1 Rückkehr und Wiederaufbau
des Tempels (Esra 1-6)
1.1
Rückkehr und Beginn des Tempelbaus
(Esra 1,1-3,13)
1.1.1
Der
Kyros-Erlass (Esr.1,1-4)
(1)
Und im ersten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien, erweckte der HERR, damit
das Wort des HERRN aus dem Mund Jeremias erfüllt würde, den Geist des Kyrus,
des Königs von Persien, dass er durch sein ganzes Reich einen Ruf ergehen ließ,
und zwar auch schriftlich: (2) So spricht Kyrus, der König von Persien: Alle
Königreiche der Erde hat der HERR, der Gott des Himmels, mir gegeben. Nun hat
er selbst mir den Auftrag gegeben, ihm in Jerusalem, das in Juda ist, ein Haus
zu bauen. (3) Wer immer unter euch aus seinem Volk ist, mit dem sei sein Gott,
und er ziehe hinauf nach Jerusalem, das in Juda ist, und baue das Haus des
HERRN, des Gottes Israels! Er ist der Gott, der in Jerusalem ist.(4) Und jeden,
der übriggeblieben ist, an irgendeinem Ort, wo er sich als Fremder aufhält, den
sollen die Leute seines Ortes unterstützen mit Silber und mit Gold und mit Habe
und mit Vieh neben den freiwilligen Gaben für das Haus Gottes in Jerusalem.
„Der Abschnitt 1,1-4 berichtet von der entscheidenden Wende vom Gottesgericht des Exils hin zum neuen Heil von Heimkehr und Wiederaufbau des Tempels“ (Gunneweg, Esra, 41) – dem Erlass des Kyrus. Er entspricht dem Abschluss des zweiten Chronikbuches:
Esra 1,1-3 |
2. Chronik 36,22-23 |
(1) Und im ersten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien, erweckte
der HERR, damit das Wort des HERRN aus dem Mund Jeremias erfüllt würde, den
Geist des Kyrus, des Königs von Persien, dass er durch sein ganzes Reich
einen Ruf ergehen ließ, und zwar auch schriftlich: (2) So spricht Kyrus, der
König von Persien: Alle Königreiche der Erde hat der HERR, der Gott des
Himmels, mir gegeben. Nun hat er selbst mir den Auftrag gegeben, ihm in
Jerusalem, das in Juda ist, ein Haus zu bauen. 3 Wer immer unter euch aus
seinem Volk ist, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem,
das in Juda ist, und baue das Haus des HERRN, des Gottes Israels! Er ist der
Gott, der in Jerusalem ist. |
(22) Und im ersten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien, damit das
Wort des HERRN durch den Mund Jeremias erfüllt würde, erweckte der HERR den
Geist des Kyrus, des Königs von Persien. Und er ließ einen Aufruf ergehen
durch sein ganzes Königreich und auch schriftlich bekanntmachen: (23) So
spricht Kyrus, der König von Persien: Alle Königreiche der Erde hat der HERR,
der Gott des Himmels, mir gegeben. Und er hat mich beauftragt, ihm ein Haus
zu bauen in Jerusalem, das in Juda ist. Wer immer unter euch aus seinem Volk
ist, mit dem sei der HERR, sein Gott! Er ziehe hinauf! |
(1) Kyrus regierte von 558-530 v. Chr. Mit dem „ersten Jahr des Kyrus“ ist hier jedoch sein erstes Jahr als König von Babel gemeint (vgl. Esr.5,13: „Doch im ersten Jahr des Kyrus, des Königs von Babel, gab der König Kyrus den Befehl, dieses Haus Gottes wieder aufzubauen.“), also das Jahr 538.
Der Verfasser legt Wert auf die Feststellung, dass Gott bei dem Edikt des Königs selbst das Heft des Handelns in der Hand hatte. Er „erweckte … den Geist des Kyrus“. Das ähnelt den Aussagen, die im zweiten Teil des Buches Jesaja über Kyrus gemacht werden.
Jes.45,13: Ich, ich habe ihn erweckt in Gerechtigkeit,
und alle seine Wege ebne ich. Er wird meine Stadt bauen und meine Weggeführten
freilassen, nicht für einen Kaufpreis und nicht für ein Geschenk, spricht der
HERR der Heerscharen.
Jes.42,1: Siehe, mein Knecht, den ich halte, mein
Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist auf
ihn gelegt, er wird das Recht zu den Nationen hinausbringen.
(davon, das Gott den Geist eines Menschen erweckt, ist auch noch in Esr.1,5; 1.Chr.5,26; 2.Chr.21,16 die Rede).
Dass alles nach Gottes Plan läuft, zeigt auch die Aussage, dass Gott den Geist des Kyrus erweckte, „damit das Wort des HERRN aus dem Mund Jeremias erfüllt würde“. Gemeint sind folgende Aussagen des Buches Jeremia:
Jer.25,11-12: (11) Und dieses ganze Land
wird zur Trümmerstätte, zur Wüste werden; und diese Nationen werden dem König
von Babel dienen siebzig Jahre lang. (12) Und es wird geschehen, wenn siebzig
Jahre voll sind, suche ich am König von Babel und an diesem Volk ihre Schuld
heim, spricht der HERR, und am Land der Chaldäer; und ich mache es zu ewigen
Einöden.
Jeremia 29,10: Denn so spricht der HERR:
Erst wenn siebzig Jahre für Babel voll sind, werde ich mich euer annehmen und
mein gutes Wort, euch an diesen Ort zurückzubringen, an euch erfüllen.
Nach dem parallelen Bericht des zweiten Chronikbuches beginnen diese siebzig Jahre mit der Zerstörung Jerusalems und der Wegführung der Gefangenen durch König Nebukadnezar im Jahr 586 v. Chr.:
2.Chr.36,17-21: (17) Und er ließ den König
der Chaldäer gegen sie heraufkommen und brachte ihre jungen Männer mit dem
Schwert um im Haus ihres Heiligtums. Er hatte kein Mitleid mit Jüngling oder
Jungfrau, mit Altem oder Greis. Alle gab er in seine Hand. (18) Und alle Geräte
des Hauses Gottes, die großen und die kleinen, und die Schätze des Hauses des
HERRN und die Schätze des Königs und seiner Obersten, alles brachte er nach
Babel. (19) Und sie verbrannten das Haus Gottes und rissen die Mauer von
Jerusalem nieder. Und all seine Paläste verbrannten sie mit Feuer, und all
seine kostbaren Geräte zerstörten sie. (20) Und was vom Schwert übriggeblieben
war, führte er gefangen nach Babel. Und sie mussten ihm und seinen Söhnen als
Sklaven dienen, bis das Königreich der Perser zur Herrschaft kam, (21) damit
erfüllt würde das Wort des HERRN durch den Mund Jeremias, bis das Land seine
Sabbate ersetzt bekam. All die Tage seiner Verwüstung hatte es Ruhe, bis
siebzig Jahre voll waren.
Rein rechnerisch handelt es sich bei dem Zeitraum zwischen Zerstörung Jerusalems und dem „ersten Jahr des Kyrus“ nicht um siebzig, sondern nur um knapp fünfzig Jahre. Die „siebzig Jahre“ haben eine symbolische Bedeutung: Es handelt sich um zehn Sabbatjahr-Perioden. Möglicherweise kommt es daher nicht auf rechnerische Exaktheit an (interessanterweise ist im Jahre 519 immer noch vom Ende der siebzig Jahre als einem zukünftigen Ereignis die Rede. Sach.1,12: „Aber der Engel des HERRN antwortete und sprach: HERR der Heerscharen, wie lange willst du dich nicht über Jerusalem und die Städte Judas erbarmen, die du verwünscht hast diese siebzig Jahre?“). Für den Verfasser des Buches Esra aber steht fest, dass die „siebzig Jahre“ mit dem „ersten Jahr des Kyrus“ enden.
Im „ersten Jahr des Kyrus“ erlässt dieser einen „Ruf“, der „durch sein ganzes Land“ geht. Dieser „Ruf“ wird „auch schriftlich“ verfasst – so dass man sich auch später noch auf ihn berufen (Esr.4,3) und die Angelegenheit überprüfen kann (Esr.6,1-5).
Gemeint ist das Edikt, dass der Kyrus anlässlich der Neujahrsfeier im Monat Nisannu 538 v. Chr. nach seiner Ernennung zum babylonischen König verkündete:
„Der Herr (Kyros), der die wandelnden Toten aus ihrer Not befreite und ihnen Gutes antat, so huldigten sie (das Volk) ihm und verehrten seinen Namen. Ich bin Kyros – der König des Weltreichs, der große und mächtige König, der König von Babylonien, der König von Sumer und Akkad, der König der vier Weltsektoren, Sohn des Kambyses, des großen Königs von Anschan, Enkel des Kyros I., Nachkomme des Teispes – dessen Regierung Bel und Nabu liebgewannen. Die (jenseits des Tigris) wohnenden Götter brachte ich zurück. Alle ihre Leute versammelte ich und brachte sie zurück zu ihren Wohnorten. Und die Götter von Sumer und Akkad, die Nabonid zum Zorn der Götter nach Babylon brachte, ließ ich auf Befehl Marduks in ihren Heiligtümern einen Wohnsitz der Herzensfreude beziehen, mögen diese Götter, die ich in ihre Städte zurückbrachte, Tag für Tag vor Bel und Nabu die Verlängerung meiner Lebenszeit befürworten.“
(https://de.wikipedia.org/wiki/Kyros-Zylinder)
(2) Der Verfasser gibt dieses Edikt in eigenen Worten wieder. Danach hat Kyrus einleitend betont, dass er seine Herrschaft über „alle Königreiche der Erde“ nicht sich selbst oder persischen bzw. babylonischen Göttern verdankt, sondern Jahwe. Jahwe, „der HERR“, wird dabei auch „der Gott des Himmels“ genannt. Diese Gottesbezeichnung findet sich vor allem an Stellen, in denen es um das Verhältnis Jahwes zu den Angehörigen fremder Völker geht. Sie betont, dass Jahwe kein Lokal- oder Volksgott ist, sondern ihm die Weltherrschaft gehört (z.B. Dan.2,18-19).
Hier wird indirekt deutlich, welches Verständnis der Verfasser von der Stellung des Volkes Gottes innerhalb des persischen Weltreiches hat: „Das nachexilische Israel ist eine Gottesgemeinde, die Menschengemeinschaft des einen Gottes, ihm unmittelbar unterstellt; die politische Herrschaft indessen übt im Auftrage Gottes die ausländische, fremde Obrigkeit aus.“ (Gunneweg, Esra, 42).
Als König, dessen Weltherrschaft vom „Gott des Himmels“ kommt, hat Kyrus von ihm den „Auftrag“ bekommen, ihm einen Tempel zu bauen. „Der Erlass ist also qualitativ weit mehr als eine Erlaubnis.“ (Gunneweg, Esra, 42).
Kyrus wird damit eine Aufgabe übertragen, die nach Auffassung des Verfassers der Chronikbücher und des Esrabuches zentral ist. „Nach dem Kyrus-Dekret ist die Wiedererrichtung des Tempels (…) der eigentliche Zweck der Heimkehr …, wie der Tempelbau einst der Daseinsgrund von David und Salomo war.“ (Becker, 16).
(3) Kyrus betont, dass alle Angehörigen des Volkes nach Jerusalem ziehen und dort „das Haus des HERRN, des Gottes Israels“ bauen sollen. Zur Begründung weist er darauf hin, dass Jahwe „in Jerusalem ist“.
Danach wäre eigentlich zu
erwarten gewesen, dass alle Juden nach Juda und Jerusalem zurückgekehrt sind,
was aber nachweislich nicht der Fall war und in 1,5 indirekt deutlich wird.
(4) Ganz neu gegenüber 2.Chr.36,22-23 ist die Aufforderung des Königs an den Rest der Bevölkerung, die Rückkehrer materiell zu unterstützen.
Mit denen „die übrig geblieben sind“, sind die Juden gemeint, die das babylonische Exil überstanden haben:
2.Chr.30,6: Und die Läufer gingen mit den Briefen von
der Hand des Königs und seiner Obersten durch ganz Israel und Juda, und zwar
nach dem Befehl des Königs, um zu sagen: Söhne Israel, kehrt um zu dem HERRN,
dem Gott Abrahams, Isaaks und Israels! Dann wird er umkehren zu den Entkommenen,
die euch aus der Gewalt der Könige von Assur übriggeblieben sind.
2.Chr.34,21: Geht hin, befragt den HERRN für mich und für
die Übriggebliebenen in Israel und in Juda wegen der Worte des Buches, das man
gefunden hat! Denn groß ist der Zorn des HERRN, der sich über uns ergossen hat,
weil unsere Väter das Wort des HERRN nicht beachtet haben, um nach allem zu
tun, was in diesem Buch aufgeschrieben ist.
Esr.9,8: Und nun ist uns für einen kleinen Augenblick
Gnade von dem HERRN, unserem Gott, zuteil geworden. Er hat uns Gerettete
übriggelassen und uns einen Zeltpflock gegeben an seiner heiligen Stätte. Unser
Gott hat unsere Augen hell gemacht und uns ein wenig Belebung geschenkt in unserer
Knechtschaft.
Esr.9,15: HERR, Gott Israels, du bist gerecht! Denn
wir sind als Gerettete übriggeblieben, wie es heute ist. Siehe, hier sind wir
vor dir mit unserer Schuld. Denn bei einem solchen Verhalten ist es unmöglich,
vor dir zu bestehen.
Neh.1,2-3: (2) da kam Hanani, einer von meinen Brüdern,
er und einige Männer aus Juda. Und ich fragte sie nach den Juden, den
Entkommenen, die von den Gefangenen übriggeblieben waren, und nach Jerusalem. (3)
Und sie sagten zu mir: Die Übriggebliebenen, die von den Gefangenen dort in der
Provinz übriggeblieben sind, leben in großem Unglück und in Schmach. Und die
Mauer von Jerusalem ist niedergerissen, und seine Tore sind mit Feuer
verbrannt.
Sie sollen von ihren nicht-jüdischen Nachbarn unterstützt werden – so wie es auch beim Auszug aus Ägypten war (2.Mos.3,21-22; 11,2; 12,35). Vers 6 berichtet, dass sie diesem Befehl Folge geleistet haben.
