische Frauen geheiratet hatten. (24) Und die Hälfte ihrer Kinder redete aschdodisch, keines von ihnen konnte jüdisch reden, sondern nur in der Sprache des einen oder des anderen Volkes. (25) Da ging ich mit ihnen ins Gericht und verfluchte sie und schlug einige Männer von ihnen und raufte ihnen die Haare aus. Und ich beschwor sie bei Gott: Wenn ihr eure Töchter ihren Söhnen gebt und wenn ihr von ihren Töchtern für eure Söhne und für euch Frauen nehmt! (26) Hat sich ihretwegen nicht schon Salomo, der König von Israel, versündigt? Und einen König wie ihn hat es unter den vielen Nationen nicht gegeben. Und er war geliebt von seinem Gott, und so hatte Gott ihn zum König über ganz Israel gesetzt; doch auch ihn haben die ausländischen Frauen zur Sünde verleitet. (27) Muß man nun auch von euch hören, dass ihr ganz das gleiche große Unrecht begeht, treulos gegen unseren Gott zu handeln dadurch, dass ihr ausländische Frauen heiratet! (28) Und einer von den Söhnen Jojadas, des Sohnes Eljaschibs, des Hohenpriesters, war der Schwiegersohn des Horoniters Sanballat; den jagte ich von mir weg. (29) Gedenke es ihnen, mein Gott, wegen der Verunreinigungen des Priesteramtes und des Bundes der Priester und der Leviten!


Der Abschnitt bezieht sich auf die in Neh.10,31 beschriebene Verpflichtung: „Wir wollen unsere Töchter nicht den Völkern des Landes geben, und ihre Töchter nicht für unsere Söhne nehmen.“

 

Bereits in Neh.13,1-3 ging es die praktische Umsetzung dieser Verpflichtung:

(1) An jenem Tag wurde aus dem Buch des Mose vor den Ohren des Volkes vorgelesen, und man fand darin geschrieben, dass kein Ammoniter und Moabiter in die Versammlung Gottes kommen sollte für ewig. (2) Denn sie waren den Söhnen Israel nicht mit Brot und mit Wasser entgegengekommen und hatten Bileam gegen sie gedungen, sie zu verfluchen, aber unser Gott hatte den Fluch in Segen verwandelt. (3) Und es geschah, als sie das Gesetz hörten, da sonderten sie alles Mischvolk von Israel ab.

 

(23-24) Nehemia stellt fest, dass eine Reihe von Juden „aschdodische, ammonitische und moabitische Frauen“ geheiratet haben und deshalb „keines“ ihrer Kinder „jüdisch reden“ kann, „sondern nur in der Sprache des einen oder des anderen Volkes“. Auch hier geht es um Identität. „Indiz für die eigene Identität ist die Beherrschung der eigenen Sprache …“ (Gunneweg, Nehemia, 172).

 

„Auch hier ist das eigentliche Anliegen deutlich: Die eigene Sprache des selbständig gewordenen Juda wird von einigen nicht mehr beherrscht, und das ist für Nehemia ein Symptom der Überfremdung der Nation und – auf das engste damit verbunden – der Religion. ein Symptom auch für die demütigenden Verhältnisse einer nun zu Ende gegangenen Epoche, als Juda ein nicht- oder nur teilweise selbständiger Bezirk im großen persischen Reich und allen fremden Einflüssen und Zugriffen ausgeliefert gewesen war.“ (Gunneweg, Nehemia, 173).

 

(25-27) Nehemia geht hart „mit ihnen ins Gericht“. Er verflucht sie und wird sogar handgreiflich. Beschwörend redet er auf sie ein und erinnert sie, dass Salomo, dieser außergewöhnliche und von Gott geliebte König, an seinen „ausländischen Frauen“ gescheitert ist, weil sie ihn „zur Sünde verleitet“ haben. Warum also begehen sie jetzt „ganz das gleiche große Unrecht“?

 

(28-29) Um einen konkreten Fall kümmert Nehemia sich ganz persönlich. Ein Sohn Jojadas, der wiederum ein Sohn des Hohenpriesters Ejaschib ist, ist „Schwiegersohn des Horoniters Sanballat“ (Neh.2,10.19; 3,33; 4,1; 6,1.2.5.12.14). Nehemia verjagt ihn eigenhändig.

 

„Flavius Josephus (Ant. XI, 7,2 und 8,2.4) will wissen, dass der des Landes verwiesene Sohn Jojadas Manasse hieß und die Tochter Sanballats Nikaso … Manasse soll nach Flavius Josephus, der das Geschehen übrigens in die Alexanderzeit verlegt, der erste Hohepriester des schismatischen Heiligtums der Samariter gewesen sein.“ (Becker, 119f.)

 

Die Stellungnahme zu diesem konkreten Fall endet mit einem Gebet, in dem es um das „Gedenken“ geht – hier allerdings nicht im Sinne einer Belohnung, sondern einer Bestrafung „wegen der Verunreinigungen des Priesteramtes“ (vgl. 3.Mos.21,21-23) und der Verunreinigung „des Bundes der Priester und der Leviten“ (zum Bund der Priester vgl. 4.Mos.25,12-13; zum Bund der Leviten vgl. Mal.2,8).

 

 

4.4.7    Schlusswort zu den Reformmaßnahmen Nehemias (Neh.13,30-31)

 

(30) So reinigte ich sie von allem Ausländischen, und ich stellte die Dienstordnungen für die Priester und Leviten auf, für jeden in seinem Arbeitsbereich (31) und für die Lieferung des Brennholzes zu bestimmten Zeiten und für die Abgabe der Erstlinge. Gedenke meiner, mein Gott, zum Guten!


(30-31a) Im Schlusswort zählt Nehemia noch einmal alle von ihm getroffenen Maßnahmen auf.

So reinigte ich sie von allem Ausländischen

Neh.13,1-3.23-29

und ich stellte die Dienstordnungen für die Priester und Leviten auf, für jeden in seinem Arbeitsbereich

Neh.12,45-46

und für die Lieferung des Brennholzes zu bestimmten Zeiten

kein Bericht in Neh.12,44-13,29,

vgl. aber Neh.10,35

und für die Abgabe der Erstlinge

Neh.12,44-47 (13,4-13)

 

(31b) Nachdem er bereits verschiedentlich Gott darum gebeten hat, seiner „zum Guten“ zu gedenken (Neh.5,19; 13,14.22), wiederholt und bekräftigt er dieses Gebot in seinem Schlusswort abschließend noch einmal.