1.1.2
Vorbereitungen
zur Rückkehr (Esr.1,5-6)
(5)
Da machten sich die Familienoberhäupter von Juda und Benjamin auf und die Priester
und die Leviten, jeder, dessen Geist Gott erweckte, hinaufzuziehen, um das Haus
des HERRN in Jerusalem zu bauen. (6) Und alle, die um sie herum wohnten,
griffen ihnen unter die Arme mit silbernen Geräten, mit Gold, mit Habe und mit
Vieh und mit Kostbarkeiten, abgesehen von allen freiwilligen Gaben.
(5) Aufgrund des Kyros-Edikts bereitet sich das Volk auf die Rückkehr vor. Der Verfasser stellt klar, was das Hauptziel der Rückkehrer ist: „… das Haus des HERRN in Jerusalem zu bauen.“
Innerhalb des Volkes wird zwischen drei Gruppen unterschieden:
· „Laien“
· Priester
· Leviten
Diese Dreiteilung findet sich auch an vielen anderen Stellen des Berichts (z.B. Esr.2,70; 3,12).
Die „Laien“ sind Angehörige der Stämme Juda und Benjamin – also der Stämme des ehemaligen Südreichs (2.Chr.11,3), die 586 nach Babylon verschleppt worden waren. Sie werden von ihren „Familienoberhäuptern“ angeführt. Gemeint sind die Anführer von Großfamilien, der kleinsten Zelle der Volksgemeinschaft (der Begriff „Familienoberhäupter“ entspricht dem der „Vaterhäuser“, vgl. 4.Mos.1,2: „Nehmt die Summe der ganzen Gemeinde der Söhne Israel auf nach ihren Sippen, nach ihren Vaterhäusern, nach der Zahl der Namen, alles Männliche nach ihren Köpfen!“).
Interessant ist die Aussage, dass sich nur diejenigen aufmachten, deren „Geist Gott erweckte“. „Diese Darstellung enthält das historisch zutreffende Eingeständnis, dass nicht alle nach Babylon Verbannten bzw. deren Nachkommen die Erlaubnis zur Repatriierung nutzten, sondern viele es vorzogen, in Babylonien zu bleiben.“ (Gunneweg, Esra, 46). Sie werden dadurch indirekt als „Nicht-Erweckte“ bezeichnet.
(6) Wie von Kyrus angeordnet (Esr.1,4), werden die Rückkehrer von der einheimischen Bevölkerung materiell unterstützt.
1.1.3
Rückgabe
der Tempelgeräte (Esr.1,7-11)
(7)
Und der König Kyrus holte die Geräte des Hauses des HERRN wieder heraus, die
Nebukadnezar aus Jerusalem herausgeholt hatte und die er als Geschenke in das
Haus seines Gottes gegeben hatte. (8) Die brachte Kyrus, der König von Persien,
in die Obhut des Schatzmeisters Midredat; und der zählte sie Scheschbazar, dem
Fürsten Judas, vor. (9) Und das ist ihre Anzahl: 30 goldene Becken, 1 000 silberne
Becken, 29 Messer, (10) 30 goldene Becher, 410 silberne Becher von zweiter
Wahl, 1 000 andere Geräte. (11) Alle Geräte aus Gold und aus Silber waren 5
400. Das alles brachte Scheschbazar mit herauf, als die Weggeführten aus Babel
nach Jerusalem heraufgeführt wurden.
(7) Weil das Hauptziel der Rückkehrer der Wiederaufbau des Tempels ist (Esr.1,5), ist die Herausgabe der Tempelgeräte, „die Nebukadnezar aus Jerusalem herausgeholt hatte und die er als Geschenke in das Haus seines Gottes gegeben hatte“, so wichtig (vgl. 2.Chr.36,7: „Auch von den Geräten des Hauses des HERRN brachte Nebukadnezar einen Teil nach Babel und legte sie in seinen Palast in Babel.“ Das Wort, das die EB mit „Palast“ übersetzt, bedeutet auch „Tempel“).
„Wie die Heimkehrer mit den Weggeführten identisch sind – und sei es auch als deren Nachkommen – und wie der zu restaurierenden Tempel mit dem salomonischen Heiligtum identisch ist und sich am selben heiligen Ort zu Jerusalem befindet, so sollen es auch dieselben heiligen Geräte sein, die beim restaurierten Gottesdienst Verwendung finden. Die Identität von heiliger Stätte, Tempel, Kultgeräten, Kultpersonal aus Priestern und Leviten entspricht der Selbigkeit des vor- und nachexilischen Gottesvolkes.“ (Gunneweg, Esra, 48).
Dahinter steht vermutlich die im zweiten Chronikbuch ausgesprochene Überzeugung, dass Gott dort ist, wo Tempel, Priester, Leviten und Tempelgeräte sind:
2.Chr.13,10-12: (10) Wir aber sind gewiss:
Der HERR ist unser Gott, und wir haben ihn nicht verlassen. Und als Priester
dienen dem HERRN Söhne Aarons und die Leviten im Dienst des HERRN. (11) Und sie
bringen dem HERRN jeden Morgen und jeden Abend Brandopfer und wohlriechendes
Räucherwerk dar. Und wir haben das Schichtbrot auf dem reinen Tisch und den
goldenen Leuchter und seine Lampen, um sie Abend für Abend anzuzünden. Denn wir
versehen den Dienst des HERRN, unseres Gottes; ihr aber habt ihn verlassen. (12)
Siehe, Gott ist mit uns, an unserer Spitze. Bei uns sind seine Priester und die
Lärmtrompeten, um Lärm zu blasen gegen euch. Söhne Israel, kämpft nicht gegen
den HERRN, den Gott eurer Väter! Denn es wird euch nicht gelingen.
(8) Kyrus lässt die Tempelgeräte „in die Obhut des Schatzmeisters Midredat“ übergeben. Midredat ist ein persischer Name. Gemeint ist also vermutlich, dass der Schatzmeister des Königs die Geräte, die im babylonischen Tempel lagerten, an sich genommen hat, um sie dann „Scheschbazar, dem Fürsten Judas“ Stück für Stück sorgfältig auszuhändigen.
Von „Scheschbazar“ ist noch an folgenden Stellen die Rede:
Esra 1,11: Alle Geräte aus Gold und aus Silber waren 5
400. Das alles brachte Scheschbazar mit herauf, als die Weggeführten aus Babel
nach Jerusalem heraufgeführt wurden.
Esra 5,14: Und auch die goldenen und silbernen Geräte
des Hauses Gottes, die Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem herausgenommen
und in den Tempel zu Babel gebracht hatte, die nahm der König Kyrus aus dem
Tempel zu Babel heraus. Sie wurden Scheschbazar – so sein Name – übergeben, den
er als Verwalter einsetzte.
Esra 5,16: Darauf kam dieser Scheschbazar und legte
die Fundamente des Hauses Gottes, das in Jerusalem ist. Von da an bis jetzt
wird daran gebaut. Es ist aber noch nicht vollendet.
Nun wäre zu erwarten gewesen, dass „Scheschbazar“ auch in Kap.2 als Anführer der Rückkehrer erscheint. Tatsächlich ist aber dort von „Serubbabel“ die Rede:
Esr.2,1-2: (1) Und das sind die Einwohner der Provinz
Juda, die aus der Gefangenschaft hinaufzogen, die Weggeführten, die
Nebukadnezar, der König von Babel, nach Babel weggeführt hatte und die nach
Jerusalem und Juda zurückgekehrt sind, jeder in seine Stadt, (2) alle, die mit
Serubbabel kamen und mit Jeschua, Nehemja, Seraja, Reelaja, Mordochai,
Bilschan, Mispar, Bigwai, Rehum und Baana. Das ist die Zahl der Männer des
Volkes Israel:
Handelt es sich für den Verfasser bei Scheschbazar und Serubbabel um die gleiche Person (Gunneweg, Esra, 49; Becker, 17f.)?
(9-11a) Es folgt eine genau Aufzählung der Geräte, die Scheschbazar vorgezählt werden. Sie ähnelt der Liste der Geräte, die nach dem Bericht von 2.Kön.25,13-17 von Nebukadnezar beschlagnahmt worden waren.
(11b) Abschließend wird festgestellt, dass Scheschbazar alle diese Geräte „mit herauf“ brachte, „als die Weggeführten aus Babel nach Jerusalem heraufgeführt wurden“.
1.1.4
Verzeichnis
der Rückkehrer und Spenden für den Tempel (Esr.2,1-70)
(1)
Und das sind die Einwohner der Provinz Juda, die aus der Gefangenschaft
hinaufzogen, die Weggeführten, die Nebukadnezar, der König von Babel, nach Babel
weggeführt hatte und die nach Jerusalem und Juda zurückgekehrt sind, jeder in
seine Stadt, (2) alle, die mit Serubbabel kamen und mit Jeschua, Nehemja,
Seraja, Reelaja, Mordochai, Bilschan, Mispar, Bigwai, Rehum und Baana.
Das
ist die Zahl der Männer des Volkes Israel: (3) Die Söhne Parosch 2 172. (4) Die
Söhne Schefatja 372; (5) die Söhne Arach 775; (6) die Söhne Pahat-Moab, von den
Söhnen Jeschua und Joab 2 812; (7) die Söhne Elam 1 254; (8) die Söhne Sattu
945; (9) die Söhne Sakkai 760; (10) die Söhne Bani 642; (11) die Söhne Bebai
623; (12) die Söhne Asgad 1 222; (13) die Söhne Adonikam 666; (14) die Söhne
Bigwai 2 056; (15) die Söhne Adin 454; (16) die Söhne Ater, von Hiskia, 98; (17)
die Söhne Bezai 323; (18) die Söhne Jorah 112; (19) die Söhne Haschum 223; (20)
die Söhne Gibbar 95; (21) die Söhne Bethlehem 123; (22) die Männer von Netofa
56; (23) die Männer von Anatot 128; (24) die Söhne Asmawet 42; (25) die Söhne
Kirjat-Arim, Kefira und Beerot 743; (26) die Söhne Rama und Geba 621; (27) die
Männer von Michmas 122; (28) die Männer von Bethel und Ai 223; (29) die Söhne
Nebo 52; (30) die Söhne Magbisch 156; (31) die Söhne des anderen Elam 1 254; (32)
die Söhne Harim 320; (33) die Söhne Lod, Hadid und Ono 725; (34) die Söhne Jericho
345; (35) die Söhne Senaa 3 630.
(36)
Die Priester: die Söhne Jedaja, vom Haus Jeschua, 973; (37) die Söhne Immer 1
052; (38) die Söhne Paschhur 1 247; (39) die Söhne Harim 1 017.
(40)
Die Leviten: Die Söhne Jeschua und Kadmiel, von den Söhnen Hodawja 74. –
(41) Die
Sänger: die Söhne Asaf 128. –
(42) Die
Söhne der Torhüter: die Söhne Schallum, die Söhne Ater, die Söhne Talmon, die
Söhne Akkub, die Söhne Hatita, die Söhne Schobai, insgesamt 139.
(43)
Die Tempeldiener: die Söhne Ziha, die Söhne Hasufa, die Söhne Tabbaot, (44) die
Söhne Keros, die Söhne Sia, die Söhne Padon, (45) die Söhne Lebana, die Söhne
Hagaba, die Söhne Akkub, (46) die Söhne Hagab, die Söhne Salmai, die Söhne
Hanan, (47) die Söhne Giddel, die Söhne Gahar, die Söhne Reaja, (48) die Söhne
Rezin, die Söhne Nekoda, die Söhne Gasam, (49) die Söhne Usa, die Söhne Paseach,
die Söhne Besai, (50) die Söhne Asna, die Söhne der Mëuniter, die Söhne der
Nefusiter, (51) die Söhne Bakbuk, die Söhne Hakufa, die Söhne Harhur, (52) die
Söhne Bazlut, die Söhne Mehida, die Söhne Harscha, (53) die Söhne Barkos, die
Söhne Sisera, die Söhne Temach, (54) die Söhne Neziach, die Söhne Hatifa.
(55)
Die Söhne der Knechte Salomos: die Söhne Sotai, die Söhne Soferet, die Söhne
Peruda, (56) die Söhne Jaala, die Söhne Darkon, die Söhne Giddel, (57) die
Söhne Schefatja, die Söhne Hattil, die Söhne Pocheret-Zebajim, die Söhne Ami. (58)
Alle Tempeldiener und Söhne der Knechte Salomos waren 392.
(59)
Und die folgenden sind es, die aus Tel-Melach, Tel-Harscha, Kerub-Addon und
Immer heraufzogen; aber sie konnten ihr Vaterhaus und ihre Abstammung nicht angeben,
ob sie aus Israel waren: (60) die Söhne Delaja, die Söhne Tobija, die Söhne
Nekoda 652. (61) Und von den Söhnen der Priester: die Söhne Habaja, die Söhne
Hakkoz, die Söhne Barsillai, der von den Töchtern des Gileaditers Barsillai
eine Frau genommen hatte und nach dessen Namen genannt wurde. (62) Diese
suchten ihre Eintragung in die Geschlechtsregister, aber sie wurde nicht
gefunden. So wurden sie vom Priesteramt als unrein ausgeschlossen. (63) Und der
Tirschata befahl ihnen, nicht vom Hochheiligen zu essen, bis ein Priester für
die Urim und die Tummim aufträte.
(64)
Die ganze Versammlung zählte insgesamt 42 360, (65) abgesehen von ihren
Knechten und ihren Mägden; diese waren 7 337. Und sie hatten 200 Sänger und
Sängerinnen. (66) Ihre Pferde waren 736, ihre Maultiere 245, (67) ihre Kamele
435, die Esel 6 720.
(68)
Und einige von den Familienoberhäuptern gaben bei ihrer Ankunft am Haus des
HERRN in Jerusalem freiwillig für das Haus Gottes, um es an seiner alten Stelle
wiederherzustellen. (69) Nach ihrem Vermögen gaben sie für den Schatz des
Werkes 61 000 Golddariken und 5 000 Silberminen, und 100 Priesterleibröcke. (70)
Und die Priester und die Leviten und die aus dem Volk und die Sänger und die
Torhüter und die Tempeldiener ließen sich in ihren Städten nieder. So wohnte
ganz Israel in seinen Städten.
Das zweite Kapitel des Buches Esra wird – von kleineren Abweichungen abgesehen – in Neh.7,6-72 wiederholt. Da die Kollekte für den Tempel (Esr.2,68-69; Neh.7,69-71) eher zu der in Esra 2 beschriebenen Situation passt, ist zu vermuten, dass der Verfasser bei der Niederschrift des Buches Nehemia die ihm vorliegende Liste aus dem Buch Esra übernommen und eingefügt hat. Auch an anderer Stelle tauchen Namenslisten doppelt auf (1.Chr.8,28-38 – 1.Chr.9,34-44; 1.Chr.9,2-8 – Neh.11,3-19).
(1-2a) Diese Verse sind fast identisch mit Neh.7,6-7a (Abweichungen unterstrichen).
Esr.2,1-2a |
Neh.7,6-7a |
(1) Und das sind die Einwohner der Provinz Juda, die aus der
Gefangenschaft hinaufzogen, die Weggeführten, die Nebukadnezar, der König von
Babel, nach Babel weggeführt hatte und die nach Jerusalem und Juda
zurückgekehrt sind, jeder in seine Stadt, |
(6) Das sind die
Einwohner der Provinz Juda, die aus der Gefangenschaft hinaufzogen,
die Weggeführten, die Nebukadnezar, der König von Babel, weggeführt
hatte und die nach Jerusalem und Juda zurückgekehrt sind, jeder in seine
Stadt, |
(2a) alle, die mit
Serubbabel kamen und mit Jeschua, Nehemja, Seraja, Reelaja, Mordochai,
Bilschan, Mispar, Bigwai, Rehum und Baana. |
(7a) alle, die mit
Serubbabel kamen und mit Jeschua, Nehemja, Asarja, Raamja, Nahamani,
Mordochai, Bilschan, Misperet, Bigwai, Nehum und Baana. |
Die einleitenden Worte „und das sind die Einwohner der Provinz“ („Juda“ steht nicht im Text, ist aber gemeint) erwecken auf den ersten Blick den Eindruck, dass nun eine Liste der Bewohner folgt. Tatsächlich aber handelt es sich – wie die Fortsetzung zeigt – um die Liste der Heimkehrer. Sie werden noch weiter charakterisiert: Es handelt sich um diejenigen, die von Nebukadnezar „weggeführt“ worden waren und nun „zurückgekehrt sind“. Der Verfasser betont also die Identität der Rückkehrer mit den Weggeführten. Warum? Vermutlich geht es ihm – wie auch der Abschnitt 2,59-63 zeigt – um das wahre Israel (2,59: „… sie konnten ihr Vaterhaus und ihre Abstammung nicht angeben, ob sie aus Israel waren.“). Zum wahren Israel gehören nur diejenigen, die weggeführt wurden und nun zurückkehren.
Die Rückkehrer kommen unter der Leitung von zwölf namentlich genannten Führern – was natürlich an die zwölf Stämme Israels erinnert. Unter ihnen ragen Serubbabel und Jeschua heraus.
In Esr.3,2 wird Serubbabel als „Sohn Schealtiëls“ vorgestellt, einem Nachkommen „Jechonjas“, der auch unter dem Namen Jojachin bekannt ist und einer der letzten Könige Judas vor dem babylonischen Exil war. Serubbabel stammt also von David hab und ist königlicher Abstammung. Im Buch Haggai wird er als „Statthalter von Juda“ bezeichnet (Hag.1,1.14; 2,2.21). Die Propheten Haggai und Sacharja setzten große Hoffnungen auf Serubbabel als zukünftigem Herrscher (Hag.2,20-23; Sach. 4,6-14).
Jeschua ist nach Esr.3,2 ein „Sohn Jozadaks“, also der Spross einer bedeutenden Priesterfamilie in direkter Abstammung zu Aaron (1.Chr.5,29-41). Haggai und Sacharja bezeichnen ihn als „Hohen Priester“ (Hag.1,1; Sach.3,1); nach Sach.6,11 sollte er sogar gekrönt werden.
(2b-35) In der Liste der Heimkehrer werden zunächst die „Männer des Volkes Israel“ aufgeführt. Gemeint sind – wie die anschließenden Listen zeigen – alle Männer, die keine Priester oder Leviten sind.
Diese Liste ist ebenfalls fast identisch mit der in Neh.7,7b-38 (Abweichungen der Liste in Neh.7 unterstrichen).
Esr.2,2b-35 |
Neh.7,7b-38 |
(2b) Das ist
die Zahl der Männer des Volkes Israel: |
(7b) Das ist
die Zahl der Männer des Volkes Israel: |
(3) Die Söhne Parosch 2 172. |
(8) Die Söhne Parosch 2 172; |
(4) Die Söhne Schefatja 372; |
(9) die Söhne Schefatja 372; |
(5) die Söhne Arach 775; |
(10) die Söhne Arach 652; |
(6) die Söhne Pahat-Moab, von den Söhnen Jeschua und Joab 2
812; |
(11) die Söhne Pahat-Moab, von den Söhnen Jeschuas und Joabs 2
818; |
(7) die Söhne Elam 1 254; |
(12) die Söhne Elam 1 254; |
(8) die Söhne Sattu 945; |
(13) die Söhne Sattu 845; |
(9) die Söhne Sakkai 760; |
(14) die Söhne Sakkai 760; |
(10) die Söhne Bani 642; |
(15) die Söhne Binnui 648; |
(11) die Söhne Bebai 623; |
(16) die Söhne Bebai 628; |
(12) die Söhne Asgad 1 222; |
(17) die Söhne Asgad 2 322; |
(13) die Söhne Adonikam 666; |
(18) die Söhne Adonikam 667; |
(14) die Söhne Bigwai 2 056; |
(19) die Söhne Bigwai 2 067; |
(15) die Söhne Adin 454; |
(20) die Söhne Adin 655; |
(16) die Söhne Ater, von Hiskia, 98; |
(21) die Söhne Ater, von Hiskia, 98; |
(17) die Söhne Bezai 323; |
(22) die Söhne Haschum 328; |
(18) die Söhne Jorah 112; |
(23) die Söhne Bezai 324; |
(19) die Söhne Haschum 223; |
(24) die Söhne Harif 112; |
(20) die Söhne Gibbar 95; |
(25) die Söhne Gibeon 95; |
(21) die Söhne Bethlehem 123; |
- |
(22) die Männer von Netofa 56; |
(26) die
Männer von Bethlehem und Netofa 188; |
(23) die Männer von Anatot 128; |
(27) die Männer von Anatot 128; |
(24) die Söhne Asmawet 42; |
(28) die Männer von Bet-Asmawet 42; |
(25) die Söhne Kirjat-Arim, Kefira und Beerot 743; |
(29) die Männer von Kirjat-Jearim, Kefira und Beerot
743; |
(26) die Söhne Rama und Geba 621; |
(30) die Männer von Rama und Geba 621; |
(27) die Männer von Michmas 122; |
(31) die Männer von Michmas 122; |
(28) die Männer von Bethel und Ai 223; |
(32) die Männer von Bethel und Ai 123; |
(29) die Söhne Nebo 52; |
(33) die Männer vom anderen Nebo 52; |
(30) die Söhne Magbisch 156; |
- |
(31) die Söhne des anderen Elam 1 254; |
(34) die Söhne des anderen11 Elam 1 254; |
(32) die Söhne Harim 320; |
(35) die Söhne Harim 320; |
(33) die Söhne Lod, Hadid und Ono 725; |
- |
(34) die Söhne Jericho 345; |
(36) die Söhne Jerichos 345; |
|
(37) die Söhne Lod, Hadid und Ono 721; |
(35) die Söhne Senaa 3 630. |
(38) die
Söhne Senaa 3 930. |
Genannt werden jeweils die „Söhne“ der Weggeführten – weil die Generation der Weggeführten inzwischen verstorben ist. An einigen Stellen werden anstelle von Personen Städte genannt (Esr.2,21ff.). Die judäischen Orte liegen in unmittelbarer Nähe von Jerusalem, die benjaminitischen zum Teil etwas weiter entfernt. Die Rückkehrer siedeln sich also vor allem in einem kleinen Kerngebiet rund um Jerusalem an.
„Lehrreich ist der Vergleich
mit der Ortsliste Neh.11,25-35, die ein viel größeres Gebiet umfasst. Daran
gemessen, reflektiert die ‚Heimkehrerliste‘ einen viel bescheideneren und
deshalb älteren Zustand.“ (Gunneweg, Esra, 60).
(36-39) Auf die Liste der „Männer des Volkes Israel“ folgt die Liste der Priester. Sie ist absolut identisch mit der in Neh.7,39-42. Die Gesamtzahl der Priester (4.289) erscheint im Verhältnis zur Gesamtzahl der Rückkehrer (Esr.2,64: 42.360) überraschend hoch.
(40) Nach den Priestern werden die „Leviten“ genannt – was ein Zeichen dafür ist, dass die Leviten den Priestern untergeordnet sind.
„Die Gliederung der
Priesterschaft in zwei Klassen, nämlich Priester und Leviten, die … kastenartig
voneinander getrennt sind, geht im Prinzip auf die Kultusreform des Königs
Josia zurück. Dadurch, dass alle Heiligtümer auf dem flachen Landes aufgegeben
wurden, erfuhr die zadokitische Priesterschaft Jerusalems eine gewaltige
Steigerung ihrer Macht, während die Landpriester ihr Wirkungsfeld einbüßten.
Zwar spricht das Dt [Buch Deuteronomium] allein Angehörigen des ‚Stammes‘ Levi
Gleichberechtigung zu [5.Mos.18,1.6f.], doch gelang es den jerusalemischen
Priestern, sich diesen Forderungen erfolgreich zu widersetzen [2.Kön.23,9]. Der
erste wirkliche Beleg für die Trennung des Kultpersonals in zwei Klassen findet
sich in dem Entwurf einer Tempelordnung bei Hes.44,6ff.: hier wird den
levitischen Priestern, den ‚Söhnen Zadoks‘, dh der bisherigen jerusalemischen Priesterschaft,
der eigentliche Tempel- und Altardienst zugesprochen, die Leviten dagegen
sollen sich mit untergeordneten Dienstleistungen begnügen: Tempeltorwache,
Tempelreinigung, Schlachtung der Opfertiere und Bedienung des Volkes …
Dasjenige, was sich vom
Entwurf Ezechiels durchsetzt für die unmittelbare Folgezeit, ist zunächst der
Gedanke der Trennung zwischen Priester und Leviten. Nach P [Priesterschrift]
sind die Leviten Diener der aaronitischen Priesterschaft [4.Mos.3,11f.; 3,6ff.;
8,19; 18,2ff.]. Neben den Leviten stehen in früher nachexilischer Zeit noch
selbständig die Sänger [Esr.2,41], Torhüter [Esr.2,41] und Tempeldiener
[Esr.2,43ff.] … Doch in der Zeit nach P macht sich ein starkes Emanzipationsstreben
der Levitenschaft bemerkbar, das man sehr gut an dem Werke des Chronisten
verfolgen kann; denn ‚die Stellung der Leviten in dem Organismus des
nachexilischen Israel ist das zentrale Anliegen des Chronisten‘ [Gerhard von
Rad, Theologie des AT, Bd.1, 119]. In der Zeit des Chronisten wurden auch die Sänger
und die Torhüter unter die Leviten aus uns nicht mehr bekannten Gründen aufgenommen.
Das Ziel der Leviten war die Gleichberechtigung mit der Priesterschaft; diese
aber war nur zu erreichen durch Beteiligung am Opfer. Da das Opferwesen in den
Händen der Priester lag, so blieb für die Leviten nur die liturgische
Ausgestaltung des Opfers übrig …
Mit dem Emanzipationsstreben
der Leviten entstand eine Rivalität zwischen den beiden Klassen, die bis zur
Zerstörung des zweiten Tempels andauerte …“ (ThWNT, IV, 246).
(41) Nach den Leviten werden die „Sänger“ genannt. Neh.7,44 nennt eine höhere Zahl (148). An anderer Stelle werden die Sänger zu den Leviten gezählt (Esr.3,10; 1.Chr.6,16ff.; 15,16ff.; 16,4ff.; 25,1ff.).
(42) Dann folgen die „Türhüter“. In Neh.7,45 weicht ihre Zahl geringfügig ab (138). An anderer Stelle werden auch sie zu den Leviten gezählt (1.Chr.9,18f.; Neh.12,25).
(43-54) Die „Tempeldiener“ (vgl. Esr.7,24; 8,20; Neh.3,36.31; 10,29; 11,3; 1.Chr.9,2) haben zusammen mit den „Knechten Salomos“, mit denen sie in Esr.2,58 zusammengezählt werden, die niedrigsten Dienste zu verrichten. Bei ihren Namen handelt es sich vermutlich um typische Sklavennamen und es ist daher nicht ausgeschlossen, dass es sich bei den Tempeldienern tatsächlich um Leibeigene handelt.
Die Liste der Tempeldiener ist fast identisch mit der in Neh.7,46-56 (Abweichungen der Liste in Neh.7 unterstrichen).
Esr.2,43-54 |
Neh.7,46-56 |
(43) Die
Tempeldiener: die Söhne Ziha, die Söhne Hasufa, die Söhne Tabbaot, |
(46) Die
Tempeldiener: die Söhne Ziha, die Söhne Hasufa, die Söhne Tabbaot, |
(44) die
Söhne Keros, die Söhne Sia, die Söhne Padon, |
(47) die
Söhne Keros, die Söhne Sia, die Söhne Padon, |
(45) die
Söhne Lebana, die Söhne Hagaba, die Söhne Akkub, |
(48) die
Söhne Lebana, die Söhne Hagaba, die Söhne Salmai, |
(46) die
Söhne Hagab, die Söhne Salmai, die Söhne Hanan, |
(49) die
Söhne Hanan, die Söhne Giddel, die Söhne Gahar, |
(47) die
Söhne Giddel, die Söhne Gahar, die Söhne Reaja, |
(49) die
Söhne Hanan, die Söhne Giddel, die Söhne Gahar, |
(48) die
Söhne Rezin, die Söhne Nekoda, die Söhne Gasam, |
(50) die
Söhne Reaja, die Söhne Rezin, die Söhne Nekoda, |
(49) die
Söhne Usa, die Söhne Paseach, die Söhne Besai, |
(51) die
Söhne Gasam, die Söhne Usa, die Söhne Paseach, |
(50) die
Söhne Asna, die Söhne der Mëuniter, die Söhne der Nefusiter, |
(52) die
Söhne Besai, die Söhne der Mëuniter, die Söhne der Nefusiter, |
(51) die
Söhne Bakbuk, die Söhne Hakufa, die Söhne Harhur, |
(53) die
Söhne Bakbuk, die Söhne Hakufa, die Söhne Harhur, |
(52) die
Söhne Bazlut, die Söhne Mehida, die Söhne Harscha, |
(54) die
Söhne Bazlit, die Söhne Mehida, die Söhne Harscha, |
(53) die
Söhne Barkos, die Söhne Sisera, die Söhne Temach, |
(55) die
Söhne Barkos, die Söhne Sisera, die Söhne Temach, |
(54) die
Söhne Neziach, die Söhne Hatifa. |
(56) die
Söhne Neziach, die Söhne Hatifa. |
(55-58) Den Schluss bilden die „Söhne der Knechte Salomos“, die offenbar mit den Tempeldienern vergleichbar sind (Esr.2,58) und bei denen es sich vermutlich ebenfalls um Leibeigene handelt.
Die Liste der Tempeldiener ist identisch mit der in Neh.7,57-60 (bis auf die Namensänderung von „Ami“ zu „Amon“ in Neh.7,59).
(59-63) Es folgen „unklare Fälle“ aus dem einfachen Volk und der Priesterschaft. Auch hier gibt es nur sehr geringe Abweichungen zur parallelen Liste in Neh.7,61-65 (Neh.7,62: „642“ statt „652“; Neh.7,63: „der Priester“ statt „ein Priester“).
Die „unklaren Fälle“ des Volkes „werden unter Angabe ihres Aufenthaltsortes im Exil aufgeführt, und zwar eben als solche, die nicht imstande waren, ihren israelischen Stammbaum und damit ihre Herkunft aus Israel nachzuweisen.“ (Gunneweg, Esra, 63).
Bei den „Söhnen der Priester“ gibt es einige, deren „Eintragung in die Geschlechtsregister“ (vgl. Esr.8,1.3; 1.Chr.7,9; 2.Chr.31,16f.19) „nicht gefunden“ wird. Deshalb werden sie „vom Priesteramt als unrein ausgeschlossen“.
Logische Folge dieser Maßnahme ist, dass der Statthalter – der hier wie in Neh.8,9; 10,2 „Tirschata“ genannt wird – ihnen befiehlt, „nicht vom Hochheiligen zu essen“, weil dies allein für die Priester bestimmt ist (3.Mos.2,3: „Aber das übrige vom Speisopfer soll für Aaron und für seine Söhne sein: ein Hochheiliges von den Feueropfern des HERRN.“ Vgl. 6,10f.; 7,6-10.33-35). Diese Anweisung gilt bis zur Entscheidung des Priesters – vermutlich des Hohepriesters – mit Hilfe des Losorakels (2.Mos.28,20; 3.Mos.8,8).
Der Befehl kommt überraschenderweise von einer „weltlichen Behörde“. Allerdings wird gleichzeitig deutlich: „… sie wagt keine endgültige Entscheidung in der kultischen Frage der Zulassung zum Priesteramt und damit zu priesterlichen Einkünften, sondern delegiert sie an einen noch nicht existierenden Hohenpriester, der – wieder – das Losorakel haben wird.“ (Gunneweg, Esra, 64).
(64-67) Die Liste der Rückkehrer endet mit der Gesamtsumme. Erneut gibt es nur wenige Abweichung zur Parallele in Neh.7 (Abweichungen der Liste in Neh.7 unterstrichen):
Esr.2,64-67 |
Neh.7,66-68 |
(64) Die ganze Versammlung zählte insgesamt 42 360, |
(66) Die ganze Versammlung zählte insgesamt 42 360, |
(65) abgesehen von ihren Knechten und ihren Mägden; diese waren 7
337. Und sie hatten 200 Sänger und Sängerinnen. |
(67) abgesehen von ihren Knechten und ihren Mägden; diese waren 7
337. Und sie hatten 245 Sänger und Sängerinnen, |
(66) Ihre Pferde waren 736, ihre Maultiere 245, |
- |
(67) ihre
Kamele 435, die Esel 6 720. |
(68) 435 Kamele und 6 720 Esel. |
Die Gesamtsumme von 42.360 überrascht insofern, als man bei der Addition der Zahlen auf 29.818 (in Neh.7: 31.089) kommt. Handelt es sich um einen Fehler in der Textüberlieferung? Oder um einen Rechenfehler? Oder werden schließlich auch noch Kinder mitgezählt? Fest steht: Die Zahl der Rückkehrer ist ungefähr zehnmal so hoch wie die der Weggeführten (Jer.52,28-30: „(28) Das ist das Volk, das Nebukadnezar gefangen weggeführt hat: Im 7. Jahr 3 023 Judäer, (29) im 18. Jahr Nebukadnezars 832 Seelen aus Jerusalem, (30) im 23. Jahr Nebukadnezars führte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, von den Judäern 745 Seelen gefangen fort; alle Seelen zusammen waren 4 600.“).
Es werden noch einmal „200 Sänger und Sängerinnen“ genannt. Sie sind offenbar von den in Esr.2,41 genannten Sängern zu unterscheiden. „Hier ist … nicht wie in der Liste an einer Gruppe der Kultpersonals gedacht, sondern an Musikanten, die den feierlichen Exodus musikalisch begleiten sollen … Nach chr Auffassung konnte der Exodus des wahren Israel aus Babel hin zum alten Lande neuen Heils nicht sang- und klanglos vonstatten gegangen sein.“ (Gunneweg, Esra, 66).
(68-69) Bei ihrer „Ankunft“ geben „einige von den Familienoberhäupter“ eine Spende „für das Haus Gottes, um es an seiner alten Stelle wiederherzustellen“. „War schon kraft des Edikts des Kyros das Ziel der Heimkehr die Wiederherstellung des Tempels und damit der um den Tempel gescharten neuen und wahren Gemeinde, so sind die Spenden sofort bei der Ankunft an heiliger Städte die erste Tat der Vorbereitung dieser heilvollen und heiligen Restauration. Über sie berichtet die Fortsetzung.“ (Gunneweg, Esra, 68). Der Wert diese Spende geht in die Millionen.
Hier unterscheidet sich der Bericht von dem in Neh.7 erheblich – schon deshalb, weil in Neh.7 der Tempelbau schon längst Vergangenheit ist (Abweichungen der Liste in Neh.7 unterstrichen):
Esr.2,68-69 |
Neh.7,69-71 |
(68) Und einige von den Familienoberhäuptern gaben bei ihrer Ankunft
am Haus des HERRN in Jerusalem freiwillig für das Haus Gottes, um es an
seiner alten Stelle wiederherzustellen. |
(69a) Und ein Teil der Familienoberhäupter spendete für das
Werk. |
|
(69b) Der Tirschata gab für den Schatz 1 000 Golddariken, 50
Sprengschalen, 530 Priesterleibröcke. |
69 Nach ihrem Vermögen gaben sie für den Schatz des Werkes 61 000
Golddariken und 5 000 Silberminen, und 100 Priesterleibröcke. |
(70) Und einige von den Familienoberhäuptern gaben für den
Schatz des Werkes 20 000 Golddariken und 2 200 Silberminen. |
|
(71) Und was das übrige Volk gab, war 20 000 Golddariken und 2 000
Silberminen und 67 Priesterleibröcke. |
(70) Der Textabschnitt endet mit einer zusammenfassenden Notiz. Auch hier weicht der Text in Neh.7,72 leicht ab (Abweichungen der Liste in Neh.7 unterstrichen):
Esr.2,70 |
Neh.7,72 |
(70) Und die Priester und die Leviten und die aus dem Volk und die
Sänger und die Torhüter und die Tempeldiener ließen sich in ihren Städten
nieder. So wohnte ganz Israel in seinen Städten. |
(72) Und die Priester und die Leviten, die Torhüter und die
Sänger, einige aus dem Volk und die Tempeldiener und ganz Israel ließen
sich in ihren Städten nieder. |
Die Liste umfasst „ganz Israel“. Für den Verfasser „ist sie das Verzeichnis der Angehörigen der Heimkehrer, und d.h. der wahren Gemeinde des im Gericht des Exils geläuterten heiligen Restes. Darum steht sie an dieser hervorragenden Stelle in E 2 gleich nach den wenigen und dürren Worten, welche die große Wende vom Gericht zum neuen Heilsbeginn aussagen …“ (Gunneweg, Esra, 56).
1.1.5
Der
Bau des Altars (Esr.3,1-6)
(1)
Und als der siebte Monat herankam, dass die Söhne Israel in den Städten wohnten,
da versammelte sich das Volk wie ein Mann nach Jerusalem. (2) Und Jeschua, der
Sohn Jozadaks, und seine Brüder, die Priester, und Serubbabel, der Sohn
Schealtiëls, und seine Brüder machten sich auf und bauten den Altar des Gottes
Israels, um Brandopfer darauf zu opfern, wie es geschrieben steht im Gesetz des
Mose, des Mannes Gottes. (3) Und sie errichteten den Altar auf seinen alten
Fundamenten, obwohl ein Teil von der Bevölkerung der Länder in Feindschaft mit
ihnen lebte, und sie opferten auf ihm Brandopfer dem HERRN, die Morgen– und
Abendbrandopfer. (4) Und sie begingen das Laubhüttenfest, wie es vorgeschrieben
ist, mit dem Brandopfer, Tag für Tag in der Zahl, wie es vorgeschrieben ist und
wie jeder Tag es erforderte. (5) Danach brachte man das regelmäßige Brandopfer
und das für die Neumonde und für alle geheiligten Feste des HERRN und die
Brandopfer von jedem, der dem HERRN eine freiwillige Gabe brachte. (6) Am
ersten Tag des siebten Monats fingen sie an, dem HERRN Brandopfer zu opfern.
Aber die Grundmauern des Tempels des HERRN waren noch nicht gelegt. –
(1) Der Bau des Altars schließt unmittelbar an den Bericht über die Rückkehrer an. Der endete mit dem Satz: „So wohnte ganz Israel in seinen Städten“ (2,70). Dementsprechend heißt es im nächsten Vers: „Und als der siebte Monat herankam, dass die Söhne Israel in den Städten wohnten …“. D.h.: Der Bau des Altars, über den anschließend berichtet wird, ist das Erste, was nach der Rückkehr in die Heimat in Angriff genommen wird. So wird erreicht, „dass der Kultbetrieb sogleich mit dem Anbruch des 7. Monats … aufgenommen werden kann. Der längere Zeit in Anspruch nehmende Tempelbau lässt also keine kultlose, opferlose Lücke entstehen …“ (Gunneweg, Esra, 72).
Der „siebte Monat“ ist der Monat Tischri (Anfang September bis Anfang Oktober). In diesen Monat fallen viele hohe jüdische Feiertage (3.Mos.23,23-44). Als dieser Monat herannaht, „versammelte sich das Volk wie ein Mann nach Jerusalem“.
(2-3) Jeschua, der Hohepriester (vgl. zu Esra 2,2), und Serubbabel, der Statthalter (vgl. zu Esra 2,2) bauen – ungeachtet der feindlichen Nachbarschaft (vgl. Esr.4,1ff.) – zusammen mit ihren Brüdern „den Altar des Gottes Israels“ wieder auf. Auch im Bericht der Einweihung des Tempels durch König Salomo stand der Altar im Mittelpunkt (2.Chr.7,9: „Und am achten Tag hielten sie eine Festversammlung. Denn sie feierten die Einweihung des Altars sieben Tage und das Fest sieben Tage.“).
Der Verfasser weist darauf hin, dass der Altar „auf seinen alten Fundamenten“ errichtet wurde. Das ist ein weiteres Indiz dafür, dass es aus seiner Sicht um eine Wiederherstellung bzw. Restauration des Alten geht.
Der Altar ist dafür da, „um Brandopfer darauf zu opfern“. Genauer gesagt geht es um die täglichen „Morgen- und Abendbrandopfer“, die im „Gesetz des Mose“ vorgeschrieben sind (2.Mos.29,38-42; 4.Mos.28,3ff.).
(4-5) Neben dem täglichen Brandopfer begehen sie auch das Laubhüttenfest mit den für die einzelnen Tage dieses Festes vorgeschriebenen Brandopfern:
4.Mos.29,12-39: (12) Und am fünfzehnten Tag des siebten
Monats sollt ihr eine heilige Versammlung halten; keinerlei Dienstarbeit sollt
ihr tun, und ihr sollt dem HERRN ein Fest sieben Tage lang feiern. (1)3 Und ihr
sollt ein Brandopfer darbringen, ein Feueropfer von wohlgefälligem Geruch für
den HERRN: dreizehn Jungstiere, zwei Widder, vierzehn einjährige Lämmer; ohne
Fehler sollen sie sein; (14) und das dazugehörige Speisopfer, Weizengrieß,
gemengt mit Öl: drei Zehntel zu jedem Stier von den dreizehn Stieren, zwei
Zehntel zu jedem Widder von den zwei Widdern (15) und je ein Zehntel zu jedem Lamm
von den vierzehn Lämmern;(16) und einen Ziegenbock als Sündopfer; außer dem
regelmäßigen Brandopfer, dem dazugehörigen Speisopfer und dem dazugehörigen
Trankopfer.
(17) Und am zweiten Tag zwölf Jungstiere,
zwei Widder, vierzehn einjährige Lämmer, ohne Fehler; (18) und das dazugehörige
Speisopfer und das dazugehörige Trankopfer, zu den Stieren, zu den Widdern und
zu den Lämmern, nach ihrer Zahl, nach der Vorschrift; (19) und einen Ziegenbock
als Sündopfer; außer dem regelmäßigen Brandopfer und dem dazugehörigen
Speisopfer und den dazugehörigen Trankopfern.
(20) Und am dritten Tag elf Stiere, zwei
Widder, vierzehn einjährige Lämmer, ohne Fehler; (21) und das dazugehörige
Speisopfer und die dazugehörigen Trankopfer, zu den Stieren, zu den Widdern und
zu den Lämmern, nach ihrer Zahl, nach der Vorschrift; (22) und einen Ziegenbock
als Sündopfer; außer dem regelmäßigen Brandopfer und dem dazugehörigen
Speisopfer und dem dazugehörigen Trankopfer.
(23) Und am vierten Tag zehn Stiere, zwei
Widder, vierzehn einjährige Lämmer, ohne Fehler; (24) das dazugehörige
Speisopfer und die dazugehörigen Trankopfer, zu den Stieren, zu den Widdern und
zu den Lämmern, nach ihrer Zahl, nach der Vorschrift; (25) und einen Ziegenbock
als Sündopfer; außer dem regelmäßigen Brandopfer, dem dazugehörigen Speisopfer
und dem dazugehörigen Trankopfer.
(26) Und am fünften Tag neun Stiere, zwei
Widder, vierzehn einjährige Lämmer, ohne Fehler; (27) und das dazugehörige
Speisopfer und die dazugehörigen Trankopfer, zu den Stieren, zu den Widdern und
zu den Lämmern, nach ihrer Zahl, nach der Vorschrift; (28) und einen Ziegenbock
als Sündopfer; außer dem regelmäßigen Brandopfer und dem dazugehörigen
Speisopfer und dem dazugehörigen Trankopfer.
(29 Und am sechsten Tag acht Stiere, zwei
Widder, vierzehn einjährige Lämmer, ohne Fehler; (30) und das dazugehörige
Speisopfer und die dazugehörigen Trankopfer, zu den Stieren, zu den Widdern und
zu den Lämmern, nach ihrer Zahl, nach der Vorschrift; (31) und einen Ziegenbock
als Sündopfer; außer dem regelmäßigen Brandopfer, dem dazugehörigen Speisopfer
und den dazugehörigen Trankopfern.
(32) Und am siebten Tag sieben Stiere, zwei
Widder, vierzehn einjährige Lämmer, ohne Fehler; (33) und das dazugehörige
Speisopfer und die dazugehörigen Trankopfer zu den Stieren, zu den Widdern und
zu den Lämmern, nach ihrer Zahl, nach ihrer Vorschrift; (34) und einen
Ziegenbock als Sündopfer; außer dem regelmäßigen Brandopfer, dem dazugehörigen
Speisopfer und dem dazugehörigen Trankopfer.
(35) Am achten Tag sollt ihr eine
Festversammlung halten; keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun. (36) Und ihr
sollt ein Brandopfer darbringen, ein Feueropfer von wohlgefälligem Geruch für
den HERRN: einen Stier, einen Widder, sieben einjährige Lämmer, ohne Fehler; (37)
das dazugehörige Speisopfer und die dazugehörigen Trankopfer, zu dem Stier, zu
dem Widder und zu den Lämmern, nach ihrer Zahl, nach der Vorschrift; (38) und
einen Ziegenbock als Sündopfer; außer dem regelmäßigen Brandopfer und dem
dazugehörigen Speisopfer und dem dazugehörigen Trankopfer. (39) Das sollt ihr
bei euren Festtagen dem HERRN opfern, außer euren Gelübden und euren
freiwilligen Gaben an Brandopfern und an Speisopfern und an Trankopfern und an
Heilsopfern.
Fortan werden alle vorgeschriebenen Brandopfer dargebracht – die täglichen Brandopfer am Morgen und am Abend (2.Mos.29,38-42; 4.Mos.28,3ff.), die Brandopfer für „die Neumonde“ (4.Mos.28,11-15) und „alle geheiligten Feste des HERRN“. Die Brandopfer für die verschiedenen Feste sind in 4.Mos.28-29 aufgelistet. Es handelt sich um Brandopfer …
· … am Sabbat: 4.Mos.28,9-10
· … am Passah: 4.Mos.28,16-25
· … am Tag der Erstlinge: 4.Mos.28,26-31
· … am Fest des Hornblasens: 4.Mos.29,1-6
· … am großen Versöhnungstag: 4.Mos.29,7-11
· …beim Laubhüttenfest: 4.Mos.29,12-39
und um zusätzliche freiwillige Brandopfer (4.Mos.29,39).
(6) Die abschließende Notiz besagt, dass sie mit den Brandopfern gleich am „ersten Tag des siebten Monats“ beginnen. Am diesem Tag findet das Fest des „Hornblasens“ (4.Mos.29,1) statt, auf das kurze Zeit später der große Versöhnungstag (4.Mos.29,7: „Und am Zehnten des siebten Monats …“) und ab dem „fünfzehnten Tag“ das mehrtägige Laubhüttenfest (4.Mos.29,12-39, s.o.) folgen.
Sofort aber wird hinzugefügt, dass die „Grundmauern des Tempels des HERRN … noch nicht gelegt“ sind. So wichtig ist war, dass unmittelbar nach der Rückkehr der Altar aufgebaut und der Opferdienst wieder aufgenommen wurde, so klar ist andererseits, dass noch etwas fehlt: der Bau des Tempels, um den es im Folgenden geht.
1.1.6
Der
Beginn des Tempelbaus (Esr.3,7-13)
(7)
Und man gab Geld den Steinhauern und den Zimmerleuten und Speise und Trank und
Öl den Sidonitern und den Tyrern, damit sie Zedernholz vom Libanon ans Meer
nach Jafo brächten gemäß der Vollmacht des Kyrus, des Königs von Persien, die
er ihnen erteilt hatte. (8) Und im zweiten Jahr nach ihrer Ankunft beim Haus
Gottes in Jerusalem, im zweiten Monat, begannen Serubbabel, der Sohn Schealtiëls,
und Jeschua, der Sohn Jozadaks, und ihre übrigen Brüder, die Priester und die
Leviten, und alle, die aus der Gefangenschaft nach Jerusalem gekommen waren,
und sie ließen die Leviten von zwanzig Jahren und darüber antreten, dass sie
Aufsicht über das Werk am Haus des HERRN führten. (9) Da traten Jeschua, seine
Söhne und seine Brüder, Kadmiel und seine Söhne, die Söhne Juda, wie ein Mann
an, um Aufsicht zu führen über die, welche die Arbeit am Haus Gottes
taten; dazu die Söhne Henadads, ihre
Söhne und ihre Brüder, die Leviten. (10) So legten die Bauleute die Grundmauern
zum Tempel des HERRN. Dabei ließ man die Priester in ihrer Amtskleidung
antreten, mit Trompeten, und die Leviten, die Söhne Asafs, mit Zimbeln, den
HERRN zu loben nach der Anweisung Davids, des Königs von Israel. (11) Und sie
stimmten einen Wechselgesang an mit Lob und Preis dem HERRN: Denn er ist gut,
denn seine Gnade währt ewig über Israel. Und das ganze Volk jauchzte mit
gewaltigem Jauchzen beim Lob des HERRN wegen der Grundsteinlegung zum Haus des
HERRN. (12) Viele aber von den Priestern und den Leviten und den Familienoberhäuptern,
den Alten, die das erste Haus gesehen hatten, weinten, während man vor ihren
Augen den Grundstein zu diesem Haus legte, mit lauter Stimme. Viele aber
erhoben ihre Stimme mit freudigem Jauchzen, (13) so dass niemand vom Volk vor der
Stimme des freudigen Jauchzens die Stimme des Weinens im Volk erkennen konnte,
denn das Volk jauchzte mit gewaltigem Jauchzen, so dass die Stimme bis in die
Ferne gehört wurde.
Unmittelbar nach der „Inbetriebnahme“ des Altars beginnt der
Wiederaufbau des Tempels.
(7) Einleitend schildert der Bericht die Beauftragung und Bezahlung der „Bauleute“ (Esr.3,10) – den „Steinhauern“ bzw. Steinmetzen und den „Zimmerleuten“ – und der Lieferanten der Baumaterialien.
Dabei wird hervorgehoben, dass – wie beim Bau des Tempels von König Salomo – von „den Sidonitern und den Tyrern Zedernholz vom Libanon“ herbeigeschafft wird. Das alles – sogar die Bezahlung – entspricht dem Vorgehen bei Bau des ersten Tempels.
2. Chronik 2,2.7.9-10.14-15: (2) Und Salomo sandte zu Hiram, dem König
von Tyrus, und ließ ihm sagen: Wie du es bei meinem Vater David getan und ihm
Zedern gesandt hast, damit er sich ein Haus baute, um darin zu wohnen, so tu es
auch bei mir! … (7) Und sende mir Zedern-, Wacholder– und Almuggimholz vom
Libanon! Denn ich weiß, daß deine Knechte das Holz des Libanon zu schlagen
verstehen. Und siehe, meine Knechte sollen mit deinen Knechten zusammenarbeiten
… (9) Und siehe, ich werde deinen Knechten, den Holzfällern, die das Holz
schlagen, Weizen zur Verpflegung geben, 20 000 Kor, und 20 000 Kor Gerste und
20 000 Bat Wein und 20 000 Bat Öl. (10) Und Hiram, der König von Tyrus,
antwortete in einem Schreiben und sandte es an Salomo: Weil der HERR sein Volk
liebt, hat er dich zum König über sie gemacht …. (14) Und nun, den Weizen und
die Gerste, das Öl und den Wein, von denen mein Herr gesprochen hat, möge er
seinen Knechten senden. (15) Wir aber, wir werden Holz vom Libanon schlagen
nach all deinem Bedarf und werden es dir in Flößen auf dem Meer nach Jafo bringen.
Du kannst es dann nach Jerusalem hinaufschaffen.
Wichtig ist auch der Hinweis auf die „Vollmacht des Kyrus, des Königs von Persien“, von der bereits zu Beginn die Rede war (Esr.1,2) und die in der anschließenden Auseinandersetzung mit den Feinden Israels von besonderer Bedeutung ist (Esr.4,3; 5,13-17; 6,3-5).
(8-9) Hinsichtlich des Termins für den Baubeginn gibt es erneut eine Parallele zum Bau des ersten Tempels. Auch damals begann es „im zweiten Monat“ (2.Chr.3,2; anders Hag.2,18: „… Vom 24. Tag des neunten Monats an, nämlich von dem Tag an, als die Grundmauern des Tempels des HERRN gelegt wurden …“).
Ganz Israel nimmt die Arbeit am Tempel auf: Serubbabel und Jeschua als Führer der Volkes (vgl. zu Esr.2,2), „die Priester und die Leviten“ und „alle, die aus der Gefangenschaft nach Jerusalem gekommen waren“. Man beauftragt die „Leviten von zwanzig Jahren und darüber“ (zur Registrierung von Leviten ab zwanzig Jahren vgl. 1.Chr.23,24.27; 2.Chr.31,17) damit, die „Aufsicht über das Werk am Haus des HERRN“ zu führen. Anschließend werden die in Esr.2,40 genannten Leviten namentlich erwähnt; es kommen aber noch einige weitere Leviten hinzu.
(10-11a) Nachdem alle wichtigen Fragen geklärt sind, legen „die Bauleute die Grundmauern zum Tempel des HERRN“ (anders Esr.5,16: „Darauf kam dieser Scheschbazar und legte die Fundamente des Hauses Gottes …“). Währenddessen wird ein Lobgesang angestimmt.
Die Leitung übernehmen Priester und Leviten. Die Priester treten in ihrer „Amtskleidung“ an und lassen die Trompeten erklingen (Priester als Trompetenbläter: 4.Mos.10,1-10; 31,6; Neh.12,35; 1.Chr.15,24; 2.Chr.7,6; 13,12), während die Leviten, die in Esr.2,41 genannten „Sänger“, einen „Wechselgesang“ anstimmen und den Gesang „mit Zimbeln“ begleiten, wie schon David es angeordnet hat (1.Chr.15,16; 16,4; 25,2.6; vgl. Neh.12,24.45). Der Liedtext des Wechselgesangs zum Lob Gottes lautet: „Denn er ist gut, denn seine Gnade währt ewig über Israel.“
Das entspricht dem Ablauf der Einweihung des ersten Tempels.
2.Chr.7,6: Und die Priester standen in ihren
Dienstabteilungen und die Leviten mit den Musikinstrumenten des HERRN, die der
König David gemacht hatte, um den HERRN zu preisen: Denn seine Gnade währt
ewig! – wenn David auf ihnen den Lobpreis darbrachte. Und die Priester bliesen
ihnen gegenüber die Trompeten, und ganz Israel stand.
(11b-13) Als Priester und Leviten das Lob Gottes anstimmen, erhebt sich im Volk ein lauter Jubel. Aber viele von denen, die „das erste Haus – den Tempel Salomos – gesehen hatten“ weinen. Der Jubel des Volkes ist aber so groß, dass das Weinen übertönt wird und er „bis in die Ferne“ zu hören ist. „Ein Wiederbeginn ist da, der entspricht in allem dem Alten und ist doch neu und Zeichen neugeschenkten Heils, so dass der Jubel alle anderen Empfindungen überstimmt.“ (Gunneweg, Esra, 76).
1.2
Stopp, Wiederaufnahme und Vollendung
des Tempelbaus (Esra 4,1-6,22)
1.2.1
Der
Baustopp (Esr. 4,1-24)
Nach dem Beginn des Tempelbaus treten kurze Zeit später die „Gegner Judas und Benjamins“ auf den Plan und entmutigen sie.
(1)
Als aber die Gegner Judas und Benjamins hörten, dass die Kinder der Wegführung
dabei waren, dem HERRN, dem Gott Israels, einen Tempel zu bauen, (2) da traten
sie zu Serubbabel und zu den Familienoberhäuptern und sagten zu ihnen: Wir
wollen mit euch bauen! Denn wir suchen euren Gott wie ihr; und ihm opfern wir
seit den Tagen Asarhaddons, des Königs von Assur, der uns hierher heraufgeführt
hat. (3) Da sagten Serubbabel und Jeschua und die übrigen Familienoberhäupter
Israels zu ihnen: Ihr habt nichts mit uns zu tun bei dem Auftrag, unserm Gott
ein Haus zu bauen; sondern wir allein, wir werden dem HERRN, dem Gott Israels,
bauen, wie es uns der König Kyrus, der König von Persien, befohlen hat. (4) Da
machte das Volk des Landes die Hände des Volkes Juda schlaff und schreckte sie
vom Bauen ab. (5) Und sie nahmen Ratgeber gegen sie in Dienst, um ihren Plan
zunichte zu machen, und zwar alle Tage des Kyrus, des Königs von Persien, und
bis zur Regierung des Darius, des Königs von Persien.
(1-2) „Es ist, als wären die Feinde ‚Judas und Benjamins‘ (…) durch den Lärm von 3,13 [den lauten Jubel] geweckt worden.“ (Becker, 28). Wer aber sind die „Gegner Judas und Benjamins“? Es handelt sich um diejenigen, die Gott „seit den Tagen Asarhaddons, des Königs von Assur“ (681-669), der sie nach Jerusalem „heraufgeführt hat“, Gott Opfer darbringen. Gemeint ist das Volk der Samaritaner (vgl. 2.Kön.17,24-41).
Bei dem in 2.Kön.17,24
erwähnten „König von Assur“ handelt
es sich vermutlich um Sarkon II, der von 721 bis 705 regierte. Nach Esr.4,10
wurden sie von Asenappar angesiedelt, der ab 669 als letzter König des
assyrischen Reiches amtierte).
„Die Gegner Judas und Benjamins“ treten zunächst mit dem Wunsch an die Führer der „Weggeführten“ heran, sich selbst am Bau des Tempels beteiligen zu dürfen. Sie begründen ihren Wunsch mit den Worten: „Denn wir suchen euren Gott wie ihr; und ihm opfern wir …“.
Der Bericht in
2.Kön.17,24-41 zeigt, dass diese Aussage nicht völlig abwegig ist (2.Kön.17,41:
„So fürchteten diese Nationen den HERRN
und dienten zugleich ihren Götterbildern, auch ihre Kinder und ihre
Kindeskinder. Wie ihre Väter getan haben, so tun auch sie bis auf den heutigen
Tag.“).
(3) Aber „Serubbabel und Jeschua und die übrigen Familienoberhäupter Israels“ weisen diesen Wunsch mit klaren Worten zurück: „Ihr habt nichts mit uns zu tun bei dem Auftrag, unserm Gott ein Haus zu bauen; sondern wir allein, wir werden dem HERRN, dem Gott Israels, bauen …“ Auch wenn bei der Ablehnung berechtigte Vorgehalte gegen die samaritanische Gottesverehrung eine Rolle gespielt haben dürften, wird hier gleichzeitig ein exklusiver Anspruch deutlich: Jahwe, der „Gott Israels“, ist allein der Gott der „Weggeführten“! Gleichzeitig sich die Führer Israels darauf, dass König Kyrus ihnen den Befehl zum Bau des Tempel gegeben hat (Esr.1,2; 3,7; 5,13-17; 6,3-5).
(4-5) Nach dieser klaren Abfuhr beginnen die Gegner, den Tempelbau zu sabotieren. Sie werden hier als „Volk des Landes“ bezeichnet (vgl. Esr.10,2.11; Neh.9,24; 10,31f.). Der Begriff meint „alle, die zwar im Heiligen Lande wohnen – wie einst die Kanaanäer – oder, begierig auf dies Land, in den ‚Ländern‘ ringsum ansässig sind, und vor denen Israel sich zu hüten und von denen die reine Gemeinde sich zu trennen hat.“ (Gunneweg, Esra, 80).
Sie „untergraben die Moral“. Außerdem nehmen sie „Ratgeber gegen sie in Dienst“. Gemeint ist vermutlich, dass sie durch Bestechung einflussreiche Leute auf ihre Seite ziehen, um so den „Plan“ des Tempelbaus „zunichte zu machen“. Tatsächlich kommt die Bautätigkeit „bis zur Regierung des Darius, des Königs von Persien“ (Darius I., 522-486) zum Erliegen.
Der Prophet Haggai sieht den
Grund für die Einstellung des Tempelbaus jedoch nicht im Wirken der Feinde,
sondern in der Nachlässigkeit des Volkes (Hag.1,1-11).
Außerdem wenden sich die Gegner der „Weggeführten“ in Beschwerdebriefen an die persischen Könige.
(6)
Und unter der Regierung des Ahasveros, am Anfang seiner Regierung, schrieben
sie eine Anklage gegen die Bewohner von Juda und Jerusalem. –
(7)
Und in den Tagen Artahsastas schrieben Bischlam, Mitredat, Tabeel und seine
übrigen Gefährten an Artahsasta, den König von Persien. Der Text des Briefes
war aber aramäisch geschrieben und übersetzt. Aramäisch:
(8)
Der Befehlshaber Rehum und der Schreiber Schimschai schrieben einen Brief gegen
Jerusalem an den König Artahsasta mit folgendem Wortlaut. (9) Dann stand da:
Wir, der Befehlshaber Rehum und der Schreiber Schimschai und ihre übrigen
Gefährten, die Richter, die Gesandten, die Schreiber und die Verwalter, die
Männer aus Erech, Babel und Susa, das sind die Männer aus Elam, (10) und die
übrigen Nationen, die der große und erlauchte Asenappar wegführte und in den
Städten Samarias und im übrigen Gebiet jenseits des Stromes wohnen ließ –.
Und
nun: (11) Dies ist die Abschrift des Briefes, den sie an ihn sandten: An den
König Artahsasta, deine Knechte, die Männer jenseits des Stromes. Und nun: (12) Es sei dem König kund, dass die Juden,
die von dir heraufgezogen sind, zu uns nach Jerusalem gekommen sind. Sie bauen
die aufrührerische und böse Stadt wieder auf, sie vollenden die Mauern und
bessern die Fundamente aus. (13) Nun sei dem König kund: Wenn diese Stadt wieder
aufgebaut wird und die Mauern vollendet werden, dann werden sie Steuern,
Abgaben und Zoll nicht mehr geben, und das wird schließlich die Könige
schädigen. (14) Weil wir nun das Salz des Palastes essen und es uns nicht
geziemt, die Bloßstellung des Königs mitanzusehen, deswegen senden wir hin und
teilen es dem König mit, (15) damit man in dem Buch der Denkwürdigkeiten deiner
Väter nachforsche. Und du wirst in dem Buch der Denkwürdigkeiten finden und
erkennen, dass diese Stadt eine aufrührerische Stadt gewesen ist, die Könige
und Länder geschädigt hat, und dass man von den Tagen der Vorzeit her Empörung
darin gestiftet hat. Deshalb ist diese Stadt zerstört worden. (16) Wir teilen dem
König mit: Wenn diese Stadt wieder aufgebaut wird und die Mauern vollendet werden,
wirst du infolge davon im Gebiet jenseits des Stromes keinen Anteil mehr haben.
Von Esr.4,8 bis 6,14 ist der Bibeltext in aramäischer Sprache verfasst. Das ist ein Indiz dafür, dass der Verfasser hier eine Quelle übernommen und eingebaut hat. Hinzu kommt, dass der in Esr.4,6 genannte Ahasveros und der in Esr.4,7 genannte Artahsasta Jahrzehnte nach den in 4,1-5 geschilderten Ereignissen regierten (Ahasveros: 486-465; Artahsasta: 465-424). Der Verfasser hat also an dieser Stelle „spätere Beispiele von Opposition während der Herrschaft von Xerxses I. und seinem Nachfolger, Artaxerxes I, angeführt“. So ist denn auch „von Opposition gegen den Bau der Stadtmauern, nicht gegen den Tempelbau die Rede …“ (Das große Bibellexikon, I, 37).
(6) Der erste der Beschwerdebriefe wurde „am Anfang“ der „Regierung des Ahasveros“ geschrieben – also um 486 v. Chr.. Mit dem Anfang der Regierung des Kyros begann die Wiederherstellung (Esr.1,1); mit dem Anfang der Regierung des Ahasveros begannen die Schwierigkeiten. Über den Inhalt des Briefes wird nichts Näheres gesagt – nur dass er die „Bewohner von Juda und Jerusalem“ anklagt.
(7) Dann ist von einem aramäisch geschrieben bzw. ins Aramäische übersetzten Brief die Rede, der „in den Tagen Artahsastas … an Artahsasta, den König von Persien“ geschrieben wurde. Die Namen der Verfasser werden genannt; es handelt sich um persische und aramäische Namen.
(8-10) Es folgt ein weiterer Beschwerdebrief an Artahsasta. Verfasser sind der „Befehlshaber Rehum“ und sein „Schreiber Schimschai“.
Die Übersetzung von 9b ist unklar. Es gibt zwei Möglichkeiten:
Elberfelder Bibel (EB) |
Übersetzung von Gunneweg,
Esra, 82 |
Dann stand da: Wir, der Befehlshaber Rehum und der Schreiber
Schimschai und ihre übrigen Gefährten, die Richter, die Gesandten, die
Schreiber und die Verwalter, die Männer aus Erech, Babel und Susa, das sind
die Männer aus Elam, |
Sodann Rechum, der Befehlshaber, und Schimschai, der Schreiber, und
ihre übrigen Mitarbeiter, Leute von Dina, von Afarsach, von Tarpal, von
Persien, von Uruk, von Babel, von Susa, das heißt von Elam |
Fest steht, dass nicht nur Beamte, sondern auch Völkerschaften als Absender genannt werden (vgl. auch V.10). Es geht um „Nationen, die der große und erlauchte Asenappar wegführte und in den Städten Samarias und im übrigen Gebiet jenseits des Stromes wohnen ließ“. „Asenappar“ ist vermutlich eine verkürzte Wiedergabe des Namens des Assyrerkönigs Assurbanipal, der von 669 bis 627 regierte.
(11-16) Hier wird nun der Wortlaut des Briefes wiedergegeben. Die Beschwerdeführer informieren König Artahsasta, dass die Juden, die aus seinem Gebiet ausgezogen sind, nach Jerusalem gekommen sind und die Stadt wieder aufbauen, indem sie die Stadtmauer vollenden und die Fundamente ausbessern. Vermutlich ist sind hier die Aktivitäten der Rückkehrer unter der Führung Esras gemeint (Esr.7,7: „Und von den Söhnen Israel, von den Priestern, den Leviten, den Sängern, den Torhütern und den Tempeldienern gingen einige mit nach Jerusalem hinauf im siebten Jahr des Königs Artahsasta.“).
Dabei bezeichnen sie Jerusalem als „die aufrührerische und böse Stadt“ und weisen den König darauf hin, welche Folgen der Wiederaufbaus Jerusalems ihrer Meinung nach haben wird – nämlich dass die Stadt zu alter Größe und Selbständigkeit zurück findet und ihre Bewohner daher „Steuern, Abgaben und Zoll nicht mehr geben“ werden, was „die Könige schädigen wird“.
Als Grund dafür, dass sie sich in dieser Angelegenheit an den König wenden, nennen sie, dass sie „das Salz des Palastes essen“. Dabei geht es um einen „Salzbund“, von dem auch an verschiedenen Stellen des AT die Rede ist:
3.Mos.2,13: Alle Opfergaben deines Speisopfers sollst du
mit Salz salzen und sollst das Salz des Bundes deines Gottes auf deinem
Speisopfer nicht fehlen lassen; bei allen deinen Opfergaben sollst du Salz
darbringen.
4.Mos.18,19: Alle Hebopfer der heiligen Gaben, die die Söhne
Israel dem HERRN abheben, habe ich dir gegeben und deinen Söhnen und deinen
Töchtern mit dir, als eine ewige Ordnung; es ist ein ewiger Salzbund vor dem
HERRN für dich und für deine Nachkommen mit dir.
2.Chr.13,5: Solltet ihr nicht erkannt haben, daß der
HERR, der Gott Israels, das Königtum über Israel für ewig dem David gegeben
hat, ihm und seinen Söhnen, durch einen Salzbund?
„Durch das Essen desselben Salzes bzw. durch das Würzen mit demselben Salz, das der geringere Partner von dem höheren bekommt, entsteht ein Bund, der diese Über- und Unterordnung fixiert. Die Briefschreiber bringen also zum Ausdruck, dass sie in königlichen Diensten stehen und deshalb Interessen des Königs pflichtgemäß als ihre eigene Sache betrachten.“ (Gunneweg, Esra, 91). Die Gegner Israels wollen die Ehre des Königs schützen sind seine „Bloßstellung“ nicht mitansehen.
Deshalb soll der König im „Buch der Denkwürdigkeiten“ seiner Vorfahren nachforschen lassen – also im „Archiv“. Dann – so die Beschwerdeführer – werde deutlich werden, dass Jerusalem schon immer „eine aufrührerische Stadt gewesen ist, die Könige und Länder geschädigt hat“ und sie deshalb zu Recht zerstört worden ist. Dementsprechend folgt noch einmal der Hinweis auf die Folgen des Wiederaufbaus Jerusalems: „Nicht nur die Abgaben würden im Fall eines Wiederaufbaus ausfallen, sondern die persische Regierung würde jeglichen Einflusses in der ganzen Provinz verlustig gehen.“ (Gunneweg, Esra, 92).
Die Beschwerdeführer erhalten die gewünschte Antwort und der Wiederaufbau der Stadt wird gestoppt.
(17) Folgende
Antwort sandte der König: An den Befehlshaber Rehum, den Schreiber Schimschai
und an ihre übrigen Gefährten, die in Samaria und in dem übrigen Gebiet jenseits
des Stromes wohnen, den Friedensgruß. Und nun: (18) Der Brief, den ihr an uns
gesandt habt, ist Stück für Stück vor mir gelesen worden. (19) Und von mir ist
Befehl gegeben worden, und man hat nachgeforscht und gefunden, dass diese Stadt
sich von den Tagen der Vorzeit an gegen die Könige erhoben hat und dass Aufruhr
und Empörung in ihr gestiftet worden sind. (20) Und mächtige Könige hat es zu
Jerusalem gegeben; die haben über alles geherrscht, was jenseits des Stromes
ist, und Steuern, Abgaben und Zoll wurden ihnen gegeben. (21) Nun gebt Befehl,
diesen Männern Einhalt zu gebieten! Diese Stadt soll nicht wieder aufgebaut
werden, bis von mir Befehl gegeben wird. (22) Und hütet euch, hierin eine
Nachlässigkeit zu begehen! Warum sollte ein großer Schaden zum Nachteil der
Könige entstehen? – (23) Als dann die Abschrift des Briefes des Königs
Artahsasta vor Rehum und dem Schreiber Schimschai und ihren Gefährten gelesen
worden war, gingen sie in Eile nach Jerusalem zu den Juden und geboten ihnen
mit Waffengewalt Einhalt.
(17-20) Der König sendet den in Esr.4,8-10 genannten Beschwerdeführern eine Antwort. Darin bestätigt er zunächst, dass er den Brief genauestens zur Kenntnis genommen und auch – wie vorgeschlagen – Nachforschungen in den Archiven in Auftrag gegeben hat, die bestätigt haben, dass der Vorwurf einer permanenten Aufrührerschaft Jerusalems berechtigt ist. Es wurde sogar noch mehr entdeckt: „Nicht nur Aufstände hätten seit eh und je dort stattgefunden, sondern die eigentlichen Gefahr, die von Jerusalem her drohe, sei die Wiedererrichtung eines Großreiches, das wie – angeblich – einst die ganze Provinz beherrschen und, statt Steuern zu zahlen, selbst Tribut erheben würde. Worauf hier angespielt wird, ist klar: die ruhmreiche, gute alte Zeit des Davidisch-Salomonischen Großreiches. Dessen Wiedererrichtung könnte sogar das persische Weltreich bedrohen.“ (Gunneweg, Esra, 92).
„Ebenso deutlich ist, dass
die vermeintliche Warnung und die königliche Antwort indirekt, aber
unüberhörbar Israels Ruhm verkündigen sollen.“ (Gunneweg, Esra, 92).
(21-23) Deshalb fordert König Artahsasta die Empfänger seines Antwortschreibens dazu auf, den Befehl für einen Baustopp zu geben. Jerusalem soll „nicht wieder aufgebaut werden“, bis er – der König – einen entsprechenden Befehl erteilt.
Wenn sie den Baustopp befehlen, sollen sie aber umsichtig agieren, damit kein „großer Schaden zum Nachteil der Könige“ entsteht. Als Rehum und seine Leute die Antwort des Königs gelesen haben, begeben sie sich „in Eile nach Jerusalem zu den Juden“ und gebieten ihnen „mit Waffengewalt Einhalt“. Unklar bleibt, ob dieses Vorgehen der vom König geforderten Umsicht entspricht.
Vers 24 springt wieder einige Jahrzehnte zurück in die Zeit des Tempelbaus (Esr.4,1-5).
(24)
Damals wurde die Arbeit am Haus Gottes in Jerusalem eingestellt, und sie blieb
eingestellt bis zum zweiten Jahr der Regierung des Königs Darius von Persien.
(24) Davon, dass die Arbeit am Tempel „bis zur Regierung des Darius“ zum Erliegen kam, war bereits in Esr.4,4-5 die Rede. Hier wird die Zeitangaben präzisiert. Das zweite Regierungsjahr des König Darius ist das Jahr 520/519.
1.2.2
Die
Wiederaufnahme des Tempelbaus und erneuter Widerstand (Esr.5,1-5)
(1)
Und der Prophet Haggai und Sacharja, der Sohn Iddos, die Propheten, weissagten
den Juden, die in Juda und in Jerusalem waren, im Namen des Gottes Israels, der
über ihnen war. (2) Da machten sich Serubbabel, der Sohn Schealtiëls, und
Jeschua, der Sohn Jozadaks, auf und fingen an, das Haus Gottes in Jerusalem zu
bauen. Mit ihnen waren die Propheten Gottes, die sie unterstützten. (3) Zur selben
Zeit kamen Tattenai, der Verwalter jenseits des Stromes, und Schetar-Bosnai und
ihre Gefährten zu ihnen und sprachen so zu ihnen: Wer hat euch den Befehl
gegeben, dieses Haus zu bauen und diese Mauer zu vollenden? (4) Darauf sagten
sie zu ihnen: Was sind die Namen der Männer, die diesen Bau ausführen? (5) Aber
das Auge ihres Gottes war über den Ältesten der Juden, dass man ihnen nicht
Einhalt gebot, bis ein Bericht an Darius gelangte und man dann einen Brief
darüber zurückschickte.
(1-2)
Im „zweiten Jahr der Regierung des Königs
Darius von Persien“ (4,24) treten mit Haggai und Sacharja zwei Propheten
auf (Hag.1,1; Sach.1,1). Ihre Botschaft ist in die Sammlung der prophetischen
Schriften des AT aufgenommen worden. An dieser Stelle wird darüber lediglich
gesagt, dass sie den Juden „weissagten“.
„Das prophetische Auftreten bewirkt, dass Serubbabel und Jesua als die
Vertreter der weltlichen und geistlichen Obrigkeit den unterbrochenen Tempelbau
nunmehr fortsetzen.“ (Gunneweg, Esra, 96).
„Während Haggais und
Sacharjas Botschaft, kurzgefasst lautete: Jahwe kommt, darum baut ihm seinen
Tempel!, ist von Jahwes Kommen bei Chr nicht mehr die Rede, sondern nur vom
Tempelbau. Die eschatologische Botschaft wird ihres eschatologischen Charakters
entkleidet … Aber es ist durchaus historisch wahrscheinlich, dass als
faktisches, sichtbares und auch bleibendes Ergebnis der eschatologischen Erhebung
der Aufbau … des Tempels in Angriff genommen und nach einiger Zeit auch zu Ende
geführt wurde. Was prophetisch-eschatologisch gemeint war und begonnen wurde,
endete als sichtbarer Mittelpunkt präsentischer Theokratie. So wenigstens
versteht es der Chr, und darin mag er zumindest teilweise recht gehabt haben.“
(Gunneweg, Esra, 96).
(3-5) Daraufhin erkundigt sich Tattenai, der Leiter der Provinzverwaltung „jenseits des Stromes“ bei den Führern der Juden danach, auf wessen Befehl sie „dieses Haus … bauen“ (die Fortsetzung „und diese Mauer zu vollenden“ kann auch mit „und dieses Holzwerk zu vollenden“ übersetzt werden – jedenfalls geht es hier nicht um die Stadtmauer).
Die Antwort der jüdischen Führer fehlt im Text. Sie findet sich aber im Rahmen des Briefes, den Tattenai an König Darius schreibt:
Esr.5,9-16: (9) Da haben wir jene Ältesten gefragt und
dies zu ihnen gesagt: Wer hat euch den Befehl gegeben, dieses Haus zu bauen und
diese Mauer zu vollenden? (10) Und auch nach ihren Namen haben wir sie gefragt,
um sie dich wissen zu lassen, damit wir die Namen der Männer aufschreiben konnten,
die an ihrer Spitze stehen. (11) Und so gaben sie uns folgendes zur Antwort und
sagten: Wir sind die Knechte des Gottes des Himmels und der Erde, und wir bauen
das Haus wieder auf, das früher viele Jahre als Gebäude bestanden hat. Ein
großer König von Israel hatte es gebaut und vollendet. (12) Da aber unsere
Väter den Gott des Himmels zum Zorn reizten, gab er sie in die Hand
Nebukadnezars, des Königs von Babel, des Chaldäers; der zerstörte dieses Haus
und führte das Volk nach Babel fort. (13) Doch im ersten Jahr des Kyrus, des
Königs von Babel, gab der König Kyrus den Befehl, dieses Haus Gottes wieder
aufzubauen. (14) Und auch die goldenen und silbernen Geräte des Hauses Gottes,
die Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem herausgenommen und in den Tempel
zu Babel gebracht hatte, die nahm der König Kyrus aus dem Tempel zu Babel
heraus. Sie wurden Scheschbazar – so sein Name – übergeben, den er als Verwalter
einsetzte. (15) Und er sagte zu ihm: Nimm diese Geräte, ziehe hin, lege sie im
Tempel zu Jerusalem nieder! Und das Haus Gottes soll an seiner früheren Stätte
wieder aufgebaut werden. (16) Darauf kam dieser Scheschbazar und legte die
Fundamente des Hauses Gottes, das in Jerusalem ist. Von da an bis jetzt wird
daran gebaut. Es ist aber noch nicht vollendet.
Tattaenai und seine Mitarbeiter fragen aber nicht nur, auf wessen Befehl sie
den Tempel wieder aufbauen, sondern auch nach den „Namen der Männer, die diesen Bau ausführen“.
Aber „das Auge ihres Gottes“ ist „über den Ältesten der Juden“ (5,5.9; 6,7.8.14). Gemeint ist, dass Gott auf sie achtet (5.Mos.11,12: „… ein Land, auf das der HERR, dein Gott, achthat. Beständig sind die Augen des HERRN, deines Gottes, darauf gerichtet …“). Er fügt es so, dass die Provinzverwaltung keinen Baustopp verhängt, bis ein „Bericht“ an Darius geschickt worden und die Antwort eingetroffen ist. Während des schwebenden Verfahrens kann das Werk also weiter voranschreiten.
1.2.3
Der
Brief der Provinzverwaltung an König Darius (Esra 5,6-17)
(6)
Abschrift des Briefes, den Tattenai, der Verwalter jenseits des Stromes, und
Schetar-Bosnai und seine Gefährten, die persischen Beamten der Provinz jenseits
des Stromes, an den König Darius sandten. (7) Sie sandten einen Bericht an ihn,
und dies war darin geschrieben: Darius, dem König, allen Frieden! (8) Es sei
dem König kund, dass wir in die Provinz Juda zum Haus des großen Gottes
gegangen sind; das wird gerade mit Quadersteinen gebaut, und Holz wird in die
Wände eingelegt. Und diese Arbeit wird eifrig betrieben und kommt unter ihrer
Hand gut voran. (9) Da haben wir jene Ältesten gefragt und dies zu ihnen
gesagt: Wer hat euch den Befehl gegeben, dieses Haus zu bauen und diese Mauer
zu vollenden? (10) Und auch nach ihren Namen haben wir sie gefragt, um sie dich
wissen zu lassen, damit wir die Namen der Männer aufschreiben konnten, die an
ihrer Spitze stehen. (11) Und so gaben sie uns folgendes zur Antwort und
sagten: Wir sind die Knechte des Gottes des Himmels und der Erde, und wir bauen
das Haus wieder auf, das früher viele Jahre als Gebäude bestanden hat. Ein
großer König von Israel hatte es gebaut und vollendet. (12) Da aber unsere
Väter den Gott des Himmels zum Zorn reizten, gab er sie in die Hand
Nebukadnezars, des Königs von Babel, des Chaldäers; der zerstörte dieses Haus
und führte das Volk nach Babel fort. (13) Doch im ersten Jahr des Kyrus, des
Königs von Babel, gab der König Kyrus den Befehl, dieses Haus Gottes wieder
aufzubauen. (14) Und auch die goldenen und silbernen Geräte des Hauses Gottes,
die Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem herausgenommen und in den Tempel
zu Babel gebracht hatte, die nahm der König Kyrus aus dem Tempel zu Babel
heraus. Sie wurden Scheschbazar – so sein Name – übergeben, den er als
Verwalter einsetzte. (15) Und er sagte zu ihm: Nimm diese Geräte, ziehe hin,
lege sie im Tempel zu Jerusalem nieder! Und das Haus Gottes soll an seiner früheren
Stätte wieder aufgebaut werden. (16) Darauf kam dieser Scheschbazar und legte
die Fundamente des Hauses Gottes, das in Jerusalem ist. Von da an bis jetzt
wird daran gebaut. Es ist aber noch nicht vollendet. (17) Und nun, wenn es dem
König recht ist, dann werde nachgeforscht im Schatzhaus des Königs, das dort in
Babel ist, ob es so ist, dass vom König Kyrus der Befehl gegeben worden ist, dieses
Haus Gottes in Jerusalem wieder aufzubauen. Die Entscheidung des Königs darüber
schicke man uns zu.
(6-7) Der
in Esr.5,5 erwähnte „Bericht an Darius“
wird – wie der Brief an König Artahsasta (Esr.4,8) – wörtlich wiedergegeben.
(8-10) Darin informiert die Provinzverwaltung den König über das, was sie bei einer Inspektion vor Ort mit eigenen Augen gesehen haben: dass der Tempel mit wuchtigen „Quadersteinen“ gebaut und „Holz … in die Wände“ eingelegt wird. Wenn mit dem zweiten Hinweis eine Holzvertäfelung gemeint ist, kann das ein Indiz dafür sein, dass der Bau weit fortgeschritten ist. Das würde auch zur abschließenden Bemerkung in Vers 8 passen: „Und diese Arbeit wird eifrig betrieben und kommt unter ihrer Hand gut voran.“
Die Verwalter informieren auch darüber, dass sie – wie in Esr.5,3-4 bereits erwähnt – die die „Ältesten“ gefragt haben, wer ihnen denn die Erlaubnis zum Bau des Tempels erteilt habe und sich nach den Namen derjenigen erkundigt haben, „die an ihrer Spitze stehen“, um sie aufzuschreiben und dem König mitzuteilen.
(11-16) Anschließend informieren sie den König über die Antwort des Ältesten, von der in Esr.5,1-5 nicht die Rede war.
Danach haben sie sich als „Knechte des Gottes des Himmels und der Erde“ vorgestellt – und damit indirekt ausgedrückt, dass die Erlaubnis zum Tempelbau „von ganz oben“ kommt.
Außerdem haben sie betont, dass sie ein Haus wieder aufbauen, „das früher viele Jahre als Gebäude bestanden hat“ und über die Geschichte des Tempels informiert: Dass „ein großer König von Israel“ es gebaut hat, ihre Vorfahren aber „den Gott des Himmels zum Zorn reizten“ und sie deshalb „in die Hand Nebukadnezars“ gegeben wurden, der den Tempel zerstörte und die Einwohner Jerusalems nach Babylon verschleppte, Kyrus dann aber den Befehl zum Wiederaufbau erteilt und die von Nebukadnezar beschlagnahmen Tempelgeräte wieder herausgegeben hat (vgl. Esr.1,1-11), der von Kyrus beauftragte Scheschbazar die „Fundamente des Hauses Gottes“ legte (vgl. Esr.3,8-13, wo allerdings von „Serubbabel“ die Rede ist, vgl. dazu zu Esr.1,8) und „bis jetzt … daran gebaut“ wird.
(17) Der Brief bzw. Bericht endet natürlich mit einer Bitte an den König. Er soll „im Schatzhaus des Königs“ bzw. „im Urkundenhaus, wo man die Schätze niederlegte“ (Esr.6,1) nachforschen lassen, ob Kyrus tatsächlich einen solchen Befehl erteilt hat und sie über das Ergebnis der Nachforschungen bzw. seine „Entscheidung“ informieren.
1.2.4
Die
Antwort des Königs Darius (Esra 6,1-12)
(1)
Darauf erließ der König Darius einen Befehl, und man forschte in Babel nach im
Urkundenhaus, wo man die Schätze niederlegte. (2) Und es wurde zu Achmeta, in
der Festung, die in der Provinz Medien liegt, eine Schriftrolle gefunden, und
darin war folgendes geschrieben: Protokoll: (3) Im ersten Jahr des Königs Kyrus
erließ der König Kyrus Befehl, das Haus Gottes in Jerusalem betreffend: Das
Haus soll wieder aufgebaut werden als eine Stätte, wo man Schlachtopfer opfert.
Und seine Fundamente sollen hergerichtet werden: seine Höhe soll sechzig Ellen
sein, seine Breite sechzig Ellen, (4) drei Lagen aus Quadersteinen und eine
Lage aus neuem Holz. Und die Kosten sollen aus dem Haus des Königs bestritten
werden. (5) Und auch die goldenen und silbernen Geräte des Hauses Gottes, die
Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem herausgenommen und nach Babel gebracht
hat, soll man zurückgeben, dass ein jedes wieder in den Tempel zu Jerusalem
kommt, an seinen Ort. Und du sollst sie im Haus Gottes niederlegen. – (6) Nun
denn, Tattenai, Verwalter jenseits des Stromes, Schetar-Bosnai und eure Gefährten,
die persischen Beamten der Provinz jenseits des Stromes, haltet euch fern von
dort! (7) Lasst für die Arbeit an diesem Haus Gottes dem Verwalter der Juden
und den Ältesten der Juden freie Hand! Sie sollen dieses Haus Gottes an seiner
Stätte wieder aufbauen. (8) Und von mir wird Befehl dafür gegeben, wie ihr mit
diesen Ältesten der Juden verfahren sollt, damit sie dieses Haus Gottes bauen
können: So sollen von den Gütern des Königs, aus der Steuer der Provinz jenseits
des Stromes, diesen Männern die Ausgaben pünktlich bezahlt werden, um sie nicht
aufzuhalten. (9) Und was nötig ist, Jungstiere, Widder und Lämmer zu
Brandopfern für den Gott des Himmels, dazu Weizen, Salz, Wein und Öl, das soll
ihnen nach dem Geheiß der Priester, die in Jerusalem sind, Tag für Tag ohne
Nachlässigkeit gegeben werden, (10) damit sie dem Gott des Himmels Räucherwerk
darbringen und für das Leben des Königs und seiner Söhne beten. (11) Und von
mir wird Befehl gegeben: Jedem Menschen, der diesen Erlass übertritt, aus
dessen Haus soll ein Balken herausgerissen werden, und er soll als Gepfählter
daran geschlagen werden; und sein Haus soll deswegen zu einem Misthaufen
gemacht werden. (12) Der Gott aber, der seinen Namen dort wohnen lässt, stürze
jeden König und jedes Volk nieder, die ihre Hand ausstrecken, diesen Erlass zu
übertreten, um dieses Haus Gottes zu zerstören, das in Jerusalem ist! Ich,
Darius, habe den Befehl gegeben. Gewissenhaft soll er ausgeführt werden!
(1-2) Aufgrund des Briefes bzw. des
Berichts gibt Darius die gewünschten Nachforschungen (5,17) in Auftrag.
Tatsächlich wird in Achmeta, Hauptstadt Mediens und Sommerresidenz persischer
Könige, eine „Schriftrolle“ mit einem
„Protokoll“ gefunden.
(3-5) Das Protokoll bestätigt die Angaben des Ältesten (Esr.5,13), gibt aber auch einige zusätzliche Informationen.
Es enthält auch eine Aussage über die Bestimmung des Tempels. Der Tempel ist „eine Stätte, wo man Schlachtopfer opfert“. Im engeren Sinne handelt es sich bei Schlachtopfern um Opfer, deren Fleisch gemeinsam verzehrt wird (1.Mos.31,54; 3.Mos.7,11ff.); der Begriff kann hier aber auch als Oberbegriff für alle Opfer gemeint sein.
Darüber hinaus enthält das Protokoll konkrete Bauvorschriften zur Höhe und Breite: „Und seine Fundamente sollen hergerichtet werden: seine Höhe soll sechzig Ellen sein, seine Breite sechzig Ellen …“ (vgl. die abweichenden Angaben bzgl. des Salomonischen Tempels in 1.Kön.6,2 und 2.Chr.3,3-4). Dabei sollen „drei Lagen aus Quadersteinen und eine Lage aus neuem Holz“ (unklar ist, ob sich diese Angabe auf die Höhe oder die Breite der Fundamente bezieht).
Außerdem werden Angaben zur Finanzierung des Bauwerks gemacht: „Und die Kosten sollen aus dem Haus des Königs bestritten werden.“ Esr.6,8 präzisiert, dass „an finanzielle Unterstützung durch die nichtjüdische Bevölkerung von Transeufratene gedacht ist, aus deren Steueraufkommen die Tempelrestauration mit finanziert werden soll.“ (Gunneweg, Esra, 108).
Schließlich ist im Protokoll auch – entsprechend der Aussage der Ältesten in Esr.5,14-15 – von den Tempelgeräten die Rede. Neu ist lediglich die Aussage über das Ziel der Rückgabe: „… dass ein jedes wieder in den Tempel zu Jerusalem kommt, an seinen Ort.“ Es geht also um Restauration im buchstäblichsten Sinne: alles soll wieder „an seinen Ort“ kommen.
(6-10) Auf der Grundlage des aufgefundenen Protokolls erteilt Darius seinem „Verwalter jenseits des Stromes“ und dessen Mitarbeitern konkrete Befehle.
Sie sollen sich nicht in die Angelegenheit einmischen, sondern „dem Verwalter der Juden“ – also Scheschbazar (Esr.5,14) – „und den Ältesten der Juden freie Hand“ lassen, damit sie „dieses Haus Gottes an seiner Stätte wieder aufbauen“.
Außerdem gibt er entsprechend den Aussagen im Protokoll die Anweisung, die Juden bei ihrem Bauvorhaben finanziell zu unterstützen (Esr.6,4). Man soll ihnen Geld „aus der Steuer der Provinz jenseits des Stromes“ geben.
Darüber hinaus soll man ihnen – in Absprache mit den Priestern – die Mittel für den Kultbetrieb zur Verfügung stellen: die Opfertiere für das Brandopfer und Weizen, Salz, Wein und Öl für die das tägliche Brandopfer begleitenden Speisopfer (Weizen, Wein, Öl: 2.Mos.29,38-41; Salz: 3.Mos.2,13; Hes.43,24). „Dass Fremdherrscher … für die Opfer sorgten, ist gut bezeugt (1.Makk.10,39-44; 11,34f; 2.Makk.3,3; Flavius Josephus, Ant. XII, 3,3) …“ (Becker, 38).
Darüber hinaus hat diese Anweisung noch eine besondere Pointe: „Diejenige Verwaltungsebene, welche das Werk am liebsten verhindert hätte, wird nunmehr dazu angehalten, es nach Kräften ohne Unterlass zu fördern und den täglichen Opferkult zu gewährleisten.“ (Gunneweg, Esra, 109).
Ziel dieser Maßnahme ist nach dem Dekret des Königs, dass sie in Jerusalem „dem Gott des Himmels Räucherwerk darbringen und für das Leben des Königs und seiner Söhne beten“. Dass Gott dabei als „Gott des Himmels“ bezeichnet wird (vgl. Esr.1,2; 5,11.12) unterstreicht die Universalität Gottes, so dass auch das Gebet für die Herrscher nachvollziehbar ist.
(11-12) Das königliche Dekret endet mit Straf- und Fluchandrohung. Wer „diesen Erlass übertritt“ soll an einem Balken aus seinem eigenen Haus gepfählt und aufgehängt werden und sein Haus „zu einem Misthaufen gemacht werden“ (vgl. Dan.2,5; 3,29). Außerdem soll der Gott, der in Jerusalem „seinen Namen … wohnen lässt“ (vgl. 5.Mos.12,5.11; 14,23; 16,2.6.11; 26,2; Jer.7,12; 1.Kön.8,29), jeden König und jedes Volk stürzen, dass es wagt, den Erlass zu übertreten und das „Haus Gottes zu zerstören, das in Jerusalem ist“.
So stellt die ganze Korrespondenz „die staatsrechtliche Legitimation des Jerusalemer Tempels und des Jerusalemer-judäischen Kultes dokumentarisch unter Beweis“. (Gunneweg, Esra, 106).
1.2.5
Die
Vollendung des Tempelbaus, seine Einweihung und das Passahfest (Esra 6,13-22)
(13)
Darauf verhielten sich Tattenai, der Verwalter der Provinz jenseits des
Stromes, SchetarBosnai und ihre Gefährten entsprechend dem Befehl, den der
König Darius gesandt hatte und handelten gewissenhaft danach. (14) So bauten
die Ältesten der Juden, und sie kamen gut voran gemäß der Weissagung Haggais,
des Propheten, und Sacharjas, des Sohnes Iddos. Und sie bauten und vollendeten es
nach dem Befehl des Gottes Israels und nach dem Befehl des Kyrus und Darius und
Artahsasta, des Königs von Persien. (15) Und dieses Haus wurde fertig bis zum
dritten Tag des Monats Adar, das ist das sechste Jahr der Regierung des Königs
Darius.
(13) Die Provinzverwaltung befolgt den Befehl des Königs gewissenhaft. (14) Deshalb kommt der Bau gut voran, so dass sich die Weissagung Haggais und Sacharja (Esr.5,1) erfüllt und der Bau vollendet wird. Damit haben die „Ältesten der Juden“ den „Befehl des Gottes Israels“ umgesetzt, aber auch nach dem Befehl von Kyrus (Esr.1,1-3; 6,1-3) und Darius (Esr.6,6-12) gehandelt.
Überraschenderweise ist hier auch von König Artahsasta die Rede (vgl. Esr.4,7ff.). „Obwohl wir im Jahre 515 stehen, wird Artaxerxes I. (465-423) anachronistisch miterwähnt … Immerhin hat er Jahrzehnte später nach anfänglichem Widerstand (4,7-23) unter Esra den Tempeldienst gefördert (7,11-28).“ (Becker, 39).
(15) Fertig gestellt wird der Tempel „bis zum dritten Tag des Monats Adar“ (Februar/März, letzter Monat des Jahres) im sechsten Regierungsjahr des Darius (522-486) – also im Jahr 515. Nach Esr.4,24 war der Bau des Tempels im zweiten Jahr der Regierung von König Darius nach längerer Unterbrechung wieder aufgenommen worden, so dass die Bauzeit insgesamt vier bis fünf Jahre betrug.
So kann nun endlich die Einweihung des Tempels gefeiert werden.
(16)
Und die Söhne Israel, die Priester und die Leviten und die übrigen Söhne der
Weggeführten feierten die Einweihung dieses Hauses Gottes mit Freuden. (17) Und
sie brachten zur Einweihung dieses Hauses Gottes hundert Stiere dar,
zweihundert Widder, vierhundert Lämmer und als Sündopfer für ganz Israel zwölf
Ziegenböcke, nach der Zahl der Stämme Israels. (18) Und sie stellten die
Priester nach ihren Gruppen auf und die Leviten nach ihren Abteilungen zum
Dienst Gottes in Jerusalem, nach der Vorschrift des Buches des Mose.
(16-17) Nach der Fertigstellung des Tempels feiern die „Söhne Israels“, die nach Priestern, Leviten und übrigen Söhnen unterschieden werden, „die Einweihung dieses Hauses Gottes mit Freuden“. Dazu werden viele Tiere geopfert – allerdings nicht annähernd so viele, wie bei der Einweihung des Salomonischen Tempels (1.Kön.8,5.63; 2.Chr.7,4-10). Zusätzlich werden „Sündopfer für ganz Israel“ dargebracht – und zwar „zwölf Ziegenböcke, nach der Zahl der Stämme Israels“ (vgl. Esr.8,25; möglicherweise geht es hier um Sündopfer der Fürsten, 3.Mos.4,22-23).
„Auch wenn diese Zwölfzahl
längt nicht mehr vollständig ist, versteht sich doch nach chr Konzeption die
nachexilische Gemeinde so sehr als das wahre Israel und legitimer Erbe des
vorexilischen Gottesvolkes der zwölf Stämme, dass bei der Neukonstituierung am
restaurierten Heiligtum für jeden Stamm ein Sündopfer dargebracht werden muss.“
(Gunneweg, Esra, 114).
(18) Dabei werden Priester und Leviten entsprechend der Vorschriften des mosaischen Gesetzes in „Gruppen“ bzw. „Abteilungen“ aufgestellt, wie es zuvor David getan hatte (1.Chr.23: Leviten; 1.Chr.24: Priester; 1.Chr.25: Sänger und Musiker; 1.Chr.26: Türhüter).
Kurze Zeit später (vgl. Esr.6,15) wird das Passahfest gefeiert.
(19)
Und die Söhne der Weggeführten bereiteten das Passah am vierzehnten Tag des ersten
Monats. (20) Denn die Priester und die Leviten hatten sich gereinigt wie ein Mann;
sie waren alle rein. Und sie schlachteten das Passah für alle Söhne der
Weggeführten und für ihre Brüder, die Priester, und für sich selbst. (21) So
aßen die Söhne Israel, die aus der Wegführung zurückgekehrt waren, das Passah
sowie jeder, der sich von der Unreinheit der Nationen des Landes zu ihnen
abgesondert hatte, um den HERRN, den Gott Israels, zu suchen. (22) Und sie
begingen das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage lang mit Freuden. Denn der
HERR hatte sie frohgemacht und ihnen das Herz des Königs von Assur zugewandt,
ihre Hände bei der Arbeit am Haus Gottes, des Gottes Israels, zu stärken.
(19) Das Passahfest wird am dafür
vorgesehenen Termin, dem „vierzehnten Tag des ersten Monats“
(2.Mos.12,8; 3.Mos.23,5 etc.), begangen.
(20) Voraussetzung dafür ist, dass sich Priester und Leviten gereinigt haben (2.Chr.30,3; 35,6). Die Schlachtung wird von den Leviten vorgenommen. Sie schlachten die Passahlämmer „für alle Söhne der Weggeführten und für ihre Brüder, die Priester, und für sich selbst“ (nach 2.Mos.12,6 und 5.Mos.16,2 soll jeder Israelit selbst schlachten).
(21) So essen alle „Söhne Israels die aus der Wegführung zurückgekehrt waren, das Passah“. Aber es nimmt auch jeder daran teil, „der sich von der Unreinheit der Nationen des Landes zu ihnen abgesondert hatte, um den HERRN, den Gott Israels, zu suchen“. Das bedeutet: „Wer sich nur von der Unreinheit der Heiden trennt, darf zur wahren Israelgemeinde gehören, auch wenn er nicht zu den aus Babel Zurückgekehrten gehört.“ (Gunneweg, Esra, 116; zur Teilnahme von „Fremden“ am Passah vgl. schon 2.Chr.30,25).
(22) Direkt auf das Passah (und
untrennbar mit ihm verbunden), folgt das „Fest
der ungesäuerten Brote“ (3.Mos.23,6: „Am
fünfzehnten Tag dieses Monats ist das Fest der ungesäuerten Brote dem HERRN;
sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen.“). Es wird zu einem
Freudenfest, weil Gott sie „frohgemacht“
und ihnen in all den Herausforderungen rund um den Bau des Tempels „das Herz des Königs von Assur zugewandt“
hat („Assur ist nachexilische Chiffre für die jeweilige Großmacht“, Becker, 41;
vgl. Jes.10,24.27; 11,11.16; 19,23-25; 27,13; 30,31f.; Hos.14,4; Mi.5,4f.;
7,12; Sach.10,10f.), um „ihre Hände bei
der Arbeit am Haus Gottes … zu stärken“.